Wagen umgekippt

Ja, man könnte sagen, dass ich heute Nacht in einen Unfall verwickelt war. Und es ist wahr: Ein umgekippter Wagen hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Bevor jetzt aber jemand die Pressemeldungen nach überschlagenen Autos absucht: Ruhig Blut! Eigentlich ist gar nix schlimmes passiert. Sämtlicher Schaden ließ sich übersichtlich auf folgendem Foto festhalten:

Knapp am Totalschaden vorbei, Quelle: Sash

Knapp am Totalschaden vorbei, Quelle: Sash

Ja, das ist das rechte Rücklicht der guten alten 1925. Und das Loch war dort bis gestern noch nicht. Wie aber zur Hölle schafft man das? Und was hat das mit umgekippten Wagen zu tun?

Aaalso: Am Ostbahnhof trat Kundschaft an mich heran, und sie hatten anbei einen – na, wer errät es? – Einkaufswagen. Der war voll bepackt mit mindestens einem Wocheneinkauf, und all diesen Inhalt gedachten die drei Leute, in mein Taxi zu schaufeln. Warum nicht? Ich hatte von dort schon einmal eine Einkaufstour, und auch wenn der Weg wieder nicht lang zu werden versprach, finde ich es eigentlich gut, dass die Leute überhaupt auf die Idee kommen, eine Taxe dafür zu nutzen. Wenn es zum Laufen zu weit, mit dem Bus zu umständlich und ein eigenes Auto nicht vorhanden ist, dann sind wir doch eigentlich keine schlechte Wahl.

Nun wird dieser Einkauf aber wohl leider ein bisschen teurer als geplant werden.

Als sie nämlich den Wagen möglichst nahe an mein Auto heranschieben wollten, übersahen sie das Ende des Bordsteins. Ein Rad des Wagens sackte ab, und das ganze Gefährt ist mit vernehmlichem Krachen gegen mein Auto gekippt. Dabei hat sich eine Kante direkt durch die Plexiglasabdeckung des Rücklichtes gebohrt – wie man anhand des Fotos ja auch erahnen kann.

Erstmal sieht es nach Glück im Unglück aus: Im Grunde ist das ja nur ein billiges Plastikteil. Es wurde kein Lack zerkratzt, selbst das Licht mit allen Birnen etc. ist noch heil. Allerdings ist nun die Frage, ob das in der Werkstatt einfach so ausgetauscht werden kann, oder ob da – und das befürchte ich – gleich ein komplett neuer Korpus fürs Rücklicht angeschafft werden muss.
Ich hoffe nur, dass das alles in allem glimpflich ausgeht, denn es waren wirklich herzensgute Leute. Obwohl sie nicht wissen, ob sie eine Haftpflicht haben, haben sie nicht mal eine Sekunde rumlamentiert, ich habe ein Schuldeingeständnis mit Adresse, ein Trinkgeld und viele Entschuldigungen gekriegt. Ich fände es ehrlich gesagt schade, wenn der Mist jetzt viel mehr als ’nen Fuffi kostet… 🙁

Wiedersehensfreude

Juhu! Die 1925 ist wieder da!

Seit der letzten Schicht fahre ich wieder die 1925, und ich kann kaum beschreiben, wie froh ich bin. Die 5144 war ein würdiger Ersatz, aber so wie ich die 1925 zurückbekommen habe, kann ich mir durchaus noch hunderttausend Kilometer mit ihr vorstellen 🙂

Fotos habe ich zwar keine gemacht, aber es hätten auch zu viele werden müssen. Was ist nun also alles neu an der 1925?

