Immer locker bleiben…

Immer locker bleiben! Die fantastischen Vier hatten schon irgendwie Recht!

Das gilt nicht nur für den (zumindest bei mir) immer noch desaströsen Umsatz die Tage, sondern auch für das Miteinander auf der Straße. Das Wetter wird wenigstens zeitweise wieder lockerer und einen spürbaren Effekt auf die Fortbewegung in der Berliner Innenstadt hat das natürlich auch:

Die Leute packen ihre Fahrräder wieder aus.

Im Laufe der letzten Woche war schon wieder wesentlich mehr Vorsicht angesagt als ohnehin schon im Stadtverkehr, an jeder Ecke sind einem zusätzlich zum regen Autoverkehr auch wieder vermehrt Radfahrer entgegengeschossen.

Ähnlich wie Aro finde ich zwar durchaus mal deutliche Worte für die Assis, die – gleich, welche Waffe sie wählen – Menschenleben in Gefahr bringen, halte aber nichts vom ewigen Kampf der Radler gegen die Autofahrer oder umgekehrt. Sicher, die Reibungsflächen sind groß, aber letztlich wollen wir doch eigentlich alle genau eines: Möglichst schnell und sicher ans Ziel kommen.
Ich hab schon oft geschrieben, dass ich bei aller Skepsis gegenüber Reglementierungen die StVO immer noch für eine der besten Regelsammlungen dieser Republik halte. Das mag darin begründet sein, dass ich häufig mit ihr aneinandergerate – aber es liegt auch daran, dass ich mir bewusst bin, dass der Straßenverkehr nunmal eine Gefahr darstellt, mit der man irgendwie umgehen muss.

Nach wie vor halte ich an meiner Maxime fest: Absolute Sicherheit gibt es nicht, und ich bin mir wirklich bewusst, dass ich prinzipiell mein Leben und das anderer Leute gefährde, indem ich anderthalb Tonnen Stahl mit absurder Geschwindigkeit durch einen Häuserparkour lenke. Fatalistisch könnte ich auch sagen: Irgendwann passiert sicher mal was, was will man machen? Das heisst aber nicht, dass man komplett darauf scheißen sollte, darüber nachzudenken.

Sicher, als Radfahrer hat man es gewissermaßen einfacher: Man ist mobiler, und natürlich ist man selbst nur für eine wesentlich kleinere Gruppe potenziell tödlich. Die Fälle, in denen unachtsame Radfahrer Reisebusse zermalmt haben, halten sich zweifelsohne in Grenzen. Insofern finde ich es auch gerecht, dass der motorisierte Verkehr auf unseren Straßen wesentlich stärker überwacht wird. Hier sind größere Massen im Spiel, höhere Geschwindigkeiten und letztlich auch das nicht auszumerzende gesteigerte Überlegenheitsgefühl von Menschen, deren Ersatz für eine ausgebildete Persönlichkeit eine rollende Festung mit 300 PS und Alufelgen ist.

Insofern bin auch ich als Autofahrer eher bereit, einen Verstoß gegen die Regeln einem Fahrradfahrer zu verzeihen als einem Kollegen mit Blechummantelung. Und ja: Auch ich verzichte nachts um 4 Uhr an einer unbelebten Kreuzung mal aufs Blinken und fahre hier und da mal 10 km/h zu schnell. Den Heiligenschein hab ich nicht zufällig im Kofferraum liegen lassen, ich besitze tatsächlich keinen!

Aber heute erst wieder habe ich auf der Warschauer Straße aprupt bremsen müssen, weil mir – und ja, das ist das schlimmste Klischee – ein offensichtlich betrunkener Radfahrer ohne Licht mit Bierflasche in der Hand in Schlangenlinien vors Auto gefahren ist, obwohl er Rot hatte.
Ich will dem schief grinsenden Kerl noch nicht einmal anlasten, dass er mich zum Bremsen gezwungen hat, ich bin ja schließlich verpflichtet dazu, umsichtig zu fahren – aber was wäre gewesen, wenn hinter mir ein Auto/Bus/Gefahrenguttransporter gewesen wäre?

Ich möchte hier keinesfalls „die Radfahrer“ als solches diskreditieren! Da sind ebenso wie unter den Autofahrern ein paar Idioten unter einer enormen Menge vernünftiger Leute verteilt. Aber hier wie dort fallen sie auf.

