Sie sind schwach. So schwach.

Winker in der Wühlischstraße. Ob ich nicht auch – nur ganz kurz zur Revaler – sechs Leute mitnehmen könne. Na klar doch! Sitze kurz ausgeklappt und fertig. Kaum, dass ich das Taxameter anstelle, meint der Oberhipster neben mir, dass ich das ruhig auch sein lassen könne. Jetzt mal im Ernst, einfach so ein Zehner bar auf die Kralle, wäre ja kein Ding. Super für uns beide und so.

Ich hab mit dem üblichen „Danke, aber mein Chef ist kein Arschloch und braucht auch sein Geld“ etwas Ruhe ins Gespräch gebracht. Etwas. Denn es wäre ja nur eine Idee, und ich solle nur mal keinen Stress haben wegen ihnen, sei ja ohnehin scheiße, so eine kurze Fahrt, wo ich „keine Millionen“ verdienen würde. Wohl wahr, zumal wir selbst bei uns in der Firma seit diesem Jahr von den Zuschlägen nichts mehr sehen, die Tour mir also ohnehin nur rund 2,50 € brutto von den 5,30 €, mit Zuschlag 10,30 €, brachte. Mit dem Zuschlag gerechnet hatte Mister Sonnenbrille ohnehin nicht, also war er etwas erstaunt, als ich entgegen seines Vorschlages von 10 € bar auf die Kralle sogar 10,30 € haben wollte.

„Alter! Wegen Großraum? Ach komm, hättste mal nicht gedrückt, dann hätten wir hier 5,30 €, hätt‘ ick dir 4,70 € Trinkgeld gegeben – und zack, fertig!“

Wunder Punkt, keine Frage. Da beisst man sich schon mal auf die Lippen als Angestellter. Wenn es nicht wie folgt weitergegangen wäre:

„Aber jetzt, Alter, jetzt reicht das ja nicht mal! Dann machen wir das mal so, das ist ok, das stimmt so!“

Und reicht mir einen Fünfer zu dem Zehner dazu. Statt eines überaus exorbitant großartigen Trinkgeldes hatte ich nun also ein überaus exorbitant großartiges Trinkgeld PLUS den legalen Fahrpreis a.k.a. einen Fünfer Bonus für meinen Chef.

Unter sowas leidet die Überzeugungskraft der Kundschaft dann schon etwas. 😉

WTF, Kollegin?

Da hält ein Taxi am Ostbahnhof. Die Fahrerin steigt aus, lädt das Gepäck der beiden Kundinnen aus und die nehmen gleich mich ins Visier. OK, das ist seltsam. Dass man als Taxifahrer mal einen von mehreren Kunden mit unterschiedlichen Richtungen an einem Taxistand absetzt … passiert. Aber alle?

Da das alles friedlich passierte und ich mit den Koffern der beiden Seniorinnen zu tun hatte, sparte ich mir meine Gedanken vorerst und fragte erst, als sie im Auto saßen.

Nun, die Kollegin wollte oder konnte die beiden nicht ans Ziel bringen und hat sie deshalb lieber bei mir abgeliefert. Hä?

Man muss vor allem mal sagen, dass die beiden Kundinnen sich ausreichend artikulieren konnten und die beiden Fahrtziele in ungefähr 7 Kilometer Entfernung weder eine ablehnbare Umlandfahrt bedeuteten, noch eine kurze und nicht lohnende Strecke – und die Straßen waren jetzt auch nicht die allerkleinsten, die man auf keinen Fall kennen kann. Die beiden Damen haben sogar naheliegende U-Bahnhöfe mit angeben können. Und die Kollegin hatte die beiden offenbar an einer der Bushaltestellen des Ostbahnhofs aufgegabelt, ist ein paar Minuten mit ihnen umhergefahren, hat nicht zum eigentlichen Ziel passende Straßennamen gemurmelt und die beiden Damen am Ende ohne Geld zu verlangen bei mir abgesetzt.

