Bärtiger Taxifahrer

Zwei englische Kunden und ein Sash im selben Taxi:

„Wow! I like his beard! That is a real man’s beard! How did you do that?“

„Well, I think he just let it grow…“

„Yeah, but damn! Look at this beard. How?“

Ich hab mich mal dazu geäußert:

„Your friend’s right! Let it grow, cut it sometimes. What do you think I did?“

„Well, look at me! It isn’t even growing!“

„Man, maybe that is your problem…“

Ich meine, wie kann man die Frage stellen, wie man einen Bart bekommt? Also bitte!? Und nichts gegen meinen ungepflegten Gesichtsteppich – aber was macht mein Fahrgast erst, wenn er die Jungs von ZZ Top sieht?

Ein bisschen weiter fahren?

Manchmal glaubt man einfach nicht, auf was für lustige Ideen die Kunden im Taxi so kommen. Letzte Woche hat es ja bisweilen mörderisch geschifft. Nicht nur tagsüber, sondern auch Nachts, als die meisten von euch wahrscheinlich friedlich im Bett lagen oder aber mit einer Tasse Tee am Fenster standen, um das Treiben zu beobachten. Da scheucht man echt nur Taxifahrer aus dem Haus! Genau in so eine Phase erhöhter Feuchtigkeit fällt meine Tour.

An Bord hab ich eine junge Frau, bei der die Kollegen am Stand schon neidisch waren, dass sie bei mir einsteigt. Die Zieladresse lag etwa 4 Kilometer weg, eine Fahrt für knapp unter 10 € also.

Als wir gerade kurz davor sind, auf den Parkplatz vor ihrem Haus einzubiegen, fragt sie mich etwas kleinlaut – wir haben davor kaum geredet, sie hat meist telefoniert – ob wir den Plan ändern könnten:

„Sagen sie, könnten wir auch ein Stückchen weiter fahren und dann hierher zurück?“

„Selbstverständlich. Wo soll es denn hingehen?“

Mir ist als erstes ein Spätkauf in den Sinn gekommen. Noch kurz Zigaretten, Getränke oder Essen holen und dann heim.

„Naja, äh nirgendwo hin. Ich muss hierher. Aber meine Freundin, die mir aufmachen sollte, ist noch nicht da. Die kommt erst in ein paar Minuten. Wir könnten doch einfach ein bisschen durch die Gegend fahren. Bis 20 € könnten wir machen!“

OK, des Regens wegen war Warten außerhalb des Taxis ein wenig blöd. Aber deswegen durch die Gegend fahren ist ja mehr als nur bekloppt!

„Wissen sie was: Wir fahren jetzt einfach zu ihnen auf den Parkplatz. Das Taxameter lasse ich an und dann berechnet das die Wartezeit. Das sind bei 10 Minuten 4 € – das sollte damit auch günstiger sein als sinnlos rumfahren. Ist das eine Idee?“

„Oh, sowas geht?“

Während das Taxameter lustig seinen Zähler nach oben schraubte, entschuldigte sie sich auch noch für die Umstände. Dabei ist der Wartezeittarif mit seinen 25 € pro Stunde für einen Tag unter der Woche eine wirklich ausgezeichnete Entschädigung 🙂

Insgesamt hat die Geschichte dann doch noch länger als erwartet gedauert. Die Uhr hab ich mit dem Auftauchen ihrer Freundin bei 16,20 € gestoppt (bei 9,40 € waren wir zu Beginn). Während der Zeit haben wir uns ein bisschen aufgezwungen unterhalten, aber wenigstens weiss sie jetzt, dass man ein Taxi auch zum Stehen verwenden kann. 18 € war ihr die Sache dann letztlich wert und somit waren sowohl Umsatz als auch Trinkgeld und Kilometerschnitt am Ende der Tour bestens. Und ein paar Taxigeschichten hab ich auch noch erzählen können.

Mein Liebling zum Erzählen ist ja der Klassiker

Julia und der Schrööm (3)

Inzwischen befanden wir uns also am Ostbahnhof. Die Truppe aus 8 Leuten, die sich nur so mehr oder weniger wirklich kannte, wussten nicht, was sie genau tun sollten.
Ich stand daneben und habe mich gefreut, diese letzte Tour des Abends noch ein bisschen verlängern zu können. Denn mal im Ernst: Wer außer Taxifahrern hängt unter der Woche nachts am Ostbahnhof rum?

