Mal was zu Schönefeld / BBI

Nachdem wir uns gestern alle so schön einig waren, dass Zusammenarbeit was praktisches ist, hab ich heute mal ein etwas schwereres Thema.

Inzwischen sollten die meisten hier wissen, dass ich kein Flughafenfahrer bin. Ich schätze, das ist eine Gemütsfrage. Ich will mir einfach nicht regelmäßig eine zweistündige Wartezeit antun. Oder auch mal noch länger…

Abgesehen davon, dass ich sicher bin, mit mehreren kurzen Fahrten in derselben Zeit mehr Trinkgeld zu machen, bin ich einfach nicht geduldig genug. 2 Stunden am Stück rumlungern? Ich lese zwar gerne und ich schreibe gerne – aber zwischendrin möchte ich auch mal ein paar Leute im Auto haben. Mir ist klar, dass man auch so sein Geld in dem Gewerbe verdienen kann, für mich ist es zumindest derzeit keine Option.

Außerdem haben die Fahrer in Schönefeld es ja so schwer…

Ich wollte mal ein paar Worte zum Streit im Taxigewerbe um den Flughafen loswerden. Erst einmal ein kurzes Fazit vorweg:

Ich finde es schade fürs Gewerbe! Diese armselige Streiterei kotzt mich an! Wegen genau sowas haben wir Taxifahrer unseren schlechten Ruf weg!

Worum geht es? Ganz kurz: Der Flughafen liegt nicht in Berlin, sondern im Landkreis Dahme-Spreewald. Aufgrund einer Sonderregelung dürfen Taxen aus beiden Kreisen dort Kundschaft aufnehmen. Abgesehen vom Hickhack um die unterschiedlichen Tarife ist es vor allem so, dass die Taxifahrer sich dort gegenseitig nicht akzeptieren wollen. Es gibt eine Regelung zur „Gleichberechtigung“, die vorsieht, dass am Flughafen eine Art Reißverschluss-System herrscht: Ein Taxi aus Berlin, danach eines aus LDS. Die Berliner Taxler fühlen sich benachteiligt, weil es (weit!) weniger LDS-Taxen gibt und diese somit wesentlich schneller wieder laden können. Die Brandenburger hingegen fallen auch nicht gerade durch Wortarmut auf und verweisen darauf, dass der Flughafen nunmal ihrer sei und die Berliner ja gerne ganz wegbleiben können.

Die Positionen sind beide genauso verständlich wie unverständlich zugleich. Die wenigen LDS-Taxen könnten nie alleine den Flughafenverkehr schmeißen und die Berliner stehen sich ja mehrheitlich selbst im Weg und es ist meist nur blanker Neid, der sie vermuten lässt, es würde viel besser sein, wenn die Brandenburger weg wären.

In diesen konkreten Streitpunkten enthalte ich mich. Ich kenne die genauen Zahlen nicht und es stimmt sowohl, dass der Flughafen in LDS liegt, als auch, dass er letztlich hauptsächlich zu Berlin gehört. Ein Flughafen bietet eine Menge Umsatz für eine Menge Taxifahrer – und die sollten sich gefälligst einigen oder wenigstens an die ausgemachten Regeln halten. Jedem Fahrer steht es frei, den Flughafen zu meiden! Hab ich mal irgendwo eine Schlägerei angefangen, weil gerade am Ostbahnhof weniger Züge ankommen?

Ob die Regelung nun 1:1 oder (wie geplant) 5:1 fairer ist, weiss ich nicht. Fakt ist aber auch, dass das besser kein Taxler entscheiden sollte, der gerade sauer ist, weil im einer aus dem „anderen Lager“ eine gute Tour weggeschnappt hat.

Und nun dazu, weswegen ich das überhaupt schreibe, wo es mich doch gar nicht interessiert:

Vor einer Woche hat ein ungestümer „Kollege“ aus LDS, der scheibar auch noch ordnungsgemäß unter Klarnamen kommentiert hat, gemeint, im oben verlinkten Beitrag herumpöbeln zu müssen und Berliner Taxifahrern, wenn sie sich nicht „benehmen“, angedroht, dass sie „was auf die Fresse“ bekommen. Dabei sprach er auch noch schön von „uns“ und „wir“ und nannte eine (den Kollegen sicher bekannte) Gewerbevertretung.

