Wie man sich täuschen kann

Der Abend verlief schleppend. 10 € pro Stunde, und ein durchschnittliches Trinkgeld von ca. 50 Cent pro Tour…

Da hab ich dann nachts um 2.45 Uhr schon den Jackpot gezogen: Steh seit 20 Minuten am Ostbahnhof, und es steigt einer ein mit den Worten

„Würden sie mich nach Wilhelmshagen bringen?“.

Wollen sie 35 € in der nächsten Stunde verdienen oder warten sie lieber auf den nächsten, mit dem sie auf 10,50 € kommen? Was für eine Frage!

De Fahrt verlief nett, wenngleich aufgrund der gesundheitlichen Angeschlagenheit meines Fahrgastes nicht übermäßig kommunikativ. Ist ja kein Problem. Nachdem ich ihn wohlbehalten zu Hause abgesetzt habe, habe ich mich schleunigst auf den Rückweg gemacht. Was will ich um 3 Uhr nachts in Wilhelmshagen?

Nur 500 Meter weiter wurde ich plötzlich rangewunken.

Das hat mich ernstlich geschockt. War ein recht junger Kerl, etwas verratzt, leicht angetrunken aber nicht unnett. Er wolle nach „Erkner, zur Sparkasse!“ OK, es war also nicht die (der Kilometerstatistik dienliche) Fahrt wieder richtung Mitte, aber wer hätte damit gerechnet, dass ich überhaupt noch eine zweite Fahrt so schnell kriege. Geld hat er keines dabei, deswegen ja zur Sparkasse… aber „echt super“, dass er da „noch einen gefunden hat“. Das ist alles soweit nicht ungewöhnlich. Der Typ war mir kein bisschen unsympathisch, aber irgendwie war ich dann doch ein wenig auf der Hut, und irgendwie hab ich damit gerechnet, dass er Ärger machen könnte.

Ich war etwas beruhigt, als ich die Sparkasse gesehen habe: Da konnte ich mich mit dem Auto direkt vor die Tür stellen, insofern war die Chance, dass er versucht, nach dem Geldabheben zu verschwinden, eher gering. 8,20 € standen auf dem Taxameter, und ich hab es – da er nicht mehr weiterzufahren gedachte, schon ausgemacht. Scheiß auf die 20 Cent Wartezeittarif!

Er kam also wieder raus, rannte nicht weg, sondern fragte mich nochmal, wieviel das jetzt macht.

„Wir sind bei 8,20 €.“

„Dann mach 15!“

Hat mir der Kerl, den ich zuerst im Verdacht hatte, der potenziell stressigste Kunde der Nacht zu werden, 50% meines Trinkgeldes beschert. Da täusch ich mich doch gerne mal…

    Ähnliche Artikel:

    Keine ähnlichen Artikel gefunden

4 Kommentare bis “Wie man sich täuschen kann”

  1. Paramantus sagt:

    Hast dich bestimmt auch schon mal anderherum getäuscht, oder? Angenehmer Kunde auf den ersten Blick und dann voll der Arsch?

  2. Sash sagt:

    @Paramantus:
    Das ist tatsächlich erschreckend selten der Fall. Ich könnte gerade keinen einzigen benennen – also, wo ich jetzt wirklich dachte: Der Arsch! Naja, die Jungs, die mir meine Cam und mein Handy geklaut haben vielleicht…

  3. Marcus sagt:

    Was nicht ist kann ja noch werden…..bis Oktober isses nun auch nicht mehr so lange hin …..;)

  4. Sash sagt:

    @Marcus:
    Ich bin mal dennoch guter Dinge…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: