Der/das letzte …

„Oh, der letzte Cocktail war nicht gut …“

„Ja ja, der berühmte letzte Drink. Der ist oft nicht gut.“

„Schon. Vor allem sollte es keiner sein, den ein besoffener Kumpel zusammenmischt. Mit allem was noch da war, sogar das Wurstwasser hat er da mit reingemacht. So gesehen war es auch ein extrem dummer letzter Drink.“

Aber wenn man aus der Geschichte was lernen kann, dann das alles relativ ist. Denn nach unserem kleinen Dialog mischte sich sein Kumpel ein:

„Ich glaub, das liegt daran, dass wir wussten, was drin ist. Die anderen fanden den – naja, auch ekelhaft, aber die haben nicht so gewürgt wie wir.“

Na dann …

So mag ich meinen Job!

Ich bin die Tage zwar noch nicht wirklich wieder angekommen im Arbeitsrhythmus, aber an den Kunden liegt’s schonmal nicht, das kann ich schon nach den ersten 10 Touren sagen.

In dem Fall kam ich gerade von einer netten Lesertour in einen Außenbezirk zurück und wusste nicht so recht, was tun. Am Sisyphos war noch wenig los, ich bin lieber weiter. Und dann, wie bestellt: Winker. Ein Pärchen, gut einen im Tee, aber auf die positive Art. Um ihn mal zu zitieren:

„Wir sind bekloppt. Also jetzt nicht immer, aber wenn wir getrunken haben, sind wir lustig. Nee, Spaß: Eigentlich sind wir immer bekloppt und machen lustige Sachen.“

Für mich war es schon lustig genug, dass die Fahrt mal eben schnell 30 Euro einbringen sollte. Die erste Hälfte verging dann damit, die Party genauer zu analysieren, wer nicht da war und dasein hätte müssen – und wer jetzt bitteschön das Foto mit dem einen Typen gemacht hätte. Wie üblich Dinge von enormer Tragweite, die bei mir im Taxi besprochen werden.

Dann aber hatte sie Lust auf McDonald’s. Was zunächst von seiner Seite nur undankbar aufgenommen wurde:

„Wir haben noch Baguettes in der Gefriere, die müssen mal weg.“

Daraufhin hat sie einen der tolleren Überzeugungs-Tricks benutzt, nämlich mich mit einbezogen und erklärt, dass ich ja sicher auch gerne was haben wolle – ich wäre eingeladen.

Nun kam das wirklich zum denkenswert ungünstigsten Zeitpunkt (abgesehen von den Burgern damals, als ich den Monat vegetarisch leben wollte …). Normalerweise esse ich unterwegs nichts und hab deswegen durchaus auch mal Appetit, wenn nicht gar Hunger. Aber ich hatte ja eingangs die Lesertour zuvor erwähnt. Vor der hatte ich ein wenig Leerlauf und deswegen ausnahmsweise tatsächlich mal auswärts gegessen. Beim Burger-King, ein komplettes Menü. Und am Ende hab ich mich sogar noch beeilt wegen Zeitmangel und war auch nun, eine knappe Stunde später, noch eher übersättigt unterwegs. Mir hat dr Ranza gschbannt, wie ich 600 Kilometer weiter südwestlich sicher gesagt hätte. Da wollte ich wirklich nicht nochwas essen, trotz netter Einladung.

Damit hat Madame sich freilich nicht aufgehalten. Dann würde ich halt nur eine Cola bekommen. Wobei: Nein, ein paar Nuggets gehen immer, das wäre dann immer so praktisch, dann würde man irgendwann später merken, dass man noch welche in der Tasche hätte, so sei das jedenfalls bei Ihr.

