Velotaxen?

Hangerhuken hat sich mittels des Formulars rechts unten in der Seitenleiste bei mir nach Folgendem erkundigt:

Moin!

Was hältst du von Velotaxen? Gibt es die häufig in Berlin? Könntest du dir vorstellen mal eins zu fahren? Glaubst du, die nehmen euch die Kunden weg, oder bist du der Meinung die Velotaxen sind sowieso nur für eine Stadtrundfahrt gut?

Was halte ich von Velotaxen? Mir tun vor allem die Fahrer leid 🙂
Also selber fahren will ich eher keines…

Über die Anzahl von Fahrrad-Taxen in Berlin bin ich nicht informiert, vor allem denke ich, dass die meisten eher tagsüber unterwegs sind. Von einigen touristischen Schwerpunkten und besonderen Großveranstaltungen abgesehen, schätze ich ihre Anzahl allerdings als sehr niedrig ein. Also auf jeden Fall deutlich weniger als die derzeit zugelassenen über 7.000 Taxen.

Ich denke nicht wirklich, dass sie uns merklich Kunden wegnehmen. Berlin ist eine riesige Stadt, über ein bestimmtes Gebiet kommt man mit dem Fahrrad in einer erträglichen Zeit kaum heraus. Für eine kurze Rundfahrt zwischen dem Alexanderplatz und dem Brandenburger Tor sind sie sicher keine schlechte Alternative zum Taxi, und wahrscheinlich wenn man was sehen will sogar besser. Ich glaube aber nicht, dass ein Velotaxi noch von Interesse ist, wenn es stattdessen zum Zoo gehen soll. Insofern schätze ich sogar ihren Wert für Stadtrundfahrten nur sehr niedrig ein. Einzelfälle mag es geben, aber in der Regel sind es doch eher sehr kurze Touren. Als Nachtfahrer kenne ich vor allem die, die z.B. nach Großveranstaltungen in der O2-World die Leute zum Ostbahnhof fahren. Weder vermute ich, dass viele als Alternative ein „normales“ Taxi genommen hätten, noch glaube ich, dass sich irgendein Fahrer um diese 500m-Tour gerissen hätte.

Insofern halte ich sie nicht für eine Konkurrenz und mir wäre das auch von keinem anderen Fahrer bekannt. Ich halte sie für kurze Wege ehrlich gesagt für eine gute und vor allem auch umweltfreundliche Alternative. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass sie in kleineren, aber dennoch touristisch geprägten Städten einen anderen Stellenwert haben. Berlin ist wahrscheinlich wirklich einfach zu groß.

Überraschend nett…

Beim Taxifahren ist das Verhältnis zu Kollegen immer ein etwas schwieriges. Also eigentlich nicht wirklich. Man kann da als Mensch an die Sache rangehen und sich über die Kollegen denken:

„Mensch, da macht einer den selben Job. In derselben Stadt, unter (zumindest beinahe) denselben Bedingungen. Der hat bezüglich der Arbeit ähnliche Sorgen und Ängste, ähnliche Freude und Wünsche. Bezüglich der Arbeit sitzen wir in einem Boot, er weiss, wie gut / schlecht es gerade im Gewerbe läuft, und entweder kann er noch was von mir, oder ich was von ihm lernen.“

Natürlich sagt sein Beruf nicht sonderlich viel aus, aber soweit kann man mal mitgehen. Oder man sieht es als knallharter Geschäftsmann und denkt:

„Verdammt, noch einer! Der schnappt mir die Kunden weg, der ist verantwortlich dafür, dass ich so einen schlechten Lohn kriege. Je weniger er hat, desto mehr hab ich. Er hat das bessere Auto, weniger Ahnung, und dummerweise fährt er gerade auch noch auf der gleichen Straße.“

Die alltäglichen Gedanken liegen natürlich dazwischen. Ich denke, ich gehe grundsätzlich als Mensch auf die anderen zu, aber manchmal schmerzt es natürlich, wenn man alleine eine vielversprechende Straße abgrast, die einzige Ampel rot ist (200 Meter vor dem Club, an dem bestimmt Winker stehen) und sich plötzlich 5 Kollegen von rechts kommend auf den eigenen Fahrtweg einreihen, und man selbst keine Chance mehr hat, jemanden aufzusammeln. Obwohl man doch als erster die Idee hatte… 🙁

Bei solchen Sachen tröstet man sich dann damit, dass es um Glück und Pech geht im Gewerbe, und das für diesen Unglücksfall irgendwann mal in der kleinsten Nebenstraße, die sonst gar keiner kennt, 2 Winker nach Hessen für einen stehen. Oder wenigstens bis Kaulsdorf.