  • Die Front: Unsere Stoßstange hing auf Halbmast, der Kühler hat seine Chrom-Applikationen verloren gehabt und alles in allem sah das einfach scheiße aus. Ein bisschen schief sitzen die Teile zwar immer noch, aber das ist wahrscheinlich nicht zu beheben. Auf den ersten Blick sieht das Auto von vorne aus wie neu.
  • Die Kennzeichen: Unsere Kennzeichen waren kaum noch lesbar, weil allerorten die Farbe abgeblättert ist. Das ist jetzt wieder top in Ordnung.
  • Die Kratzer: An der linken Seite hat die 1925 ein paar Treffer abbekommen. Das ist zwar nicht komplett behoben, aber immerhin sind die Kratzer überlackiert und sehen weit nicht mehr so schlimm aus.
  • Die Scheibenwischer: Angeblich waren die Scheibenwischer ja noch die ersten überhaupt. Jedenfalls haben sie geschmiert. Ziemlich. Jetzt sind sie ausgetauscht, und alles ist ok 🙂
  • Die Kupplung: Mir persönlich ist noch gar nicht aufgefallen gewesen, dass die Kupplung den Geist aufgibt – jetzt jedenfalls ist eine neue drin!
  • Das Türgummi: An der Fahrertüre hat sich unten vor etwa einem Jahr ein Türgummi gelöst. Das wurde mit Panzertape notdürftig geflickt, ist jetzt aber komplett ausgetauscht und neuwertig.
  • Der Teppich: Hinten rechts (wo die meisten Kunden einsteigen) löst sich bei allen Zafira an der gleichen Stelle der Teppich ab. Das wurde bei unserem jetzt mit Panzertape überklebt. Das ist vielleicht die einzige fragwürdige Aktion…
  • Die Fußmatte: Die Fußmatte im Fahrerfußraum war komplett durchgelatscht. Mit Loch. Hier haben wir jetzt eine neue.
  • Die Sitze: Im Fahrersitz klaffte ein riesiges Loch, und auf dem Sitz hinten rechts ist das Leder auch aufgerissen. Die defekten Teile sind ausgetauscht und neu bespannt worden.
  • Die Gurtschlösser: Zuletzt sind sie zwar in Ordnung gewesen, allerdings sind die Plastikschalen bei den Gurtschlössern schon mehrmals auseinandergebrochen. Das mindert zwar nicht die Funktionalität, sieht aber scheiße aus. Die Teile sind nun mit farbenfrohen Umhüllungen verstärkt.
  • Das Lenkrad: Ob man es glaubt oder nicht: Das Lenkrad war abgenutzt: Überall bröselte einem das Gummi von der Grifffläche entgegen. Der Austausch selbst wäre unwirtschaftlich gewesen (man muss das wohl als ganzes inkl. Airbag und so austauschen), aber nun haben wir einen Überzug
  • Die Kindersitze: Die im Kofferraum herumliegenden Kindersitze waren stark abgenutzt und einer sogar gebrochen. Hier haben wir Ersatz bekommen, und zudem sind sie nun an der Heckklappe mit Klettverschlüssen befestigt und liegen nicht mehr einfach nur so im Kofferraum herum.
  • Die Zentralverriegelung: Bei der hinteren rechten Türe sorgte bisher ein Kabelbruch dafür, dass wir sie manuell schließen mussten. Das geht inzwischen wieder mit dem handelsüblichen Funkschlüssel.
  • Das Putzzeug: Neuerdings haben wir eine Tasche im Kofferraum, in der das Putzzeug zugänglicher ist, als im Fach darunter.
  • Der Stadtplan: Selbst den alten zerfledderten Stadtplan haben meine Chefs gegen ein neues Exemplar ausgetauscht.
  • Der CD-Player: Musikhören ging in der 1925 fast gar nicht, da der CD-Player laufend Discs nicht angenommen hat, bzw. den Abspielvorgang unterbrochen. Das ist jetzt Vergangenheit.
  • Das Navi: Statt der bisherigen Navi-CD von 2006 ist jetzt immerhin eine von 2008 im Auto. Die kennt zwar immer noch nicht die Rudi-Dutschke-Straße, dafür aber wenigstens die Adresse vom Berghain.

Um es zusammenzufassen: Auch wenn unser Hausmechaniker sich diesbezüglich beschwert hat, und auch wenn einige unwichtige Sachen dabei waren: Meine Chefs haben es geschafft, ALLE mir bekannten Mängel des Fahrzeugs zu beheben, bzw. die Probleme zu lösen. Und sie haben sogar ein paar Punkte mehr umgesetzt. Da muss ich doch einfach mal danke sagen! (Hab ich natürlich auch schon!)

