„Lohnt sich …“

Ich denke, ich brauche hier nicht all die Artikel meinerseits verlinken, in denen es darum geht, dass die Fahrgäste mir hohe Trinkgelder versprochen haben, die sich dann am Ende als bestenfalls unterdurchschnittlich erwiesen haben. Das ist natürlich kein Naturgesetz, aber immerhin so häufig, dass ich solche Ankündigungen inzwischen einfach überhöre. Bringt ja nix, sich auf was zu freuen, was eventuell nicht eintritt.

Und nun hatte ich zwei junge Leute, ganz offensichtlich mit dem Partyeinkauf für die Silvesternacht bepackt. Der Weg war erwartungsgemäß kurz, die wenigsten kaufen irgendwo weit weg von Zuhause ein. Unterwegs fiel dann der Satz „Keine Sorge, lohnt sich für dich!“. Ich hätte es wirklich vergessen, hätte die Anweisung bei der Bezahlung nicht gelautet:

„Und den Rest behältste für Dich, ok?“

Amtliche Ansage für einen Zwanni bei 6,50€ auf der Uhr! 🙂

Weihnachtsstimmungen

Ein Fahrgast tritt am Bahnhof an die Tür, wir signalisieren uns durch ein Nicken, dass wir beide zu der Gattung Mensch gehören, die wissen, dass das jetzt die Durchführung einer Dienstleistung wird. Er fragte schweigend, ob ich ihn mitnehme, ich antwortete schweigend, dass ich das gerne tue. Da er auf die Beifahrertür zusteuert, beginne ich den Sitz dort aus der vordersten Position zurückzustellen. Er winkt ab und geht zur hinteren Tür:

„Lass mal, ich steig hinten ein. Da hab ich mehr Platz mit all den Taschen. Blöde Weihnachtsgeschenke, braucht kein Schwein, so’n Scheiß!“

Oh, also einer dieser ganz dankbaren Gesellen, die jeder so gerne an den Feiertagen mit am Tisch sitzen hat.

Und sieh an: Niedrigstes Trinkgeld der Schicht …

Überraschende Anfragen

Ich saß am Bahnhof im Auto. Gut, ich hab bei Twitter gelesen, aber die Fackel war an.

„Entschuldigung, eine Frage …“

„Ja?“

„Können wir mitfahren?“

Ich weiß, dass es fies wirkt, sowas lustig zu finden. Aber was bitte hätte ich außer „Ja“ antworten sollen? Also mal abgesehen von der kleinen Wahrscheinlichkeit, dass ich bestellt war und vergessen hab, die Fackel auszumachen, gerne zufällig am Freitagabend am Bahnhof rumlungere oder beschlossen habe, dass ich gerne wildfremde Leute erschrecke, indem ich so tue, als sei ich Taxifahrer, in Wirklichkeit aber ein Scare-Prank-Youtuber bin?

Als ob die Frage, ob ich frei bin, schon an Absurdität eingebüßt hätte. Und selbst für die hatte ich vor Jahren schon haufenweise Ersatzkandidaten!

Aber bleiben wir bei der Wahrheit: Kaum, dass ich die Frage schnippisch bejaht hatte, fand sich bereits ein Mitreisender, der sich deswegen kaputt gelacht hat. 😉

Begegnungen …

Ich stand am Bahnhof, obwohl die letzte Bahn raus war. Ich wollte nur kurz gucken, ob noch jemand übrig geblieben ist oder verspätet mit der Tram ankommt. Aber nix. Der einzige Typ im ganzen Umkreis war ein Flaschensammler, der die Mülleimer durchsah. Ich erinnerte mich darauf hin daran, dass ich noch eine kleine, aber immerhin 25 Cent bringende Eistee-Flasche im Handschuhfach hatte. Ich wollte sie ihm gleich in die Hand drücken, aber seine Runde führte ihn erst einmal weiter um den Bahnhof. Als er am Ende am Mülleimer vor dem Taxistand ankam, hab ich sie ihm angeboten und er fragte verwundert, ob ich die wirklich nicht haben wolle.

„Nee, hab genug Pfand zuhause …“

Was inzwischen sogar fast übertrieben ist. Aber ja, man bringt ja ständig was weg. Gerade, wenn man renoviert und in Erwartung des ersten Kindes die Wohnung ausmistet.

Während ich erst dachte, dass es das jetzt gewesen sei, drehte er sich um und sagte mir, dass die letzte Bahn raus sei und hier wohl kaum was zu holen sei. Er hätte schon bemerkt, dass trotz der ungleichen Berufe ein Zusammenhang bestehe zwischen guten Umsätzen im Taxigewerbe und bei ihm.

„Wissense, Sie bloggen ja nicht – aber ich lese viel, auch Taxiblogs.“

„Was lesen Sie denn da genau?“

„Also hier aus Berlin zwei. Einmal ‚Gestern Nacht im Taxi‘, Sascha Bors, der …“

„Und da haben Sie nicht bemerkt, dass ich das bin, ja?“

Kurzum: Wir haben uns noch fast eine halbe Stunde über alles mögliche unterhalten. Und neben vielem wesentlich wichtigerem hab ich mitgenommen, dass ich – inzwischen mit Vollbart und Brille – vielleicht mal das Profilfoto ändern sollte. 😉

PS: Lieber Aro, bei Dir, bei berlinstreet.de liest der nette Mensch auch mit!