Ehe ich mich versah, war ein weiterer Kollege vom Stand herangewunken worden und der mir unbekannte Teil der Gruppe verschwand in seinem Wagen. Der Schrööm, Julia und die zwei anderen Zeitgenossen enterten wie geplant mein Taxi und ich hörte vom Schrööm einen lange vergessen geglaubten Satz:

„Here it comes: Follow that taxi!“

Dieser Spruch ist ja bei weitem nicht so schrill, wie es die meisten Kunden vermuten, aber ich wollte ihnen das Lachen nicht verderben.
Wo es hingehen sollte, wusste allerdings dennoch keiner. Na super! Denn im Gegenzug wusste der Kollege wahrscheinlich auch nicht, dass ich ihm folgen sollte. Ganz eindeutig wusste er es nicht, denn er startete, als bei mir noch nicht einmal alle eingestiegen waren.

„Das kann ja eine heitere Verfolgungsjagd werden!“

habe ich mir gedacht. Ich hab das Gas durchgetreten, was aber bauartbedingt bei meinem Auto ungefähr die Auswirkungen hat, wie wenn man auf die Hupe drückt: Es ist etwas laut, aber es bewegt sich nicht viel.
Naja, ganz so schlimm ist es dann auch nicht 🙂

Ich hab den Kollegen durchaus noch im Blick gehabt, und die erste Ampel zwei Ecken weiter hab ich auch noch erwischt. Zunächst dachte ich dann aber, dass es das war. Die sicher rund 100 PS Leistungsvorsprung schien der Kollege auch nutzen zu wollen.

Da das Glück aber wahlweise mit den Tüchtigen oder den Dummen ist, war die wilde Verfolgungsfahrt bereits 100 Meter weiter an meiner Stammtanke bereits vorbei. Der Kollege setzte den Blinker und ich sorgte im Anschluss dafür, dass ich neben ihm stand, und so mit ihm durchs Fenster kommunizieren konnte.

„Kollege, wo soll es denn hingehen. Ich soll dir hinterherfahren…“

„Oh, ach so!? Hessische Ecke Invaliden!“

„Alles klar, danke!“

Super! Kein Stress mehr. Also mehr oder weniger. Meine Autobesatzung blieb vorerst brav sitzen, während aus dem anderen Taxi ein oder zwei Leute Kippen kauften. Die Fenster wurden runtergelassen und irgendwann brüllten sich die beiden Wagenbesatzungen an. Mal nettes, mal eher nicht so nettes und mal unverständliches. Hauptsache laut. Auf irgendein Signalwort hin sprangen plötzlich die meisten Leute aus den Autos. 2 wollten sich prügeln, einer dabei zugucken, Julia schämte sich in Grund und Boden und der Schrööm schlenderte mit einer unglaublichen Gelassenheit in die Tanke, um Whisky zu kaufen.

Die freundschaftliche Schlägerei wurde nach kurzer Zeit zu einer Art Showeinlage. Was sich wohl die Angestellten an der Tanke gedacht haben, als einer der Fahrgäste mal spontan mit etwas Hilfestellung einen Rückwärtssalto hingelegt hat?

Dann beschlossen sie, umzusteigen. Also nicht alle. Zwei nur. Statt des Schrööms hatte ich nun einen klobigen Amerikaner auf dem Beifahrersitz, der in Quassellaune war. Na gut. Nun war es so, dass langsam alle eintrudelten und mein Kollege nicht mehr wusste, wer jetzt eigentlich zu seiner Besatzung gehört. Sinnigerweise ließ der Schrööm eine Weile auf sich warten, bis er in Gedanken vertieft mit einer Johnnie-Walker-Flasche zu den Autos geschlendert kam und dort ziemlich beleidigt war, dass sein Platz belegt war.

Ich hatte mich damit abgefunden, dass diese Fahrt wohl ewig viele absurde Episoden haben wird, aber am Ende war die Fahrt zu ihrer Unterkunft einfach nur noch normal. Ein paar „Wow!“ bei den Nutten in der Oranienburger Straße, sonst aber nix! Die Tour hat am Ende fast eine Stunde gedauert, wobei der größte Halt unbezahlt am Maria war. Dadurch waren die Einnahmen mit rund 21 € und einem Trinkgeld unter einem Euro nicht abartig hoch. Irgendwie wert war es die Sache allemal.

