In fremden Zungen (2)

Etwas hilflos hat die Frau mit ihrem Kinderwagen geschaut, als sie am Ostbahnhof an den Taxistand herantrat. Ein guter Kollege von mir fährt nur einen Daimler und konnte mit ihrem Kinderwagen (ohne Kind) nicht so viel anfangen. Also hat er sie zu mir geschickt. Ich hab mich mit ihrer Mithilfe ans Einladen gemacht und im Grunde ging das recht flott, nur hat sie in keinster Weise auf meine Frage reagiert, wo es hingehen sollte. Letztlich hat sie jemanden angerufen, und der hat mir dann am Telefon bei miesester Verbindung gesagt:

„Bringe zu Bumastr. 10! Nicht weit. Du bist Taxi?“

„Bumastr.?“

„Lumastr.!“

„L-U-…?“

„L-Y!“

„Lynarstr.?“

„Ja, Lumastr.! Wedding!“

Also so in etwa. In Wirklichkeit hat es drei Minuten länger gedauert und war ein paar Stufen lauter. Aber die Lynarstr. passt zusammen, am Ende hat er selbst die Tanke an der Ecke erwähnt und damit war die Sache dann geritzt. Unterwegs hab ich dann rausgefunden, dass die junge Frau gut Englisch spricht, somit war das schon wieder ok. Dumm nur, dass sie sich offenbar im Bahnhof vertan hat oder so, denn

„five minutes“

ist definitiv etwas optimistisch für die Strecke. Und die knapp 15 € am Ende waren auch leider keine Abzocke, sondern der normale Fahrpreis. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mir das nicht geglaubt hat, aber was will ich machen. Ich hab ihr erklärt, dass es vom Hauptbahnhof deutlich kürzer gewesen wäre und ich befürchte, sie hätte dort aussteigen sollen, ich hab das Navi angemacht, damit sie sehen kann, dass ich den kürzesten Weg nehme. Dass sie mir letztlich vor der Haustüre nicht einmal mehr glauben wollte, dass das das richtige Haus ist:

„You talked to him, I don’t know!“

hat mich zudem etwas erstaunt hinterlassen. Irgendwer hat sie letztlich doch abgeholt und dann haben sie sich gegenseitig offenbar über den Fahrpreis beschwert. Ich bin dann einfach in die regnerische Nacht entschwunden. Am Ende einer solchen Fahrt beneide ich dann wieder den Kollegen mit dem Daimler…

12 Kommentare bis “In fremden Zungen (2)”

  1. Michael sagt:

    „Am Ende einer solchen Fahrt beneide ich dann wieder den Kollegen mit dem Daimler…“

    Klar ein, Mercedes/Daimler/Benz strahlt Kompetenz aus, deren Fahrer widerspricht man nicht. Niemals! (Siehe auch eingebaute Vorfahrt usw.)

    Opel, hmmm, fast pleite, Zafira = eine Corsa mit großem Kofferraum.

    Ich verstehe Deinen Schmerz….

    Übrigens, das erste Auto wurde von Carl Benz gebaut, der hat sich aber nicht getraut, damit zu fahren, das hat dann die Berta Benz übernommen. Das wird nächste Jahr zum 125.jährigen Jubiläum in Mannheim gefeiert.

  2. Sash sagt:

    @Michael:
    Eigentlich meinte ich ja nur den Kofferraum. Dass der bei mir größer ist, spricht im Normalfall eher nicht gegen mein Auto, oder? 😉

  3. Michael sagt:

    Stimmt der Kofferraum ist groß, lockt manche Fahrgäste an (die mit Waschmaschine etc).
    Aber für jemand, der vom Daimler spricht (so spricht man nur im Stuttgarter Raum), jemand der ganz nahe an dem Mekka Sindelfingen wohnt, dem muß doch das Herz bluten, wenn man Opel fährt.
    Kaiserslauterner fühlen da wohl anders.

  4. Sash sagt:

    @Michael:
    Und es ist ja nicht nur der Kofferraum: Im Zweifelsfalle haben dort auch 2 zusätzliche (also insgesamt 6) Fahrgäste Platz.
    Ich muss ehrlich gestehen, dass Lokalpatriotismus bei mir bisher erfolglos war. Ob im Fussball oder bei Autos!

  5. Aro sagt:

    Vielleicht wollte sie ja auch in die Lynarstraße in Spandau…?

