Endlich wieder alles normal!

Die eben zu Ende gehende Nacht stand wohl unter mehreren unguten Sternen. Angefangen damit, dass ich früh aufstehen musste, um ein bisschen Übergangswerbung aufs Auto kleben zu lassen – aber das wurde schnell durch mein Handy überschattet, das einfach nicht mehr wollte. Erst sprang es nicht mehr an, später dann konnte es nicht komplett booten. Es war schnell klar, dass das vermutlich wieder auf eine furchtbare Nacht mit unnötig häufigem Flashen des ROMs herauslaufen würde.

Ein bisschen haben meine bessere Hälfte und ich von den Erfahrungen vor zwei Jahren profitieren können, am Ende hat es mich dann doch bis 2 Uhr von der Arbeit abgehalten. Obwohl ich danach nicht mehr lange draußen war, war es geradezu entspannend, einfach nur ein bisschen herumzucruisen.

Ich hätte das Handy nicht zwingend gebraucht, aber so ganz ohne Verbindung zur Außenwelt fühlt man sich dann doch schnell ziemlich nackt. Und da man mich bisher auch noch nie ohne Hose im Taxi angetroffen hat …

So wie es aussieht, sitzt so langsam wieder alles. Ein paar selten genutzte Apps hab ich nicht wieder installiert, vielleicht ist auch der ein oder andere Kontakt flöten gegangen. Ich hab’s noch nicht alles überprüfen können. Sieht aber soweit erst einmal nach Überwindung der höchsten Hügelkette aus. Puh! Ich hab zwischenzeitlich schon rumgesucht und gestaunt, wie sehr ich mir ein neues Smartphone nicht leisten kann.

Heute Abend dann eine ordentliche Schicht, einfach alles normal, das wäre wirklich sehr schön.

PS: Entsprechend wenig bin ich dazu gekommen, Kommentare und Mails zu lesen, sorry. 🙁

Wenn Fahrgäste mal RICHTIG Panik kriegen

Die drei betrunkenen Briten waren eigentlich guter Laune, aber plötzlich tippte mir der Beifahrer hektisch auf die Schulter und meinte, dass wir Probleme mit dem Auto hätten und nestelte panisch an seinem Sicherheitsgurt. Ich hab die Welt nicht mehr verstanden und folgte seinem angsterfüllten Blick auf die Mittelkonsole und musste mich beherrschen, nicht laut loszulachen.

Der Zufall war einfach zu genial. Ich muss da kurz ein wenig ausholen …

Ich höre gelegentlich zur Entspannung Musik im Auto und das tue ich manchmal auch, indem ich mich aus meiner CD-Sammlung zu Hause bediene und ganze Alben mitnehme. Da die Anzeige gerne mal Fragen aufwirft, sehe ich inzwischen aber zu, dass ich wenn Kunden einsteigen nicht nur wie immer die Musik leise mache, sondern auch auf Radio als Quelle switche. Das hatte ich dieses Mal vergessen. Die CD hatte CD-Text, und dabei zeigt das Radio nur selbigen, keine Titelnummer oder ablaufende Zeit an. Das lautlos vor sich hindudelnde Album war die gute alte Americana von The Offspring und wir waren bei Titel 10 angekommen. Die Angst des Fahrgastes lässt sich somit ganz gut nachvollziehen:

In der Tat eine, ähm, missverständliche "Warnmeldung". :) Bild später nachgestellt, Quelle: Sash

In der Tat eine, ähm, missverständliche „Warnmeldung“.
Bild später nachgestellt, Quelle: Sash

Ich überlege gerade, ob ich mir einen Sampler mit fehlinterpretierbaren Titeln zulegen sollte … Vorschläge für Lieder? 😀

Wie man’s wieder reinholt.