Ärgerlicher wird es aber, wenn eine gewisse Absicht erkennbar ist. Wenn sich Kollegen vordrängeln, an der Halte an einer günstigen Position ewig warten, obwohl sie vorziehen könnten etc.

Und dann das: Ich fahre die Grünberger von der Warschauer kommend mehr oder minder regelkonform Richtung Osten entlang. Plötzlich kommt 20 Meter vor mir ein Kollege ohne den Ansatz zu bremsen aus der Kadiner Str. geschossen und setzt sich, mit angeschalteter Fackel wie ich, vor mich.

Ich, scharf bremsend, denke eigentlich völlig legitim:

„Was für ein Arschloch!“

Nun hat der Kollege definitiv einen Vorfahrtsverstoß begangen, aber ein Arschloch war er mitnichten. Etwas unachtsam vielleicht. Denn unmittelbar, nachdem er sich vor mich gesetzt hat, bemerkte er mich offenbar. Er setzte den Blinker rechts, verlangsamte die Fahrt und winkte mich vorbei. Ein stillschweigendes Fehlereingeständnis und ein damit verbundenes Überlassen der besseren Position an mich.

Ich glaube, etwas derart eindeutig Nettes und Einsichtiges hab ich – abgesehen von den Kollegen am Stand und aus derselben Firma – wohl in den anderthalb Jahren meiner Fahrtätigkeit in Berlin noch nicht erlebt. Es sollte selbstverständlich sein, wirklich, aber ich weiss, dass es das auf den Straßen da draussen nicht ist. Deswegen hier ein dickes Danke!

Ziemlich blau

„Stimmt so.“

Das ist einer der Sätze, die man am liebsten hört im Taxi. Bedeutet immer Trinkgeld, und ungeachtet der Höhe kann man das ja schon mal als positiv verbuchen. Gut, zugegeben: Meistens gibt es Trinkgeld. Aber ein bisschen freuen darf man sich dann ja doch.

Kurios wird es, wenn man einen Zwanziger gereicht bekommt mit oben genannten Worten, und es sich bei der Fahrt um eine Kurzstrecke handelt.

Ich bin ja sowieso nicht dreist genug, das Geld ohne dummen Kommentar einfach einzustecken, aber hier hat auch gleich seine Freundin interveniert:

„Hey!“

„Was denn?“

Ich hab ihm den Schein dann auch noch mal gezeigt…

„Oh, ja der kam mir gleich ziemlich blau vor…“

Hätte ich nicht besser ausdrücken können. Allerdings nicht auf den Schein bezogen 😉
Blieb dann also bei den üblichen 4 € plus 1 € Trinkgeld. Klar, 16 wären netter gewesen, aber man kann ja nicht alles haben…

Kleiner Rückblick

So, Neuheiten sind jetzt endgültig aus, und Punkt 6 Uhr, wenn dieser Artikel online ist, werde ich hoffentlich noch am Steuer sitzen. Deswegen gibt es an dieser Stelle einen kleinen Rückblick und ein großes Eingeständnis meinerseits, dass man manchmal versuchen kann, vorbildlich zu sein, die Kunden aber dennoch enttäuscht.

Es muss während der zweiten oder dritten Woche gewesen sein, damals als ich noch komplett neu war im Taxi. Berlin kannte ich zu 99% nur vom Papier (das ist inzwischen auf vielleicht 80% gesunken) und ich war fast stolz darauf, dass ich mir so langsam ohne Navi merken konnte, wie ich am schnellsten zum Abstellplatz komme, um Feierabend zu machen. Also vorausgesetzt, ich kam nicht von Süden und war in etwa 2 Kilometer Umkreis davon.

