Ach, Fuck!

Ich hab eine Kundin an einem der Oktoberfeste eingeladen. Die Zieladresse war schnell klar und sie hat auch nicht gestört, dass mir ihre Straße zunächst nix gesagt hat. Aber die Richtung war eben auch schnell ermittelt und die Fahrt damit kein Problem. Wie eigentlich fast alle. Da sie im Dirndl sichtbar vom Fest kam, hab ich eher rhetorisch gefragt, ob sie einen guten Abend gehabt hätte.

Als sie nur mit „naja“ geantwortet hat, hab ich mir noch nix gedacht. Kann ja alles überall mal so mittel sein. Aber bereits auf die Nachfrage, ob sie Stress gehabt hätte, hat sie wortkarg angemerkt, dass da halt eine Menge „komische Typen“ gewesen seien. Ich hab versucht, das nicht unsensibel anzugehen und vermutend angemerkt:

„Lassen Sie mich raten: Alle besoffen …“

„Ja, ja, das auch …“

Mir war schnell klar, dass sie mir nix näheres sagen wollte. Aber sicher, ich bin halt auch nur so ein x-beliebiger Kerl an dem Abend gewesen. Doch in Gedanken hab ich sie zum Hashtag #metoo twittern sehen und mir hat das unendlich wehgetan. Sie hat sich dann auch offensichtlich bewusst nicht bis zur (nie näher definierten) Haustüre bringen, sondern mich zwei Kreuzungen vorher stoppen lassen.

Ich verstehe das, aber ich hätte ihr gerne ein wenig mehr den Glauben in die Menschheit zurückgeben wollen.

3 Kommentare bis “Ach, Fuck!”

  1. Michael sagt:

    Das schlimme ist ja, dass das was du als ein ‚wenig mehr Glauben an die Menschheit zurueckgeben“ bezeichnest, nur das „normale Verhalten“ ist. Das was (hoffentlich) 90+x% der Menschen machen, ohne dabei aus der Masse rauszustechen. Man verzeihe mir den hinkenden Vergleich, aber halt eben auch nur so, wie der normale Einkauf ablaeuft: ich geh rein, hol meine Sachen, geh an die Kasse, bezahl, bekomm korrektes Wechselgeld.
    Alles was du ihr zeigen haettest koennen waere eben, dass nicht alle Maenner Arschloecher sind – das ist aber eh klar. Das herausragende hier waere gewesen, wenn einer eben den Kerlen auf dem Fest einhalt geboten haette. Leider war da offensichtlich auch keiner.

  2. Julia sagt:

    Das fällt nach so einem Erlebnis wirklich schwer. Mir wurde von einem Taxifahrer schon die Handynummer aufgedrängt, es wurde klar gefragt in welchem Stock ich denn nun wohnen würde, anzügliche Einladungen ausgesprochen, nach dem Freund gefragt, mein Aussehen kommentiert usw usf. Ein Busfahrer wollte mich einmal mit zu sich nehmen, er hätte eine thailändische Ehefrau, die würde aber nur für ihn kochen, für weitere Bedürfnisse hätte er weitere Frauen *zwinkerzwinker*. Ich war alleine in seinem Bus, es war Sonntag morgen um 7 Uhr und er ist von der normalen Busstrecke abgewichen. Ich war einfach nur froh, dass er mich irgendwann hat aussteigen lassen.
    Eine Taxifahrt alleine hat für mich immer ein Gefühl des Ausgeliefert seins. Männer, die in solchen Situationen nach meinen Erlebnissen fragen, wollen meist nichts gutes. Das ist meine Erfahrung. Nicht alle sind so, natürlich nicht. Ich höre deswegen auch nicht auf, mit Taxi- oder Busfahrern zu sprechen. Aber ein gutes, sicheres Gefühl dabei? Nein, das habe ich nicht mehr.
    Und daran kann auch ein einzelner Taxifahrer, so gut auch seine Absichten sein mögen, nichts mehr ändern.

  3. Sash sagt:

    @Michael:
    Du hast recht. Aber ich hab schon so oft gehört, wie wenig „normal“ das dann halt doch ist. Deswegen hab ich’s dieses Mal so geschrieben.

    @Julia:
    Ich weiß. Und so lange die Welt so ist, ist es vielleicht auch der falsche Anspruch, da „ein gutes Gefühl“ geben zu wollen, weil es halt auch irgendwie „falsche Sicherheit“ vermittelt. Mir bleibt auch nur die persönliche Distanzierung von all den Arschlöchern und ggf. halt der Versuch, solche Situationen nicht schlechter zu machen, als sie sind. Und zu hoffen, dass das hier und da gelingt.

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