Ich hab gerade hin und her überlegt, wie ich den Artikel überschreiben soll. Mir ist nichts eingefallen, bzw. das, was mir eingefallen ist, wäre als Überschrift zu unschön gewesen. Eigentlich braucht man auch keine Überschrift, keine Umschreibung und kein Fazit.

Ich war binnen weniger Minuten der Dritte am Ostbahnhof, und hab nur kurz registriert, wie eine dreiköpfige Gruppe ziemlich kurioser Gestalten vom Kollegen vor mir abgewiesen wurde. Das muss wirklich nicht zwingend schlimmes bedeuten, allzu oft fragen die Leute nach Kartenzahlungen, Umlandsfahrten oder sperrigen Gepäckstücken – sprich: Nach Dingen, die wir Taxifahrer ablehnen können.

Die Frage, die mir die ziemlich verwahrlost aussehende Frau stellte, war indes ziemlich simpel:

„Enschuulgung. Fahrst du uuns?“

„Klar doch.“

Der Grund für die Ablehnung des Kollegen war offensichtlich: Die drei Gestalten waren nicht gerade die saubersten, und gleich nach dem Losfahren meinte meine Beifahrerin dann auch:

„Weissdu, siind wir Obdachlose!“

Als ob das nun irgendwie die logischste Fortsetzung war, klappte sie den Pizzakarton in ihrer Hand auf und wollte mich einladen, von der herrlich frisch duftenden Champignon-Pizza zu kosten. Ich verneinte höflich, was zugegebenermaßen durchaus auch daran lag, dass ihre Finger dreckverkrustet das Stück hielten.

„Wär kein Problem. Isse genuug!“

teilte sie mir lachend mit. Die Fahrt selbst war wirklich nur sehr kurz. Sie lotste mich an ein leerstehendes Haus ohne Fenster, dessen einziger Daseinszweck von außen betrachtet zu sein schien, als Übungsfläche für unbegabte Graffiti-Künstler zu dienen.
Die alte Frau zeigte mir ein ungemein breites Grinsen, dass die drei verbliebenen Zähne über Gebühr betonte, und lachte:

„Darf ich dir vorstellen: Meine Villa!“

Das Taxameter zeigte am Ende magere 5 € an, und irgendwie hab ich ja darauf gewartet, dass sie sagen, sie hätten kein Geld. Wahrscheinlich hätte ich es ihnen nicht einmal übel genommen, wenngleich es natürlich unverschämt mir gegenüber gewesen wäre.
Die Frau aber quittierte den Betrag mit einer Anweisung an einen der Mitreisenden im Fond. Der erfolgte in einer mir gänzlich unbekannten Sprache, ich vermute irgendwas östliches.

Der Mann hinter mir reichte mir 6 € und bedeutete mir, dass das so stimmt:

„Guy, that was a nice ride. Nice to meet you!“

„Du bisse guute Mensch!“

sagte die Frau lächelnd, während ihr Begleiter sich mit eingeübtem Schwung unter dem Bauzaun durchrollte, der wahrscheinlich genau dafür da war, arme Landstreicher wie diese drei abzuhalten.

Sind wir mal ehrlich: Ja, ich hab nach einer kurzen Tour für insgesamt 6 € nochmal Sitze, Scheiben und Türgriffe sauber machen müssen. Fettige Finger hier, dreckige Hosen da – aber nix wildes. Froh drum war ich sicher nicht. Aber wenn mich jemand fragt, was die schönste Tour des Abends war…

Fahrer, Kunden, Missverständnisse

Mein Gott, was sich aus einer Kundenanfrage alles ergeben kann – oder wie rede ich aneinander vorbei. Drama am Ostbahnhof in 3 Akten.

Die Personen:

Die Kunden:
4 Rentnerinnen mit 4 kleinen Koffern.

Taxifahrer (nach Reihenfolge am Stand, vereinfacht):
Kollege 1, Fahrzeug Mercedes E-Klasse
Kollege 2, Fahrzeug Mercedes B-Klasse
Kollege 3, Fahrzeug Skoda Octavia Kombi
Kollege 4, Fahrzeug Opel Zafira
Kollege Sash, Fahrzeug Opel Zafira.

Sashs Fahrzeug steht als einziges auf der den Kunden gegenüberliegenden Straßenseite.

