Hugo und Elvira

Ich hatte mich ja nicht dumm angestellt. Also ich stand nicht in zweiter Reihe, wie man es donnerstags vor dem Matrix in der Rotherstraße meistens tut, sondern parkte direkt hinter der Kreuzung vor den anderen parkenden Autos. Die 2 Kollegen, die alsbald mit mir warteten, standen dann natürlich in zweiter Reihe, da sonst nichts frei war.

Dann kamen Hugo und Elvira. Wie sie wirklich heißen, weiss ich nicht, und ich würde es auch nicht schreiben, wenn ich es wüsste. Die Polizei.

Sie kamen mir gleich etwas langsam vor, wie sie sich dem unbekannten Phänomen Taxi näherten, aber ich hab abgewartet. Mich haben sie kritisch beäugt und sind zum ersten Kollegen hinter mir gefahren und haben kurz gehalten.

Dann sind sie zum Kollegen hinter dem Kollegen hinter mir gefahren und haben auch da kurz gehalten. Daraufhin haben die Kollegen den Motor gestartet. Super Sache mal wieder!

Im Auto muss es zu diesem Zeitpunkt zwischen Hugo und Elvira wahrscheinlich eine mächtige Diskussion gegeben haben. 2 Taxifahrer haben sie schon verscheucht. Aber soweit sie sich erinnern konnten, war da ja noch ein dritter. Aber der stand ja gar nicht in der zweiten Reihe. Die Überlegungen zu dieser ungeheuer wichtigen Problematik müssen etwa 30 Sekunden gedauert haben, denn erst auf Höhe der Naglerstr. wendeten sie schließlich.

Das war dann der Zeitpunkt, zu dem meine Kollegen wirklich davongefahren sind. Ich war mir zwar ziemlich sicher, was passieren würde, aber ich hab die Szenerie mal nicht voreilig verlassen. Sagen müssen sie schon was.

Ich hab angestrengt gelangweilt geradeaus zum Ausgang der Narva-Lounge geblickt, als sich die silberblaue Schnauze des Touran neben mein Taxi geschoben hat. Huch, was haben die mich überrascht.

Dann haben wir ziemlich cool nonverbale Konversation betrieben und uns auf ein Herunterlassen der Scheiben verständigt. Als wir das erledigt hatten, verkündete Hugo (wie ich vermute nicht ohne Stolz auf die eigene Gewitztheit) knapp und nüchtern:

„Sie stehen im Kreuzungsbereich.“

„Hmm, stimmt wohl ein Bisschen.“

hab ich geantwortet. Danach hab ich den Kreuzungsbereich selbstverständlich geräumt, um den unzähligen schweren Sattelschleppern Platz zu machen, die sich Nachts durch die Oberbaum City schlängeln müssen. Ich musste dann halt ein wenig Sprit verheizen, während ich im Kreis gefahren bin, und die Club-Besucher mussten etwas länger zum Taxi laufen. Kein Problem eigentlich, die beschäftigen sich erfahrungsgemäß irgendwie selbst unterwegs. Und dann haben auch Hugo und Elvira wieder was zu tun…

11 Kommentare bis “Hugo und Elvira”

  1. Lars sagt:

    das sind halt unsere Steuergelder bei der Arbeit … hochproduktiv sorgen sie für einen flüssigen Verkehr … mitten in der Nacht -.-

    Grüße in die alte Heimat,
    Lars

  2. Sash sagt:

    @Lars:
    Ja, was will ich machen? Im Recht waren sie ja. Etwas dämlich find ich es halt trotzdem…
    Grüße zurück!

  3. Den Kreuzungsbereich zur Sackgasse kannst du nun aber wirklich nicht vollstellen!
    Außerdem finde ich die Reaktion der beiden durchaus noch angemessen. Immerhin haben sie dir nicht mit ’nem Wasserwerfer die Augen ausgeschossen.

  4. Lars sagt:

    @Aro

    Sash hat aber auch nicht mit Steinen geschmissen 🙂

  5. Steine geschmissen? Ich dachte, die wollten dort sogar die RAF neu gründen.

  6. Ana sagt:

    Na im Recht oder nicht…

    Nachts um drei bei bis zum Horizont leeren Kreuzung mit Blaulicht nen Fußgänger anhalten der über die rote Ampel geht, bei der freundlichen Frage ob man einem sagen könne wo in etwa Norden sei mit „ich bin doch nich der Wetterdienst“ antworten, Personalien von acht Personen aufnehmen, weil zwei von denen einen Kleinstwagen ohne angezogener Handbremse einen Meter geradeaus geschoben haben um den Umzugswagen nicht in zweiter Reihe halten zu lassen…

    Es sind nicht immer Stresssituationen, die zu schlechten Entscheidungen der Polizei und dadurch zu einem miesen Image führen.

  7. Lis sagt:

    Neu gründen?

  8. Sash sagt:

    @all:
    Ich denke, ein Räumpanzer wäre hier eine sozialverträgliche Alternative gewesen 🙂

    Nein, mal im Ernst: Es gibt schlimmeres als das hier, das sehe ich ja ein.

  9. mime sagt:

    ihr kleingeister seht das „grosse ganze“ nicht!
    bei der derzeit vorherrschenden terrorgefahr der warnstufe dunkelrot (alles in afghanischen berghöhlen ausgelogistikt) könnte ja der bahnhof warschauer strasse ziel einer terroristischen aktion sein; wie kommen die rettungskräfte dann aber dorthin wenn sash die ecke an der rotherstrasse blockiert…?!
    einfach mal über´s dorf hinausdenken!

  10. Sash sagt:

    @mime:
    So gesehen hast du natürlich Recht. Aber bei einer bedrohten Stadt wie Berlin sollte man besser gleich die ganze Stadt absperren 🙂

  11. […] guter Freund nannte das selbe vor meiner früheren Wohnung mal “Punkrock-Parkplatz”, Hugo und Elvira würden das “Parken im Kreuzungsbereich” […]

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