Schneeschicht \o/

oder: Nun ja, irgendwas ist ja immer …

Ich geb ja zu: Wie eigentlich immer hab ich mich über die gestrige Warnung vor Schnee, Eis und Wind eher gefreut als Angst bekommen. Nachts ist ja Platz auf den Straßen, da macht das alles ja Spaß.

Andererseits muss ich jetzt auch zugeben: Matschig und kalt ist es deswegen trotzdem; auch Schneewetter macht den Januar nicht gerade kundenreich … und dann gibt’s auch noch Nischenprobleme. Heute: Der Scheibenwischer.

Ich finde Scheibenwischer per se ein ziemlich unterentwickeltes Feature, dafür dass sie ungefähr hundert Jahre alt sind. Dafür, wie genau heute die Motoren z.B. bei Einspritzung und Verbrennung arbeiten oder sich selbst illegal drosseln, um Abgasnormen zu „erfüllen“, sind Scheibenwischer doch irgendwie ziemlich lame. Es gibt immer irgendeinen Regen, für den es keinen passenden Intervall gibt, irgendeine fiese Matschkombo lässt sie dann doch schmieren … also perfekt sieht anders aus.

Die an der 2925 haben mich heute während des nächtlichen Schneefalls jedenfalls ordentlich getrollt:

Auf der Außenseite war das Auto nicht warm genug, dass der Schnee sofort geschmolzen ist – weswegen die Randbereiche der Scheibe laufend Schneematsch angesammelt haben. Im Gegensatz zu Wasser, das dann im Wesentlichen dort bleibt, wurde ein Teil dieses Schnees dann aber von den Scheibenwischern wieder mit über die komplette Scheibe gezogen. Mal abgesehen davon, dass das natürlich etwas suboptimal für die Sicht ist: So ließ sich nicht einmal der Regensensor sinnvoll nutzen. Denn in aller Regel tue ich das. Die Intervalle der Wischer sind allesamt furchtbar hektisch, also nehme ich gerne den automatischen, der immer angeht, wenn sich ein paar Tropfen angesammelt haben. Ist auch nicht immer perfekt, aber geht schon. Ja, was meint Ihr, wie die Scheibenwischer abgehen, wenn sie bei jeder Rückbewegung einen Klops Schneematsch über den Sensor ziehen?

Ich sag’s mal so: Dank meiner Vorsicht auf der Straße waren die Scheibenwischer heute deutlich schneller unterwegs als die 2925 an sich. 😉

Das – verbunden mit einer eigentlich aussichtslosen Suche nach Kunden – hat dann tatsächlich dazu geführt, dass ich heute etwas früher Feierabend gemacht hab. Aber gut, nun ist wieder Wochenende! Und ein bisschen Schnee schafft’s vielleicht ja auch noch, bis heute abend durchzuhalten. Ich bin da mal optimistisch.

Zuständigkeitserfreunisse

Ja, liebe Dudenredaktion: Nehmt „Zuständigkeitserfreunisse“ ruhig in die nächste Ausgabe mit auf. Denn es gibt sie!

Ich bin an Silvester irgendwann quer durch Buckow in Richtung Osten gefahren. Ich würde das in jeder anderen Schicht eher vermeiden, weil ich zwischen Lichtenrade und Kreuzberg auf dem Damm mehr Kundschaft erwarten würde … aber hey, Silvester! Irgendwo winkt sicher wer. Und 5 Minuten Pause wären auch kein Weltuntergang …

Aber, siehe da, da winkte es. Ich hab angehalten und es doch gleich ein wenig bereut. Silvester ist bekannt dafür, dass alle betrunken sind, und so war es bei mir in der Schicht bisher natürlich auch. Dann aber kamen von der linken Straßenseite zwei Frührentnerinnen angewatschelt und schleiften dabei einen Typen in ihrem Alter mit sich mit. Ja: schleiften.

Während meine Gedanken nur darum kreisten, ob mit dem Kerl jemand mitfahren würde und ob das medizinisch gesehen schon grenzwertig sein könnte, trällerte die eine Helferin nur:

„Na, dann sind sie wohl das bestellte Taxi!“

Puh.

„Nee, leider nicht, ich war nur zufällig hier.“

„Ach? Hmm, na was machen wir denn nun?“

„Naja, ich fahre gerne, aber der Kollege ist sicher schon unterwe … ach, sehen Sie mal: Da vorne kommt er ja schon!“

Und ja, ein suchender Kollege mit ausgeschalteter Fackel tastete sich langsam heran. Als er mich ansah, hab ich auf die inzwischen hinter mir stehenden Kunden verwiesen und zugesehen, dass ich Land gewinne.