1. Akt (Prolog)

Die Kunden betreten den Bahnhofsvorplatz. 3 von ihnen bleiben weise dreinsehend am Taxistand neben den Fahrzeugen von Kollege 1 und 2 stehen. Eine Kundin stelzt über die Straße auf Sashs leeres Fahrzeug zu. Sash wird aufmerksam und gibt sich als Fahrer zu erkennen.

„Hallo, kann ich ihnen helfen?“

„Ja, wir bräuchten ein Taxi für 4 Personen mit Gepäck.“

2. Akt (Eskalation)

Sash sieht sich am Stand um. Jedes der Fahrzeuge bietet selbstverständlich Platz für 4 Personen zuzüglich des nicht sehr umfangreichen Gepäcks. Dies gibt er auch zu verstehen und meint:

„Das ist selbstverständlich machbar. Aber sehen sie: Die Kollegen haben doch auch Platz für sie.“

Damit will er nicht etwa die Rentner loswerden, sondern nur sicherstellen, dass sie nicht wegen falscher Vermutungen ein anderes Taxi vor ihm verschmähen. Die Kollegen 1 und 2 scheinen sich nicht zu interessieren und bleiben im Wagen sitzen, Kollege 3 meint auf Nachfrage verwundert:

„Wat weiss ich denn, warum die hier so einen Stress machen?“

Dann nimmt er einen Funkauftrag an und fährt davon.

Sash geht zu Kollege 2, in der Hoffnung, seine nette Geste, einem länger wartenden Fahrer die Tour zu ermöglichen, wird erkannt:

„Kollege, bei dir ist doch sicher auch Platz für das bisschen Gepäck der Damen, oder?

Die Kunden sind sichtlich aufgebracht, schielen verächtlich auf das Fahrzeug und beharren auf folgendes:

„Aber wir wollten doch ein Auto für VIER Leute!“

Währenddessen schält sich Kollege 2 aus seinem Fahrzeug und fängt an, Sash anzupöbeln:

„Was ich nicht verstehe: Wieso gehen sie denn nicht zu ihm!?“

und deutet auf Kollege 1. Der bleibt weiterhin im Auto sitzen und ignoriert das ganze Geschehen. Inzwischen wittert Kollege 4 eine gute Chance und fragt nach, ob er eventuell helfen könne.

Während Sash Kollege 4 erklärt, was für ein Auto gesucht ist, redet sich Kollege 2 in Rage über Kunden, die keine Ahnung hätten, aus völlig unerklärlichen Gründen nach wie vor in Richtung Sash. Kollege 4 reagiert erfreut und ruft den Damen zu, sie mögen doch bitte zu ihm kommen, er würde sie gerne mitnehmen. Das wiederum ist für die Kundschaft zu viel. Die Wortführerin beschwert sich nun lautstark, dass sie überhaupt nicht daran denkt, ein anderes Auto als das von Sash zu nehmen und wie unverschämt es sei, dass ihr dieser Wunsch verwehrt würde.

„Natürlich können sie bei mir einsteigen, ich wollte doch nur…“

„Glauben sie, wir wollen in so ein tiefes Auto einsteigen? Da kommen wir doch nicht mehr raus. Eine Frechheit ist das hier!“

Mit Zähneknirschen murmelt Sash ein paar einladende Worte und geleitet die lustig erregte Truppe über die Straße zu seinem Auto. Kollege 1 verharrt weiterhin in seinem Fahrzeug und Kollege 2 ruft Sash beleidigt hinterher, dass er die Tour ruhig fahren soll. Kollege 4 gibt langsam sein Betteln um Aufmerksamkeit auf, während Sash unter empörtem Fluchen auf die ach so schlimmen Berliner Taxifahrer das Gepäck einlädt…

3. Akt (Auflösung)

Mit durchaus ambivalenten Gefühlen nimmt Sash zur Kenntnis, dass es sich um eine lukrative Tour bis nach Buckow handelt. Während der Fahrt gelingt dann die teilweise Aufdröselung des Durcheinanders, und Sash findet mit seiner Bitte Gehör, doch beim Schimpfen auf die bösen Taxifahrer wenigstens diejenigen auszuklammern, die versuchen, irgendwie zu helfen.

