Simply the Best (5)

Hier noch einmal Sashs eigene Rekorde beim Taxifahren. Der / die Neue(n) sind fett gedruckt.

Geld:

  • Höchster Umsatz pro Schicht: 211,00 €
  • Höchster Umsatz pro Tour (ohne Trinkgeld): 28,90 €
  • Höchstes Trinkgeld pro Tour: 6,80 €
  • Originellstes Trinkgeld: 4,90 € + 2 Flaschen Prosecco
  • Höchstes Trinkgeld pro Schicht: 27,30 €
  • Höchste Einnahmen pro Tour (inkl. Trinkgeld): 32,00 €

Touren:

  • Die meisten Touren pro Schicht: 23

Strecke:

  • Die längste Strecke pro Schicht: 188,0 km
  • Die längste Strecke pro Tour: ca. 19,0 km

Zeit:

  • Die längste Schicht (Pausen nicht eingerechnet): 11:30 Std.
  • Die längste Wartezeit: 1:15 Std.

Trinkgeld mal vorbildlich

Es war die erste Tour am Samstag. Ein guter Tag zum Taxifahren, insbesondere spät in der Nacht. Noch aber war es früh am Abend und derselbe begann wie so viele mit Schlangestehen am Ostbahnhof. Ich finde das immer noch sehr angenehm, weil es eine vertraute Umgebung ist, ich gelegentlich die immer gleichen Kollegen dort treffe, und es außerdem einfach nahe an meinem Startpunkt liegt.
Der Fahrgast war ein Mann, für dessen Heterosexualität ich meine Hand nicht ins Feuer legen würde, was mich aber – das sollten zumindest meine Freunde wissen – eigentlich nicht einmal interessiert. Er kam von vier Wochen Afrika-Urlaub zurück, schwer bepackt und rückreisegeschwächt.
Das Fahrtziel lag nahe: Friedrichshain – mal wieder. Nicht einmal östlich der Warschauer (für die Berliner Leser). Als wir ankamen, stand die Uhr auf 5,10 €. Er meinte:

„Ich würde dir nen Zehner geben, wenn du mir beim Hochtragen hilfst…“

Unter uns: Ich würde das auch so machen – aber nicht weitererzählen!
Nun, das Angebot war nicht einmal so unfair. Seine Wohnung lag im vierten OG, und die Koffer erwiesen sich auf Dauer als recht schwer. Letzen Endes standen wir beide ausgezehrt und keuchend vor seiner Wohnungstüre, und da fragte er mich dann, ob ich Alkohol trinke.
Von der Befürchtung getrieben, er wolle mir auf der Stelle was anbieten, habe ich mich – um nicht zu lügen – mit einem „Gelegentlich – bei der Arbeit nicht“ rausgewunden. Daraufhin ist er kurz verschwunden und mit zwei Flaschen Prosecco wieder aufgetaucht, die er mir in die Hand drückte und meinte: „Dann nehmen sie die noch!“
Und das war übrigens nur der Anfang einer echt guten Schicht…

Schmand-Rapper

Eigentlich kann ich nicht wirklich beschreiben, was an der Tour mit den fünf Jungs so geil war. Es waren ein paar angeheiterte Jugendliche, wie ich sie am Wochenende x-fach aufgabel. Wie viele andere haben sie sich überrascht gezeigt ob der Tatsache, dass „mein“ Wagen noch zwei zusätzliche Sitze versteckt hat – also auch nichts besonderes. Ich bin mit ihnen eine recht kurze Tour gefahren, vom Kotti zum Weekend am Alex. Während der Fahrt aber hat sich einer der Gesellen auf der allerletzten Bank dazu hinreissen lassen, die aktuelle Situation in Rhymes zu verpacken, was zwar manchmal peinlich war – weil es eben nur mittelmäßiger Freestyle war – zum anderen aber meine Laune enorm gehoben hat.
Ich kann leider den Style nicht ernstlich beschreiben, den der Kerl draufhatte, aber diese gleichzeitig rauchige und sonore Stimme mit den aberwitzigsten Texten hat die Fahrt echt enorm bereichert. Für mich zumindest. Ich glaube, seinen Kumpels war das mehr als peinlich.
Das Geilste aber war, dass eine der Textzeilen wörtlich lautete: „Wir gehen durch den Schmand…“
Für all die Overblog-Leser und zufälligen Besucher: Schmand ist ein gängiges Lebensmittel und als Wort auch sehr verbreitet für die Rückstände in diversen Rauchutensilien, von denen ich als Taxifahrer natürlich nicht einmal eine Ahnung zu haben habe. Das Geile an der Geschichte ist aber, dass sich in meiner alten WG das Wort Schmand extrem eingebürgert hat und dort als Wort für Verunreinigungen und ebenso Planlosigkeiten ein Eigenleben entwickelt hat. Deswegen hat mich diese Zeile so sehr erheitert – weil ich Schmand als wichtigen Teil meines Lebens kenne – und wenn es nur im Rahmen einer „Zeitverschmandung“ ist 🙂

Deppen am Straßenrand…

Heute hatte ich wieder so einen Spezialisten im Auto…

Gleich vorneweg: Zu mir war er freundlich, hat sich nicht angestellt und auch akzeptiert, dass man nach anderthalb Monaten nicht jede Straße kennen kann.