Deswegen möchte ich hier auch keine Schuldzuweisung für die teils abartigen Verhältnisse auf den Straßen tätigen. WIR als Gesamtheit sind der Verkehr und sollten darauf achten, dass wir miteinander klarkommen!

Pervers wird es in meinen Augen erst da, wo man versucht, die Gruppen gegeneinander auszuspielen. Der ADAC und der ADFC sind beides absurde Lobby-Verbände, die die Fortbewegungsart (hey, um nicht anderes geht es hier!) ihrer Mitglieder so in den Himmel loben und gegen alles verteidigen, was da kommt – auch wenn es bisweilen sehr berechtigt ist.
Es mag autofahrertypisch klingen, wenn ich es verteidige, dass die Berliner Polizei in der letzten Woche schwerpunktmäßig Radfahrer überprüft hat. Denn ja, das finde ich ok. Während ich mich beim Ausfall von einem von drei Bremslichtern gleich panisch an den Austausch mache, kommen mir Idioten mit gänzlich unbeleuchteten Rädern nachts vors Auto und pöbeln mich an, wenn ich nicht rechtzeitig bremse. Das finde ich unfair. Zumal ich sie nicht einmal anzeigen kann, weil sie im Gegensatz zu mir nicht einmal Kennzeichen haben.
Aber andererseits halte ich auch nichts davon, dass sich meine Kollegen immerfort über Blitzer beschweren. Gewiss, in der ein oder anderen Ecke ist es fies, weil man da wirklich schneller fahren könnte – vielleicht sogar sollte – aber es ist ja nicht so, dass es sich nicht vermeiden ließe, geblitzt zu werden. Gemeinhin passiert das nämlich nur, wenn man zu schnell ist…

Die Tatsache, dass zum Frühlingsstart auch mal mehr oder weniger ausnahmsweise die Radfahrer auf den Kieker genommen werden, ist bei allem, was tagtäglich da draussen passiert leider nicht so einfach mit polizeilicher Willkür abzutun, sondern es zeigt tatsächlich auf, dass es da teilweise ein wenig zu locker zugeht.
Ich meine: Hey, wir Autofahrer werden das ganze Jahr über gelasert, beobachtet, rausgewunken und kontrolliert. Das finde ich sicher genausowenig schön, wie es jetzt die Radfahrer finden. Ich wäre auch dafür, alle Kontrollen komplett einzustellen und auf die Vernunft der Leute zu hoffen. Das Ergebnis wäre aber wahrscheinlich, dass in der Innenstadt 100 km/h an der Tagesordnung wären und vom LKW- bis zum Fahrradfahrer wesentlich mehr Unfallopfer zu beklagen wären.

Bevor wir jetzt also alle auf die jeweils anderen einprügeln, würde ich sagen: Locker bleiben! Der meiste Ärger entsteht letztlich sowieso durch Missverständnisse und Unachtsamkeit. Da müssen wir nicht auch noch Krieg führen nebenher. Und wenn ich es als Taxifahrer schaffe, in zweieinhalb Jahren nur einmal mit 8km/h zu viel geblitzt zu werden, dann wird man es als Radfahrer wohl auch schaffen, ohne Rotlichtverstoß durchzukommen.

21 Kommentare bis “Immer locker bleiben…”

  1. Will Sagen sagt:

    Ich sage mal, dass, wenn sich der Radverkehr weiter so entwickelt, wir in den nächsten zehn Jahren sowas wie Kennzeichen und Haftpflichtversicherungspflicht (geiles Wort) für Fahrräder bzw. Fahrradfahrer kriegen.

  2. Amen! Nur dass der ADAC wirklich noch der Lobbyverband der Autoschubser ist, das glaube ich nimmer.

  3. Praelat sagt:

    Als Radfahrer sollte man sich immer bewußt sein, daß man im Zusammenstoß mit einem Auto immer erstmal den kürzeren zieht. Selbst wenn der Autofahrer hinterher Ärger bekommt (mindestens von wegen Grundgefährdung und so), landet doch erstmal der Radfahrer im Krankenhaus.
    Ich bin selber begeisterter Radfahrer und eher selten mit dem Auto unterwegs, aber mit der Zeit bin ich doch darauf gekommen, daß man es dem anderen und sich selber deutlich leichter macht, wenn man sich an die grundlegenden Regeln hält.

  4. Matthias sagt:

    Erstmal Danke für diesen Artikel, der mit (fast) jedem Wort auch meinen Ansichten entspricht.

    Als Radfahrer stehe ich auch manchmal an einer roten Ampel und denke mir so: „eigentlich kommt ja nichts, also…“
    Und dann bete ich wieder mein Mantra: „Ich will im Verkehr als vollwertiger Verkehrsteilnehmer akzeptiert werden, also muss ich mich auch an die gleichen Regeln wie die Anderen halten.“

    Deswegen beschränke ich meine Regelverstöße als Radfahrer auf solche, die überwiegend meiner eigenen Sicherheit dienen und versuche mich beim Autofahren auf mindestens führerscheinerhaltende Geschwindigkeitsüberschreitungen und seltenes Falschparken zu beschränken.

    Ich bin übrigens Mitglied im ADAC und im ADFC und habe bei beiden bereits deren Mitgliederleistungen (die wertvollen – nicht die Zeitungen und Landkarten) in Anspruch genommen.

  5. Petra sagt:

    Wenn man als Radfahrer nicht nur für sich selbst verantwortlich ist, sondern auch für Kinder, die im Kindersitz ohne Helm oder diesen unsäglichen, gefährlichen Anhangern auf Auspuffhöhe sitzen, dann ist die Kamikaze-Einstellung der Berliner Radfahrer wirklich mörderisch.
    90 % der Räder würde keinen TÜV bekommen.
    Ich bin Hamburg und anderen Städten unterwegs mit dem Pkw, aber soviel Angst, dass ich einen Radler auf der Haube sitzen habe, habe ich nur in Berlin.
    Allerdings habe ich auch Angst als Fußgänger.
    Durchsage des Busfahrers an der Haltestelle: „Achtung, liebe Fahrgäste, beim Aussteigen. Von hinten kommt gerade der Radfahrer, den wir überholt haben.“ Und tatsächlich hat sich die Radlerin zwischen Busreifen und Bürgersteig durchgequetscht.

    Boahh, ich reg´ mich schon wieder auf!!!

    Schönes Wochenende.
    Petra

  6. Aro sagt:

    @ Der Maskierte
    Klar ist der ADAC das. Sonst würde er nicht fordern, eine mehrere Kilometer lange Autobahn durch die Wohnviertel von Wedding und Prenzlberg fordern.
    http://is.gd/zy0KQc

    @ Matthias
    Ich finde es nicht weiter schlimm, mit dem Fahrrad bei Rot über eine Kreuzung zu fahren, wenn es keinen Querverkehr gibt, egal ob von Autos, Fußgängern oder anderen Radfahrern. Es geht ja um die Gefährdung bis hin zur Nötigung. Wenn die nicht gegeben ist, finde ich das auch ok.

  7. ednong sagt:

    Also dass die Polizei Radler-Kontrollen vornimmt – hier übrigens auch ab und an – finde ich gut. NIcht nur als Autofahrer, sondern ebenfalls als Radler und Fußgänger regen mich diese unbeleuchtet oder nur mit einem kurzen Blinken ausgezeichneten heranrauschenden Fahrradfahrer auf. Undganz besonders, wenn die dann noch rummotzen, ob man denn keine Augen im Kopf hätte.

    Manchmal wünsche ich mir dann einen Pflasterstein auf den Gepäckträger, der just in dem Moment dem anderen vors Rad fält. Oder zumindestens ein paar Krampen, die ich dann selbstverständlich mit einem Magneten wieder aufsammeln würde. Nachdem er dann rüber gefahren ist …

  8. Nick sagt:

    Es gibt Idioten auf beiden Seiten.
    Wie man sich hier aber auch einig ist, sollte man als Radfahrer noch vorsichtiger fahren, da man im Zweifel der Tote ist.
    Ich treibe ja Radsport und da ist man genug Nötigungen und Verkehrsverstößen ausgesetzt.
    Andersrum schüttelt man bei vielen gleichgesinnten auch lange mit dem Kopf.

  9. Matthias sagt:

    @Aro: Und was ist an einer entlastenden Autobahn verkehrt? Im Moment stehen die Autos teilweise stundenlang in langen Kolonnen an den Nadelöhren rum, das hilft weder der Umwelt noch den Anwohnern.

