Tja, ich bin ja eigentlich ein recht durchschnittlicher Blogger. Mein Erfolg im www ist immer noch sehr einfach zu übertreffen. Ein einziger Tag mit mehr als 650 PI’s und eine kleine aber treue Lesergemeinde mit dem Hang zu täglichen Kommentaren reicht schon aus, mich zu schlagen. Virtuell natürlich nur…
Den Zenit meines medialen Ruhmes hatte ich mit meinem alten Blog mit der namentlichen und blogadressentlichen Erwähnung in der gedruckten Tomorrow, was ich dem Wirt AW zu verdanken habe, der – selig sei der Voyeurismus am Durchschnittlichen – heute noch zu meinen Lesern zählt.
Der neue Blog wird nach wie vor nur verlinkt und nicht gedruckt, aber meinen nächsten Auftritt im realen (will heißen: gedruckten) Leben habe ich selbst wahrscheinlich in der Septemberausgabe der Neon. Ich verlinke das hier gar nicht, weil ich eigentlich kein überzogener Liebhaber von Lifestyle-Magazinen bin. Jeder, der mich kennt, weiss dass ich das personifizierte Gegenbild eines Lifestyles bin. Ich habe zeit meines Lebens eigentlich nur gemacht, worauf ich Bock hatte, hab alle Klamotten getragen, die es in sowas ähnlichem wie meiner Größe noch zu einem zweistelligen Betrag zu erwerben gab, und mein Lebenswerk besteht zu großen Teilen aus anonymer medialer Selbstausschlachtung, Alkoholexzessen und der (immerhin weiterverbreiteten) Theorie, dass Menschen sich überwiegend bekloppt verhalten.
Aber ich kann einfach nicht nein sagen…
So kam es dann eben, dass mich vorgestern zwei Gestalten mit einem durchnässten Schreibblock und einer Kamera, die meine in Unhandlichkeit und Qualität weit übertrifft, am Taxistand vor dem Berghain gefragt haben, was ich zum Nachtleben – ganz allgemein – zu sagen hätte.
Nun bin ich zwar das Gegenteil eines Nachtschwärmers – ich arbeite zu der Zeit und ansonsten ist mein Leben mit erschreckender Planungssicherheit nur darauf ausgelegt, dass die Leute zu mir, und nicht ich zu ihnen, kommen – aber solche Argumente zählen ja wenig.
Schließlich habe ich ja auch ein Händchen für Wortakrobatik, und so kam es, dass ich den Satz „Nachts ist die Stadt bunter als tagsüber“ formulieren konnte, während der Neon-Schreiberling versuchte, überhaupt mal klarzukommen, weil ja alles naß war, und sich das Schreiben so nur schwer bewerkstelligen ließ.
Wie dem auch sei: Zumindest angeblich waren sie begeistert von dieser kurzen, prägnanten, fragwürdigen und kuriosen Aussage meinerseits, dass sie mich baten, für ein Foto durch die Scheibe meines Taxis zu glotzen und mir beinahe versprachen, dass das in der gedruckten Ausgabe landet. Was bin ich da froh drüber. Die Nacht war eklig schwül, und ich saß schon 7 Stunden hinter dem Steuer. Vielleicht auch nur vier. Ich war naßgeschwitzt, und zudem bin ich natürlich just an dem Abend sichtbar unrasiert rumgerannt. Wenn das kein vertrauenserweckendes Foto geworden ist, dann weiss ich auch nicht.
Naja, mal sehen…