Diese wenig internetaffine Vertretung antwortete mir im Gegensatz zu dem „Kollegen“ auch und schrieb folgendes:

„Wir werden versuchen heraus zu bekommen, wer der Schreiber M. K. (so es
der richtige Name ist) wirklich ist. Dann werden wir Ihn gemeinsam zur Rede
stellen. Desweiteren verwahren wir uns gegen solche Behauptungen und Wortspielereien
und vor allem Drohungen gegen andere Kollegen, egal aus welchen Grund.
Dieses kannst und sollst Du auch in deinem Forum wiedergeben.“

(der Name wurde von mir gekürzt, die Vertretung kennt ihn selbstredend)

Die Gewerbevertretungen sind nicht meine Lieblinge und ich möchte dieses Statement nicht einfach so für bare Münze nehmen. Die streiten sich ja auch wunderbar ums Thema – aber das ist in ihren Kreisen auch angemessen und nötig. Ich bin mir sicher, dass sich hier alle Beteiligten (also auch die Berliner) nichts schenken.

Aber eines möchte ich an dieser Stelle klarmachen: Der Kommentar des Kollegen ist zufällig (wie derletzt schon viele andere) im Spamordner gelandet. Zum Glück. Denn derartige Scheiße will ich hier nicht lesen! Ich biete mit dem Artikel eine Möglichkeit, auch hier über die Regelung in Schönefeld zu diskutieren und vielleicht auch um Infos auszutauschen. Es würde mich freuen, wenn das passiert. Dazu sind auch ganz explizit Kollegen aus LDS eingeladen!

Was jedoch nicht sein kann, ist, dass GNIT hier missbraucht wird, damit sich Taxifahrer gegenseitig Drohungen an den Kopf werfen können! Ich weiss, dass in unserem Gewerbe nicht Friede-Freude-Eierkuchen herrscht und wir alle unser Geld verdienen müssen und wollen. Das kann aber kein Grund sein, die eigenen Kollegen anzugehen! Und wer sich nur deswegen im Recht fühlt, weil er meint, er sei aus einer besseren Gegend, der kann sich verpissen von hier, und zwar für immer!

13 Kommentare bis “Mal was zu Schönefeld / BBI”

  1. Solche Verhaltensweisen sind leider der Beweis, warum wir niemals eine total friedliche Gesellschaft bekommen werden. Leider.

    Aber wie heißt es so schön: „Und Gott schuf die Deppen, damit wir alle was zu lachen haben.“

  2. Flo sagt:

    @Der Maskierte

    Bist du dir sicher, dass es wirklich immer noch zum Lachen ist? Wenn dem so ist, würde ich manchmal lieber etwas weniger lachen.

    Ernüchternd, dass es irgendwie überall ein Problem darstellt, am gleichen Strang zu ziehen…

  3. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Und der Depp kommentiert auch hier im Spamordner weiter und lernt einfach nix. Ich hab ihm gesagt, er soll nicht drohen, aber der ist scheinbar so clever wie ’ne Dose Bohnen…

  4. Schlosser sagt:

    Das ist leider nicht nur bei Euch im Taxigewerbe so.

    Bei uns im Handwerk ist das eigentlich genau dasselbe, was mich persönlich allerdings, ohne mich selbst loben zu wollen ;), nicht davon abhält, dennoch freundlich zu bleiben.

    Ein Vorteil bei mir ist auch die Gegend, im Grunde lebe ich auf dem Dorf und man kennt sich untereinander – was schon wieder ganz anders aussieht, wenn ich nach Kassel komme und da auf andere Treffe (nichtmal das gleiche Gewerbe), die offensichtlich doch genug Aufträge haben, so dass sie es sich erlauben können, sich auf der Baustelle zu benehmen, als wären sie dir größten.

    In dem Falle kann man beinahe von Glück reden, wenn die Kunden das dann auch mitbekommen, weil nicht alle so supergute Arbeit leisten, wie man es erwarten würde, von dem Standpunkt aus, wie sie glauben, sich benehmen zu können…

  5. Sash sagt:

    @Schlosser:
    Natürlich gibt es das überall. Und es ist überall ähnlich lästig! 🙁

  6. Bernd sagt:

    Als absolut Unbeteiligter am Schönefelder Taxiverkehr erlaube ich mir hiermit mal eine Meinung zum Thema ´Quotierung so oder so´ !
    Für mich ist es ein Unding, überhaupt eine Quotierung einzuführen! Wenn beide Landkreise gleichberechtigt von Schönefeld abfahren dürfen, dann heißt das auch, daß sie gleichberechtigt auffahren. So wie die Wagen kommen, so stellen sie sich auch an. Auf diese Art und Weise wird nämlich gleichzeitig einer weiteren Gerechtigkeit Genüge getan: Es fahren dann nämlich in etwa genau so viel Wagen IN die Landkreise, wie AUS den Landkreisen kommen.
    So, und nur so wird ein Schuh draus!
    Falls sich die Brandenburger darüber aufregen, dann kann man ihnen ruhig mal verklickern, daß es allein der Entscheidung des Landes Berlin zu verdanken ist, daß sie überhaupt in den Genuß des Abfahrens von einem umsatzträchtigen Flughafen kommen. Hätte sich der Senat entschieden, die Flughäfen Tegel und Tempelhof weiter auszubauen und Schönefeld sterben zu lassen, hätten sie komplett in die Röhre geguckt.

