„Geht das mit der Tasche so oder soll die in den Kofferraum?“
„Ähm, ich hätte erst eine Frage.“
„Auch ok.“
„Würden wir es schaffen, um 23:20 Uhr einen Zug in Königs Wusterhausen zu erreichen?“
„Ja. Das klappt.“
„Sagen Sie mal, wie viel das etwa kosten würde. Ich hab nicht mehr so viel Geld …“
„Ich sag jetzt mal 60€.“
„Hmm, hmm. Ich hab hier 50. Warten Sie mal, ich sehe mal nach, ob ich noch irgendwo Kleingeld … oh, ähm, also 50€ und 50ct.“
„Wenn Sie’s eilig haben, kriegen wir das auch für 50 hin.“
Da denkt man einmal vorher daran, dass 50 inzwischen etwas knapp sind, und dann sowas! Aber es war trotzdem die beste Tour, die in dieser Stunde anfallen konnte. Und nett war sie noch dazu. Etwas unglücklich war lediglich die Sache mit dem Navi, denn das war natürlich auf die kürzeste Route gestellt und hat mich zwischendrin mit einer Ankunftszeit von 23:31 Uhr „etwas“ erschreckt. Aber abgesehen davon, dass der Zug doch erst um halb fuhr, hatte ich in der verschneiten Brandenburger Wildnis die Möglichkeit, zwischenzeitlich in den Colin-McRae-Modus zu schalten und die Ansage 23:20 Uhr auf die Minute einzuhalten.
Und zack, wieder ein zufriedener Kunde mehr! 😀
colin-mcrae-modus … danke fürs kopfkino, ich seh dich grad mit gekonntem 180°-handbremsdrift in die dortige taxibucht einschwenken, die tür geht auf, fahrgast fällt kotzend neben dir auf die knie 😀 „War das schnell genug für sie?“ – „äh … uärgs … ja, danke“
Was ich nicht verstanden habe: Warum reichen 50 €, wenn sie es eilig hat? Oder war das dann nur der gesichtswahrende Spruch, weil 50 halt auch sowieso, wenn auch knapp, gereicht hätte?
Wenn, dann müsste eilig doch mehr kosten, wenn dann nicht die kürzeste, sondern eine schnellere Route gefahren wird?
Oder versteh ich alles komplett falsch, und du bist tatsächlich die kürzeste Route gefahren, nur halt „sehr zügig“? Und billiger war es dann, weil zwar gleich viel Kilometer aber weniger Arbeitszeit (und mehr Spaß) als normal?
Fragen über Fragen… Sorry, aber ich bin tatsächlich leicht verwirrt.
@Marco: ich versuchs mal halbwegs zu klären:
Die Antwort auf einige deiner Fragen ist das Pflichtfahrgebiet, bzw., dass KW außerhalb dessen liegt.
Preise sind dadurch Verhandlungssache und nicht vom Taxameter abhängig. Dadurch: genaue Fahrtlänge in km quasi egal.
Die Fahrtzeit ist sowieso in Berlin (zumindest nachts) egal, weil das einzig zeitbasierte am Preis längere Wartezeiten sind (über 1 Minute stehen), also zählt (dann) allein die Fahrtstrecke; aber wie gesagt: hier nicht, wegen Fahrt nach außerhalb des Pflichtfahrgebiets.
Natürlich ist das mit dem Verhandlungspreis so eine Sache, im Normalfall liegt der Preis bei mindestens dem zu erwartenden Kilometerpreis, plus x, weil außerhalb des Pflichtfahrgebietes keine neuen Kunden geladen werden dürfen, also ein Teil der Strecke garantiert leer zurück gefahren wird. Wie viel Reserve da in den 60 Euro lag, oder ob die Fahrt mit 50 Euro unter Taxameter war, oder noch passend (mit x gegen 0), muss Sash dann sagen. 🙂
Meine Vermutung wäre: 60€ wär für die Fahrt angemessen gewesen, 50€ war Schmerzgrenze. Wenns nicht eilig gewesen wäre hätte Sash vorgeschlagen, auf dem Weg noch an ner Bank zu halten. Da ihm aber klar war, dass das bei der Fahrt nicht funktionieren wird, hat er sich mal lieber für „50€ haben“ entschieden.
tja, so ist taxifahren halt auch angewandte geometrie.
servus,
werner aus der hochsteiermark
@mm: Freie Verhandelbarkeit außerhalb des Pflichtfahrtgebiets war mir klar. Aber eben nicht, warum (wenn’s denn so ist) bei eiligen Kunden ein geringerer frei verhandelter Preis OK ist als bei nicht eiligen.
@sarc: Das kann natürlich sein.
@SaltyCat:
Naja, ganz so wild war’s natürlich nicht. Aber mit Schneeglätte kommen da schon lustige Situationen zustande. 😉
@Marco, @sarc und co.:
Die Sache ist die: Ich hab für KW bisher immer 50€ genommen. Ist langsam (Inflation und so) aber eben eher ein kunden- anstatt fahrerfreundlicher Preis. Aber Eile und nicht verfügbares Geld bedeutet eben rumverhandeln und andere Fahrer fragen ohne Zeit dafür zu haben. Natürlich hätte ich eher noch einen Aufpreis verlangen sollen – aber ich hab da diesen Brainbug, der mich glauben macht, dass auch die Interessen anderer Menschen irgendwie berechtigt sein könnten. Und mir war klar, dass entweder er nicht rechtzeitig jemanden findet, der ihn für sein Budget ans Ziel bringt, noch ich irgendwas besseres finden würde als die Fahrt, auch wenn ich normalerweise mehr davon erwartet hätte.
Klassischer Fall vom Spatz in der Hand.
@Sash:
„colin-mcrae-modus“? Und der Fahrgast auf dem Beifahrersitz liest die Streckenkarte und sagt Dir den Gang und die Kurvenlage an? Stelle ich mir sehr lustig vor… 😀
[Zumal ich mal eine Pseudo-Doku gesehen habe, wo ein Ralley-Fahrer genau DAS mit einem Reporter gemacht hat, was dann im Graben endete, weil der Reporter nicht in der für den Fahrer korrekten Geschwindigkeit vorgelesen hat.]
@Sash: Alles klar, so rum wird ein Schuh draus.
Und ich empfinde das keineswegs als Brainbug, sondern menschlich und im Ergebnis wahrscheinlich auch aus ökonomischer/unternehmerischer Sicht sinnvoll, auch dem Gegenüber schützenswerte Interessen zuzubilligen.
@gedankenknick:
Das wäre mal eine Idee. Wobei das ja fast schon an die Fahrer erinnert, die den Kunden das Navi reichen. Wobei ich das nur vom Hörensagen kenne.
@Marco:
Da hast Du natürlich recht. Scheint halt nicht bei allen so zu sein. 🙁
Sash, welche Strecke fährst du raus nach KW? Übers Adlergestell oder über die A113?
Ich wohne da draußen in der Wildnis 😉 und bin immer am hin und her überlegen welche Route ich nehmen soll.
@Martin:
Ich bin dieses Mal übers Adlergestell, was aber eher eine Navi-Entscheidung war. Die A113 ist schneller, die andere Strecke kürzer. Kommt aber immer auf den genauen Punkt an. Ich bin eher kein Profi für „da draußen“, sorry. 😉
achso dann war KW ein Festpreis sozusagen und nicht nach Taxameter gefahren ….
hatte auch darüber gegrübelt