Er hat mir schon leid getan, ganz ehrlich. Da nimmt der arme Kerl tatsächlich Bestellungen an Silvester an – und dann sowas! Aber, um das mal in Perspektive zu rücken:

Ja, auch das ist ein guter Grund, an Silvester nur Winker mitzunehmen, denn die kann man sich vorher anschauen! Darüber hinaus: Die Kollegen, die Bestellungen annehmen, finden nix mieser, als wenn irgendwer sie vor ihnen einsackt – und das mache ich nach wie vor nicht. Dass da auch mal eine Niete hängenbleibt, passiert halt. Und zu guter Letzt: Wie ich von vielen meiner Fahrten mit total zerstörten Leuten ja auch weiß: Es kann ja trotzdem eine gute Tour geworden sein! Vielleicht ist der Typ gleich eingepennt, hatte eine 50€-Tour und hat am Ende mit einem Hunderter und „schdimmso“ gezahlt, weil er’s nicht mehr gerafft hat. Und ablehnen können hat der Kollege auch noch. Man sollte meine Schadenfreude, so man sie denn aus diesem Text herauslesen könnte, wirklich nicht überbewerten.

Aber ja: In einer Schicht mit 50€-Stundenschnitt war ich heilfroh, dass dieser Kelch Kerl an mir vorüberging!

Ausbildungsfonds: check!

Berlin in den späten 2030ern.

Kind: „Papa, ich brauch einen neuen Firzelgenerator für die Uni!“
Sash: „Hier mein Kind, da hast Du drei Euro. Die sind von Dirk.“
Kind: „Papa, wer ist Dirk?“
Sash: „Also, das war damals, Anfang 2016, so …“

Es war eine kurze Fahrt mit Dirk. Er hat sich gleich nach dem Ranwinken mit Handschlag vorgestellt, mir gezeigt, dass seine Jacke beheizt ist und dann sein Ziel angesagt. So überschaubar die Länge der Tour war, so unerwartet kam sie, quasi mitten im Wohngebiet. Er erklärte selbst, dass er nach dem Finale der Dart-WM im Fernsehen ein wenig betrunken sei, aber das sei schon ok, er habe schließlich frei. Damit war unsere gemeinsame Zeit im Grunde vorbei und es ging an die Begleichung der 9,10€ Fahrtkosten.

„Wie viele Kinder hast Du?“

„Keine.“

„Hmm, ok. Mach trotzdem mal 12.“

„Oh, vielen Dank!“

Ich musste etwas im Portemonnaie herumsuchen, denn ich fand keine Ein-Euro-Münze. Ich entschuldigte mich dafür, dass es so lange dauerte, woraufhin Dirk einwarf:

„Ach, gib mir einfach 35 zurück.“

„Ähm wow, nochmals vielen Dank!“

„Ist für die Ausbildung der Kinder. Von Dirk. Vergiss das nicht. Sag ihnen, das ist von Dirk, ok?“

Ja, ich hab’s hier nur aufgeschrieben, damit ich’s mir all die Jahre merken kann … 😀

Diese eine Tour …

Silvester war wie gesagt langweilig, was die Fahrgäste anging. Und auch dieser Kundin, die am Ende die Fahrt nicht komplett bezahlen konnte, war insgesamt kein über die Maßen herausragendes Entertainmentlevel attestierbar. Das soll keinesfalls böse klingen, denn wir haben uns nett unterhalten und sie hat mich mit dieser vorletzten Tour über den angestrebten Schichtumsatz gebracht. Yeah! \o/

Nur das mit der Kartenzahlung klappte nicht. Nach dem drölften Versuch meinerseits, die Karte durchzuziehen, meinte sie plötzlich:

„Warten Sie mal, geben Sie mir mal die Karte!“

Und noch während ich es tat, fiel es mir selbst wie Schuppen von den Augen:

„Sagen Sie nicht, die ist heute Nacht abgelaufen …“

„Doch …“

Das Dumme war natürlich: Dadurch hatte sich auch das alternative Geldholen erledigt. 15 € hatte sie noch, 20 € waren aufgelaufen. Hmm. Nicht toll, sicher. Aber ehrlich: An Silvester groß wegen Rechnung rummachen, Personalien aufnehmen etc. … ach Gottchen! Ich hab’s pragmatisch gehalten:

„Ganz ehrlich: Wenn uns das Ganze jetzt mehr als 5 Minuten kostet, dann haue ich lieber ohne das Geld ab …“

Am Ende bat sie mich, ihr meine persönlichen Bankdaten zu nennen, sie würde es schnell überweisen. Gut, das immerhin ging schnell und ich hoffe jetzt einfach, dass sie es macht. Ich hab die Kohle abgeschrieben, mir wäre da ehrlich jeder Stress zu viel. Kann ich hier schreiben. Auch auf die Gefahr hin, dass sie es liest. Andererseits würde es mich sehr freuen, in diesem Fall mit meiner Menschenkenntnis recht gehabt zu haben.