Ein paar tiefergehende Dinge hab ich nun nicht beurteilen können. Ist der Wackelkontakt bei der Fackel behoben und sind die rostigen Scheinwerferfassungen ausgetauscht? Wenn ich mir den Rest so ansehe, schätze ich, dass es so ist…

Werkstattmarathon

Mit meinem Auto ist es ja keine leichte Sache gerade. Die 1925 ist zur Generalüberholung wegen allerlei Kleinigkeiten und so manchem gröberen Schnitzer zur Behandlung bei diversen Blechdoktoren – und zu allem Überfluss hat dann natürlich die 5144 vorgestern bewiesen, dass sie nicht nur laut quietschen, sondern geradezu fauchen kann. Was insbesondere in Kundennähe für mich inakzeptabel ist. Ich hatte ja zuerst die Hoffnung, dass das Quietschen nicht so schlimm ist, und wollte es unbedingt meiner besseren Hälfte zur neutralen Beobachtung zeigen. Naja, die neutrale Beobachtung endete in einem Lachanfall… 🙁

Die Mängel an der 5144 nahm mein Chef natürlich nicht gerade mit Begeisterung auf, aber nachdem ich die Kiste am Mittwoch nach nur einer Tour (und dem Lachanfall) wieder abgestellt habe, bot er mir gleich einen Ersatzwagen für Donnerstag an. Da die 1925 aber bis heute, Freitag, schon wieder startklar sein sollte, hab ich gesagt, dass ich mir jetzt für einen Tag keinen neuen Wagen hole, sondern frei mache. Arbeite ich halt Sonntag statt Donnerstag! Falls das wer nicht nachvollziehen kann: Zur Firma fahren bedeutet für mich erstmal anderthalb bis zwei Stunden früheres Aufstehen, dazu muss man sich ja auch an jede Kiste erstmal gewöhnen. Zum einen wegen der technischen Umstellung, neue Kupplung, anderes Taxameter, und irgendwelche Macken hat ja jede Kiste 😉
Dann aber auch die ganze Innenausstattung. Meine Chefs machen das ja eigentlich ganz gut und vergeben die Autos meist wirklich fest an die Fahrer, sodass aber in den Autos meist auch die Ordnung der jeweiligen Fahrer vorherrscht. Wenn man dann aber erstmal zusehen muss, wo man das Portemonnaie unterbringt, weil sich da jetzt plötzlich die Ersatzsicherungen befinden, und dort wo man die Quittungen am liebsten hat, plötzlich ein Stapel Kreuzworträtsel liegt… man glaubt nicht, was manche Leute nicht aus dem Auto räumen…

Naja, und heute sollte es ja dann mit der 1925 auf Tour gehen. So der letzte Stand bis dato.

Und nun? Tja, die 1925 muss nochmal in die Werkstatt! Unter anderem die Kupplung wird jetzt auch noch ausgetauscht. Cheffe meinte dazu:

„Ist zwar teuer, aber uns reicht es jetzt! Der Wagen soll jetzt einfach mal wieder top in Ordnung sein!“

Danke.

Dass ich nun eigentlich gar keinen Wagen hätte, um die Wochenendschichten zu fahren, macht die Sache natürlich ein wenig unschöner. Aaaaaber: Es ist ja nicht so, dass man bei uns auch im Büro nicht nachdenkt, und so wurde die 5144 gestern schon repariert. Das dürfte meinen Tagfahrer zwar geärgert haben, denn der fährt nach Aussage der Kollegen jedes Auto, solange das Taxameter in Ordnung ist, aber mir soll es nur Recht sein.

Also kann ich heute (weiter) die 5144 fahren, mit neuen Bremsen und neuen Stabilisatoren, und dazu muss ich keinen Schlüssel irgendwo holen, und das Auto hat ja inzwischen bereits die Ordnung von mir und meinem Tagfahrer.

Der Termin für die Übernahme der 1925 ist inzwischen auf Dienstag verschoben, und bei allem, was da offenbar gemacht wurde, bin ich ja gespannt, ob ich das Autochen überhaupt noch wiedererkenne, wenn ich es dann sehe 🙂

Soll nochmal einer sagen, dass das alles einfach wäre.

Neues Auto, neues Glück?

Na, ganz so weit sind wir noch nicht. Wenn nicht aus irgendwelchen Werkstätten größere Horrormeldungen kommen, dann werde ich die 1925 ja noch ein Weilchen begleiten auf ihrem Weg zu den ewigen Parkplätzen. Diese Woche allerdings hab ich erst einmal Ersatz:

Genauso cool wie die 1925: 5144, Quelle: Sash

Genauso cool wie die 1925: 5144, Quelle: Sash

OK, hier sieht man nicht sonderlich viel 🙂

Ist im Grunde auch nicht wichtig: Das Auto ist im Wesentlichen baugleich mit meinem bisherigen. Die Unterschiede sind marginal. Von außen ist es lediglich weniger mitgenommen, wobei diesem hier zum Beispiel die Zierleiste an der hinteren rechten Tür fehlt. Naja. Immerhin hat dieses Gefährt schon ganze 357.000 km hinter sich – ist also wirklich noch mal 70.000 weiter als die 1925.