Was aber echt Beachtung verdient, ist der Anfang gewesen – mal abgesehen davon, dass er so oder so ein Unsympath erster Güte war:

Ich stehe so dämlich am Ostbahnhof rum und denke mir nichts Böses. Ich bin das ca. 15. Taxi in der Reihe, stehe also mehr oder minder gegenüber den Eingängen. Als ich dort hinübersehe, starrt mich ein Typ an und fuchtelt wie wild mit den Armen, gleichzeitig hat er einen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der etwa bedeuten sollte: „Kannst du blödes Arschloch mich vielleicht mal zur Kenntnis nehmen!!!???“

Obgleich mir klar war, dass ich zu nichts verpflichtet bin, bin ich ausgestiegen und habe gefragt, ob er etwa ein Taxi bräuchte. Er hat mich mehr oder minder angefaucht: „Na klar!!!“ Meine Gedanken sahen an diesem Punkt etwa wie folgt aus: „Du stellst dich also am Ostbahnhof an eine Bushaltestelle und guckst grimmig und hoffst, dass du damit ein Taxi bekommst? Zwanzig Meter links von dir steht das erste Taxi am Stand, und direkt gegenüber stehen einige, die ihre Wartezeit wie ich mit Lesen verbringen. Und du glaubst ernsthaft, dass das Beharren auf einem grimmigen Blick irgendwas ist, was dich an diesem Abend – oder die Menschheit in der Evolution – weiterbringt?“

Seine Koffer wollte er sich auch nicht tragen lassen, weil ihm die Plattenspieler darin zu wertvoll waren. Na gut, ich will mich ja nicht darum schlagen!

Die Tour ging dann nur kurz nach Friedrichshain rein, allerdings war die Strecke lang genug, dass er mir erzählen konnte, er könne da wo ich wohne nicht wohnen, weil ihm da „zuviel Pack“ lebe. Ich glaube, ich muss an dieser Stelle meine Meinung über die Bewohner Friedrichhains auch noch mal überdenken…

Ganz im Ernst: Lieber kleinlaute Nazis als von sich überzeugte Vollspacken von dieser Sorte! Widerlich!

Naja, er hat mir letztlich 70 Cent Trinkgeld gegeben, wovon ich mir einen Kaffee kaufen könne, „obwohl, für nen Kaffee reicht’s nicht ganz!“ – wie er dann selbst treffend bemerkte.

Ich hätte ihm die Kohle zurückgeben sollen, aber der Gedanke kam mir zu spät…

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Die wundersame Mittwochs-Schicht

Es gibt ja manches Mal so Tage, an denen läuft alles. Der vergangene Mittwoch ist da ein gutes Beispiel. Ich hab fast ausschließlich kuriose Leute im Auto gehabt oder zumindest gute Touren gehabt.
Angefangen hat es mit einer Fahrt zum Flughafen Schönefeld – inklusive verspätetem Entschluss, doch die Autobahn zu nehmen. Das bedeutet noch ein paar Kilometer Umweg. Dort habe ich dann beschlossen: Scheiss auf den Flughafen, ich fahr einfach so in die Stadt zurück. Prompt stieg in Rudow eine Frau nach Kreuzberg ein. Nach einer kurzen Tour durfte ich eine alte Frau nach Karlshorst fahren, die ununterbrochen geredet hat, und nachher beim Bezahlen echt den Vogel abgeschossen hat, indem sie mir 6,80 € Trinkgeld gab. Neuer Rekord! Dann ging es leer zurück, und es folgten ein paar kleine Touren. Erwähnenswert wäre vielleicht noch der Typ, der tatsächlich meint, die S-Bahn von Stuttgart nach Leonberg fahre im Gegensatz zu der nach Karlshorst rund um die Uhr…
Tja, irgendwann kam dann der Zeitpunkt, an dem ich Feierabend machen wollte, aber ich dachte mir: Komm, einmal stellste dich noch ans Watergate. Ich hatte143,80 € auf der Uhr und hoffte, mit einer Tour die 150 knacken zu können. Was bei 3 € Grundpreis so schwer echt nicht sein sollte. Als ich erster war, kam natürlich prompt ein Pärchen raus, das vor allem dadurch auffiel, dass sie sich unmittelbar vor dem Club ihrer Wahl übergeben hat. Nach ein paar Wiederholungen schienen sie aber wegzugehen. Dann reiherte sie doch nur auf der Brücke weiter und anschließend kamen sie auf mich zu.
Irgendwie glaubte ich, dass es das jetzt war und hab die Tour wieder bessere Vorsätze doch angenommen. Das Ziel war die Rigaer Str., also gerade so eine Tour, um die 150 vollzumachen. Na denn. Ich hab mir Mühe gegeben, moderat zu fahren, und bis 200 Meter vor dem Ziel hat das auch geklappt. Dann hörte ich es „Open the door, open the door!“ von hinter mir brüllen, und in dem Moment wurde mir klar, dass es ein Fehler war, zuzulassen, dass sie sich auf die linke Seite (Kindersicherung als Standard drin!) gesetzt hat. Ich trat auf die Bremse, die natürlich erstmal nur bedingt funktionierte, da die Straße völlig überfroren war. Nach endlos erscheinenden Metern, die ich in die Rigaer reingeschlittert bin, konnte ich mich rauswerfen um die Tür von außen zu öffnen. Da sie es tatsächlich geschafft hat, sich das Kotzen so lange zu verkneifen, und sich dann auch noch akkurat nach draussen entleerte, so dass weder das Auto, noch meine Schuhe in Mitleidenschaft gezogen wurden, hätte ich ihr eigentlich die Mitgliedschaft bei „Kontrolliert Kotzen“ anbieten können, jenem Verein, den Leini und ich nie zu Gründen hinbekommen haben. Die nun folgende Erholungsphase sorgte dann noch für ein zwei Euro mehr auf der Uhr und das Trinkgeld von 3,50 € am Ende halte ich zwar wegen meiner Risikobereitschaft für angemessen, aber gefreut hat es mich natürlich trotzdem. War insgesamt echt wieder eine Schicht mit Lerneffekt und Spaß.