Wie ich Bekannte wiedererkenne

Die Fahrgäste schienen nett zu sein. Ein älteres Ehepaar, das mir am Ostbahnhof ins Auto stieg. Nach einer freundlichen Begrüßung sagten sie mir, in welche Straße sie wollen. Ich kenne die Straße, obwohl ich mir ihren Namen lange nicht merken konnte. Ich hatte bisher nur zweimal Fahrgäste dorthin gebracht und eine Durchfahrtstraße ist es eben auch nicht.

„Nummer 10, das ist direkt an der Haltestelle.“

Hmm, ich hätte wetten können, dass ich genau dort schon mal …

„Hatten Sie denn eine längere Reise?“

„Ach iwo! Wir kommen aus dem Yorckschlößchen, kennen Sie das?“

BÄM! Der Jatzer!

„Ähm, kann es sein, dass ich Sie schon mal gefahren habe?“

„Ja selbstverständlich!“

Es scheint tatsächlich ein bisschen einfacher zu sein für Leute, die sich Gesichter merken können und entfernte Bekannte nicht wie ich anhand ihrer Adresse und Ausgehgewohnheiten identifizieren müssen. Aber gut, so lange die „Wiederholungstäter“ nicht nervig sind und ich das mit den Adressen im beschaulichen Berlin noch auf die Reihe kriege … 😉

Endlich! Das Buch ist da!

Was lange währt, wird endlich gut. Und in dem Fall hoffentlich auch ein Bestseller. 😉

Dass ich an einem Buch übers Taxifahren geschrieben habe, haben einige vielleicht noch in Erinnerung. Jetzt aber ist es nicht nur fertig geschrieben, korrigiert, gesetzt, designt, gedruckt und mir als Ansichtsexemplar zugeschickt worden – sondern veröffentlicht.

gnit-cover200Das Buch, dem der Emons-Verlag netterweise den gleichen Namen wie ich diesem Blog hier gegeben hat, ist ab heute überall im Buchhandel zu haben!

Sascha Bors
Gestern Nacht im Taxi – skurrile Geschichten eines Taxifahrers
Emons-Verlag
Preis: 12,95 € (eBook: 9,49 €)
ISBN: 978-3-95451-497-7

Es steckt viel Arbeit drin, nicht nur von mir, und es ist wirklich gut geworden. Eingefleischte Leser werden sicher die ein oder andere Geschichte wiedererkennen, aber ich verspreche: Es ist nicht einfach ein Best-of an Blogartikeln.

Aber, wie Ihr’s gewohnt seid, ist es ein unterhaltsamer Mix an Infos und Episoden, an Lustigem und Nachdenklichem.

Wer GNIT mag, wird GNIT lieben! 😉

Das Buch ist wie eingangs erwähnt ab heute überall im Buchhandel zu haben, zumindest aber bestellbar. Selbstverständlich ist es auch online zu erwerben, der Link zu Amazon sei hier nur beispielhaft gesetzt.

Was Ihr natürlich auch machen könnt, ist direkt bei mir signierte Exemplare zu bestellen. Schickt mir einfach eine Mail an buch@gestern-nacht-im-taxi.de., Ihr könnt dabei auch gerne mein eBook „Papa, ich geh zum Zirkus!“ mitbestellen, wenn es noch nicht euer Eigen ist. Das Zusenden wird aber auf jeden Fall ein bisschen dauern. Buchstaben von Hand malen, verpacken und versenden … kostet alles Zeit. Außerdem kann ich dieses Mal erst nach Zahlungseingang versenden und muss ggf. selbst gelegentlich meine Buchvorräte aufstocken. Ist also nicht die erste Wahl für Eilige.

Ich hoffe sehr, dass allen Käufern das Buch gefällt und würde mich über Bewertungen und Rezensionen freuen, wo immer sie möglich sind.

Für mich ist heute jedenfalls erst einmal wie Weihnachten und Geburtstag zusammen und ich hoffe, dass auch die weniger Interessierten sich zumindest ein bisschen mit mir freuen können. Wie gut das alles bisher gelaufen ist, könnt Ihr auch gerne nochmal drüben bei Sashs Blog nachlesen.

