Ich bin ja grundsätzlich davon überzeugt, dass es ein besseres Geschäftsmodell ist, als Taxifahrer die Kunden auszurauben als andersrum. Das ist eigentlich offensichtlich, und auch nicht so neu, dass ich damit ernsthaft unlautere Kollegen auf eine dumme Idee bringen würde.
Aber im Ernst: Meine Fahrgäste sind gut bei mir aufgehoben! Diese hypothetische Überlegung hat nur letzte Nacht durch einen Fahrgast neue Nahrung erhalten.
Ich hab ihn von Friedrichshain in den Wedding gebracht, alleine und mitten in der Nacht. Er hat ein Cello dabei gehabt, und das haben wir ja auch dank umgeklappter Sitze locker transportiert bekommen. Beim Aussteigen bin ich dann gleich zur Seitentür und hab angeboten, den Koffer des Instrumentes festzuhalten, damit es beim Kofferraumöffnen nicht vielleicht rausrutscht (es lag der Sitze wegen leicht abschüssig nach hinten geneigt).
„Das wäre wahrscheinlich nicht so gut, wenn es rausfällt, oder?“
„Oh mein Gott! Nein! Das darf nicht rausfallen. Das kostet so viel wie drei Autos!“
„Wie drei Autos?“
„Naja, so 100.000 € halt…“
Ich glaube, das war der wertvollste Koffer, den ich jemals in der Hand hatte…
Das nenne ich mal einen amtlichen Preis. Aber wird wohl auch kein 0815-Cello aus chinesischer Großfertigung gewesen sein.
Kann man sich eigentlich auch direkt an dich wenden, wenn man mal in berlin ein taxi braucht? oder ist das eher ungern gesehen? 😀
@Der Maskierte:
Nee, das sicher nicht. Aber es hat ihm nicht einmal persönlich gehört, sondern einer Stiftung.
@s.:
Das kannst du gerne. Sehr gerne sogar. Meine Handynummer ist im Impressum vermerkt. Allerdings bin ich nur zu erreichen, wenn ich es auch will. Also ist es wesentlich sicherer, notfalls eine Funkzentralennummer dabeizuhaben 🙂
@Sash
Wie? Funktioniert die Vorbestellung per Blog nimmer? Ich bin entsetzt!
So wertvolle Koffer habe ich bisher noch nicht transportiert, oder es einfach nicht gewusst dass die Dinger so wertvoll sind.
Zum Thema Fahrgast überfallen finde ich es oft recht nervig wenn von den Fahrgästen der Satz kommt: „Was würdest du machen wenn ich dich jetzt überfallen würde?“. Als Antwort darauf frage ich meistens was er/sie jetzt machen würde wenn ich in eine dunkle Seitengasse fahren würde, ihm/ihr ordentlich was auf den Kopf schlagen und ausrauben würde. Da kommen die meisten dann drauf dass das eine ziemlich dumme Frage ist.
Naja, jedem auf die Nase zu Binden was man eigentlich mit sich führt ist ja auch nicht wirklich Klug.
Wenn du mal die Augen offen hältst und nach Hofbauer, Gehrer oder JMS Koffern ausschau hältst wirst du dich wundern was die Leute so durch die Gegend kutschieren.
Er hat seine im ÖPNV vergessene zumindest wiederbekommen:
http://www.shortnews.de/id/859644/Muenchen-Geiger-laesst-seine-Millionen-Euro-teure-Violine-in-S-Bahn-liegen
Oh holla,
will man da den Koffer überhaupt noch in die Hand nehmen?
@Der Maskierte:
Sicher. Geht alles 🙂
@Seismo:
Bei den wirklich heftigen Sachen weiß man es wahrscheinlich einfach nicht. Ich hab es in dem Fall ja auch nur zufällig mitbekommen. Und meines Erachtens nach sind wertvolle Dinge auch besser in unauffälligen Behältnissen unterwegs…
Die Frage nach dem Überfallen hatte ich bislang sehr selten. Als sie das letzte Mal (bei wirklich humorvollen Fahrgästen) kam, habe ich es ähnlich gemacht wie du. Ich hab ihnen gesagt, dass sie sich besser darum sorgen sollten, was ich alles mit ihnen vorhätte, sie würden mich schließlich auch nicht kennen… 🙂
@Taxi 123:
Autsch! Spannend wird bei solchen Summen doch auch der Finderlohn. Da reden wir immerhin über Beträge, die einen Monatslohn übersteigen…
@ednong:
Klar. Frag mal besser, wie es mit dem Loslassen aussieht 😀
OK, Spaß beiseite: Gut verpackte wertvolle Dinge machen mir keine Angst, ich sorge mich eher z.B. bei angeschlagenen Fahrgästen…
Hatte mal eine Kurierfahrt: einen Aktenkoffer von einem gehobensten Hotel in eine Schweizer Mittelgroßstadt zu bringen. Erst als ich dort ankam, erfuhr ich, dass der Koffer voller Bargeld war und einem offensichtlich Betuchten gehörte, dem das Geld fürs Casino ausgegangen war :-O Keine Ahnung, wieviel drinnen war, aber er war voll mit Scheinen ab 50€ aufwärts, dürfte auch eine mindestens sechsstellige Summe gewesen sein.
Zum „Was würdest Du machen, wenn ich Dich jetzt ausrauben würde“ eines Betrunkenen mit gleichzeitigem Butterfly-Messer-Zücken: als mir das einmal widerfuhr, gab ich Gas, schaltete das große Feuerwerk ein und fuhr direkt zur Partytruppe Grünweiß. Ich glaube, dass dieser Kunde solche Scherze künftig unterlassen wird 😉
@Hannes:
Wow, das mit dem Koffer ist heftig!
Bei der anderen Story: Ui! Also je nachdem, wo das passiert ist, wäre die Fahrt auch bei mir ganz schnell zu Ende gewesen! Derartige Idioten hatte ich glücklicherweise noch nicht im Auto…
100 k€? Für solche Instrumente kein unüblicher Wert.
Deswegen buchen Musiker übrigens auch gerne für ihr Instrument einen eigenen Sitzplatz im Flugzeug (kein Witz) und reagieren auf Hinweise, das Instrument doch als Gepäck aufzugeben (damit die Fluggesellschaft bei Überbuchung den Sitz nochmal verkaufen kann) ähnlich wie auf den Vorschlag, man könne doch seine Kinder nach Belgien verscherbeln.
@Zero the Hero:
Da kann man nur sagen: Teures Hobby. Was bin ich froh, dass man zum Schreiben nicht so viel Geld investieren muss 😀
Hatte vor einiger Zeit zwei russische Musiker zum Flughafen gebracht. Beide hatten einen Instrumenten-Koffer dabei, den sie unbedingt selber verstauen wollten 🙂 Aber immerhin haben sie einen Tipp von mir angenommen, wie die Koffer sicherer im Kofferraum liegen. Was drin war, wie teuer, kann man nur schätzen…
Der höchste Wert, den ich wissentlich chauffieren durfte, das waren runde 20.000 US-Dollar. Die durfte ich vor einigen Jahren in Hamburg bei der HSH (die habens ja…) abholen, und für eine Schiffskasse nach Wilhelmshaven bringen 😉
@Sash: Du schreibst deine Texte nicht mit dem diamantbesetzten Füller mit Platinfeder? 🙂
Diese Instrumente sind die Arbeitsgeräte besserer Berufsmusiker. Und gerne antik.
Das ist ungefähr so, als ob Du mit einem Mercedes 540k Cabrio (fabrikneues Aussehen) Leute für Deinen Lebensunterhalt chauffieren würdest;)