Das Schauspiel endet letztlich unblutig mit einem durchschnittlichen Trinkgeld für Sash und einer Truppe von Kunden, die ab jetzt der Meinung sind, die Taxifahrer am Ostbahnhof streiten sich, um zahlende Fahrgäste loszuwerden.

Kollege 1 wacht eine halbe Stunde später auf und erzählt von einem irren Traum mit vier Rentnerinnen. Kollege 2 ist die restliche Schicht noch sauer über die blöden Kunden und hofft vergeblich, die Fahrt wäre unter 8 Euro geblieben, während Kollege 4 sich fragt, was er eigentlich falsch gemacht hat.

Da soll mir nochmal einer sagen, dass das ja alles so einfach ist…

Abzocken beim Taxifahren

Für einen „Neuling“ mit durchaus seltsamen Arbeits- und Verdienstvorstellungen reisse ich die Klappe bezüglich Ehrlichkeit im Taxigewerbe manchmal ganz schön weit auf. Es ist zum Beispiel nicht selten, dass sogar Kunden bezüglich meiner ganz eindeutigen Einstellung zu Umwegen, Schwarzfahrten und Kundenservice beschwichtigend sagen, sie können es ja irgendwo auch verstehen, schließlich müssten wir ja auch unser Geld verdienen…

Da haben sie Recht, und es ist nach wie vor im Grunde eine Frechheit, was wir bei unserem Job verdienen. Ich halte meine Kosten niedrig. Ich bin nicht das Referenzmodell für einen Taxifahrer – und natürlich gibt es eine Menge Fahrer mit Familie, die nebenher noch Geld vom Amt kriegen, weil ihr Gehalt zu klein ist, um jemand anders außer ihnen selbst durchzubringen. Auch hier in Berlin, von wo aus ich witzig und neunmalklug meinen Blog schreibe!

Also ja, ich verstehe den Grund dafür, dass manche Kollegen überall möglichst viel Geld aus den Kunden herausholen. Die Schwere der Delikte ist ja auch unterschiedlich. Während es den einen Kunden hart trifft, erwarten viele Touristen ja sowieso höhere Preise und mal ehrlich: Wen stört es denn ernsthaft, wenn die Fahrt mal einen oder zwei Euro mehr kostet? Im Grunde könnte man das Ganze doch als Kavaliersdelikt abtun, und wenn man nicht erwischt wird, hat man eben Glück gehabt…

Wie ich schon oft geschrieben habe: Ich teile diese Einstellung nicht. Und das aus ganz handfesten Gründen: Es stresst mich und ich sorge mich um meinen Umsatz!

Das mit dem Stress ist leicht erklärt: Wie bei jedem anderen netten und ehrlichen Kollegen landen viele abgezockte Kunden auch mal in meinem Wagen, und ich darf mir dann anhören, wie schlimm es mit den Taxifahrern hier bestellt ist – und wenn es ganz übel läuft, dann begründen die Leute ihre Preisfeilschereien damit, dass wir sowieso betrügen oder sparen sich das Trinkgeld, weil sie davon ausgehen, wir nehmen uns unseren Teil ja wahrscheinlich schon durch Uhrmanipulationen und Umwege.

Richtig mies wird es aber werden, wenn diese Missstände erst einmal bekannt sind. Schon jetzt bestimmen schlimme Einzelfallbeispiele oft die Medienberichte über Taxifahrer, und wenn sich das weiter ausbreitet, dann kommen wir irgendwann an den Punkt, an dem Touristen davor gewarnt werden, sich ein Taxi zu nehmen.
Da sind wir bislang vielleicht weit entfernt davon, aber ich möchte nicht das so ein Bericht (hier über ungarische Kollegen) jemals über das Berliner Gewerbe geschrieben wird…
Es kann mir keiner erzählen, dass sich so ein Ruf nicht geschäftsschädigend auswirkt und alle Kollegen, ob Abzocker oder ehrliche Dienstleister, trifft.

Noch ist es – wenn auch vielleicht an der Grenze – machbar, diesen Job in dieser Stadt legal zu betreiben und davon zu leben. Und ich glaube nunmal wirklich daran, dass es unserem Gewerbe langfristig besser tut, Kunden zu gewinnen, zu binden und von unserer Dienstleistung zu überzeugen – als für Zweifuffzich am Tag dazu beizutragen, dass der letzte Rest Glaubwürdigkeit auch noch den Bach runter geht.

