„Und als ich dann dort ankam, grüßten mich die Kollegen, gaben mir die Schlüssel vom Haus und wünschten mir einen schönen Dienst. ‚Wie jetzt, schönen Dienst?‘ ‚Ja, Du bist heute Nacht alleine.‘ ‚Alleine!?‘
Dabei wusste ich gar nix von den Leuten, ich war neu! Irgendwann gab es dann nachts Geräusche im Wald – das Haus lag im Wald – und ich hatte Angst, dass jemand einbrechen wollte. War alles schon passiert. Und vor dem Haus stand ein Auto, in dem jemand saß. Ich bin dann also mit Taschenlampe und einer Wasserflasche bewaffnet in den Wald raus, so Miss-Marple-mäßig. War aber nix. Und der Typ im Auto hat nur gekifft. Außerdem aber hatten die mir nicht gesagt, dass einige der Leute Geher sind. Die schlafwandeln, manche davon sind dement, andere nicht. Wusste ich ja nicht. Und dann geht’s da zu wie bei ‚The walking Dead‘. Eine stand dann vor mir. Die hat keine Nase und keinen Oberkiefer, nur so ’ne Prothese, aber da sie dement ist, vergisst sie die ständig aufzusetzen. Und so stand sie dann vor mir … ich bin ja echt einiges gewöhnt, aber da hätte sogar ich schier ’nen spitzen Schrei ausgestoßen …“
So würde es aussehen, wenn meine Fahrgäste Bücher schreiben würden. Hier zum Beispiel: „Gestern Nacht im Pflegeheim – skurrile Geschichten einer Vertretungskraft“. Schade, dass man sich im Taxi nur so kurz sieht. Aber die obige Fahrt war zweifelsohne eine der interessantesten und auch lustigsten der letzten Wochen. Da muss ich mich geradezu bedanken.
bei so einer „übergabe“, gerade an leute von leasingfirmen, die nur für eine oder zwei nächte da sind, sind doch zwischenfälle eigentlich schon vorprogrammiert. und damit meine ich nicht das skurille aussehen mancher bewohner, sondern sowas wie epileptische anfälle und dann nicht wissen, wo die bedarfs- bzw. notfallmedikation steht. hoffentlich machen es noch mehr leute so wie ich, dass sich gerade bei vertretungskräften besonders viel zeit für die übergabe genommen wird, inklusive kurzem rundgang über den bereich.
@jacob:
Das wünsche ich mir auch. Ich meine, der personelle Notstand in Eurem Geschäftsfeld ist ja weithin bekannt, es wäre wirklich schön, wenn sich da was ändert. Und meine Kundin war zumindest ihrer Erzählungen nach auch weit weg davon, ihre Arbeit schlecht machen zu wollen, sie hatte halt hier und da dank der Umstände offenbar keine Chance, ihre Fähigkeiten einzusetzen. Sowas ist dann schon traurig – wenn auch auf der anderen Seite dank der Arbeitsbelastung des restlichen Personals nachvollziehbar … scheiß Zustände, ehrlich! Ich danke Euch jedenfalls für Eure Arbeit und ich hoffe, ich lege das nicht ab, bis ich alt und schrullig werde. 😉