In eigener Sache: Patreon! \o/

Nach über sieben Jahren GNIT mit über 3.300 Artikeln (insgesamt blogge ich ja schon gigantomanische 12 Jahre) hab ich immer noch keinen Bock aufzuhören! \o/
Im Gegenteil, ich will eigentlich sogar mal wieder ein bisschen mehr schreiben und hab zumindest mal schon eine Idee für ein neues Projekt hier in diesem Internet. Allerdings ist das mit der Finanzierung nach wie vor so eine Sache von unbeständiger Kleingärtnerei. Das ist kein Weltuntergang, aber ich setze jetzt mal drauf, dass Ihr als mindestens beste Leser der Welt verstehen könnt, dass ich mir da mittelfristig eine Verbesserung wünsche. 😉

Nun passen zwei Dinge bisher hier recht gut zusammen und das seid zum einen Ihr als beste Leser und zum anderen mein Interesse daran, dass meine Blogs nicht hinter einer Paywall oder – noch schlimmer – einer zentimeterdicken Werbebannerschicht verschwinden. Deswegen habe ich mich (nachdem Flattr über die Jahre eher versandet ist) bei Patreon angemeldet und würde all die, die sonst eher Geburtstagsgeschenke schicken oder Trinkgelder spenden, mal bitten, dort vorbeizuschauen und sich zu überlegen, ob sie vielleicht einen Euro/Dollar im Monat für meine Blogs und vielleicht sogar auch für andere springen lassen würden.

Unter deutschen Bloggern ist Patreon noch nicht arg weit verbreitet, aber das kann man ja ändern … also meldet Euch mal, falls ihr schon ein Projekt dort habt!

SASHS PATREON-SEITE

PS: Wer selber Blogger/Podcaster oder sonstwie auch als „Creator“ an Patreon interessiert ist: Lasst Euch von mir einladen, das bringt mir dann noch mehr als einen Euro. 😉

Echt bitter nötige Ersatz-Party

Ich fahre oft Menschen zum Feiern, die meisten davon allerdings eher mit guter Laune. Natürlich sind ein paar mal müde und manche kommen nur des Freundes wegen mit, aber es geht noch wesentlich schlimmer. So hab ich am Freitag eine Frau zur betrieblichen Weihnachtsfeier gefahren. Soweit normal. Bitter war, dass sie da drei Stunden vorher schon war. Und verlassen hatte sie die Feier nur, weil sie … Geburtstag feiern wollte mit ihren Freunden. Die am Ende allesamt ohne Ausnahme nicht aufgetaucht sind.

🙁

Ich fand’s schon stark, dass sie nicht geheult hat. Weiß nicht, wie meine Laune da gewesen wäre.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Der arroganteste Satz des Jahres 2017

Mein Kunde war ein Angeber. Im Wesentlichen hat er mir vorgejammert, wie schlimm es ist, dass sein teures Auto gerade in der Werkstatt ist. Was ich sehr gut verstehen kann, welcher Autofahrer hat schon gerne Reparaturen? Ich hab auch viel über die Umstände erfahren, noch mehr allerdings über den Preis. 200.000€! Immer wieder. Das allerdings hat mir nicht wirklich imponiert. Da draußen sind viele Leute jenseits meiner Gehaltsklasse unterwegs und ein paar von denen stehen auf Autos.  So what?

Im Grunde war der Typ sogar in Anflügen sympathisch, weil er oft betonte, dass das halt sein teures Hobby sei, aber sonst gönne er allen ihr Zeug und zwischendrin hab ich ziemlich bedauert, ihm nicht 80€ Festpreis für die innerstädtische Fahrt angeboten zu haben, denn auf irgendwas zwischen 60 und 150 hatte er sie eh geschätzt.

Wirklich überrascht war ich, dass er neben dem Gejammer über seine Kiste lobende Worte für mein Taxi loswurde:

„Aber der is‘ ja auch mal extrem gechillt. Was fahr’n wir’n?“

„Opel Zafira.“

„Nee, echt angenehm, ganz ehrlich, muss ich so sagen!“

Und so zog sich das durch. Er hat zwar fortwährend Dinge bejammert, die hier keine 0,5% der Bevölkerung beschäftigen, aber weitgehend ohne irgendwie „von oben herab“ zu sein. Aber bezüglich meines Autos ergab sich dann dieser goldwerte Dialog:

„Ich bin auch zufrieden mit dem Wagen. Natürlich spielt er nicht in der 200.000€-Klasse mit – um ehrlich zu sein: Wir reden hier eher über 20.000.“

„Echt jetzt? Ich wusste gar nicht, dass es Autos für 20.000 gibt.“

Ich würde sagen: Das ist schwer zu toppen. 😉

Ach ja, nur noch kurz das Ende vom Lied: Der Fahrpreis blieb 25% unter seiner niedrigsten Schätzung und das Trinkgeld betrug weniger als 10% …