Natürlich ist es unsinnig für mich persönlich, freiwillig die Option Kurzstrecke zu erwähnen. Mache ich auch wesentlich seltener als früher, aber es kommt trotzdem immer wieder vor, dass ein Fahrgast es vergisst, rechtzeitig zu erwähnen und am Ende alle völlig genervt von 3 € Preisunterschied sind. Deswegen hab ich den etwas schüchternen Winker (vom Ostkreuz zum Sisyphos) tatsächlich vorsichtshalber gefragt, ob er jetzt eine Kurzstrecke meinen würde. Eher nicht so wirklich, denn die Antwort war ein überraschtes

„Oh? Äh … ja, das … äh, wäre natürlich toll.“.

Naja. Am Ende hat er dann die Kurzstrecke mit 7 € beglichen, was – es war nicht direkt am Ostkreuz, wo er zugestiegen war – selbst auf den Normalpreis noch einen Euro Trinkgeld bedeutet hätte. So aber eben drei. 🙂

Zur Lage am Sisyphos wollte ich ohnehin noch was sagen: Da scheint die Trinkgeldbereitschaft der Kunden im Vergleich zum letzten Jahr deutlich hochgegangen zu sein, kann das ein Kollege bestätigen?

Und nochmal Bahnstreik!

So, die Lokführer streiken seit heute auch wieder im Personenverkehr. Und weil so viele Leute persönlich betroffen sind, reicht das Meinungsspektrum natürlich wieder von 0 bis 100, selbst wenn der legale Rahmen nur 40 bis 60 umfassen würde.

In meiner Filterbubble hat sich das Blatt seit dem letzten Streik vor ein paar Wochen angenehm gewandelt – und zwar weg von einem GDL-Bashing. Dass das nicht ganz die Mehrheitsmeinung ist, lässt eine Umfrage auf tagesschau.de erahnen, bei der (bisher, 6 Uhr morgens) nur rund 22 % der Abstimmenden Verständnis für den erneuten Streik zeigen. Und ehrlich gesagt, ich verstehe das nicht mehr. Ich hab das letzte Jahr auch geschwankt, aber so langsam verstehe ich diesen plumpen Hass auf einen bösen bösen Weselsky einfach nicht mehr. Ja gut, dass man sich ärgert, wenn man keinen Zug kriegt oder wegen des Streiks Umwege oder Mehrkosten hat, dann ist das nicht schön – und in manchen Fällen sogar ganz extrem schlimm, das ist mir schon bewusst. Das erklärt bloß überhaupt nicht, warum daran nur die GDL schuld sein soll. Sicher, die legen letztlich fest, dass und wann sie streiken – aber das ist nunmal das Mittel, das ihnen dazu zur Verfügung steht. Und das ist schon ganz mit Absicht so gestaltet, dass es wehtun kann.

Hey, für die Lokführer geht es um das Gehalt am Monatsende – an jedem Monatsende. Und um die Zahl der Wochenarbeitsstunden – die Arbeitszeit jeder Woche. Das beeinflusst deren Leben ganz einschneidend, da geht’s schlicht um mehr als irgendeinen irgendwo ausgefallenen Zug. Und für die GDL als Ganzes ist die Situation ja noch mieser. Die führen seit Jahrzehnten legal und erfolgreich ihre Arbeitskämpfe und jetzt wird ihnen ein Gesetz vor die Nase geknallt, das sie entmachten soll. Wozu sollten die jetzt auch nur einen Zentimeter vom maximal Möglichen abweichen?

Wie man sieht, sind die Lokführer offenbar wichtig. Und zu Nicht-Streik-Zeiten habe ich noch von niemandem gehört, dass die ja ach so verhätschelt und überbezahlt sind. Ob sie das sind, darüber kann ich auch kaum urteilen, denn das ist eine Sache, die sie mit der Bahn aushandeln müssen – und das klappt offenbar nur so mittel.