  7. @Flo

    Da ich die Menschen, die mir auf den Keks gehen, nicht erschlagen darf, kann ich entweder in tiefe Depression verfallen und mich maßlos aufregen, und so selbst früher in die Kiste hüpfen, oder ich lach mir über die Deppen herzhaft das Zwerchfell wund. Und letzteres wirkt enorm befreiend.

  8. highwayfloh sagt:

    Wie ich schon in meinem Artikel zum „Best Western“ sagte – und in „meiner“ Branche ist es auch nicht anders…

    würde man die Weisheit „Leben und Leben lassen“ viel mehr berücksichtigen, könnten alle Beteiligten vernünftig vom „Gewinn-Kuchen“ Leben und mit einander auskommen… .

  9. sternburg sagt:

    Das frage ich mich schon länger:

    Wäre es nicht eine extrem clevere Idee, sein Fahrzeug/ Unternehmen in LDS anzumelden? Flughafenfahrten mit wenig Wartezeit, da müsste doch (ausnahmesweise) ein wenig Geld im Gewerbe stecken?

    Ich frage für ein untermietbares Grundstück in LDS.. 🙂

  10. egon sagt:

    @sternburg

    Ganz so wie oben beschrieben ist es ja auch nicht. Die Konzessionen in LDS haben sich in den letzten Monaten vervielfacht. Zeitweise sind mehr LDS Taxen am SXF als Berliner.
    Außerdem sollte man bedenken, dass man als Schönefelder Firma nur den Taxistand in Schönefeld am Bhf. und am SXF bedienen darf. Das heißt, kein anderer Haltepunkt in LDS und Berlin darf angefahren werden. Und da kann man die LDS´ler schon verstehen, dass das Verständnis auf die Berliner, die ein im Vergleich zu LDS 3 oder 4 mal so großes Gebiet mit unzähligen Halteplätzen bedienen dürfen, sich in Grenzen hält.

    Gruß Egon

  11. highwayfloh sagt:

    @sternburg:

    genau diese Anschauung widerspricht meinem Gedanken mit dem „gegenseitig den Dreck unter den Fingernägeln gönne – damit ALLE *überleben* können“ …

    Auch wenn Deine Bemerkung ironisch gemeint war..

  12. Sash sagt:

    @egon:
    Aber soweit ich weiss, hat diese Konzessionszunahme doch auch als Hintergrund, dass ein Haufen „schlauer“ Berliner Taxifirmen jetzt Ableger in LDS gegründet hat, weil man Angst hatte, die 1:1-Regelung bleibt. Oder?
    Wie im Artikel geschrieben: Ich halte die Argumente von beiden Seiten für verständlich und unverständlich zugleich. Dass die LDSler ebenso wie die Berliner gerne mehr vom Kuchen haben würden, ist ja irgendwo logisch.
    Neid aufs „bessere“ Fahrgebiet ist allerdings auch ein wenig komisch, denn soweit ich weiss, ist es recht problemlos möglich, als in LDS ansässiger Mensch einen P-Schein für Berlin zu erwerben. Ist halt schwieriger. Das Dumme ist, dass natürlich beide Seiten möglichst alles auf einmal wollen.
    Die Berliner Flughafenfahrer verstehe ich in gewisser Weise ja auch. Denen wäre mit Schönefeld der dritte (und letzte) Flughafen binnen weniger Jahre genommen worden – ohne, dass sie da irgendwas für könnten.
    Also meiner Meinung nach hätte man bei der BBI-Planung auch ans Taxigewerbe denken sollen und vielleicht wirklich die Pflichtfahrgebiete vereinen sollen. Aber dazu müsste man halt auch über eine neue Ortskundeprüfung nachdenken, etc.
    Ich verstehe, dass das eine recht komplizierte Problematik ist – aber sich deshalb auf die Schnauze zu hauen kann ja wohl trotzdem keine Lösung sein! Denn was zur Hölle macht einen Kollegen aus einem anderen Gebiet plötzlich so schlimm?

  13. Sash sagt:

    Und der gute M.K. proletet weiter meinen Spamordner voll und droht Schläge an 🙂
    Mein Gott, du blöder Affe: Blickst du eigentlich nicht, dass das keiner liest?

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