Fahrten, die ich nicht verstehe

Natürlich: Wenn ich als Taxifahrer eine Tour fahre, bin ich in diesem Moment genau eines auf dieser Welt ganz sicher nicht: Der Fahrgast auf dieser Tour. Und da man andere Menschen nicht immer versteht, kommt es eben auch vor, dass ich manche Fahrgäste und ihre Wünsche nicht verstehe.

Im Gegensatz zu so manchen Kollegen stimme ich dieses Lied nun ja auch wirklich nicht bei jeder kurzen Strecke an. Natürlich wird ein Koffer auch nach den ersten 800 Metern schon mal unnötig schwer und manche ganz besonderen drei Minuten sind dann eben auch mal schnell fünf Euro wert. Ich stimme zwar einem Kollegen zu, der bei solchen Touren gerne sagt, er wäre dafür zu geizig; aber wirkliches Unverständnis sieht anders aus.

Heute hatte ich dann (natürlich nicht zum ersten Mal) einen solchen Fall: Zwei junge Leute, noch nicht einmal am Ende ihres Abends, aber vorerst mit zu müden Füßen. Vom Ostbahnhof zur Warschauer Straße. Gut, die Bahn fuhr nicht mehr, das passiert. Und es sind immerhin auch anderthalb Kilometer, die will man dann nicht laufen, schon klar. Kurz bevor ich sie dann – nach nochmaliger Nachfrage – tatsächlich am U-Bahnhof rausgelassen habe, berichteten sie mir, dass sie dann noch zum Cassiopeia weiter wollten. Das sind noch einmal lockere 700 Meter mehr.

Und ja: Natürlich kann man das laufen. Ich will’s auch niemandem ausreden, Himmel nein! Aber wieso man wirklich sackteure 6,90 € für ein Taxi ausgibt und dann noch ein Drittel des Weges läuft, anstatt für 8,30 € bis vor die Tür zu fahren … nee, ehrlich!

Natürlich: Noch eine Kippe rauchen, frische Luft schnappen, nochmal reihern, was zu essen holen, das Geld ist knapp – es gibt eine Menge Gründe, früher auszusteigen. Ich trauere dem Rest der Fahrt jetzt auch nicht nach. Aber mit der Begründung „die Füße sind müde“ verstehe ich das nicht. *kopfschüttel*

13 Kommentare bis “Fahrten, die ich nicht verstehe”

  1. Leseratte sagt:

    Eine zweitausend Jahre alte Weisheit lautet:

    ‚Die Wirklichkeit ist komplizierter als wir glauben.
    Wenn wir sie unbedingt verstehen wollen, ernten wir nur Verzweiflung‘.

  2. Daniel sagt:

    Vielleicht wollten sie einfach die Strecke laufen, die sie auch gelaufen wären, wenn die Bahn gefahren wäre? Manche Menschen sind halt nicht so flexibel. 😉

  3. Tk sagt:

    Hab auch noch nie verstanden wie man tausende Euronen für die Urlaubsreise ausgibt,um sich dann bepackt mit Koffern zum nächsten S Bahnhof (natürlich mit Vorbestellung) bringen zu lassen. Die Fahrt bis zum Flughafen ist ja viel zu teuer.

  4. @TK:
    Und ich verstehe nicht, wie man sich für Tausende Euro ne wochenlange Safari leistet, und die Malaria-Vorsorge ist zu teuer… Manche Sachen kann, muss (und will) ich aber auch gar nicht mehr verstehen.

  5. Holger sagt:

    Schon mal dran gedacht, dass es dich einen Scheiß zu interessieren hat, warum jemand früher aussteigt.

  6. Sash sagt:

    @Holger:
    Schon mal dran gedacht, dass es dich einen Scheiß zu interessieren hat, was in einem Blog geschrieben wird, der Dir ohnehin nicht gefällt? 😉

  7. MsTaxi sagt:

    @TK

    Der Urlaub ist teuer genug, da darf die Ab- und Rückreise nicht auch noch bequem sein. Vielleicht irgend so ein spätkatholisch oder pietistisches Schuldgef0hlsdenken 🙂

    @Holger

    Jo, sowas brauch ich. Ich komm heim von echt anstrengender Schicht, will Sashs Blog zur Entspannung lesen und dann so eine Aggronase wie du? Hast du zu viel, zu wenig oder schlicht das Falsche konsumiert?

  8. Sash sagt:

    @MsTaxi:
    Ich blocke den eigentlich immer, das ist nur die Spitze des Eisbergs. Aber da ich hier eine passende Antwort loswerden wollte, dachte ich, ich stelle ihn Euch mal vor. Darüber hinaus nur keine Panik, das wird alles wieder. 😉

  9. MsTaxi sagt:

    @Sash

    Kein Ding, ich geb gern zu, ich war heute morgen nach zwei Neun-Stunden-Schichten mit insgesamt 58 Touren sozial auch nicht mehr wirklich voll kompatibel und nur noch hundemüde und abgenervt. Da kommen mir dann solche misanthropischen Nörgler, die das verbale Wasser nicht halten können, gern besonders quer. Er ist sicher ein gutes Beispiel dafür, was für einen Mist du manchmal lesen musst, den wir dann schon gar nicht mehr mitkriegen, weil du sowas händisch gar nicht mehr frei schaltest. Und normaler Weise tun mir solche Typen eigentlich mehr leid. Muss doch echt Kacke sein, beständig die Welt durch einen solchen Stimmungsfilter zu sehen und zu wissen, es helfen einem einfach keine legalen oded illegalen Drogen dagegen. 🙂

  10. Mic ha sagt:

    Vielleicht wars der Sparkassen-Automat im Bahnhof der Warschauer Straße, wo sie nach der Taxifahrt wieder ihr Biertauschmittel aufgeladen haben.

  11. Sash sagt:

    @MsTaxi:
    Dann machen wir hier doch einfach weiter wie bisher. 🙂

    @Mic ha:
    Klar. Kann sein. Es gibt viele Optionen, gesagt haben sie halt nur was von müden Füßen.

  12. Raketjenz sagt:

    Aus eigener Erfahrung ist der Weg vom Ostbahnhof zur Warschauer recht karg. An der Eastside Gallery ist tote Hose und am Berghain lang ist dunkel und ebenfalls langweilig.

    An der Warschauer gibts was zu gucken, Spätis zum tanken und noch genügend Läden, welche statt dem Cassiopeia auch einladen nochmal die Wahl zu überdenken.

  13. Martin sagt:

    Ich denke, die fußmüden Jungs haben sich in der Stadt einfach nicht ausgekannt. Die wußten bloß, dass das Cassiopeia in der Nähe der Warschauer Straße sein muss, aber nicht, wie man zur Warschauer Straße kommt. Als sie dann endlich da waren hat der Geiz zugeschlagen und sie sind den Rest der Strecke gelaufen. 1,40 gespart, das macht pro Nase ganze 70 Cent. Wenn man die auf eine Million Jahre mit einem Prozent Zins anlegt, kommt auf jeden Fall eine Menge Moos dabei raus!

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