Weisste Bescheid

„Wo bringste uns jetzt nochmal hin?“

„Na hier in die XY-Straße, Lichtenberg.“

„Ach ja, stimmt ja. Hatte ich schon wieder vergessen.“

Gut, dass das nicht mir passiert ist. 😉

Reinfeiern is‘ nich!

So langsam aber sicher nähert sich unser Planet (im Verhältnis zu seinem Zentralgestirn) dem Punkt, den er vor 34 Jahren einnahm, als ich das erste Mal dachte:

„Ih, bäh! Licht? Mach das weg!“

Als Kind war ich, soweit ich mich erinnern kann, kein Nachtmensch. Wobei: Ich erinnere mich immerhin gerne an ein Ostern, bei dem mein Bruder und ich unseren Eltern schon um 5 Uhr morgens auf die Nerven gegangen sind.

Aber ja: Geburtstag, Party, Reinfeiern, diese Geschichten? Nope. Ich werde mich heute abend ins Taxi schwingen und in meinen Geburtstag reinfahren. Nicht das erste Mal. Das ist für einen Mittwoch sehr komisch – andererseits würde ich ohnehin gut daran tun, am Vorabend einer Schicht nüchtern zu sein. 😉

Ich kann dieses Wochenende aus … sagen wir mal „familiären Gründen“ nicht arbeiten, aber irgendwo muss das Geld ja herkommen. Schließlich ist es – was ich im Laufe des vergangenen Tages gelernt habe – ja ohnehin total peinlich, hier darauf hinzuweisen, dass ich mich über Geschenke immer freue. Schließlich arbeite ich. Aber ja, es scheint Leute zu geben, die das logisch finden.

An meinem Geburtstag also werde ich im Taxi sitzen. Zumindest einmal am frühen Morgen und einmal abends. Könnte ich jetzt schlimm finden, aber es ist doch wieder so eine Sache, die ich mir selbst ausgesucht habe. Ja, natürlich, ich brauch das Geld … andererseits werden so viele Leute selbst hierzulande gezwungen, dann zu arbeiten, wann der Chef es will. Ich hingegen hab mich entschieden, dieses Mal wieder auf einen freien Geburtstag zu verzichten, weil der Rest der Woche es mir wert ist. Mal ganz ehrlich: Das klingt schon weniger schlimm, oder?

Trotzdem bin ich natürlich schonmal gespannt, ob es sich positiv aufs Trinkgeld auswirken wird. Ich vermute es ja, aber wissen kann ich’s erst hinterher.

Und wenn ich schon nicht feier, dann hoffe ich, wenigstens Ihr habt die Tage die Möglichkeit, mal einen zu heben. Ihr dürft gerne auf mich mitanstoßen – noch wichtiger allerdings ist natürlich, dass Ihr ein Taxi nehmt, falls Ihr nach ein paar Drinks wieder heim wollt. 😉


PS: Ansonsten natürlich Alaaf, Helau und lasset’n nei!

Schnelle Hilfe

Die Wartezeit war wieder einmal jenseits von gut und böse, aber plötzlich hatte der Kollege vor mir, mit dem ich mich unterhalten hatte, eine Fahrt. Also stieg ich in mein Auto, um vorzurücken und war kurz davor, auszurasten. Denn ja, natürlich, die Batterie war leer.

Ja, sie wurde immer noch nicht ausgetauscht. Aber ich muss da auch mal vorbeugend sagen: Es ist ja nicht so, dass meine Chefs sich dem Austausch verweigern würden. Ich werde heute anrufen, drauf bestehen, dass eine neue eingebaut wird – und das wird es gewesen sein. Aber bislang wurde sie nur „getestet“, was halt ganz sicher keine halbe Stunde Warten am Taxistand eingeschlossen hat. Und da fressen Fackel, Funk, Handy, Radio etc. halt doch ganz ordentlich Strom.