Viel mehr als das kümmerte mich indessen die Frage, wo überhaupt der nächste (offene) Mac auf oder nahe bei der Route liegen würde. Aber wie nicht anders zu erwarten, wurden wir auch diesbezüglich fündig. Während sie im Auto blieb und ich zum Rauchen ausstieg, sollte ihr Freund das Essen holen. Er hat mich dann nochmal spontan gefragt, ob ich überhaupt wirklich Nuggets haben wolle, ich habe dankend abgelehnt und wir haben uns ein wenig verschwörerisch zugezwinkert. Das war nicht einmal irgendwie böse von ihm gemeint, er hatte halt nur den etwas unverstellteren Blick und glaubte daran, dass ich schon selbst entscheiden könne, ob ich im Laufe der Nacht noch irgendwo Nuggets finden wolle.

Trotzdem zog sich das im Laden in die Länge. Bis er wiederkam, hatte ich längst fertiggeraucht und war mit ihr bereits in ein Gespräch über meine Nebentätigkeit vertieft. Die restlichen 5 Kilometer am Ende waren schnell erledigt, die Cola war trotz warmem Auto noch kalt und frisch wie zu Beginn.

Als es ans Zahlen ging, beäugte er skeptisch das Taxameter:

„36,10 € … ähm, ist die Uhr vorher am Mac weitergelaufen?“

„Ja, natürlich.“

Ein bisschen wunderte ich mich: Der wollte doch jetzt nicht noch ernsthaft um den Fahrpreis feilschen, oder?
Natürlich nicht:

„Na, das is‘ ja’n Ding. Uns hat ja die Hinfahrt 40 € gekostet …“

Aber sie waren sich sicher, dass das am Verkehr gelegen haben muss. Was ich mir aufgrund der Wartezeitunterdrückung nicht so recht vorstellen konnte und mir den Kopf zerbrach, wie man auf der Route 6 € mehr rausholen hätte können. Selbst bei einer Strecke von etwa 17 Kilometern sind 4 mehr ja ein ganzes Stückchen. Aber gut, um sowas banales wie betrügende Taxifahrer oder so ging es gar nicht. Eher um einen fairen Ausgleich. Also hat er kurzerhand beschlossen, auf 43 € aufzurunden.

Von manchen Touren zehrt man ja länger als von anderen. Und bei der hier hat ja schon die Cola noch eine Stunde gehalten. Und jetzt, wo ich wieder zu Hause bin, würde ich mich tatsächlich über ein paar Chicken McNuggets freuen. Es ist trotzdem schwer, nach so einer Tour irgendwas zu bereuen. 🙂

Glück – ein Beispiel

Glück beim Taxifahren gibt es ja in unterschiedlichen Ausführungen. Vom kleinen Glück, gleich von der Straße weg rangewunken zu werden bis hin zum großen Glück einer Fernfahrt. Meines diese Nacht lag irgendwo dazwischen und hatte mit beidem ein bisschen zu tun. Ich stand zwar an der Halte, war aber letzter. Noch gut 10 Autos vor mir, ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie lange ich wohl warten müsste. Doch genau von dieser Position aus bekam ich eine sehr gemütliche Fahrt für die durchaus als ansprechend zu bezeichnende Entlohnung von glatt 100 €.

Da dachte ich schon: OK, der Glücksvorrat vom November ist jetzt aufgebraucht. Das viel größere Glück aber ist am Ende gewesen, dass ich in einem Stück wieder zu Hause angekommen bin – denn das wäre in der Tat fast schiefgelaufen.

Als ich nämlich gen Heimat gebrezelt bin, kam es am Dreieck Potsdam zu einer leicht unschönen Situation. Wenn man dort der A9 auf den Berliner Ring in Richtung Osten folgt, muss man eine für Autobahnen vergleichsweise engen Rechtskurve fahren. Aber gut, deswegen ist da nur Tempo 100 erlaubt. Während auf der rechten Spur bei Tempo 80 ein paar LKW wie an einer Schnur aufgereiht gen Osten gezogen sind, hab ich auf der mittleren Spur zugesehen, dass ich Land gewinne. Urplötzlich zog dann genau der LKW neben mir links raus – bzw. vergaß mal eben, dem Straßenverlauf zu folgen. Das ist wirklich nur begrenzt witzig, wenn sich der ohnehin nur sehr geringe seitliche Abstand mal eben zusehends der Nulllinie annähert. Ich hatte ungelogen nicht einmal mehr Zeit, mich zu vergewissern, ob die linke Spur frei ist, so schnell musste ich ausweichen. Ein wenig geflattert haben die Nerven zudem, weil der aprupte Schlenker auf nasser Fahrbahn für das Tempo durchaus ein bisschen zu viel hätte sein können.