Abgesehen vom kleinen niedlichen Banner oben im Header geht’s dann morgen hier weiter wie normal. Da das mit dem Bestseller nach dem ersten Tag wohl noch ein klitzekleines Bisschen unsicher sein wird, werde ich morgen Abend wieder im Taxi sitzen und Geschichten sammeln.

„Was holen“

Es war eine wirklich tolle Winkertour und der Fahrgast war sogar so nett, dass ich ihn ohne Pfand mal eben „schnell was holen“ hab lassen.

Ich hab die Zeit genutzt und eine Kippe geraucht. Und der Fahrgast kam genau dann zurück, als ich wieder ins Auto gestiegen war und an meiner Apfelsaftschorle nuckelte, um beim Sprechen nicht wie ein Aschenbecher zu riechen. Und dann stelle ich fest, dass das Auto plötzlich riecht, als hätte irgendwer 10 Pfund Gras unzureichend verpackt unter den Sitz gesteckt.

„Was“ holen … ich verstehe. 😉

Where did you suck?

Ich hab schon öfter geschrieben, dass ich das Radio meistens aus habe, wenn Kundschaft an Bord ist. Das hat nicht nur rationale Gründe. Natürlich stört Musik bei der Unterhaltung, natürlich trifft sie vielleicht nicht immer den Geschmack von Kunden … vor allem aber mache ich meine eigene Musik meist aus, weil ich das für eine private Sache halte. Wenn ein Kunde – zu dem ich erst einmal eine rein geschäftliche Beziehung habe – gleich mit meiner Musik konfrontiert wird, hat er unter Umständen ein Bild von mir, das ich in dem Moment nicht haben möchte. Selbst wenn es vielleicht realistisch sein sollte. Zudem enthalten gerade die Sampler, die ich oft im Auto höre, eine so bunte Mischung, dass alles zusammen kaum jemand außer mir gefallen dürfte.

Da mag jemand ja auch gerne wie ich Metallica hören, aber wenn danach auf der CD erst Joint Venture und anschließend Atari Teenage Riot laufen, ändert sich die positive Stimmung doch recht zuverlässig.

Nun sind Fahrgäste aber eben ein aufmerksames Pack. 😉

Denn wenn ich eine mp3-CD im Player hab, werden die aktuellen Titel eben auch im Display des Radios angezeigt. Zumindest mal so weit, wie es die Auflösung zulässt. Und so kam dann folgende Frage auf:

„Hey, da steht ‚Where did you s …‘, was heißt das?“

„Where did you suck!?“,

warf seine Begleiterin auf der nur eine Kurzstrecke umfassenden Fahrt ein.

Nach zwei Fragerunden hab ich mich erbarmt, das Radio laut gestellt und auf die fragenden Gesichter im Rückspiegel geachtet.

„Uh, Singer-Songwriter …“

Sie waren meinem Alter nicht so fern, also hab ich einen Tipp gegeben:

„Naja … war in den Neunzigern mal ziemlich populär …“

Sie haben’s noch vor dem Piepsen des Taxameters rausgefunden. 🙂

Ich hab das Lied erst etliche Jahre nach dem Tod von Kurt Cobain kennengelernt. Nachts im Wald an einem Lagerfeuer, so wie es sich gehört.

Hab das erste Mal den roten Knopf gedrückt!

OK, der Knopf ist nicht wirklich rot, rot ist nur das LED, das leuchtet, wenn man ihn gedrückt hat. Es geht um die Verriegelung des Taxis. Und ich habe sie in Anspruch genommen wegen einer Betrunkenen.

Nun kennen mich die meisten hier recht gut und wissen, dass ich nix gegen Betrunkene hab. Hin und wieder war ich ja sogar selbst schon betrunken. Die meisten, die einen im Tee haben – und derer hab ich inzwischen ja viele im Taxi gehabt – sind nett und froh, dass sie jemand ernst nimmt und heim bringt.