Aber eigentlich wollte ich auf was ganz anderes raus:

Ich stand da also und drehte den Zündschlüssel, trat aufs Gaspedal, aber nix passierte. Scheiß-Situation, selbst an meiner Lieblingshalte. Ich stieg still in mich hereinfluchend aus und bemerkte einen Kollegen, der mich angrinste. Einer, den ich (Gesichtsblindheit und so) glaubte, noch nie gesehen zu haben. Er kam zu mir rüber, winkte zwei Kollegen ran, die er kannte und meinte zu mir:

„Na komm, mach mal die Haube auf!“

Er fummelte scheinbar wissend an der Batterie herum, bat mich, mal kurz zu starten, sah, dass es nicht ging und schlussfolgerte:

„Nee, Batterie is‘ leer!“

Bevor ich mich’s versah, waren er und seine Kollegen dabei, die 2925 anzuschieben und zu starten – und mit vereinter Kraft klappte das auf Anhieb. Es waren keine 100 Sekunden vergangen, seit ich liegengeblieben war, da saß ich schon wieder in einem tuckernden Wagen und ein Kunde grinste zum Fenster rein und fragte, ob ich ihn auch zum Berghain bringen könne, obwohl es so kurz sei.

Freilich war das nicht gerade die Tour, die ich mir erhofft hatte, aber wieviel besser als mit funktionsunfähigem Auto am Stand stehen ist das denn bitte!?

Jetzt, da ich das niederschreibe, würde ich die Kollegen kaum mehr erkennen. Damn! Denn selbstverständlich würde ich sie gerne auf einen Kaffee einladen oder wenigstens mal nach ihrem Namen fragen. Aber mehr als dass es der Sprache untereinander nach Türken gewesen sind, wüsste ich leider gerade auch nicht zu schlussfolgern. 🙁


PS: Ich hab in zwei Tagen Geburtstag und bin nach wie vor erfreut über Zuwendungen. 😉

Wir müssen nach … ach, egal!

Drei Leute hab ich am Sisyphos eingeladen. Wohin sollte es nun gehen? Boddinstraße, Neukölln. Sagte der eine. Dann warf der zweite ein, dass er zur Warschauer Straße möchte, ich ihn unterwegs also rausschmeißen solle.

„Ähm, kann ich machen. Liegt aber nicht auf dem Weg.“

OK, das kam an. Aber ob wir einen Geldautomaten anfahren könnten …?

„Richtung Warschauer oder Boddinstraße?“

Diese kleine Frage ging unter. Ich hab eingeworfen, dass ich gerne der Reihe nach ihre Wünsche erfülle, aber wissen müsse, in welcher Reihenfolge nun genau. Daraufhin war klar: Geldautomat in Richtung Neukölln. Daraufhin fragte mich der dritte im Bunde, ob die Kniprodestraße näher wäre als Neukölln.

„Äh, wieso das?“

Aber klar, der dritte wollte dorthin. Falls es weniger als einen Zwanni kosten würde. Ansonsten: Geht auch Kartenzahlung? Als ob das nicht gereicht hätte, diskutierten zwei der drei auch noch, ob sie nicht noch zum Berghain gehen wollten. Himmel hilf! Wie können drei Leute vier Richtungen angeben!?

An der Sparkasse am Treptower Park holte der Neuköllner dann Geld, der Warschauer stieg aus und der Kniproder fragte mich, ob das ab der Boddinstraße wirklich weniger als 20 € werden würden, weil er sonst dem anderen Typen zum nächsten Taxistand/zur Warschauer/zum Berghain folgen würde.

„Keine Sorge, das reicht dicke!“

Ab da ging es eigentlich – abgesehen von der eher hilfreichen Tatsache, dass der Neuköllner früher rausgesprungen ist, weil er noch was essen wollte. Die Fahrt von Neukölln in den Prenzlauer Berg war super-schnafte. Ein klasse Schweizer, mit dem ich mich vom Taxitarif bis zu Uber über alles gut unterhalten hab. Am Ende wollte ich dann noch ausrechnen, ob jetzt noch 13 oder 15 € von der Tour offen waren, aber er reichte mir einfach seinen heiligen Zwanni und meinte, dass das wirklich ok so wäre und dass er sich für die angenehme Fahrt bedanken wolle. Er wäre doch eh heute beim Feiern schon fett beim Wechselgeld verarscht worden, da würde er mir das schon gönnen. Nice! 😀