Und er fährt sich echt gut. Da fallen zwar sicher demnächst mal neue Stoßdämpfer oder dergleichen an, aber im Vergleich zur 1925 wirkt er doch sehr ausgeglichen. Hier und da merke ich allerdings, wie sehr kleine Details sich auswirken können. Während ich auf der einen Seite ein wenig das alte Funkmikro am Lenkrad vermisse, weil ich da gerne mit den Fingern dran rumgespielt habe, hab ich mir am Mikro dieses Wagens schon mehrfach beim Schalten fast die Finger gebrochen, weil es für meine Ansprüche ziemlich doof an der Mittelkonsole angebracht ist.

Interessant war auch, dass der Kollege, der das Auto sonst so fährt, die Stauräume so komplett anders nutzt als ich und mein Tagfahrer. Ich hab echt das halbe Auto umräumen müssen, um halbwegs klarzukommen. Und ihr glaubt gar nicht, wie einem so etwas simples wie ein Stifthalter fehlen kann! 🙁

Naja, meckern wäre aber unangebracht, schließlich wird es entsprechenden Kollegen in der 1925 auch nicht anders gehen.

Die 1925 werde ich laut meinem Chef „frühestens Mittwoch“ wiedersehen. Das heißt, mindestens dieses Wochenende haben wir die Kiste jetzt noch.
Im Übrigen hat das einen so gigantisch großen Vorteil: Der CD-Player tut! Fuck, was ist das eine Erlösung! Es macht doch einen enormen Unterschied, ob man selbst ausgewählte Musik einfach als mp3-CD mit 120 Titeln abends einlegt und morgens nach dreimaligem Durchlaufen im Shuffle-Modus wieder herausnimmt – oder ob man pro Schicht 5 mal halblebig versucht, die ersten 4 Tracks einer Audio-CD in Folge zu hören, was durch jeden Motorneustart unterbrochen wird, weil er die CD da wieder nicht erkennt – was bei mp3-CD’s ebenso wie im Shuffle-Modus permanent der Fall ist…

Ich muss es irgendwie hinkriegen, dass der CD-Player in der 1925 wieder in Ordnung kommt! Ist leider nicht so einfach wie sich das anhört…

Ja, Fazit?

Ich bin wirklich innerlich zerrissen. Ich bin froh, dass das Auto hier mal nicht all die Macken des „alten“ hat, andererseits sehe ich auch, dass ich durchaus eine Kiste brauchen könnte, die ich dauerhaft fahre, weil es so viele Kleinigkeiten sind, an die man sich gewöhnt. Ich teile mit meinem Tagfahrer nicht alle Ordnungsprinzipien im Auto – aber man gewöhnt sich daran, man stellt sich aufeinander ein. Dass ich in der Fahrertüre mein Portemonnaie habe, ist z.B. unwichtig, wenn der Tagfahrer da Zigaretten aufbewahrt. Wenn er dort das ganze Putzzeug unterbringt – am besten noch säuberlich sortiert – dann ist das natürlich blöd, weil ich es dann jedes Mal erst ausräumen muss. Deswegen freue ich mich durchaus drauf, bald wieder ein „dauerhaftes“ Auto zu bekommen.

Ewig wird das dieses Mal allerdings auch nicht halten, mein Chef hat mir bis spätestens Herbst einen neuen Tagfahrer und eine neue Ablöse versprochen. Aber ich denke, dazu schreibe ich was, wenn es soweit ist.

Jetzt freue ich mich erstmal auf das erste richtige Mai-Wochenende – also der Wochenendteil, der für mich Arbeit bedeutet! Schön warm scheint es bisher ja zu sein, dann hoffe ich mal, dass das auch für Kundschaft sorgt 😀

Auf Wiedersehen, Auto!