  6. Sash sagt:

    @Aro:
    Dann hätte sich der Anrufer mit seiner Aussage „Haltestelle Wedding, Tankstelle“ aber ziemlich selbstverschuldet reingeritten. Und näher am Ostbahnhof wäre das auch nicht wirklich gewesen…

  7. Aro sagt:

    Das Wedding hatte ich wohl überlesen. Ich wäre aber wahrscheinlich in die Limastraße nach zehlendorf gefahren 🙂

  8. Sash sagt:

    @Aro:
    Wär auch ne nette Tour gewesen 😀

  9. In eine e Klasse passt aber auch ein Kinderwagen ohne Probleme rein. Auch in die Limo. Man muss Mercedes nicht mögen, aber deine Abneigung ist ja schon pathologisch und öfter mal mit falschen Annahmen gespickt 😉

  10. Sash sagt:

    @pflaegermeister:
    Also zum einen hab ich keine Abneigung gegen Mercedes, zum anderen hat der Kollege mit diesem Auto beschlossen, den Kinderwagen nicht reinkriegen zu können. Und so unrealistisch ist das gar nicht, denn nur mal so: Es gibt auch so Teile, die man nicht zusammenklappen kann. Und das zeigste mir dann mit einer Limousine wirklich mal!

  11. Ich wollte dir da nicht zu nahe treten. Mir ist nur aufgefallen, wie oft du „negativ“ über die Mercedes Taxis berichtest über die Jahre hinweg. Sei es der Platz im Innenraum, die Ladekapazität oder sonstwas. Ich kenne die E-Klasse, die ja nun häufig als Taxi eingesetzt wird seit dem 124er recht gut und kann viele deiner „Probleme“ nciht nachvollziehen. Klar, ein nicht klappbarer evtl. sogar noch Zwilligswagen passt natürlich nicht in die Limousine, aber die „Standardteile“ bekommt man an sich noch recht gut rein. Nachteil ist klar die hohe Ladekante, aber der Kofferraum der Limo ist gar nicht so klein. Der Kollege wird sicher seine Gründe gehabt haben, warum er den Transport abgelehnt hat, vielleicht hat er auch so viel persönliches Zeug hinten drin gehabt, dass der Wagen tatsächlich nicht mehr gepasst hätte. Was weiß ich.
    Klar, bei A-/B-/C-Klasse brauchen wir nciht drüber reden, die sind definitiv limitierter in ihrer Ladekapazität.

    Mir ging es auch nicht drum dir oder dem anderen Fahrer Blödheit zu unterstellen, nichts läge mir ferner und es tut mir leid, wenn das so rüber gekommen ist. Der Kommentar fußte lediglich auf der angesprochenen, häufigen Bemängelung der Mercedes Fahrzeuge, über die ich jetzt einfach mal meinen Unmut auskotzen musste.

    Sorry fürs golden schaufeling dieses uralten Beitrags.

  12. Sash sagt:

    @pflaegermeister:
    Weißt Du, mir stellt sich das Problem – wenn wir es so nennen wollen – von der anderen Seite. Kaum, dass ich irgendwann mal geschrieben hab, dass ich Opel fahre, quatschen Hinz und Kunz auf mich ein, warum das doch achso scheiße ist und warum eine E-Klasse nicht besser wäre.
    Meine Texte mögen sich irgendwie zynisch anhören, dabei meine ich es wirklich ernst, wenn ich – was ich eigentlich immer bei sonstwie negativem Bezug tue – sage, dass die E-Klasse ein gutes Auto ist und natürlich Vorzüge hat. Und das hier im Artikel war ja nicht einmal eine Meinung, sondern die Wiedergabe einer Tatsache. Dieser Kinderwagen hat bei diesem Kollegen offenbar nicht reingepasst. Passiert mit einer Limousine einfach öfter als mit einem Kombi.
    Mir geht es nicht um die Bemängelung der E-Klasse. Aber hey, wenn ich sage, dass ich in dem Auto nicht bequem sitzen kann, dann ist das auch so. Deswegen liegt mir ein Krieg gegen Mercedes fern, allerdings scheinen das die meisten Mercedes-Anhänger anders zu sehen. Jeder Erwähnung eines Nachteils der E-Klasse gehen 10 „Scheiß-Opel!“, fünf Anfragen, warum ich keinen Mercedes fahre und ein Besserwisser vorraus, der mir „das alles“ sowieso nicht glaubt. Deswegen reagiere ich auch mal recht zackig, wenn jemand ankommt und mir irgendeine fiese Einstellung der E-Klasse gegenüber vorhalten will.

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