Dabei war ich am Ostkreuz noch kurz davor, sie zu fragen, ob sie nicht lieber aussteigen, nochmal drüber diskutieren und dann ein anderes Taxi nehmen wollen. Gut, dass ich sowas nicht mache …

Was man halt so macht …

„Hälste noch’n paar Meter weiter vorne an?“

„Kein Problem.“

„Is‘ nur, dann kann ick meine Drogen noch verstecken.“

„Nur zu.“

„Is‘ ja doof, wenn die ausnahmsweise mal blöd durchsuchen und dann kommste wegen sowas nicht rein. Also lieber ab in’n Schuh damit!“

Übung macht den Meister, würde ich sagen.

Abschlusstour in extrablutig

Was für ein Abend: Endlich lief es mal wieder, dann aber musste ich aus privaten Gründen nochmal eine längere Pause einlegen. Sowas passt ja immer wie Arsch auf Eimer. Aber: Kannste nix machen.
Als ich dann für vier klägliche Reststunden nochmal rausgefahren bin, lief es wie eigentlich erwartet erst richtig. Ich bekam recht schnell meine Touren – und sie waren fast alle vergleichsweise lang. Waren es am Vortag eher so die 8-12€-Fahrten, hieß es jetzt: Ab 20 € aufwärts.

Und dann bekam ich eine Fahrt bis an die Stadtgrenze, zudem ziemlich in Richtung Heimat. 30 €. Und ich war damit bis auf einen Zehner an mein Ziel herangerückt. Nun war guter Rat teuer: Die Müdigkeit rief, ich hätte leer wieder in die Stadt müssen, es waren „ja nur 10 € weniger“, was also sollte ich … oh, ein Winker!

Ich stoppte fix und er freute sich. Er sei fertig und müsste in ein Kaff einige Kilometer außerhalb. Also wenden. Aber zuvor solle ich doch bitte nochmal kurz etwas stadteinwärts fahren.

„Wieso das?“

„Na, ich sag’s mal so: Kumpel und ich haben dicke Lippe und er ist in Richtung der Tanke da abgehauen …“

Nun ja. Bin ich mit ihm also über das ausgestorbene Gelände einer Tanke gegurkt, wo nix zu sehen war – dann ging’s doch wieder raus aus der Stadt. Aber hey, schon mal 8 € bis zum Ausgangspunkt!

Nun erbat mein Fahrgast Licht und begutachtete sich im Schminkspiegel. Au weia! Aufgeplatzte Lippe, Blutspuren am Hemd und:

„Hier, kiek mal meine Hose: Ist das auch Blut?“

Außerdem tat sein Rücken weh, er war betrunken – und er musste dringend jemanden anrufen, um überhaupt rauszufinden, wer ihn verprügelt hatte. WTF?

Die Frage blieb weitgehend unbeantwortet, dafür meldete Kumpel sich aber. Er wäre in der Bahn. Also schnell mal geklärt, dass wir ihn am nächsten S-Bahnhof einsammeln. Und da standen wir dann auf dem Parkplatz, ein paar Minuten Wartezeit kamen also auch zusammen, am Ende aber rief Kumpel wieder an: Er sei natürlich in der U-, nicht in der S-Bahn. Also weiter zu einem etwas abwegig gelegenen Bahnhof. Da fanden wir ihn auch bald  – und hatte ich bis dahin noch Sorgen, mein bisheriger Fahrgast hätte einen miesen Abend gehabt, dann hat der zweite das noch um Klassen getoppt. Völlig betrunken, ebenfalls mit aufgeplatzter Lippe, dazu noch eine überaus besorgniserregende Wunde an der Stirn. Viel gesagt hat er kaum, außer „Danke“. Der pendelte nur noch zwischen Koma und Sabbern hin und her. Au Backe!

So sehr ich mir Gedanken gemacht hab, was denn nun genau der Grund für die wie auch immer gearteten Vorfälle gewesen sein mag: Ich hab nicht weiter nachgefragt. In dem Zustand haben sogar Arschlöcher das Recht, nach Hause gebracht zu werden, die waren vollkommen fertig. Schlimmer konnte es deren Gegenüber kaum erwischt haben.