Ach ja: Nett war, dass der Schrööm nachher extra nochmal zu meinem Auto kam und mir gedankt hat für die gute Fahrt 🙂

Julia und der Schrööm (2)

So, seit gestern wissen wir nun also, was ein Schrööm ist. Selbiger wollte mit seinen Freunden ins Maria gehen. Nun war da aber leider zu. Die ganze Gruppe trudelte also nach und nach wieder an meinem Taxi ein. Ich hab aufs Weiterfahren bewusst verzichtet, als dort dunkel war.

Nun gackerten alle wie wild durcheinander. Was machen wir jetzt? Wo sind wir? Wo sind die anderen? Wo ist dieser Ostbahnhof überhaupt und am allerwichtigsten: Wo ist mein Tabak? Zwei ziemlich entmutigte Nikotinabhängige haben mich mit großen Augen angesehen, als ich ihnen je eine Kippe in die Hand gedrückt habe. Nicht, dass ihre 40 Cent Trinkgeld das aufgewogen hätte, aber ich mochte die Truppe und mir war klar, dass die wieder bei mir im Auto landen.

Das Gackern wurde nicht weniger, aber es verlagerte sich mehr in die mitgebrachten Handys. Schließlich war die Gruppe zu Beginn ihrer Reise ja noch mit 4 weiteren Leuten unterwegs, und diese galt es nun zu finden. Am Maria waren sie jedenfalls nicht. Das war wiederum nicht sonderlich verwunderlich, da sie meinem Kollegen als Fahrtziel den Ostbahnhof angegeben hatten. Zum Zeitpunkt der allgemeinen Konfusion vor dem Maria standen ähnlich konfus 4 englischsprachige junge Touristen vor dem Ostbahnhof und wunderten sich, wo es hier einen Club gäbe. Unser Ziel war also klar.

Einer der beiden eher unscheinbaren Mitreisenden sorgte sich nun darum, dass sie kein Taxi kriegen würden. Während ich dem Rest schon erklärt hatte, dass ich die Tour einfach weiterlaufen lasse und sie nicht nochmal die 3,20 € zahlen müssten, erkannte dieser junge Mann mich nicht mehr.

„We need a cab!“

„Hey, here is our cab!“

„No, it’s another one!“

„It isn’t!“

„Sure! Look at that guy! Is that our cab driver?“

Ich hab mich dann mit einem trockenen „Yes man, I am!“ erneut vorgestellt. Dann galt es nur noch zu klären, dass im Taxi nicht geraucht wird.

„OK, I’ll walk!“

meinte der Schrööm und lief Richtung Bahnhof. Wenn man bedenkt, dass der Rest gerade auch am Rauchen war und ich solange zu warten gedachte, erscheint diese Idee ziemlich absurd. Nachdem abermals lustige Rufe nach Schrööm durch die Nacht gehallt waren, stand er wieder bei uns. Besser gesagt: Bei mir.
Er drehte der Gruppe den Rücken zu und deutete mit dem Kopf in Richtung Julia:

„Guy, honestly: What do you think about her?“

„What should I say? Nice.“

Das war keinesfalls gelogen. Julia war ein überaus attraktives Mädel und zudem hatte sie bisher auch einen echt netten Eindruck gemacht. Der Schrööm senkte seinen Ton abermals und flüsterte mir zu:

„You think, she’s underaged?“

„Well, huh! I’m not sure…“

„Risky business, my friend!“

meinte der Schrööm und klopfte mir auf die Schulter. Dann gab er den anderen Zeichen, einzusteigen. Ich sattelte die Pferde meines Zafiras und schmiss die Uhr wieder an. Als wir am Ostbahnhof ankommen und uns die vier verbliebenenen Gestalten fast vors Auto gerannt wären, stehen weitere 80 Cent auf der Uhr. Obwohl die Jungs mich bezahlen, halte ich mich weiter bereit. Die Uhr läuft gleich weiter und ich denke darüber nach, noch einen Blogeintrag über den Schrööm zu schreiben. Risky Business, wat ein Kerl!

Dieser Blogeintrag ist fertig. Aber man kann sich vorstellen, dass die Truppe gleich wieder vor meinem Auto stand… davon handelt dann die morgige Geschichte 🙂

Julia und der Schrööm (1)

Erst mal ein Sorry an die Feed-Abonnenten. Vorher ist versehentlich eine erste Version des Textes rausgehauen worden, die nicht so ganz aktuell war. Zum Text:

Was für eine herrliche Abschlusstour!