Die gute 1925 kommt zu Onkel Doktor, Quelle: Sash

Die gute 1925 kommt zu Onkel Doktor, Quelle: Sash

So wie auf dem Bild oben werde ich das Auto wohl (hoffentlich) niemals wiedersehen. Aber der finale Zündfunke wird es nicht gewesen sein, den die Kiste irgendwann gestern getan hat, meine Chefs haben beschlossen, die Kiste noch einmal komplett zu sanieren. Nun mag so mancher lästern, dass das bei einem Opel mit inzwischen 284.000 km nicht mehr viel bringt, aber das Ersatzfahrzeug, immerhin schon 70.000 km weiter, belehrte auch mich eines besseren.
Bei all den Schrammen sollte man ja auch die guten Seiten nicht vergessen. Ich hab meinem Chef eine (gar nicht so kurze) Mängelliste erstellt. Darauf finden sich auch Kleinigkeiten, wie zum Beispiel dass die Scheibenwischer schmieren.
Mit meinem Tagfahrer gab es folgenden kurzen Dialog:

„Sach mal, die Scheibenwischer… die hast du auch nicht derletzt gewechselt, oder? Die haben wir schon ziemlich lange.“

„Ja, sind die ersten…“

Ich wiederhole: 284.000 km!
Ich meine, der hat schon das zweite Getriebe und mindestens die dritte Stoßstange 🙂

So, und jetzt bin ich das erste Mal ernsthaft in einem anderen Auto unterwegs. Aber dazu später mehr…

Umwelt-Taxen

In den Kommentaren zu meiner Frage nach dem Sinn und Unsinn von Hummer-Fahrzeugen als Taxi ging es mehr oder weniger hoch her. Olli hat z.B. als Verfechter großer und luxuriöser Taxen gemeint:

Ein Taxifahrer als Umweltaktivist passt eben genau so wenig, wie ein Zigarettenhersteller als Unterstützer des Nichtraucherschutzgesetzes!

Diesem konkreten Vorwurf habe ich dann doch einiges entgegenzusetzen. Ich habe mich zu Beginn, als ich anfing mit Taxifahren, auch gefragt, ob sich das mit meinem Anspruch an Naturschutz und ökologisch durchdachte Lebensweise decken kann. Ich setze meine Ansprüche an mich selbst zwar so oder so leider nicht konsequent in allen Details um, aber mich hat der Gedanke gestört, nun die Ölindustrie zu stützen, die Automobilindustrie, etc.

Ganz ehrlich: Über ein für jeden Zivilisationsfreund hinausgehendes Maß tue ich das nicht. Unter der Annahme, dass ein öffentlicher Personennahverkehr auch eine Individualausführung besitzen muss, ist es eigentlich gar nicht so verkehrt, Taxi zu fahren.

Den Sinn des Gewerbes zweifel ich nicht ernsthaft an. Klar, in meiner Jugend hätte ich auch gedacht, Taxen seien nur was für Snobs und Besserverdienende, aber mein Alltag zeigt mir, dass wir tatsächlich öfter gebraucht werden. Und zwar nicht nur von Bequemlichkeitsjunkies oder selbstverschuldet im Drogenrausch gelandeten Spinnern. Die alte Oma beim wöchentlichen Einkauf, der Nachtschichtler mit beschissenem sonstigen ÖPNV-Anschluss, die nur so halbwegs kranke Mutter auf dem Weg zum Arzt oder jeder Teil der Restbevölkerung bei einem Bahnstreik: Dass es Taxen gibt, macht irgendwann mal für fast jeden Menschen Sinn.

Natürlich wirkt es in erster Linie einmal unsinnig, dass wir Fahrer die ganze Zeit in der Stadt umherfahren, um Kunden zu finden. Was für eine Spritverschwendung!
Das stimmt zum Teil, auf der anderen Seite stehen wir meist mehr als dass wir fahren (wenn wir nicht besetzt sind). Wer jetzt aber unbedacht die vielen Liter Sprit hochrechnet, die grundlos verbrannt in die Atmosphäre geblasen werden, muss im Gegenzug auch darüber nachdenken, dass es tatsächlich Leute gibt, die dank der Verfügbarkeit von Taxen kein eigenes Auto unterhalten (müssen). Und so lange man ein eigenes Auto nicht jeden Tag für die Fahrt zur Arbeit braucht, rechnet sich das durchaus manchmal. Ich hatte schon Kunden, die mir gesagt haben, sie sparen sich inzwischen das Auto und fahren dafür ein paar Mal im Monat mit dem Taxi heim, wenn sie unterwegs waren.