Naja, jedenfalls steigt eine Frau bei mir ins Auto, ich weiss schon nicht mehr wo. Naja, wahrscheinlich war es der Ostbahnhof. 😉

Freudestrahlend mustert sie mich, nennt ihr Fahrtziel, und meint im Losfahren:

„Sodele, jetzt bin i endlich amol mit em richtige Berliner onderwägs. Sie könnet mr bschdimmt a baar Gschichde erzähle von ihr’m Beruf!“

Ja, es war dann etwas bitter für sie, dass wir uns auch vor anderthalb Jahren noch unweit unserer beider Wohnungen hätten treffen können, bzw. sie sicher mehr Real-Life-Erfahrungen aus der Stadt hatte. Ne lustige Fahrt ist es trotzdem geworden, insofern war es schon ok. Heute könnte das schon wieder klappen. Sagt mir zumindest das Archiv rechts unten 😀

Definitiv ein Klassiker

Nachdem ich euch gestern eine tolle Geschichte angekündigt hab, kommt jetzt eine, nach der ich diesen Blog beenden kann. Darüber wird nichts mehr rausgehen! Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Fahrgast jemals wird toppen können, was dieser junge Mann gemacht hat. Keine Panik, ich will meinen Blog nicht so jung sterben lassen, aber als All-Time-Favorit könnte dieser Beitrag es in die Herzen aller Besucher schaffen, da bin ich überzeugt von!

Also, was war?

Ich hab mich – was selten genug vorkommt – ans Watergate gestellt. Eine Viertelstunde hab ich vielleicht gewartet. Soweit nichts besonderes. Dann kam er raus. Vom Alter her würde ich ihn auf 25 schätzen, ein bisschen jünger als ich.

Er torkelte schon ziemlich umher und traf dennoch zielsicher das Taxi. Naja.

„Keine Angst, ich kotze nicht!“

„OK, schön das zu hören! Im Notfall einfach Signal geben.“

„Kein Problem. Ich möchte in die Köpenicker Str.“

Och nee… Selbst wenn ich verkehrsgerecht noch über die Oberbaumbrücke fahr, komme ich je nach Entfernung auf höchstens 6 €. Wahrscheinlich wohnt der Töffel auch noch direkt am Schlesischen Tor.

„Die in… in… Biesdorf bitte!“

OK,  Friede sei mit ihm, eine 20 €-Tour!

„Was, was macht das?“

„Pi mal Daumen 20 €, ich würde lieber mal mit 25 rechnen. Wenn es weniger wird, stört es ja niemanden.“

„Du! Du bist genau mein Mann!“

„Das klären wir gegebenenfalls mit meiner Freundin, aber für die Fahrt soll es mal so sein!“

Mein Tag! Wenn mir sogar ein schlagfertiger Kommentar gelingt, dann ist die Welt ok. Normalerweise versage ich da relativ regelmäßig. Jo sei mein Zeuge dafür 😉

„Soll ich dann einfach die B1 rausfahren?“

„Äh, ja, mach mal!“

Er nannte mir noch eine Nummer, und dann waren wir schon unterwegs. Die Fahrt war auch völlig unspektakulär, er hat meist vor sich hingedöst. So hab ich mich bei der Hausnummer aufs Navi verlassen und ihn geweckt, als wir direkt davor standen.

„So, hier wären wir.“

„Hier ist das? Köpenicker xy?“

„Ja, genau. Das Haus müsste es sein. Noch nie hiergewesen oder wie? Ich dachte, es geht nach Hause?“

„Jaja, aber ich wohn eigentlich in der Köpenicker in Kreuzberg…“

Schock! Was falsch verstanden? Nein. Definitiv nicht!