Für mich waren das leicht verdiente 19 € und 2 € Trinkgeld. Trotzdem nochmal ganz klar und deutlich: What the Fuck?

PS: Das hat mich an diesen Kollegen erinnert, der „im Geld schwimmt“.

PS 2: Natürlich kann es sein, dass die Kundinnen ihr gegenüber unangenehm waren, die Kollegin nur nicht so gut darin war, ihre Beweggründe zu erklären. Und immerhin hat sie ja auch kein Geld genommen und war nicht unfreundlich. Das WTF von meiner Seite aus bleibt dennoch bestehen …

Fürs Taxi geeignetes Essen

Man mag mich in diesem Punkt für ein Sensibelchen halten, aber mir ist irgendwie klar, dass nicht alles, was ich gerade gerne essen würde, ein Essen ist, das ich bequem im Taxi zu mir nehmen kann. Die Standzeiten sind oft unberechenbar kurz, zumindest ich habe keinen Tisch im Auto, an dem ich angenehm mit Besteck essen kann – und dann sagt man z.B. Döner auch noch nach, dass man ihn vor, während und erst recht nach dem Verzeher deutlich riechen kann.

Das alles muss nicht sein.

Natürlich gibt es auch unter den Fahrgästen empfindliche und weniger empfindliche – und was weiß ich schon, wen ich mit dem Geruch meiner Bonbons gelegentlich auf die Nerven gehe. Aber ich beschränke mich, wenn ich schon im Auto esse, weitestgehend auf Backwaren, und wenn sie belegt sind, dann gerne ohne viel Zwiebeln und Knoblauch. Und Essen zum Löffeln kommt mir nicht zwischen A- und B-Säule.

Wie gesagt: Da bin ich wohl ein Sensibelchen. Einen wirklich netten Kollegen zum Beispiel hab ich am Stand schon mehrfach dabei unterbrochen, ein Brathähnchen zu essen. Hähnchen. Im Auto. 0.o

Dieses Wochenende aber hat ein anderer Kollege den Vogel abgeschossen. Er klagte mir sein Leid, denn er hatte sich „so ne scheene Dose Brathering“ gekauft. Und dann hatten ihn Kunden beim Essen unterbrochen und er war beim Wegpacken so eilig gewesen, dass das alles ausgelaufen ist. Ins Auto, auf die Fußmatte. Brathering … im Taxi. Noch drei Berichte dieser Art und ich lege mir ein Fondue-Set zu, das über den Zigarettenanzünder befeuert wird. Kann man ja offenbar alles mal machen …

 

„Die kennt der!“

„Fahr uns mal in Richtung S-Bahnhof. Da wollen wir in die Kneipe …“

„Lass ma‘, die kennt der nich‘!“

„Na logo, die kennt der! Der is‘ doch Taxifahrer!“

Also hab ich mich mal eingemischt:

„Wie heißt denn die Kneipe? Dann kann ich ja sagen, ob ich sie kenne …“

Und meine Kollegen werden von der Antwort nur minimal überrascht sein:

„Ja, so jenau weiß ick dit och nich‘. Aber die hat so’n karierten Boden …“

Aber ich muss sie kennen – ja nee, is‘ klar! 😀

Das 800€-Wochenende (1) #800woche

Die letzten Schichten waren ereignisarm, da kann ich leider nix dran ändern. Ich hätte die Woche auch gerne mehr geschrieben. Umso mehr freue ich mich auf heute Abend und das Wochenende an sich. Dabei ist es kein leichtes Wochenende, ich muss immer noch ordentlich ranklotzen, um ein bisschen Kohle ranzubringen. Deswegen sind für dieses (4-tägige) Wochenende nicht weniger als 800 € geplant. Zugegeben: Umsatz plus Trinkgeld. Trotzdem wird es nicht unbedingt leicht erreichbar sein, ich bin schließlich auch nicht Superman und kann mich nach 9 Stunden Arbeit für 10 € mehr noch leicht für eine weitere Stunde motivieren …

Keine Ahnung, ob es dieses Wochenende halbwegs gut laufen wird.