Am Ende war nach ungefähr 4 Sekunden alles vorbei. Ich war auf der linken Spur und dank meiner höheren Geschwindigkeit bereits vor dem LKW. Außerdem schien auch dessen Fahrer den Fauxpas inzwischen bemerkt zu haben und ist wieder in die Reihe eingeschert. Hinter mir war ebenfalls noch alles frei, ich hatte also auch niemanden zum Bremsen gezwungen.

Aufs Nachspiel hab ich verzichtet. Wenn ich das recht in Erinnerung habe, hätte ich mich jetzt zurückfallen lassen müssen und den Fahrer beschimpfen und bedrängeln. So wird’s ja zumindest gemeinhin gehandhabt. Mir war allerdings nur noch mehr nach Heimfahrt zumute als ohnehin schon – und ich hoffe, der andere war auch so wieder wach genug und hat seinen Weg ohne einen zweiten Zwischenfall fortsetzen können.

Aber gut: JETZT ist der November-Glücksvorrat vermutlich wirklich alle.

Morgen dann wieder …

Dass bei GNIT so lange Pause ist wie derzeit, ist selten vorgekommen. Aber wär’s besser gewesen, wenn ich mir Geschichten ausgedacht hätte? Ich glaube nicht. Und ich kann meine Fantasie wohl am besten von uns allen einschätzen …

Statt bei der Arbeit war ich letztes Wochenende in meiner alten Heimat.

Und wenn ich frei habe, erlebe ich ehrlich gesagt eher weniger spannende Geschichten im Taxi.

Heute abend geht es wieder auf die Piste – und wie ich meine Fahrgäste kenne, bleibt dabei mindestens eine Story zum Bloggen hängen, Und dann werden wir hier sicher wieder voneinander hören. Versprochen!

Kleine Lücke …

Eigentlich dachte ich ja, spätestens heute könnte ich Euch hier mit einer weiteren Geschichte aus dem Taxi überraschen, vielleicht sogar aus einem anderen, denn ich war das Wochenende nicht selbst hinterm Steuer, sondern via Zug in meiner alten Heimat. Dort allerdings bin ich am Ende ganz überraschend ohne Taxi ausgekommen und jetzt weiß ich auch nicht.

Aber hey, seit Freitag bin ich genau jetzt das erste Mal ausgeschlafen, vielleicht fällt mir bis morgen beim Blick in mein heiliges Büchlein ja noch was ein. 🙂

Sorry für die unerwartete Lücke bei GNIT, danke für die vielen Geschenke und keine Sorge: Wir hören die Tage voneinander!

Küchenpsychologie klappt halt doch!

Dieses Mal hab ich’s nicht raufbeschworen. Es war der Kunde, der mir als Winker ins Auto gesprungen war, der gefragt hat, ob das mit dem Taxifahren nicht eigentlich ziemlich gute Kohle bringen würde. Ich hab daraufhin nur wahrheitsgemäß geantwortet. Und zwar so, wie ich das in dem Fall immer tue:

„Den Gedanken kenne ich: Man fährt öfter mal Taxi, da stehen nach kurzer Zeit gleich mal 20 € auf der Uhr – und wenn man das hochrechnet, dann kommt man schnell mal auf 50 bis 60 € Umsatz pro Stunde. Reichtum! Das ist nachvollziehbar, aber die Praxis ist halt leider komplizierter. Um ehrlich zu sein: Wir haben es jetzt 23 Uhr, ich bin seit 20:30 Uhr auf der Straße. Und das jetzt ist meine dritte Tour. Und von dem Geld auf der Uhr bleibt mir am Ende grob die Hälfte.“