OK, fangen wir an mit Julia. Als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, stand sie umringt von einer ganzen Gruppe männlicher Zeitgenossen am Straßenrand neben dem Taxi eines Kollegen und winkte nach mir. Die Anzahl an Leuten vor dem Suicide Circus war unüberschaubar, aber es schienen mehr als vier zu sein. Ich warf einen Blick auf die E-Klasse meines Mitbewerbers und dachte mir:

„Na der wird angepisst sein, dass ausgerechnet jetzt ein Großraumtaxi ums Eck kommt!“

Fehlanzeige! Es waren insgesamt auch mehr als 6 Leute, somit blieben genug Kunden für uns beide.  4 quetschten sich in die E-Klasse, und als Julia zu mir herübertrat, stürmten noch ein paar Kerle über die Wiese auf mich zu. Unter anderem der Schrööm.

An dieser Stelle muss ich etwas ausholen: Was ist ein Schrööm?
Schrööm ist das Wort, das mich in den vergangenen Tagen am häufigsten und am lautesten zum Lachen gebracht hat. Seinen Ursprung findet der Name in einer Zitatesammlung zum Kevinismus auf Uncyclopedia, wo als Beispiel ein Jérôme auftaucht, der folgendes tun soll:

„Schrööm, hör auf, die Omma weh zu tun und mach se ma ei!“

Ich könnte mich ohne schlechtes Gewissen einnässen bei dem Namen und habe nur nach einer Geschichte gesucht, bei der ich einem der Protagonisten den Namen Jérôme verpassen kann. Unnötig: Der Schrööm hieß wirklich so.
Und der Schrööm ist ein wirklich netter Typ. Er sieht eigentlich fast genauso aus wie Jason Segel, den meisten bekannt aus „How I met your mother“, wo er Marshall Eriksen verkörpert. Und die Lockerheit eines Marshall Eriksen besitzt der Schrööm gleich doppelt.

Zurück zu Julia. Julia ist (wahrscheinlich) nicht der Name der jungen Dame. Ich nenne sie so, weil der Ausschnitt, den ich lange Zeit in meinem Rückspiegel gesehen habe, mich sehr an Julia Roberts erinnert hat. Nur 20 Jahre jünger.
Besagter Ausschnitt besteht übrigens aus der Augenpartie und den Haaren, nicht was ihr jetzt denkt… 😉

Sie war diejenige in der Gruppe, die am besten Deutsch sprach, und so machte sie die erste Ansage:

„Zum Ostbahnhof!“

Ich hab einen etwas anderen Weg als der Kollege gewählt, was sich letztlich nichts schenkt. Am Ostbahnhof kenne ich mich ja aus 😉

Im wildesten Kauderwelsch aus Englisch, Deutsch und Holländisch hörte ich dann heraus, dass wir eigentlich zum Maria fahren und zuvor noch einen Geldautomaten aufsuchen sollten. Meinetwegen. Ein Glück, dass ich der Versuchung wiederstanden habe, eine Kurzstrecke zu machen…

Da die Sparkasse im Bahnhof derzeit umgebaut wird, fiel der Stopp an der Commerzbank ums Eck an. Der Schrööm verschwand mit einem Begleiter in der Bank. Währenddessen habe ich mich mit Julia unterhalten und ihr gesagt, dass ich hoffe, die beiden kommen mit den Automaten klar.

3 Minuten später hat sie mal nachgesehen.

Der Schrööm kam als erstes aus der Bank und verkündete lautstark:

„You have to wait, ‚cause I have to pee!“

Und so saßen wir weitere 2 Minuten im Auto und malten uns in Gedanken aus, was der Schrööm da hinter einem Schild alles anstellte. Er ging dabei allerdings nicht verloren und kurz nach einem lauten Ruf saß er auch wieder im Taxi.
Die Fahrt zum Maria ist bekanntlich nicht sehr weit, und mit 9,60 € auf der Uhr hab ich am Maria gewendet. Und dort sah es verdammt dunkel aus.

Während die vier durchs Tor gelatscht sind, hab ich mich darauf gefreut, einen Artikel darüber zu schreiben, dass ich endlich einen Schrööm gefunden habe. Aber es sollte nicht der letzte sein, denn ein paar Sekunden später stand exakt jener wieder vor meinem Auto. Das Maria hatte geschlossen.

Morgen erfahrt ihr dann, wie es weitergeht…

 

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Heiratsgründe

War schon reichlich verstrahlt, das Pärchen, das am Wochenende zu einer recht fortgeschrittenen Uhrzeit in mein Taxi fiel.