Da das Umland so oder so nicht meine Bühne ist, hab ich hektisch auf der Karte hin- und weggezoomt, am Ende war mein Beifahrer aber eigentlich ein guter Wegweiser. Als wir in seinem Dorf und an seiner Straße angekommen waren, reichte er mir 10 € in Münzen und sagte, er müsse für den Rest kurz raufgehen. „Der Rest“ waren zu diesem Zeitpunkt ungefähr 38 €.

Dann aber war da ja noch Kumpel, der eloquent rumbrüllte:

„Alla, lassma mitn Scheißjeld, machdid, machdid!“

Also auf Deutsch:

„Werter Freund, mach Dir keine Mühe, das mit dem Geld regele ich schon!“

Da ich nun nicht einmal den Hauch einer Ahnung hatte, was Kumpel so noch mitbekommen hat, hab ich mahnend mit dem Finger auf die Uhr gezeigt und gesagt, dass wir nun schon bei rund einem Fuffi wären.

Fuffi, Fuffi, fick’n Fuffi hin oder her, bring‘ ma heeme!“

Und ja, so war es (leider): Ausgerechnet Kumpel wollte noch weiter. Ins nächste Nest, ein paar Kilometer weiter. Wohin genau durfte ich anscheinend nicht wissen, zumindest bestand er darauf, mir das zu zeigen. Er, der er eher zu schlafen schien und seine Stirn mit der klaffenden Wunde rhythmisch an der Seitenscheibe hin- und hergeschoben hat.

Erstaunlicherweise klappte das halbwegs. Ich ömmelte durchs tiefste Brandenburg, begegnete mehreren Wildtierarten ohne direkten Kontakt, schaltete ständig zwischen Fern- und Abblendlicht hin und her und war mit der Zeit geradezu erstaunt, dass mein verbliebener Kunde nicht kotzte oder abgesehen von der Verschmutzung der Seitenscheibe* irgendwas zu tun gedachte.

Am Ende waren bei Kumpel noch Pi mal Daumen 49 € offen. Und ein Fuffi hin oder her sollte ja nix ausmachen. Mit all seinem Kleingeld hat es trotz beachtlicher Dankbarkeit am Ende auf sage und schreibe 33 Cent Trinkgeld gereicht. Punktlandungen kann ich also immer noch.

Da die Tour mit nunmehr annähernd 60 € für eine mehr als dezente Übererfüllung der Schicht gesorgt hatte – und ich sowieso hier und da meine Sorgen bezüglich Friedlich- und Ehrlichkeit der Kundschaft hatte, war ich damit dennoch mehr als zufrieden und enorm erleichtert, als ich endlich auf dem Heimweg war. Manchmal sind ja gerade die schönsten Touren unschön. Oder umgekehrt.

*Ich hab das ignoriert, weil es sowieso ab dem ersten Anlehnen seinerseits egal war, ich die Scheibe sowieso putzen wollte und es an diesem Abend ohnehin mein letzte Tour sein würde. Blutflecken am Taxifenster sind eklig, natürlich. Aber ob es nun zwei oder vier sind, ist dann wirklich erstaunlich egal.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

GNIT gewinnt den „Entdeckt!“-Autorenpreis von Amazon!

Sie haben sich Zeit gelassen bei Amazon. Und noch immer ist die Wettbewerbsseite nicht aktualisiert. Aber zum einen wurde mir via Mail gratuliert, zum anderen ist auf der Bücher-Seite von Amazon inzwischen u.a. folgendes zu sehen:

GNIT hat's geschafft! Dank Euch! Quelle: amazon.de

GNIT hat’s geschafft! Dank Euch! Quelle: amazon.de

Da der Preis nach den Jurys von den Lesern (bzw. den Amazon-Kunden unter den Lesern) vergeben wurde, möchte ich nochmal danke sagen. Ein verdammt großes Danke noch dazu! Auch wenn ich privat gerade anderes zu tun habe, feiere ich das gerade enorm. Yeah!

PS: Und kaum dass der Artikel hier raus ist, ist auch die Seite aktualisiert …