Ironie des Schicksals: Das letzte Mal, dass mir was vergleichbares passiert ist, war’s mit einem halbseidenen Typen, bei dem sich die Zahlung verzögert hat, weil er in U-Haft saß – und dieses Mal war’s eine Polizistin. Auch unter diesem Aspekt wird’s spannend mit der Zahlungsmoral. 😉

OK, dann geht das in Ordnung …

Frohes Neues erstmal! \o/

Bevor ich mich hier über die Silvesterschicht auslasse, muss ich nochmal einen Kollegen aus dem letzten Jahr loben. Dabei war mir anfänglich gar nicht danach. Er hat eine Ampel genutzt, um auf einer weniger befahrenen Spur an mir vorbeizuziehen. Mit angeschalteter Fackel natürlich – also genauso frei wie ich.

Wie ich schon öfter erwähnt habe: Das ist scheiße! Wenn man frei ist, überholt man freie Kollegen nicht. Da gibt es kein Gesetz für, es ist einfach eine stille Übereinkunft aller Taxifahrer mit einem Rest von Berufsethos. Natürlich hätten wir alle gerne die nächsten Winker, aber es gibt auch wenig Sinn, wenn immer die sie kriegen, die sich trauen, am schnellsten zu fahren …

Besagter Kollege blieb auch vor mir, denn da er ca. 65 km/h bei 50 erlaubten fuhr, schien mir ein Überholen nicht wirklich sinnvoll zu sein. Ein Arschloch eben.

Und es kam, wie es kommen musste: An der nächsten roten Ampel war er erster, und just dort standen zwei Winker, die dann auch prompt auf ihn zuliefen und einzusteigen gedachten. In meiner Fantasie ramme ich solche Kollegen ja gerne mal und gebe mich danach höchst bestürzt darüber, dass sie nun doch keine Fahrt hätten, sondern mit mir auf die Polizei warten müssten. In Wirklichkeit wünsche ich ihnen einfach eine Massenkarambolage mit 12 Gefahrenguttransportern und allem, was man sich als fantasiereicher Mensch an Folgen gerade noch so vorstellen kann. Oder kurz gesagt: Ich hab wirklich ein kleines Problem mit unfairem und unkollegialem Verhalten.

Und nun hatte die Drecksau meine Fahrgäste!

Aber nee: Der Kollege verschloss die Türen und gestikulierte winkenderweise – und am Ende kamen die Kunden, immerhin nur leicht irritiert, zu mir gewatschelt.

Offenbar wollte der Kollege doch einfach nur schnell heim, zu seiner Halte oder zu einer Bestellung und hat vergessen, die Fackel auszumachen. Oder es für unnötig erachtet oder tatsächlich nur meinetwegen aufgegeben und die Kunden weitergereicht. Ist mir von der Sache her dann sogar wieder vergleichsweise egal. Immerhin war er insofern ein fairer Mitspieler, als dass er wusste, dass er mich überholt hatte, obwohl er das eigentlich nicht hätte sollen. Dann will ich mal nix gesagt haben.

Ach ja, Schicksal, diesen „Blitz beim Scheißen“-Wunsch kannste auch ad acta legen …

2016! \o/

Und da isses endlich, das kleine und noch junge neue Jährchen!

Eigentlich wollte ich jetzt, da ich das hier schreibe, noch auf der Straße sein. Stattdessen hab ich für eine Silvesterschicht recht früh Feierabend gemacht. Und? War es eine schlechte Schicht? Mitnichten!

Also ja, Silvester wird wohl nie schlecht laufen. Aber tatsächlich hab ich schon Schluss gemacht, weil ich zum einen die angepeilten 300 € Umsatz bereits erreicht hatte, zum anderen aber auch, weil ich ehrlich müde war. Vielleicht kann ich das ja auf meinen Tagfahrer schieben, der gestern früh um 11 Uhr auf die glorreiche Idee kam, mir unbedingt mitteilen zu müssen, wo er das Auto später abstellen würde.