Es wäre schön, wenn die entsprechenden Kollegen das erkennen würden, und sie mal einen Blick über die Tageskasse hinaus werfen würden…

Die Kollegen, das Wochenende

…und der ganze Rest.

Es ist wahrlich kein sonderlich schöner Monat. Pah, Monat! Im Grunde läuft das Geschäft seit 3 Monaten durchgehend desaströs. Die meisten Kollegen meiner mir bekannten Kollegen bestätigen das, und die die es nicht tun haben meist ein- oder zwei Abende Glück gehabt. Hier mal ein Puffbesuch mit Prämie, da mal eine Ferntour.

Den Vogel bezüglich Ferntouren abgeschossen hat Kollege Paul. Der hat jetzt im März 5 Touren gehabt, die man immerhin so halbwegs als Ferntouren einordnen könnte: 2 mal Cottbus, 2 mal Fürstenwalde und einmal noch irgendein anderes brandenburgisches Nest.

Und ich? Naja, nix von alledem. Es war einfach ein beschissener Monat. Bestenfalls kamen die Kollegen zu mir gerannt und haben mit Freudentränen in den Augen geschildert, wie viel ihnen die Tour gebracht hat. Naja, es sei ihnen gegönnt, ich würde es wohl auch kaum anders machen.

Allerdings würde ich es definitiv anders machen als die Kollegen heute am Ostbahnhof. Just als ich mit einem der netteren Exemplare sprach, gerieten vor uns 2 Kollegen mit einem Fahrgast in Streit. Der Fahrgast beschwerte sich lautstark und fragte auf Englisch:

„What is the problem with Erkelenzdamm?“

Der entsprechende Kollege antwortete auch noch hämisch:

„Jaja, ick weeß ja wo der is. Deswegen fahr ick dir trotzdem nich!“

Das Dumme ist, dass ich im ganzen Trubel – der Fahrgast trat dann an mich heran – nicht nach der Konzessionsnummer dieses Kollegenschweins geschaut habe. Und irgendwie war der dann ziemlich schnell weg. Naja, ich hab dann trotz ebenso einstündiger Wartezeit nicht lange gefackelt und den armen Typen zu seinem Ziel gebracht. Ist ja nicht so, dass ich mir nicht auch mehr als 7,00 € auf der Uhr gewünscht hätte, aber ich halte nach wie vor nix vom Tourenablehnen aufgrund der Länge…

Glücklicherweise war das seit langem mal wieder ein besonderer Fall, so viel Stress gab es ja schon aufgrund mangelnder Kundschaft in letzter Zeit kaum.

Deswegen hab ich es mir dann am Samstag (Ja, da lief es dann plötzlich! Grrr….) rausgenommen, mich gemütlich auf zwei Kaffee mit Axel zu treffen, mit dem ich wegen der Kabel1-Geschichte seit langem mal wieder in Austausch getreten bin.
Und ich will meinen werten Lehrer und Kollegen jetzt nicht in den Himmel loben: Aber es hat verdammt gut getan, sich mal innerhalb des Gewerbes auf Augenhöhe mit jemandem unterhalten zu können. Bis auf ein paar ebenfalls bloggende Kollegen bescheren mir dieses Vergnügen nämlich wirklich nur die allerwenigsten…

Das Ende der Pause hat dann just Jo eingeläutet, indem er mich mal flugs ums Eck bestellt hat. Ich war dann zwar erst über eine Stunde später da, aber das schreibe ich nur, um die Zeitumstellung (die mir wie üblich keine Probleme gemacht hat) auch noch in diesem Artikel unterzubringen.
Jo hat dann noch eine „alte Rechnung“ beglichen, sodass es eigentlich gar nicht so schlecht aussah an dem Abend. Und ich glaube für die Route, die wir gefahren sind, lade ich ihn irgendwann dann doch noch mal auf ein Bier ein. Oder wenn es passt – des Anlasses wegen – auf einen „Kurzen“ – denn das ist so etwa das, was ich ihm schuldig geblieben bin in meiner frühsonntäglichen Verplanung 😉

Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten von der Straße. Kaum Leute unterwegs, Schlaglöcher überall und die Bremsen an meinem Auto quietschen munter vor sich hin, obwohl der Hausschrauber die vor zwei Wochen genau aufgrund meines Verdachts für in Ordnung befunden hat. Doofe Geschichte, ich finde es nicht sehr angenehm, mit einem quietschenden Auto an Kunden ranzufahren…

Ach ja, die Kunden:

„Sie sind gewesen von den Fahren Taxi bisher besten alle!“

Na, immerhin 😀

Änderungen unerwünscht?