Zugegeben: Die Tour war eine gute, die davor waren es auch. Aber für mehr als zwei Euro über Mindestlohn hat’s halt trotzdem nicht gereicht. Der Fahrgast gestand auch ein:

„Hmm, sowas dachte ich mir schon.“

Und nun? Laune runtergezogen, Tag am Arsch, Leben vorbei? Natürlich nicht. Im Gegenteil. Für mich ist jammern fast immer gut.

„Dann wären wir bei 14,70 €.“

„Na dann, ähm, also, na dann stimmt das so!“

20 €.

Ich weiß, ich bin bescheuert, dass ich das nicht regelmäßig ausnutze. Aber im Gegenzug hab ich keine ernsthafte Konflikte mit meinem Spiegelbild, das ist doch auch was wert, oder?

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Nein, ich kann kein Taxi holen!

Wenn mal viel los ist – wie heute nacht nach dem reichlich späten Ende des Madonna-Konzertes in der O2-World Mercedes-Benz-Arena z.B. – treten nach dem Zustieg der Fahrgäste schon mal weitere an mich heran und fragen, ob ich nicht noch ein Taxi holen könne.

Ich versteh‘ das ja, aber tatsächlich kann ich das nicht. Zum einen wäre da das Problem, dass in der schönen neuen Datenfunkwelt die Kommunikation der Zentrale so läuft, dass ich einen Sprachwunsch anmelden muss und dann auf den Rückruf auf mein Handy warten muss. Die Zeiten mit dem Ins-Mikro-Rufen „Alle Kollegen hierher, es gibt was zu holen!“ sind langsam vorbei. Mit anderen Worten: Selbst anrufen oder via App bestellen ist in dem Fall schlicht der schnellere Weg – und bei aller Liebe: Nur weil ich zufällig den gleichen Job mache, werde ich das nicht einfach allen Leuten abnehmen.

Zumal kurz zuvor meist allgemeine Meldungen der Zentrale an etliche hundert Taxis rausgegangen ist, dass dort Leute warten. Und ja, natürlich fahren deswegen nicht alle Fahrer aus ganz Berlin da hin – aber eine konkrete Bestellung ist sowieso viel sicherer als ein vages „Da sind noch Leute …“ (denn da schwingt schon im Subtext mit: „… und die nehmen sowieso das erste Taxi, das dort zufällig vorbeikommt“).

Noch schwieriger aber: Das passiert rein logisch immer nur dann, wenn ich bereits Fahrgäste habe. Und selbst wenn ich noch ein wenig stehe, weil sie noch eine Adresse suchen oder mich was fragen: Ich bin zu dem Zeitpunkt beschäftigt. Man stelle sich mal vor, man hat es eilig, steigt ins Taxi und der Fahrer erklärt, er müsse mal eben noch was für ein paar Passanten erledigen …

Wie gesagt: Ich kann den Gedankengang der Leute durchaus nachvollziehen, für mich ist es am Ende trotzdem einfach nur ein nerviger Wunsch, den ich weder erfüllen kann, noch wirklich will. Also: Natürlich will ich, dass die Leute ein Taxi kriegen. Aber weder will ich mich bei meiner augenblicklichen Arbeit behindern lassen (und ja: auch im stehenden Auto Dinge abklären gehört dazu!), noch will ich einen Kollegen auf Verdacht zu jemandem schicken, der ganz offensichtlich sowieso jeden Taxifahrer anhält, egal ob besetzt oder nicht.

Und, liebe „enttäuschte“ Kunden: Bei uns ist es wie in allen anderen Branchen auch – wenn gerade viel los ist, muss man auch mal ein bisschen warten. Das ist nicht böse gemeint und keine Verschwörung, aber zerreissen können wir uns halt auch nicht …

PS: Teilen erwünscht. 🙂