Orientierungssinn ist mir bislang nicht als sonderlich nützlich beim Taxifahren aufgefallen. Grundsätzlich ist es zwar in fremden Gefilden angenehm zu wissen, in welche Himmelsrichtung man sich gerade bewegt, bei einer Tour allerdings wäre es vermessen, nach dem Trial-and-Error-Prinzip zu arbeiten. Da sucht man mittels Stadtplan oder Navi lieber gleich die richtige Straße, die nicht kurz vor dem Ziel noch einen Bogen macht, den man nicht erwartet.
Aber schaden kann es natürlich nicht, sich ein wenig im Raum orientieren zu können.
Ein Kunde, den ich dank einiger Straßensperrungen auf einem etwas kruden (aber inzwischen einstudierten) Umweg zur Friedrichstraße gebracht habe, beteuerte, einen so schlechten Orientierungssinn zu haben, dass er diesen Job garantiert nicht machen könne.
„Das Haus da zum Beispiel!“
meinte er und deutete auf das Springer-Hochhaus, das drei Blocks von seinem Wohnort entfernt liegt.
„Das Haus kann ich von meinem Balkon aus sehen. Aber wenn ich vor der Haustüre stehe, weiß ich nicht, wie ich da hinkomme…“
Also wenn es nach mir geht, könnte er immer ein Taxi nehmen 🙂
Der Fahrgast hätte ich sein können, so in meinem ersten Jahr in Berlin. Ich konnte mich zwar relativ schnell im U-Bahn-Netz orientieren, aber oberirdisch, auweia!
Hätte einem ja auch mal jemand sagen können, dass U-Bahn-Pläne nicht maßstabsgetreu sind…
@Cliff McLane:
Wieso? Wo wollteste denn mal eben kurz hinlaufen?
Lösung für alle Orientierungsgeplagten:
Einfach in ein Kuhkaff mit zwei Mülltonnen und drei Milchkannen ziehen. 😉
@Der Maskierte:
Aber wenn nix als grüne Weide als Anhaltspunkt dienen kann, ist es doch umso schwieriger, ins nächste Dorf zu kommen (da wo der Bahnhof ist).
@Sash
Dann kann man sich aber wieder strikt nach Himmelsrichtung orientieren. Oder den örtlichen Droschkendienst konsultieren.
@Der Maskierte:
Naja, das Problem ist ja meistens, dass man die Himmelsrichtungen nicht so wirklich mit der Realität in Einklang bringen kann…
@Sash
Aber nicht jeder hat ein Drogenproblem.
@Der Maskierte:
Auch wenn ich als prinzipiell mit einem recht guten Orientierungssinn ausgestatteter Mensch es manchmal nicht nachvollziehen kann: Es sind nicht immer Drogen im Spiel. Manche Leute haben einfach kein räumliches Vorstellungsvermögen…
@ Sash: Das Navi ist natürlich ausser Konkurrenz, aber das Fahren nach Stadtplan verlangt auch ein wenig grundsätzliches Orientierungsvermögen. Ich kenne Leute, die sehen da nur Linien wie ein Schnittmuster 😉 (Ich bin das genaue Gegenteil – Ich war vor zwei Jahren zuletzt in Schweden und könnte alle unsere dortigen Hauptkunden immer noch ohne Navi anfahren 😉
@ Der Maskierte: Das mit den Kuhkäffern ist ein zweischneidiges Schwert. Ich sollte mal zum Vorstellen für einen Fahrerjob (Gemüselieferdienst) auf nen Großbauernhof, der Chef gab mir als Orientierung „Die Strasse entlang bis zum Wasseranhänger und dann abbiegen“ … Nach dreimaligem Wenden habe ich den Hof auch ohne Anhänger gefunden. Chef guckt um die Ecke: „Hä? Gestern stand der da doch noch … „
@Sash
Ich kenne auch diese bemitleidenswerten Personen. Wobei bei vielen das schlicht und ergreifend einfach nur „Nicht wollen“ statt „Nicht können“ ist. Meiner Erfahrung nach.
@SaltyCat
Solche Angaben sind in der Tat tödlich. Aber ich als Kind vom Lande, gestrandet in sowas ähnlichem wie einer Stadt, bin mit Querfeldein-Anweisungen immer noch recht gut klargekommen.
@Salty Cat:
Ja, das stimmt allerdings. Wobei ich beim Nachdenken darüber doch eher dem Maskierten zustimmen muss. Kartenlesen ist ja nun wirklich kein Hexenwerk. Da sollten Lesevermögen und Geometrie-Kenntnisse der Klasse 5 ausreichen. Oder eine Stunde mal Ausprobieren. Wahrscheinlich wird sich das durch die Navis nicht gerade verbessern.
Wenn ich das Navi einschalte, gucken meine Kunden allerdings auch ziemlich doof. Ich verwende nämlich die genordete Ansicht, und das überfordert tatsächlich einige…
Und die Anhänger-Wegbeschreibung ist klasse 🙂
@ Sash: Das eigentliche Kartenlesen ist bei den meisten tatsächlich nicht das Problem, sondern eher die räumliche Umsetzung auf die reale Strasse. Wenn Du es Dir von diesen Leuten auf der Karte zeigen lässt, finden sie sofort den Weg. Wenn sie dann loslaufen bzw. -fahren, klingelt nach 30 Minuten das Telefon 😉
[…] gute Sash berichtet über einen Kunden, der ohne moderne Navigationshilfen oder Sashs Dienstleistungen völlig aufgeschmissen […]
@SaltyCat
Das ist dann aber mangelnde Abstraktionsgabe. Aber, dass manche nimmer wissen, dass sie vor 10 Minuten noch durch diese Straße gerannt sind, das verwundert mich schon.
Manchmal helfen auch die Hormone ungemein bei der Zielsuche! Als ich vor viieelen, viieeelen Jahren noch in der Balz war, wollte ich einmal eine Angebetete besuchen, von der ich nur den Vornamen wußte und daß sie in einem 300 km entfernten Ort Brauereitechniker lernt.
Tja, ich habe sie gefunden! Über den Rest decke ich lieber den Mantel des Schweigens.
@Bernd: Hat das Bier geschmeckt? 😉
@Bernd
Pils, Weizen, Kölsch, Alt?
@Salty Cat:
Ja, wahrscheinlich liegt es an der Umsetzung.
@Bernd:
Wirklich gut. Aber man ist heute auch wirklich verwöhnt mit all der Technik. Natürlich geht es auch anders.
Dieser Ort liegt in MeckPomm! Weiß der Geier, warum man dort das Brauen lehrte. Glaubt ihr im Ernst, ich trinke Bier von dort?!
du, ich hab gerade eine Flasche Bier aus Frankfurt/Oder in der Hand, und wider Erwarten lässt es sich trinken … 😉
@Bernd
Die Hormone lassen einen vieles tun. Z.B. nach MeckPomm in einen Ort zu einer angehenden Bierbrauerin fahren. 😉
Insofern lag die Vermutung nahe.