Ich verstehe so manche Kollegen im Taxigewerbe nicht. Zu allererst natürlich die, die sich den Job stressig machen, indem sie sich wegen kurzen Touren mit den Kunden streiten und sich Ärger einhandeln, weil sie sich nicht an die Regeln halten.
Ähnlich wenig Verständnis hab ich für die Kollegen, die denen das durchgehen lassen. Ein paar Kollegen meckern seit einiger Zeit schon rum, dass sie immer öfter von unbesetzten „Kollegen“ überholt werden und es allgemein rau zugeht. Da hab ich wohl immer Glück gehabt. Insbesondere Anfeindungen bin ich nun wirklich noch nicht ausgesetzt gewesen.

Und dann erzählt mir Kollege Manfred folgendes:

Er ist wohl leer unterwegs gewesen, kurzer Abstecher über die Stadtautobahn zu einer anderen Halte. Er selbst ist auf der 80er-Strecke mit knapp unter hundert unterwegs, und die Fackel hat er – trotz Verbot – der Einfachheit halber eingeschaltet gelassen. Wenn man es eng nimmt, kann man ja da schon was sagen 😉

Aber gut, nun der Auftritt des Kollegen: Mit von Manfred geschätzten 140 Sachen zieht besagter Kollege in seinem Daimler an ihm vorbei, die Fackel natürlich ebenfalls an.
Wie der Zufall es so will, treffen sich die beiden kurz hinter der nächsten Ausfahrt hintereinander an der Halte. Manfred steigt aus, und ich gebe hier mal sinngemäß das Gespräch wieder:

„He Kollege, muss ja wohl nicht sein, dass du mich auf der Autobahn so stehen lässt…“

„Was? Mir doch egal! Auf der Autobahn muss ich gar nix!“

„Ich würde an deiner Stelle mal vorsichtig sein, da mit 140 langzuschießen. Wie viele Führerscheine hast du denn bitte?“

„Scheißegal. Dann schmeiß ich den Führerschein weg und schlag dich tot!“

Manfred ist daraufhin ums Auto herumgegangen und hat sich ganz demonstrativ die Konzessionsnummer angesehen. Dann hat er sich wieder in sein Auto verzogen. Daraufhin kam der ungehaltene Kollege aus seinem Wagen, kam zu Manfred und hat sich entschuldigt. Irgendwas von „war nicht so gemeint“. So eine von den ganz ganz ehrlichen Entschuldigungen, bei denen Mami hinter einem steht und einen stupst, wenn man sich nicht traut.

Und, was ist die Moral von der Geschichte? Keine!

Manfred nix weiter gemacht. Er hat aber jetzt eine tolle Anekdote, und passenderweise war der Fahrer auch noch Türke. Da lässt sich das bei bestimmten „Kollegen“ gleich nochmal gehässiger erzählen.

Mit anderen Worten: Ein eigentlich bekanntes Arschloch fährt weiter unbehelligt Taxi in dieser Stadt, hat nicht einmal eine Beschwerde gekriegt, und sicher 10 Kollegen haben jetzt eine tolle Geschichte, die beweisen soll, dass alle türkischen Taxifahrer in der Stadt ja totale Arschlöcher sind…

Ja, so lösen sich Probleme!

Manchmal tut es wirklich weh, einen Job zu machen, der weitgehend vom Intelligenzprekariat beherrscht wird! 🙁

Vorurteile und so…

„Was kostet von hier bis Rewewalstr.?“

Unspektakuläre Frage von einer unspektakulären Frau.