Autofahren ist natürlich nie „gut“ für die Umwelt. Aber gerade die Leute, die auf die Anschaffung eines Autos verzichten, sind letztlich die, die sich – natürlich auch weil Taxen teuer sind – nur bei einem tatsächlichen Notfall (=notwendiger Fall) dafür entscheiden, Auto zu fahren. Gerade in einer vom öffentlichen Nahverkehr gut erschlossenen Großstadt wie Berlin schließen Taxen die letzte Lücke, um ein persönlich autofreies Leben zu ermöglichen. Mache ich zum Beispiel ja auch so. Ich hab nur das Glück, dank meines Jobs fürs gelegentliche Taxi vom Ikea nach Hause nix zu zahlen, weil ich es selber fahren kann.

Von den Kunden richtig genutzt ersparen Taxen die Produktion von Autos, deren Unterhalt und wahrscheinlich sogar eine Menge Sprit, weil wir durchschnittlich weniger „unsinnige“ Leerkilometer fahren, da wir oftmals nach der Tour weitere Kunden in der Umgebung aufnehmen, während man privat ja immer z.B. nach Hause fährt.

Zugegeben: Taxen umgibt immer noch diese Aura des unbezahlbaren Luxus, der eigentlich gemacht ist für die Geschäftsmänner, die den Fuffi auch noch schnell mit auf die Rechnung des Millionendeals aufschlagen.
Tatsächlich sind wir längst Massendienstleister. Wer ein Taxi nutzt, wenn es nötig ist, vielleicht sogar mal nicht nur alleine, der gönnt sich im Prinzip wesentlich weniger Luxus als derjenige, der sich für ein paar wenige Fahrten ein Auto anschafft.
Wenn man es mal veranschaulichen will: Was ist Taxifahren anderes als Car-Sharing mit Fahrpersonal?

Dass die Kunden natürlich angemessen transportiert werden sollen, steht außer Frage. Und ob man persönlich den Luxus höher wertet als die Umweltfreundlichkeit, das bleibt (leider?) den Kunden überlassen.
Natürlich muss man als Fahrer in dem Wagen bequem sitzen und seine Arbeit vernünftig erfüllen können, und natürlich sollten die Kunden auch entsprechend der aktuellen Mögichkeiten sicher sein. Tatsächlich aber erfüllen alle Anforderungen an einen vernünftigen Taxenverkehr sowohl mein Opel Zafira, der Dacia vom Taxiblogger, Klaus und Torstens E-Klassen sowie der Hummer mit dem mir noch unbekannten Fahrer.

Die Erwartungshaltung der Kunden ist letztlich aber sowohl der individuelle Grund zur Taxenwahl am Stand, als auch (wenn sich beispielsweise bestimmte Autotypen als zu unbeliebt erweisen würden) für die Anschaffungen der Betriebe.
Was den meisten Kunden nicht bewusst ist: Taxifahren ist nicht so teuer, weil man dann endlich mal in einem Mercedes mitfahren kann – Taxifahren ist in erster Linie teuer, weil man einen Fahrer dazu bekommt, der seinen Lebensunterhalt mit diesem Job verdient. Bei einer normalen Taxifahrt kostet alleine der Fahrer etwa die Hälfte, wenn nicht mehr. Wenn man dann die Unterhaltskosten und die Firmenkosten dazuzählt, stellt man fest, dass ein Auto mit Fahrer eben seinen Preis hat, und man nicht teuer für den Weg bezahlt, weil da jemand einen besonderen Luxus anbieten will – die Unterschiede zwischen den Autos würden den Tarif nicht groß verändern.

Mein Chef vertritt die Meinung, im Grunde seien die Taxen fast allesamt übermotorisiert. Er schafft eigentlich nur noch Opel und VW neu an, und ich finde seine Einstellung diesbezüglich sehr lobenswert. Denn es ist natürlich ein (vielleicht kleiner) Beitrag zum Umweltschutz, auf die ganz großen Kisten zu verzichten. Egal, ob das privat oder geschäftlich ist.

Ergo: Taxen können gerade aus Umweltschutzgründen ein sinniges Angebot sein. Ob das aber so ist, liegt letztlich auch am Kunden.