Und alle, die sich persönlich benachteiligt fühlen, sollten mal darüber nachdenken, dass sie ihren Vertrag zur Personenbeförderung nicht mit einem Lokführer, sondern der DB gemacht haben. Und die wiederum haben richtig richtig gut bezahlte Leute, die dafür sorgen sollten, dass der Laden rund läuft. Inklusive Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit, Tarifverhandlungen etc.
Während ich im Taxi als Fahrer maßgeblich die Qualität der Dienstleistung mitbestimme, werden Lokführer zugeteilt und tun den Job, der ihnen zugeordnet wird. Und wenn sie unzufrieden sind, dürfen sie auch streiken und haben die gleichen Rechte, wie alle anderen auch. Dass sich das möglichst wenig auf die Kunden auswirkt, dafür ist dann trotzdem wieder die Bahn zuständig – was Streik eben zu einer recht wirksamen Waffe macht. Weselsky selbst spielt dabei die kleinste Rolle, denn der setzt eigentlich auch nur die Wünsche der Lokführer um, die ihm das Vertrauen ausgesprochen haben. Und eigentlich ist es erstaunlich, dass er das so zuverlässig tut, obwohl ihm so ein Hass entgegenschlägt.

Und der ist wirklich gewaltig. Während ein paar mahnende Stimmen an die Wichtigkeit des Streikrechts erinnern, verkündet z.B. ein deutscher Top-Youtuber (natürlich „ironisch“), dass man die GDLer ja in einen Sonderzug nach Auschwitz fahren könne – er würde auch selbst Lokführer spielen, selbstverständlich ohne dabei zu streiken. Das alles auf der Kindergartenlogik begründet, dass Lokführer natürlich dumm und ersetzbar sind und in ihrem Arbeitsvertrag schon hätten lesen können, was sie mal verdienen. Ich verlinke dieses Genie nicht, aber es hat über eine Million Follower, da schluckt man schon …

Sicher, ich hab gerade keine Bahnfahrt anstehen und eventuell kriege ich auch einen der begehrten Gutscheine während des Streiks ab. Das beeinflusst mich sicher auch ein bisschen. Ich versuche, das nicht in meine Bewertung einfließen zu lassen, aber wir sind ja alle nur Menschen. Deswegen lege ich das mal so offen.

Aber das hat eigentlich nix damit zu tun, dass die GDL einen Forderungskatalog vorgelegt hat, der zum einen nicht unbezahlbar ist in Anbetracht der bisher vergleichsweise wenigen Mitarbeiter – und zum anderen völlig verständlicherweise einfach versucht, die eigene Vernichtung noch irgendwie abzuwenden. Was würde man selbst in so einer Lage tun?

Außerdem sollte man nicht vergessen, dass der Streik nicht nur die Bahn Geld kostet, sondern auch die GDL und die Lokführer. Sowas zieht man nicht so lange durch, nur um ein bisschen rumzutrollen oder cool zu sein. Sowas macht man, wenn man von der Richtigkeit seines Anliegens überzeugt ist.

Insofern: Wendet Eure Beschwerden doch besser an die Bahn, fordert sie auf, Euch die Tickets zu ersetzen oder Euch Taxigutscheine zu geben – aber hackt nicht auf der GDL rum, die einfach nur von ihren Rechten Gebrauch macht!


PS: Das heißt nicht, dass ich jede Einzelentscheidung der GDL prinzipiell gut heiße – ich hab auch besseres zu tun, als mir da jeden Kommentar reinzuziehen. Aber grundsätzlich finde ich das Ansinnen verständlich und hab zudem eine durchaus solidarische Grundhaltung den Beförderungskollegen gegenüber, auch wenn sich unsere Jobs stark unterscheiden.

Menschen, die sich kompliziert bekleiden

Das Pärchen war für die Party hergerichtet, umfassend. Auffallend insbesondere waren die engen Latexröcke, die beide trugen, sie wie er. Was die beiden deutlicher unterschied, war die Fähigkeit, ins Auto zu steigen. Während er recht schnell saß, musste die werte Dame locker 5 Anläufe nehmen, um irgendwie reinzukommen. Und der Grund war eben jener Rock, denn er war derart eng, dass sie die Beine einfach nicht weit genug außeinander bekam, um mit einem Fuß ins Auto zu steigen und den anderen derweil sicher auf dem Bordstein zu belassen. Das war in all den Jahren ungelogen das erste Mal, dass der Zafira in Sachen Einsteigen eher negativ aufgefallen ist. Sonst wird er höchstens gelobt. So gesehen tendiere ich dazu, mich über die Kleidung lustig zu machen, die derart elementar die Bewegungsfreiheit einschränkt … 😉

Noch ein Wochenendeindruck

Ich stand gemütlich an der Ampel, immerhin zeigte sie mir ihr schönstes Rot. Im CD-Player rotierte „Großes Kino“ von Blumentopf, meine linke Hand am Lenkrad deutete die zu „Block und Bleistift“ passenden Scratches an, ich war auf dem weg zum Sisyphos, ich war mit mir im Reinen.