  10. Aro sagt:

    @ Matthias
    Sorry, aber dass Autobahnen den Verkehr entlasten ist ein Märchen. Und wenn Autobahnen durch Wohnviertel geschlagen werden, hilft das den Anwohnern sicher noch weniger, oder?

  11. jimmyD sagt:

    Erstmal meine Zustimmung, sowohl zu Titel als auch zumindest dem größten Teil des Beitrags. Die Stvo find ich auch ganz brauchbar, vor allem §1 ist in allen Lebenslagen unverzichtbar und könnte alleine schon 99% der Unfälle verhüten. Der §1 von leider zu vielen Leuten im RL ist aber Ich hab recht und reg mich gern auf, wie man auch an den ganzen emotionalen Kommentaren zu diesem Thema sehen kann (s.o.)
    Oder wie es Kurt Tucholski schon so schön ausdrückte: Der Deutsche fährt nicht wie andere Menschen. Er fährt, um recht zu haben.

    Aber:

    Die Tatsache, dass zum Frühlingsstart auch mal mehr oder weniger ausnahmsweise die Radfahrer auf den Kieker genommen werden, ist bei allem, was tagtäglich da draussen passiert leider nicht so einfach mit polizeilicher Willkür abzutun, sondern es zeigt tatsächlich auf, dass es da teilweise ein wenig zu locker zugeht.
    Ich meine: Hey, wir Autofahrer werden das ganze Jahr über gelasert, beobachtet, rausgewunken und kontrolliert.

    Das halte ich fuer ein Märchen, die Wahrscheinlichkeit ist, abgesehen natürlich von Geschwindigkeitskontrollen, eher gleich groß. Das fühlt sich vielleicht anders an wenn man zu 90% mit dem Auto unterwegs ist und jeden Tag gefühlte Legionen von Radassis sieht, die völlig unbehelligt rote Ampeln ignorieren und mit 30 kmh die Omis vom Trottoir kicken. (Ganz zu schweigen von den schon völlig zurecht monierten Suizidkabinen in Auspuffhöhe usw) Die armen Kinder!

    Natuerlich ist es sinnvoll und gut, dass die rote Ampel im allgemeinen und in D sowie einigen anderen entwickelten Ländern als absolutes Haltegebot gilt. Trotzdem ist es albern so zu tun, als bedeute eine rote (oder grüne) Ampel die 100%ige Sicherheit (auf freie Bahn). Beim Abbiegen wird jeden Tag zugelassen, dass potentieller Konfliktverkehr letzendlich nur mit §1 aneinander vorbeimanövriert wobei auch leider genug passiert. Wenn ein Radfahrer im Prinzip das gleiche macht, aber bei bedeutend besser Übersicht und Agilitaet, ist es Anarchie und empörend und ichkriechsonhalswa.

    Oft ist beim Radfahren sogar das Gegenteil der Fall, zur Verdeutlichung mal folgende Situation aus Radfahrersicht:

    Kreuzung Otto-von-Bismarck-Allee/Wlly-Brandt-Str. (Wat? Wo solln dit sein?
    Auf der Bismarck-Allee aus Richtung Kanzlerinnendarstellerumkleide und Schweizer Botschaft kommen nur ne Handvoll Busse und Autos, hauptsächlich wohl Fahrräder (ja, die dürfen da legal langfahren, Skandal); aus der Gegenrichtung (also von der Konrad-Adenaur-Str. um den auch noch ins Spiel zu bringen) kommt aber durchaus schon mal eine ganze Kolonne Autos, die meist links Richtung 17. Juni abbiegen. Wenn man jetzt als Radfahrer die Bismarckallee Richtung Osten befährt fährt man SICHERER und schmerzloser fuer alle Beteiligten bei Rot (natuerlich unter Beachtung von §1 und damit dem Konfliktverkehr auf der Willi-Str) als bei Grün. Glaubt mir, das ist einfach so, dutzendfach erprobt. Eine kleine Kolonne Autos, die „schön zügig“ hintereinander eine grüne Ampel passieren können, interessieren sich herzlich wenig fuer 100KG auf 13KG Fahrrad, die in forschem Tempo über eine AUCH grüne Ampel fahren möchten und natürlich lieber auf den eigentlich vorhanden Vorrang verzichten und ein Liedchen auf den Lippen haben als im Zweifel im Krankenhaus aufzuwachen.
    Das mag jetzt etwas speziell klingen, aber dieselbe Situation gibt es an allen größeren Kreuzungen auch und vor allem fuer Fußgänger, tagtäglich.
    Ein Fussgänger oder radfahrer, der mit Umsicht bei Rot geht/fährt stellt nur den Bruchteil der potentiellen Gefahr fuer sich und die Allgemeinheit dar, wie Sash im Taxi, der an der einenoder anderen Ecke zu schnell fahren „sollte“ (Wo soll das eigentlich sein? Schildhornstr? Sollte ja auch mal ne Autobahn werden! :-D)

