Von nicht so ausgereiften Plänen

Mal kein Geld für die Taxifahrt zu haben ist nicht weiter tragisch. Irgendwelche Lösungen lassen sich meistens finden. Ob man nun an einer Bank hält, ein Taxi mit Kartenzahlung ordert, zu Hause das Geld vom Nachttisch holt – irgendwas klappt immer!

Eine eigentlich ebenso unspektakuläre Variante hat ein Typ am Berghain gewählt: Er würde zu sich fahren und dort würde mir ein Kumpel das Geld geben. Na gut. Ich sollte mich aber möglichst beeilen, denn der andere würde auch mit dem Taxi kommen. Kann man ja mal machen. Die Fahrt führte mich nach Mitte und ich hab nach Möglichkeiten seiner Bitte entsprochen und bin recht zügig gefahren. Abgesehen von meinen Finanzen war das eine eher doofe Idee. Bei ihm vor der Türe angekommen, stellte sich nämlich heraus, dass das zweite Taxi noch ein Weilchen brauchen würde.

Die nächsten 5 Minuten haben wir mit der Lösungsfindung zugebracht. Für mich war die Sache eigentlich klar: Die Uhr läuft, also warte ich halt. Er war inzwischen leider nicht mehr ganz so überzeugt davon, dass sein Kumpel auch wirklich so flott ist wie angedacht (eigentlich sollte er ja schon da sein) und ganz so viel auf der Uhr wollte er dann auch nicht haben. Er hat mir dann sehr kuriose Vorschläge gemacht, wie beispielsweise, dass ich in einer halben Stunde einfach nochmal vorbeikommen und klingeln sollte…

Das hab ich ihm glücklicherweise ausreden können. Er war zweifelsohne eine ehrliche Haut, wollte mir auch zu diesem Anlass seine Wohnung zeigen, Pfand dalassen etc. – aber was fange ich mit einer halben Stunde an? Kundschaft hätte ich da aller Voraussicht nach nicht bekommen – und wenn, dann wahrscheinlich nach Spandau oder ins Umland. Man kennt sein Glück ja.

Also haben wir vereinbart, dass ich warte. Als klar war, dass der Freund nur noch ein paar Minuten entfernt ist, bin ich ihm auch entgegengekommen und hab die Uhr ausgemacht. Dazu gab es nicht wirklich einen Grund, außer dass er halt eigentlich doch ein Netter war. Für mich war es an diesem Morgen ohnehin die letzte Tour.

Ihn hat es allerdings nicht mehr auf der Straße gehalten, er wollte unbedingt in seine Wohnung. Also stand ich letztlich mit inzwischen ausgeschalteter Uhr an meinem Taxi, wartete auf einen gewissen Mario und hatte als Pfand das Handy von Thomas. Mario war glücklicherweise bereits darüber informiert, dass er mich zu bezahlen hatte:

„And look Mario, there is a taxi in front of my door, which you have to pay. The driver is a really tall guy with a beard, I would say he looks like, like a viking!“

Während ich mir noch überlegt habe, ob ich zur besseren Identifikation ein Segel hissen sollte oder sonst irgendwas wikingertypisches tun, kam auch schon ein Taxi an, aus dem Mario umgehend auf mich zugesprintet kam. Während er den Wikinger in mir offenbar gleich erkannte, wurde ich ein wenig enttäuscht. Keine rote Mütze, kein Schnauzbart… alles nicht mehr so wie in meiner Kindheit 😉

Aber bezahlt hat er mich immerhin. Sogar mit etwas Trinkgeld.

4 Kommentare bis “Von nicht so ausgereiften Plänen”

  1. elder taxidriver sagt:

    Hello Sash, ‚The Vike‘,

    dieses Erlebnis war es mal wieder wert gewesen, erlebt zu haben. Aber komisch, dass diejenigen, die gerade
    mal kein Geld haben, ausgerechnet das bequemste Beförderungsmittel nach der Sänfte, die Taxe, beanspruchen
    glauben zu müssen.. Statt einfach mal : Zu looooofen. Wenn ich das mal vorgeschlagen habe:
    So erstaunte, ja völlig fassungslose Gesichter bekommt man selten zu Gesicht. Und das in der Stadt der Massen-Marathon-
    Halb- und Viertel-Marathon, City- Firmen- und Sonstwas-Läufe..

  2. Sash sagt:

    @elder taxidriver:
    Ich persönlich freue mich ehrlich gesagt darüber. Wir haben so oder so zu wenige Kunden, da fahre ich doch gerne mal bei der Bank vorbei oder warte auch mal 5 Minuten auf mein Geld. Und dass man möglichst schnell heim möchte nach einer ohnehin schon langen Nacht, finde ich auch verständlich. Laufen ist ja was schönes, aber meist auch nur, wenn man es freiwillig macht.

  3. Ingmar sagt:

    Danke, lieber Sash für diesen Lachanfall 😀
    *Faxengroschen werf*

  4. leserin sagt:

    oh, wenn mario umgehend auf dich zugesprintet kam war die gezielte beschreibung wohl sehr treffend ;D

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