Offenbar auch mit sich im Reinen, wenn auch mit mehr chemischer Nachhilfe, war dann der Typ, der vor mir über den Zebrastreifen torkelte. Bedächtig setzte er einen Schritt neben den anderen, vorwärts kam er nur sehr langsam. Das Hemd hing ihm einseitig aus der Hose, er grinste grenzdebil und nahm hin und wieder zur Sicherheit noch einen weiteren Schluck. Die inzwischen wohl beendete Party hing im sichtbar nach, er hatte zweifelsohne ein paar Drinks zu viel gehabt, aber er schien sich über seinen Zustand sehr zu freuen.

Weniger erfreut war die Staatsmacht, denn die wollte – von links kommend und in Zweierbesetzung in einen Opel Corsa gepfercht – nur schnell rechts abbiegen und musste deswegen diesen Zebrastreifen passieren. Was sich da hinter seinem Rücken abspielte, bekam der Betrunkene nicht mehr wirklich mit. Er hatte fast die Hälfte des Zebrastreifens geschafft und die Ampel war noch grün für ihn. So gut lief’s vermutlich die letzten drei Blocks nicht für ihn. Dass das Warten für die Polizisten unangenehm war, konnte ich mir vorstellen. Und ja, auch als Fußgänger sollte man halbwegs einen Blick auf seine Verkehrstauglichkeit haben.

Dass der Streifenwagen dann allerdings wirklich neben ihm nochmal gebremst hat, und der steuerführende Beamte den Partyhirbel angepöbelt oder mit irgendwas gedroht hat, das hat mich dann doch etwas überrascht. Und mich natürlich noch am wenigsten, denn während der blau-silberne Kleinwagen mit aufheulendem Motor verschwand, stand der Zebrastreifenflaneur ziemlich ratlos in der Gegend herum und versuchte, sich dieses Ereignis zu erklären.

Da stand er dann, zuckte die Schultern und nahm lieber noch einen Schluck. Ich hab ihn dann schnell umkurvt, inzwischen hatte ich ja selbst schon lange grün …

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Wenn der Wochenendmodus Berufskraftfahrer trifft

Als er vor mir den Blinker links setzte, hab ich schon ein wenig die Augen verdreht. Immerhin ist von der Eberswalder Straße aus das Linksabbiegen in die Schönhauser Allee nicht erlaubt. Wobei mir jetzt nicht nach Prinzipienreiten war, ich ärgerte mich einfach, hinter ihm so lange festzusitzen, bis er durchgelassen wird.
Als er dann das Lenkrad einschlug, war er viel zu früh, ich war mir sicher, er würde wenden. Stattdessen hatte er aber gleich einfach alle Verkehrsschilder übersehen und wollte auf die Fahrspur der Schönhauser, die westlich der U-Bahn liegt – also entgegen der Einbahnstraße.

So langsam bedauerte ich es nicht mehr, erneut vor der roten Ampel zu stehen, das hab ich mir doch gerne noch angeguckt. Als er seinen Fehler bemerkt hat, hat er beim Zurücksetzen noch beinahe eine Ampel umgefahren, was ich in Anbetracht der inzwischen wirklich unübersichtlichen Lage fast noch hätte verstehen können.

Gut, er kam nicht aus Berlin, nicht einmal aus Deutschland, jeder macht mal Fehler. Ich hätte allerdings in dem Moment ungern so viele Fahrgäste gehabt wie der Kollege, er fuhr nämlich einen vollbesetzten Reisebus …