    Jedenfalls kann ich nur, genau wie du, an jeden nur appelieren, die Sache locker zu nehmen und vor allem den gesunden Menschenverstand nicht abzuschalten. Es gibt doch bei genauer Betrachtung eigentlich Wichtigeres für jeden von uns, als sich in emotional aufgeladener Weise mit der Fortbewegung zu beschäftigen und sich über mit irgendwelchen Irren/Kriechkrücken/Radrambos irgendwann mal erlebten Einzelfälle (nicht zu vergessen die unverantwortlichen Fahrradanhänger, die einem laufend vor die Haube springen!) jahrelang zu echauffieren. Und noch was, wenn ihr denkt euren Frust und Hass noch in einer Million Kommentare bei tagesspiegel abladen zu müssen, dann macht das die Welt auch nicht wirklich besser oder gerechter.
    Eine Sache will mir aber trotzdem nicht aus dem Kopf gehen: Ich habe da irgendwie so eine Theorie, dass die Leute, die im Internet am aufgeregtesten schimpfen, dieselben sind, die mich auf der Straße anhupen, die mit 15 kmh zu zweit auf der Straße nebeneinander radeln, die auf dem getrennten Radweg ohne zu gucken über den Radweg laufen, bei gemeinsamen Rad/Fussweg nicht oder nur unter Protest Platz machen UND auch die, die mir auf dem Radweg entgegen der Fahrtrichtung entgegen kommen. Eben einfach nur durchschnittlich frustrierte Schimpansen.

  12. Hans sagt:

    Als jemand, dessen Hauptfortbewegungsmittel das Rad ist schimpfe ich eher auf Fußgänger und Sonntags-Radfahrer als aus Autofahrer.
    Autos gegenüber halte ich mich sehr defensiv (an Kreuzungen immer Blickkontakt herstellen), aber auch Autofahrer wissen meist, was sie für eine Verantwortung haben.

    Besagte Fußgänger und Radler denken aber nicht an andere Verkehrsteilnehmer bzw. denken überhaupt nicht. Das fängt bei unbegründeten, unvorhersehbarem abruptem Stehenbleiben an, geht über sinnloses Schlangenlinien fahren, grundloses und unangekündigtes Spurwechseln und endet im völligen ignorieren jeglicher Regeln des gesunden Menschenverstands.

    Und wenn ein Fußgänger von mir angefahren wird, weil er einfach mal so vom Geh- auf den Fahrradweg wechselt, dann ist der einfach mal selber Schuld. Und ich kann froh sein, dass ich mir nichts schlimmes getan habe.

    Besonderes Hassobjekt: Leute mit winzigen Hunden an diesen ausziehbaren, dünnen Leinen. Die sind teilweise nahezu unsichtbar.

  13. Tilla sagt:

    Nur eine kurze Antwort: Ich bin in mehreren Städten unterwegs mit dem Fahrrad, aber die wenigste Angst habe ich in Berlin. In anderen Städten (außer Münster vielleicht, aber da fahre ich nicht) sind die Autofahrer eben auch deutlich weniger vorsichtig, was Radfahrer betrifft. Ich glaube, dass ein paar schlechte Erfahrungen eben auch erziehen, alle Seiten. Leider.

  14. Nick sagt:

    Volle Zustimmung.

    Was für mich immer besonders gefährlich ist, sind Leute (öfter ältere), die ihr Fortbewegungsmittel nicht im Griff haben.
    Auf den Kombiwegen neben Landstraßen macht man ja gerne mal auf sich aufmerksam, bevor man vorbeifährt um unvorhersehbaren Manövern schon vorzubeugen.
    Das ist dann allerdings teilweise so ein überforderndes Erlebnis für die Leute, dass sich erst erschrocken, dann nach hinten geschaut und dann ganz hektisch versucht wird, irgendwie Platz zu machen.