„Sie meinen die Revaler Str.?“

„Ja, wie viel? 10 €! Komm!“

„10 €? Nee, weniger…“

„OK, wir fahren hier mit!“

Und sofort sprangen sie und ihre zwei Begleiterinnen ins Auto. Es war auch alles in allem eine gute und stressfreie Tour. Wenn ich nicht unterwegs etwas hätte hören müsste, was echt einfach weh getan hat:

„Weisst du, ich bin nicht so. Ich handel nie! Aber immer wenn ich im Taxi bin, dann fang ich an zu handeln, weil ich sowieso weiss, der bescheisst mich ja eh!“

Also mal ganz abgesehen von der maßlosen Blödheit einiger Kunden, von vielleicht einmaligen Erlebnissen auf tausende Angehörige einer Berufsgruppe zu schließen: Schon schön, dass Generationen von Taxifahrern im Hoffen auf eine schnelle Mark den Ruf so zurechtgeritten haben, dass wir uns heute nicht nur über mangelnde Kunden, sondern auch noch deren mangelnde Einsicht bezüglich der Preise beschweren können.

Aber was würden wir Fahrer eigentlich machen, wenn wir uns nicht beschweren könnten? Nur, um mal noch so ein Klischee aufzugreifen…

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Die übliche unerwartete Fahrt

Manche Schichten ziehen sich wie Kaugummi. Das kann mitunter schon beim ersten Stopp an der Halte anfangen. Das Wetter ist nicht optimal. Es ist zu kühl oder zu regnerisch, um draussen stehen zu bleiben und zu rauchen. Bekannte Kollegen sind keine in Sicht, oder noch schlimmer: Welche, die man nicht mag sind in Sicht. Es zeichnet sich ab, dass man mit viel Glück binnen einer Stunde wegkommt, früher aber nicht.

Ich hab den gestrigen Schichtbeginn-Stopp am Ostbahnhof immerhin mit schönem Wetter anfangen können. Aber ich hatte wenig zu trinken dabei und auf dem langen harten Weg durch die Warteschlangenplätze ist mir selbst das Lesen im Spiegel zu stressig geworden. Vor mir sind ein paar Kollegen weggekommen, hinter mir auch, ich natürlich nicht. Irgendwann stehe ich hinter einem dieser Spezialfahrer, die die Leute schon anraunzen, wenn sie sich nicht farblich passend zu seinem potthässlichen Ford Mondeo gekleidet haben. Auch dieses Mal bekomme ich eine kurze Tour, nachdem er es zu gefährlich fand, den Fahrgast am Zielort kurz Geld holen zu lassen. Einen netten jungen Mann, der gleich vorweg Ausweis und Portemonnaie mit aller persönlicher Habe als Pfand angeboten hat. Aber klar, Schlesisches Tor, 6 €…

Die nächste Fahrt ist nicht höherpreisig, obwohl die Wartezeit wieder bei einer Stunde liegt, mit der ich so gar nichts anfangen kann. Twitter? Nix neues. Mein Blog? Nix neues? Spiegel? Nervt. Naja, dieses Mal gibt es wenigstens gut Trinkgeld zur Entschädigung.

Und so ging es weiter.

Irgendwann treibt es mich dann ans Matrix. Der Schock ist groß, ich kann mich trotz früher Anwesenheit nicht als Zweiter oder Dritter anstellen, sondern muss mit Platz 7 Vorlieb nehmen. Anderthalb Stunden hab ich dann einmal mehr gegen die Müdigkeit angekämpft, die sich langsam breit machte. Ich hab das Internet totgelesen und die Wartezeit wuchs bei gelegentlichem Vorrücken auf anderthalb geschlagene Stunden an.

Immerhin hat das Watergate zu, damit fallen Touren unter 5 € eigentlich weg. Die A&O-Hostels sind noch beliebte Ziele, 6 und 7 €. Oder bekomme ich doch das Pegasus – auch 7 €. Fast schon Luxus wären Generator (10 €) oder gar das Agon Aldea mit 15.

Überraschenderweise steigt mir ein deutsches Pärchen ein, fragt gar nicht nach einem Preis und gibt mir zu bedeuten, ich solle sie doch nach Schwanebeck bringen. Und mit dieser halbstündigen Fahrt für 32 € ging ein durchgängiges Gespräch einher und Zufriedenheit auf allen Seiten. Man soll den Tag eben nicht vor dem Abendprogramm loben…

Weitere Highlights waren später noch ein Kollege mit interessanten Geschichten, und einer, der beinahe den Dummheits-, Dreistigkeits und Geschwindigkeitsrekord des noch so jungen Monats auf einmal gebrochen hätte und ein pünktlicher Feierabend, bei dem ich mal wirklich nur 2 Minuten auf die Bahn warten musste. Ein paar Dinge davon erzähle ich ein anderes Mal.