„Du hast mir aber Biesdorf gesagt!“

„Jaja, mir hat im Club vorher ’n Kumpel erzählt, dass es hier auch noch eine gibt. Da hab ich mir gedacht: Ich muss doch mal gucken, wie das hier aussieht…“

„Du hast WAS?“ (Ich glaube, ich hab wirklich gebrüllt…)

„Ja, ich wollt mir das nur mal ansehen. Hier ist ja echt nix los.“

„Das hätte ich dir vorher sagen können.“

„Egal, bringst mich in die Köpenicker nach Kreuzberg?“

„Ähm, ausgesprochen gerne, aber war es das wert?“

„Pff, als ob ich morgen noch weiss, wofür ich mein Geld ausgegeben hab…“

„Naja, Preis kannste ja einschätzen jetzt…“

„Kriegst meinen Notfall-Fuffi. Weck mich, wenn wir… *schnarch* „

Klar, Hausnummer und Weg kenne ich ja…

Das war die mit weitem Abstand absurdeste Fahrt, die ich jemals gemacht habe!

Und ich hätte auch gerne Mal das Geld so locker sitzen…

Frontscheinwerfer beim Zafira

Über zweieinhalb Stunden überzogen hat mein Tagfahrer heute seine Schicht. Nur wegen des Austausches des Frontscheinwerfers. Das ist zwar sicher kein Rekord für das Modell, aber er ist ja kein Idiot. Und da fragt man sich schon, wer zur Hölle auf die Idee kam, die Kisten so dämlich zu konstruieren.

Ich bin froh um viele Helferlein im Auto und akzeptiere es ja, wenn man als Laie nicht alle davon selbst reparieren oder ersetzen kann. Ich find die romantische Idee auch toll, mit einem Schraubenschlüssel bewaffnet das Auto im Zweifelsfalle fernab jeder Tankstelle auseinander- und ohne schadhaftes Teil wieder zusammenbauen zu können. Aber ich akzeptiere, dass das eine Utopie ist, so lange ich Dinge wie das eingebaute Navi, elektrische Fensterheber und Zentralverriegelung benutze.

Aber wir reden hier vom Austausch einer Lampe!

Boah, und jetzt um 22 Uhr noch aus dem Haus zu gehen, besonders bei dem Pisswetter, da hab ich dann bei aller Liebe zum Job auch keinen Bock mehr.

Aber freut euch auf morgen früh. Eine sehr schöne Story hab ich noch…

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

Abonniert doch den RSS-Feed von GNIT. Mehr von Sash gibt es außerdem bei Facebook und bei Twitter.

Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Fast schon ein Klassiker

Matrix, Wochenende. Ich bin gerade in der Gegend und will mal vorbeifahren. Hola! Nur 2 Wagen da, der Laden ist voll, und um 3 Uhr wollen durchaus schon einige heim!

Ich stelle mich an, und bin ziemlich sicher, dass ich bald wieder weg bin. Irgendwann löst sich aus dem Eingangsbereich ein Pfropf Touristen. In kleineren und größeren Grüppchen streiten sie sich, ob man jetzt mit Taxi oder Bahn ins Hostel oder in den nächsten Club fährt. Ich kann kein Spanisch, aber es fallen zu viele bekannte Namen.

Hinter mir haben sich sehr schnell einige Kollegen angesammelt. Auch Busse. Schade, die gehen bei so großen Gruppen natürlich nochmal schneller weg. Obwohl die meisten inzwischen wissen, dass der Zafira 6 Plätze hat. Aber ich werde immerhin angesprochen. Gebrochen Deutsch spricht er, sogar sehr höflich:

„Entschuldigung sie! Können sie sagen wo bekommen eine Taxi für 14 Person?“

Taxis haben ja nun wirklich hier und da mal eine besondere Ausstattung. Dinge, die die Kunden nicht unbedingt erwarten. Manche kennen aus ihren Autos keine ausklappbaren Tische (Warum nur hab ich sowas?), keine Navis und eine ziemlich große Bevölkerungsgruppe findet vor allem das Taxameter unheimlich. Aber wie kommt man drauf, dass irgendein PKW über 14 Sitzplätze verfügt oder wir über den Bussen nochmal eine Kategorie Taxen in Berlin haben? Immerhin schienen sie nicht vom Glauben beseelt zu sein, sie würden mit 14 Mann auch bei mir mitfahren können…

Wie viele Plätze haben eigentlich die Standard-Stretch-Limos?

Letzten Endes haben sowohl ich als auch ein Kollege mit Bus die Tour zum Generator gemacht… den sauren Apfel konnte ich ihnen nicht ersparen.