Aber die Kohle muss reinkommen, koste es, was es wolle.

Natürlich schreibe ich das hier mehr, um mich selbst zu motivieren und verlinke hier gern nochmal den GNIT-Twitteraccount, wo ich über den Verlauf der „Aktion“, die eigentlich ja eher mein Job ist, unter dem Hashtag #800woche, aktuell berichten werde. Aber natürlich würde ich mich auch über Leser-Unterstützung freuen – ob mit Fahrten oder irgendwas anderem helfendem.

Ja, 200 € pro Tag sind so leicht nicht zu machen im Taxi. Trotz Ausnahmetouren und Glücksfällen. Vor allem jenseits der Freitags- und Samstagsschichten. Dieses Mal, am Monatsende, muss es trotzdem klappen. Ich hoffe, dass Ihr – wenn Ihr schon nicht helfen könnt – wenigstens bei Twitter mitfiebert. In Motivationsdingen bin ich nämlich zum Glück leicht beeinflussbar. 🙂

Das Schöne für Euch an einem arbeits- und spendenreichen Wochenende ist auf jeden Fall, dass ich einiges zu schreiben haben werde. Und das ist doch immerhin auch schonmal was, oder?

Nachtrag Tag 1/4:
Die Schicht lief eher schlecht, dank Trinkgeld und noch mehr dank einer netten Leserin hab ich das Soll erfüllt. Die nächsten beiden Tage werden einfacher … hoffentlich. 😉

Nachtrag Tag 2/4:
Der Anfang war wie am Vortag, aber das dicke Ende hat’s rausgrissen. Hab die 200 deutlich übererfüllt, mit Trinkgeld fast noch den Vortag ausgeglichen. Zudem kamen Spenden … ähm: Wow!

PS: Wenn ich schon unverhohlen am Betteln bin: Auch meine Wunschliste ist weiter aktuell.

Neuer Rekord!

OK, ich will ehrlich sein: Das ist eine etwas übergeigte Überschrift. Den heute erreichten Rekord hab ich schon öfter gebrochen. Es geht darum, dass ich heute Nacht in 5:05 Stunden die 200 € Umsatz vollgemacht habe. Mein bisheriger Rekord von 5:40 Stunden stammt aus der Walpurgisnacht von vor drei, vier oder fünf Jahren. Ich weiß es nicht einmal mehr. Besser waren natürlich die ein oder andere Silvesterschicht oder gar die paar großen Fernfahrten. So gesehen gilt der Rekord natürlich „nur“ für „normale“ Schichten. Nichtsdestotrotz hatte sich die Marke in meinem Gedächtnis eingebrannt, weswegen die Nacht heute für mich echt super war. Zumal ich viel zu spät losgekommen bin, müde war, und somit mit dem Umsatz nicht einmal gerechnet hatte. Die Fahrgäste waren dabei leider sehr unspektakulär – und so schnell wie alles ging, hab sogar ich hier und da Ohren und Gehirn auf Durchzug gestellt und einfach die Leute von A nach B gebracht.

Auch wenn ich grundsätzlich skeptisch bei Tariferhöhungen bin: Sowas wie diesen Monat hatte ich bisher noch nicht. Es könnte gut sein, dass ich meinen Rekord für den besten Monatsumsatz seit ich Taxi fahre einstelle – und das bei nur 4 Arbeitstagen pro Woche. Wow!

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

12,88€/km

Bei allerkürzesten Strecken wirkt sich die letzte Tariferhöhung besonders aus. Richtiggehend absurd wird es dann, wenn noch der neue Großraumzuschlag für mehr als 4 Personen obenauf kommt. Die Tour gestern Abend hat damit (für noch halbwegs plausible Fahrtstrecken) quasi Rekordniveau gehabt:

Mit 6 Leuten vom Ostbahnhof zum Berghain. 800 Meter etwa. Für mal eben flotte 10,30 €.

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Aber ich hab dreimal nachgefragt: Sie wollten das wirklich.