    Ganz ehrlich, ich hatte schon oft Angst, dass die vor mir einfach vom Rad fallen, oder ins Gebüsch fahren.

  15. jau, aber in Münster muss man auch eher Angst vor den Radfahrern haben (und den Deppen aus dem Umland, die jedesmal auf die Scharen der Radfahrer reagieren, als stände ’ne Kuh auf der Strasse), egal mit welchem Verkehrsmittel (Füsse zählen auch) man gerade unterwegs ist … das liegt daran, dass mit der Menge leider auch die Menge der Idioten und Arschlöcher prozentaual steigt.
    😉
    Da bleibe ich, wie schon in Berlin, vornehmlich benutzer des öffentlichen Personennahverkehrs, zu dem auch schon mal ein Taxi zählt.

  16. Christian sagt:

    Ich bin einer derjenigen, der 20km täglich mit dem Rad durch die Stadt unterwegs ist. 10km hin, 10 zurück. Von einem der äußeren Stadtteile bis in die Stadtmitte rein. Auf gut Deutsch: Viele gefährliche Situationen. Die grundlegenden Regeln wurden mir schon von meinen Eltern eingetrichtert und so halte ich mich auch daran. Mit der Zeit jedoch habe ich gemerkt, dass man seinen eigenen Fahrstil so gut anpassen kann, dass die Unfallrate von dir sich senken kann.
    Wie macht man das? Das fängt ganz einfach an: Du fährst mit deinem Rad an eine Kreuzung ran, wo bleibst du stehen? 80% der Radfahrer fahren bis zum Bordstein vor (natürlich in der entsprechenden Geschwindigkeit….). Da hat sich so mancher Lkw-Fahrer beim Abbiegen schon ganz schön erschrocken. Rote Ampeln sind natürlich ein NoGo. Ich als Radfahrer, der sich strikt an alle Regeln hält, kriegt da schon mal eine Krise, wenn ein andere Radfahrer über Rot fährt. Im Gegensatz zu Autos habe ich dann die Möglichkeit, sie direkt anzusprechen. Eines Tages fuhr ein Junge, 5.-6. Klasse, einfach über Rot ohne zu gucken. Als ich Grün bekam, hab ich also mal richtig Gas gegeben und ihn eingeholt. Ich fuhr neben ihn und sprach ihn an: „Warum fährst du denn über Rot?“. Da bekam ich dann eine Antwort, die ich wohl nie wieder vergessen werde: „Weil mich die Autos dann nicht umfahren“. Ehrlich gesagt war ich dann so sprachlos, dass ich dann einfach weiter gefahren bin. Aber ich merke gerade – ich schweife ab.
    Zurück zum Thema, wie ich Rad fahre: Das mit der Bordsteinkante hab ich gerade erzählt. Aber wo hält man richtig? An der Haltelinie ist es am Besten. Denn die Radfahrer, die so weit vor fahren, blockieren gleichzeitig die Radfahrer, die gerade grün haben. Nur leider versteht das keiner und ich bin natürlich wieder der einzige Radfahrer, der so weit vorne stehen bleibt. Alle anderen drängeln sich dann einfach vor und ich krieg die Krise, wenn ich danach wieder alle überholen darf. Und da bin ich schon beim nächsten Punkt: Die Geschwindigkeit. Wer kennt sie nicht, die Radfahrer, die einfach mal drauf halten. Viele sind der Meinung, ich würde sehr schnell fahren. Zugegeben: Wenn auf dem Radweg nix los ist, fahr ich manchmal schon meine 40. Aber da muss man schon ganz schön aufpassen. Bei Einfahrten und Kreuzungen muss man ganz klar langsamer fahren. So 20-25 km/h sind meines Erachtens schon angebracht (ich bin selber Autofahrer und komme mit solchen Geschwindigkeiten von Radfahrern gut zurecht). Bremsbereitschaft ist natürlich auch dabei. Damit aber aber nicht übersehen wird, muss man einfach aufpassen, wo die anderen Fahrzeuge fahren. Die Ampeln sind grün, neben mir fährt ein Auto. Ich bin höhe der Heckscheibe. Das ist genau der falsche Punkt. Also was macht man? Richtig Gas geben, um bis zur Beifahrerseite oder Windschutzscheibe kommen oder so abbremsen, dass der Auto dich mit dem Schulterblick hervorragend sehen kann (also quasi Kofferraum). Das klingt alles kompliziert, ist es aber nicht. Desweiteren ist ganz wichtig der Kontakt zum fahrenden Fahrzeug. In Kreuzungen gucke ich fast gar nicht gerade aus, sondern leicht zur Seite zum Auto. Ich gucke also die ganze Zeit den Autofahrer an. Guckt er zurück und guckt mir in die Augen, kann ich mich auf den Rest konzentrieren. Sehe ich, dass der Autofahrer nicht guckt, was mache ich dann? Natürlich nicht drauf halten, sondern aufhören zu treten und ggbfs. schonmal abbremsen. Biegt er dann ab, ggbfs. bis zur unkritischen Situation abbremsen. Zugegeben fehlt der obligatorischer Flucher natürlich nicht, beinhaltet aber keine Schimpfwörter. Und nun zur größten Gefahr: Lkw. Viele Radwege sind so gebaut, dass mich der Lkw-Fahrer fast nicht sehen kann. Wir eine Ampel rot und ich stehe vor dem Lkw an der roten Ampel und ich weiß, er sieht mich, ist das soweit kein Problem. Steht der Lkw bereits da, muss ich aufpassen. Dann hält man natürlich nicht an der Haltelinie, wie oben geschrieben, aber auch nicht an der Bordsteinkante. Man hält einfach hinter dem Lkw an, Zeit verliert man dadurch ja nicht. Auch das verstehen manche nicht und überholen mich dann. Andere wiederrum sind sehr überrascht und dann so ratlos, dass sie auch einfach stehen bleiben. Eines Tages hat sich das dann auch gelohnt. An einer Kreuzung, wo normalerweise kein Lkw abbiegt. Nun stehe ich da, Ampel wird grün, ich fahre mit dem Lkw an und schaue auf seine Rückleuchten. Plötzlich Blinker rechts und er beigt ab. Oha, hätte ich jetzt da vorne gestanden, hätte ich wohl nun ein Problem.
    Und zu guter letzt: Einfahrten in denen die Autofahrer nichts sehen können. Ja, da muss man eben als Radfahrer ein paar Sekunden warten, wir stehen doch eh an der nächsten Ampel.