„Naaa-ause!“

flötete sie aus dem Hintergrund. Als er dann endlich auch im Auto saß, herrschte erst einmal Stille.

„Naaa-ause!“

artikulierte sie noch einmal. Daraufhin mischte er sich ein:

„Sagen sie mal, hat sie ihnen wirklich nur „nach Hause“ gesagt?“

Die Spielregeln waren erstmal klar: Sash ist der mit dem Durchblick, die Kunden sind die mit dem Hundeblick. Nun gilt es, möglichst gemeinsam an ein noch zu definierendes Ziel zu gelangen. Hat nach den ersten Anlaufschwierigkeiten auch hervorragend geklappt, sie ließen sich eine eindeutige Adresse entlocken und  das ist ja quasi schon die halbe Miete. Womit die ersten 2 Minuten Fahrt unterhaltungstechnisch verbracht wurden, weiss ich nicht mehr. Hellhörig wurde ich (wahrscheinlich wegen meiner eigenen Hochzeitspläne), als er meinte:

„Ja Schatz, ich würde dich aber trotzdem zu meiner Gemahlin nehmen!“

„Ja, weil ich so schöne Titten hab!“

Ich möchte an dieser Stelle einmal anmerken, dass ich nun wirklich nichts für die Ausdrucksweise meiner Gäste kann…
Auf diese Aussage von ihr (sie sollte diese in den nächsten Minuten noch etwa 25mal wiederholen) hörte man von ihm ein kleinlautes:

„Ja, und…!?“

„Und ’n geilen Arsch!“

proletete es aus ihrer Richtung. Seine Antwort war denkbar simpel:

„Genau!!!“

Das war so weit schon ganz unterhaltsam, wurde aber langsam ein wenig ins Groteske verzerrt, als sie es wie eingangs erwähnt mehrfach wiederholte. Wie immer in Situationen, die man eigentlich nur noch durch Schweigen wieder geradebiegen kann, wählte sie die Möglichkeit, das Gesagte zu unterstreichen:

„…und schlau bin ich auch ganz arg. Ich hab schöne Brüste, ’nen geilen Arsch und bin schlau. Und schöne Titten hab ich auch!“

„Schatz, Brüste und Titten sind im Zweifelsfall das selbe!“

„Was?“

Ich hab es mir nicht verkneifen können:

„Na, das Gedächtnis scheint dagegen nicht mehr das beste zu sein…“

Überspringen wir kurz die Stelle, als mir von seiner Seite aus nahegelegt wurde, ja nicht zu widersprechen und kommen wir gleich zu dem Punkt, an dem wir den Einsatzwagen der Polizei überholt haben.

„Ey, ich pöbel die jetz einfach an!“

„Bitte ni…“

„EYÖÖÖHEEYYY!!! IHR!!!“

Meine kurzfristige Geschwindigkeitsübertretung um außer Hörweite zu gelangen, war wahrscheinlich für alle Beteiligten das Beste. Dummerweise war die nächste Ampel rot. Zunächst sah es gut aus. Madame beschäftigte sich wieder mit ihren sekundären Geschlechtsmerkmalen, was jetzt nicht unbedingt schlimm sein muss. Nicht unbedingt. Sie kam allerdings auf die famose Idee, sie müsste nun der inzwischen hinter uns ebenfalls haltenden Staatsgewalt… naja, ihre „Heiratsgründe“ zeigen.

Sie hatte sich bereits aus Gurt und Sitz befreit, das Fenster geöffnet, als ich ihren Verlobten („Ja schöner Ring, ich muss aber fahren!“) daran erinnert habe, dass die Anschnallpflicht auch im Taxi gilt, und ich es nicht für besonders clever halten würde, wenn seine bald Angetraute nun… und die hing tatsächlich schon aus dem Fenster und war fleissig am Hochkrempeln.

Mit vollem Krafteinsatz schmiss er sich an den quasi dritten Heiratsgrund seiner Liebsten (nein, nicht an die Schlauheit!) und zerrte sie unsanft wieder rein. Der Rest der Fahrt verlief dann wenigstens ruhig und angeschnallt. Und die Ordnungshüter haben sich (sehr zum Bedauern der stolzen Braut) auch nicht übermäßig für ihre Eskapaden – und natürlich ihre Brüste – interessiert. Puh!

Seien wir mal ehrlich: Glückliche Pärchen können einem auch ganz gewaltig auf die Nerven gehen! 😉