Nein, im Ernst: Gegen 7 Uhr bin ich an manchen Tagen bereits im Bett, da müde zu werden, ist völlig normal für mich!

Insgesamt hat sich der Trend vom letzten Jahr zwar fortgesetzt, dass ich auch mal eine Weile leer durch die Prärie gegurkt bin (überhaupt war Berlin sehr ruhig, das Feuerwerk war ja um 2 Uhr quasi schon vorbei!), aber einem guten Schnitt abträglich war’s nicht. Im Gegenteil: Wenn man mal das Heimfahren und Abstellen am Ende nicht mit einbezieht, hatte ich aalglatte 50 € Stundenumsatz, quasi auf den Cent und die Minute genau.

Im Gegenzug war das Trinkgeld eher mau und vollständig vorliegen hab ich’s auch nicht, denn natürlich gab es am Ende eine nicht (komplett) bezahlte Fahrt. Dafür fiel der eine depressive Kunde aus, ich hatte keine Großraumtour und auch sonst kaum erwähnenswerte Kundschaft, wenn ich ehrlich bin. Angetrunkene, die – Überraschung! – vom Feiern kamen und heim wollten, weil sie müde waren. Big Deal!

Dramatisch, insbesondere in den ersten Stunden und im östlichen Teil der Stadt, war jedoch das Wetter. Dieses Mal kein einsetzender Schnee, kein Blitzeis, sondern … Nebel!

Alles in allem bleibt’s wie wohl jedes Jahr: Die Schicht war saugut, aber anstrengend. Und während ich jetzt darüber nachdenke, wo es hätte besser laufen können, werde ich mich die kommenden ungefähr 30 Schichten sehnlich in diese Nacht zurückwünschen. Silvester im Taxigewerbe eben, wie es halt so ist.

Euch allen ein frohes neues Jahr! 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Tag der Tage

Nun ist es wieder soweit: Unser Planet hat eine weitere Runde um sein Zentralgestirn komplettiert, ohne dabei auf irgendwelche halbseidenen Wahrsager zu hören, die von ihm eine Kollision mit fiktiven geschichtsbeendenden Himmelskörpern erwartet haben. Aufgrund desssen wird heute Abend wieder ein Großteil der Bevölkerung ungefähr die Menge Alkohol konsumieren, die notwendig ist, um die eigene Lebenserwartung um eine Sonnenumrundung zu verringern. Der Himmel wird bunt leuchten, die Schwefeldämpfe der Sprengladungen wird uns schwer im Hals kratzen und im ganzen Land werden fast so viele Flaschen auf der Straße zerschmettert werden, wie ich derzeit unter meinem Bett stehen habe, weil wir in den letzten Monaten keine gute Lösung zum Pfandwegbringen hatten.

Ich indes werde arbeiten. Mal wieder.

Und es wird alles laufen wie immer. Gut, dieses Mal werde ich das Auto in den frühen Abendstunden erst holen müssen – dann aber werde ich einmal mehr mit meiner besseren Hälfte kochen (heute: schwedisch), und nach einem kurzen gemeinsamen Betrachten des Feuerwerks werde ich mich in mein zuvor präpariertes Fahrzeug setzen und die Stadt absuchen nach Leuten, die heim wollen. Wenn alles glatt geht, werde ich schnell guten Umsatz machen und mir die gute Stimmung auch nicht von dem einen depressiven Fahrgast zerstören lassen, der wie jedes Jahr mindestens einmal auftauchen wird. Ich werde die Schicht vermutlich irgendwann um den Sonnenaufgang herum beenden und hoffen, dass ich auf meinem Abschreiber eine Zahl mit einer Drei an vorderster Stelle notieren kann. Ihr werdet da schon im Bett liegen und gegebenenfalls einem Kater entgegenschlummern, der Euch wie jedes Jahr davon überzeugen wird, diesen Mist nächstes Jahr nicht zu wiederholen. Und spätestens an diesem Punkt bin ich dann hoffentlich anderer Meinung und hoffe drauf, dass es dann wieder genauso läuft, dieses böse Arbeiten in so einer tollen Nacht …

Ich wünche Euch allen einen guten Rutsch! Lasst es Euch gut gehen, trinkt vor dem Schlafengehen ausreichend Wasser und genießt die Nacht! Wir sehen uns 2016 wieder. Bis dann.

🙂