    Okay….das sollte reichen.
    Und: Ich bin Rennradfahrer. Von solchen vermutet man ja kein tollen Fahrstil….
    Noch Fragen? Her damit!

    PS.: Toller Blog 😀

  17. Sash sagt:

    @Christian:
    Wie gesagt: Wenn wir alle ein bisschen umsichtiger wären, wäre es einfacher. Ich bin auch immer froh, wenn ich beim Abbiegen einen Blickkontakt mit den Radlern zustandekriege, dann wissen die, dass sie vorbei können und es geht letztlich auch alles echt flott.
    Aber 40 km/h ist auf manchen Wegen doch auch schon ziemlich schnell, oder?

  18. Christian sagt:

    @Sash:
    Ja, 40 km/h ist in der Tat etwas flott. An dieser Stelle, wo ich die Geschwindigkeit erreichen kann, ist aber auch keine Kreuzung oder eine Einfahrt, sodass ich mir eher nicht so viele Sorgen machen brauche. Nach 1 Minute in der Spaß dann allerdings wieder vorbei….

  19. Sash sagt:

    @Christian:
    Na dann 🙂

  20. Bernd K. sagt:

    [MARKED AS SPAM BY ANTISPAM BEE | CSS Hack]
    Dem Beitrag von Sash und dem Kommentar von Christian ist eigentlich fast nichts mehr hinzuzufügen.
    Ich war kürzlich mal wieder in unserer immer schöner werdenden Hauptstadt 😉 und nach einigen Jahren dort auch wieder radelnd unterwegs und konnte feststellen, dass sich viel verbessert hat an Radinfrastruktur in den letzten 20 Jahren.

  21. Faxin sagt:

    Beim lesen fiel mir eine Kleinigkeit auf, nämlich, dass Du im Verkehr genauso argumentierst, wie ich im Sozialgefüge: Es gibt Starke und Schwache, Nette und Analcharaktere und einige werden stärker zur Kasse gebeten als andere. Aber „WIR als Gesamtheit sind der Verkehr“.

    Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie sich allgemeingültige Muster im Großen wie im Kleinen wiederholen. Findet man sie, hat man vermutlich etwas gefunden, was irgendeine besondere Bedeutung hat. 🙂

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