Olli darf meinetwegen gerne weiter mit dem Hummer fahren. Wenn ihm der Luxus so wichtig ist, dann ist das sein gutes Recht. Die Frage, ob Taxifahren umweltfreundlicher sein kann, berührt das indes nicht. Das hat man als Kunde selbst in der Hand, denn wir Taxifahrer fahren ja nicht grundlos durch die Gegend. Wir tun es für unsere Fahrgäste, und zwar letztlich genau so wie sie es wollen.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Wie lange muss man als Taxifahrer arbeiten? (1)

Diese Frage bekomme ich (selten in den Kommentaren, öfter per Mail) immer wieder, gerade von P-Schein-Aspiranten, gestellt. Bisher konnte ich mich noch nie dazu durchringen, die einzig klare Antwort darauf zu geben:

„Bis zur Rente, und am Besten noch ein Bisschen länger…“

Nein, die Frage bezieht sich natürlich auf die tägliche, wöchentliche, monatliche Arbeitszeit. Ich verstehe die Frage schon sehr gut, denn falls man irgendwoher den Verdienst zu kennen glaubt, ist die nächstwichtige Frage bei einer Lohnarbeit natürlich, wie lange man dafür arbeiten muss.

Nun ist das Taxigewerbe aber leider – zumindest hier in Berlin – sehr arbeitnehmerfreundlich im Bezug auf die Rechte. Da nämlich so gut wie jedes Unternehmen Fahrer sucht, sollte sich immer auch eines finden lassen, das die gewünschten Arbeitszeiten zulässt. Aber da das alles ja noch nicht viel bedeutet, will ich mal eine kleine wöchentliche Serie starten über mich und ein paar Kollegen und unsere Arbeitszeiten. „Kollegen“ ist hier aber nicht so zu verstehen, dass sie alle beim selben Arbeitgeber beschäftigt sind. Das wird man auch merken. Aber ich erzähle hier gerne ewig lange von mir, und dabei bin ich ja nur ein minimaler Ausschnitt aus dem Gewerbe, noch dazu mit einem alles andere als durchschnittlichen Profil. Im Laufe der jetzt fast zweieinhalb Jahre habe ich einige Kollegen kennengelernt und mich mit ihnen natürlich auch über den Job unterhalten. Gefühlt bin ich dabei vom einen Extrem bis zum anderen allen möglichen interessanten Menschen begegnet. Um also mal einen Blick über den Tellerrand zu gewähren, werde ich ab jetzt ein paar Wochen lang Freitags – wenn „normale“ Menschen dem Wochenende entgegenfiebern, etwas über einen Taxifahrer und seine Arbeitszeit schreiben.

Zur ersten Ausgabe fange ich natürlich mit mir selbst an.

Über mein Leben wisst ihr schon einiges. Dank der unregelmäßigen Schlafgewohnheiten meiner besseren Hälfte habe ich schon viele Versuche hinter mir, mal so und mal so zu arbeiten. Zwei Dinge standen dabei natürlich immer fest:

1. Nachts

2. Nicht zu viel

Ja, ich liebe meine Arbeit wirklich, und ich habe einen sehr sehr sehr liberalen Chef. Beziehungsweise gleich zwei davon. Auf die Nachtschicht bin ich zwar gerade mehr oder minder festgenagelt, aber das durchaus freiwillig. Ich will ums Verrecken nicht bei normalem Verkehr durch Berlin schleichen müssen und ich mag meine oftmals verpeilte Kundschaft sehr.

Ich habe in den mehr als zwei Jahren einfach festgestellt, dass ich es schlicht nicht schaffe, mal eben 60 Stunden die Woche runterzureissen. Mir kommen oft (in meinen Augen) wichtige Dinge dazwischen, und so wie ich es jetzt betreibe, kostet mich auch das Schreiben und das Arbeiten an meinen Pages einige Zeit. Geld verdiene ich zwar nach wie vor fast nur im Taxi, aber auf mehr als 36 bis 40 Stunden hab ich es längerfristig pro Woche nie geschafft. Derzeit bin ich fest entschlossen, diese Zeit beizubehalten, und zumindest die 36 Stunden pro Woche runterzurocken – allerdings verteilt auf nur 4 Tage. Derzeit bin ich also nur von Mittwoch bis Samstag unterwegs, dafür von etwa 19 bis 4 Uhr unter der Woche, am Wochenende sind eigentlich nach wie vor 12 Stunden (19 bis 7 Uhr) geplant. Die Ausfälle in Form wichtiger Pausen und anderer Beschäftigungen ergeben dann die normale Arbeitszeit.

Aber das ist seit 2 Monaten so. Ich hab schon eine Menge anderer Modelle probiert und ich hoffe jedes Mal wieder, dass jetzt das Richtige gefunden ist 😉