Besagte Kandidatin aber hat vor mir bereits einige Taxis abgeklappert und ist schlicht und ergreifend mehrmals den Kollegen gegen das Auto gelaufen, hat andere Fahrgäste belästigt und hat binnen einer Minute mehr Ausfallschritte getätigt wie ich und alle meine Kollegen während einer kompletten Weihnachtsfeier zusammen. Und da sie auch immer gleich anfing, an den Türen der Taxis zu rütteln und zu zerren, hab ich eben abgesperrt, als sie auf mich zukam.

Ich hab dennoch nett geguckt und das Fenster runtergemacht, aber das brachte eben nix. Ich hab nicht einmal verstanden, was sie wollte – was aber auch daran gelegen haben könnte, dass sie während des Sprechens einen Knutschfleck an der Beifahrerscheibe hinterlassen hat. Und das nicht freiwillig, sie ist einfach mal mit dem Mund voran gegen’s Auto gelaufen.

Ich hab sie nicht einmal wirklich abgelehnt, sondern einfach nicht gewusst, was sie wollte, da ist sie schon beim Kollegen hinter mir gewesen. Dort ist sie dann „endlich“ umgekippt und wir hatten einen Grund, wenigstens die Cops herbeizuwinken, von denen wie immer ein paar rauchend und interessiert auf den Taxistand guckend am Fenster ihrer Wache standen.

Nachdem die Dame von den Cops in Obhut genommen worden war, hat ein Flaschensammler, der der Szenerie die ganze Zeit beigewohnt hatte, noch erzählt, dass sie ihm anvertraut hatte, nicht zu wissen, wo sie wohne. Ich helfe ja gerne, aber für manche Probleme sind wir Taxifahrer dann halt vielleicht auch einfach nicht mehr zuständig …

Routen, die Kunden vorschlagen

Ich sag’s immer wieder: Die Kunden bescheißen sich selbst viel besser als ich es je könnte …

Eine gute Route – wenn man denn Geld loswerden will. Quelle: osrm.at

Eine gute Route – wenn man denn Geld loswerden will. Quelle: osrm.at

Am Ende lief das dann so, dass ich gefragt hab:

„Äh, und wie wär’s, wenn wir die Fahrt einfach genau so, nur in kurz machen würden?“

Daraufhin meinte der Kunde:

„Mach ruhig, ick vatrau Dir! Obwohl, lass ma‘! Bring mir zum Berghain.“

PS: Die Mehreinnahmen durch Umwege sind ja eine tolle Sache. Aber stellt Euch mal meine psychische Belastung vor, wenn mir jemand fortwährend erzählt, dass das die beste Strecke ist … 😉

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Das Rauchverbot im Taxi

„Darf man bei Dir rauchen?“

„Nein.“

„Ach bitte!“

„Nein. Hey, ich verkneife mir das Rauchen im Auto den ganzen Tag, da werdet Ihr’s doch die eine Fahrt schaffen!“

„Du bist Nichtraucher!?“

„Nein. Aber ich rauche nicht im Auto.“

Diese leidige und unnötige Diskussion. Denn was war am Ende das Ergebnis:

„Ich versteh‘ schon, dass das andere stören könnte. Finde ich echt cool, dass Du das durchziehst!“

0.o

Ich hab als selbst Betroffener natürlich irgendwo Verständnis für die Bedürfnisse von Nikotin-Junkies. Aber für eine Taxifahrt? Für in dem Fall 13 Minuten eine große Diskussion starten?

Ja, ich weiß: In der Praxis hat sich das mit dem Rauchverbot im Taxi noch nicht so wirklich durchgesetzt. Der ein oder andere Kollege trotzt dieser neumodischen Regelung, die 2007 eingeführt wurde – und ein paar quarzen mit schlechtem Gewissen hier und da mal eine. Und ich bin auch nicht fehlerfrei und hab auch schon zwei, drei Ausnahmen gemacht, wenn’s z.B. mal weit ins Umland ging. Aber eigentlich haben doch gerade wir im Alltag genügend Pausen für unser Laster. Und hier und da mal ein Lob, dass es gut riecht im Auto, ist gerade für Raucher doch eigentlich was wirklich kleidsames fürs eigene Ego. Und ja, da spreche ich aus Erfahrung.