Killer Nr. 1

Die wirklichen Gefahren im Taxi lauern ja nicht wirklich in Form von Räubern oder Kotzern auf uns. Am gefährlichsten ist nach wie vor der Straßenverkehr. Und man selbst wird auch schnell zum Problemkandidaten – z.B. wenn man müde ist. Ich hab mein Koffein nicht umsonst dabei und ich denke, dass jeder schon mal irgendwann an dem Punkt war, den mein Chef damals mit den poetisch anmutenden Worten „wenn die Mülltonnen zu winken anfangen“ umschrieben hat:
Man ist so müde, dass man unachtsam wird, erschrickt dann, weil man was gesehen zu haben glaubt – und stellt fest, dass es irgendwas banales wie eine Mülltonne oder ein Verkehrsschild war.

Als ich neulich mit einem Kollegen ins Gespräch gekommen bin, hat er mir von der nächsten Stufe erzählt, die ich bisher wirklich noch nie erreicht habe.

Ich möchte vorweg sagen, dass der Kollege kein schlechter ist. Er teilt meine Einstellung, heimzufahren, wenn man müde ist. An dem Morgen hat sich die „kurze Winkertour zum Schichtende“ allerdings als ewige Fahrt ans andere Ende der Stadt entpuppt und auf dem langweiligen Weg zurück, alleine im Auto, hat ihn dann halt die Müdigkeit voll getroffen.

Er meinte:

„OK, das einem die Augen zuzufallen drohen … kennen wir alle. Aber ick war so weit, dass ick mir plötzlich jedacht hab: ‚Nu ja, so für ein paar Sekunden is ja nich schlimm …‘ Als ick DIT jedacht hatte, war ick aber auch uff ein‘ Schlach wieder hellwach vor Panik.“

DAS glaube ich. Und wohl dem, der das noch erkennt!

14 Kommentare bis “Killer Nr. 1”

  1. Patrick sagt:

    Da hilft nur Rechts ran fahren und ne Runde pennen.
    Wenn man übrigens realisiert das man bereits für ein paar Sekunden die Augen zu hatte, kriegt man auch mächtig Panik.
    Mir ist zum Glück nix passiert aber bei 120 auf der Autobahn hätte das sehr Übel enden können.

  2. Stimmt, diese Noch extremere Form von Müdigkeit habe ich auch mal erlebt – zum glück nicht im Taxi…

  3. Sash sagt:

    @Patrick:
    Abhilfen gibt es viele. Hängt auch immer von den Menschen ab. Wenn das Ziel nahe ist, reicht mir kurzes Aussteigen und rumlaufen, Coffees, Fenster auf, je nachdem.
    Früher, mit weniger Übung bei der Selbsteinschätzung hätte ich auch das ein oder andere Mal schier richtig Pech gehabt. Ich glaube, das mieseste war, dass ich einmal mit dem Bus im Behindertenfahrdienst tatsächlich mit einem Rad auf den Bordstein gebrettert bin. Auch da: kein Schaden, also im Nachhinein ok und unter „Aus Fehlern lernt man“ einzusortieren. Aber unterschätzen darf man das echt nicht!

  4. hrururur sagt:

    Wenn ich Nachtschicht hab(zum Glück keine zehn Mal im Jahr), dann werd ich so ungefähr einen Kilometer vor zuhause SO müde, dass ich nicht mehr weiter fahren kann. Da krieg ich dann an ner Roten Ampel auch dieses „och nur ganz kurz mal die Augen zumachen“ und mir fällt dann auch noch auf, dass das n ganz dummer Gedanke ist und in meinem Kopf ist dann auch richtig Alarm, aber mein Körper pennt trotzdem. Bisher zum Glück immer an roten Ampeln und irgendwann hupt immer einer oder kommt mal gucken, wenn da ein Auto an der grünen Ampel steht und bremst(immerhin nehm ich den Fuß offenbar nicht von der Bremse, dann würde das Auto losrollen). Nachdem mir das dreimal hintereinander passiert ist trotzStelle dann die letzten beiden Male vor der Fahrt noch n paar Minuten schlafen(mit Wecker um nicht in Tiefschlaf zu kommen und zwei Bechern Cola, die ich nichtmal während der Schicht trinke) an ungefähr der gleichen Stelle, lasse ich mich jetzt von Kollegen mitnehmen und fahr die letzten drei Kilometer von der Autobahn mit dem Rad, mit dem ich da abends hin fahr, weil das sonst so tüdelig zu fahren wäre für meinen Kollegen. Das geht besser, auch wenn ich schon mal beim radwandern auf dem Rad eingepennt bin

  5. metro sagt:

    Ja, der Gesetzesgeber schreibt keine Lenkzeiten, wie bei LKW, vor. Da kommt es dann schon mal vor, dass man so gefühlte 15 Stunden auf dem Bock sitzt. Besonders krass isses, wenn man vor Müdigkeit das Fahrziel vergisst und dem Fahrgast fragt: Schuldigung, bin etwas müde, wo wollten Sie noch mal hin..Ja klar stimmt, hätte schon lange abbiegen müssen….
    Am Ende meiner Taxilaufbahn habe ich solche Monsterschichten dann echt vermieden, weil sau gefährlich…

  6. sarc sagt:

    Bin relativ viel auf der Autobahn unterwegs, kenn mich aber mittlerweile so gut, dass ich weiß, wann ich müde bin. Dann gehts sofort auf den nächsten Parkplatz, Viertelstunde pennen und alles ist wieder gut. Als ich das noch nicht so raus hatte hab ichs aber auch mal übertrieben. Wenn dann jedes Verkehrsschild erst mal aussieht wie ein Parkplatzschild ist aber auch klar, was Sache ist…

  7. elder taxidriver sagt:

    Wer mal erlebt hat was etwa ein halber Teelöffel Vitamin-C-Pulver, aufgelöst in Flüssigkeit, für ein Wachmacher sein kann, der kann bei den ganzen Koffein- und Cola-Arien hier ein künstliches müdes Gähnen nicht unterdrücken.

  8. ednong sagt:

    Orrr — übel, was dein Kollege da erlebt hat. Da kann man dann ja nur hoffen, dass der Adrenalin-Kick ausreicht, um noch bis zum Abstellplatz zu kommen.

    Ja, nach einer Nachtschicht nach Hause mit dem Auto hatte ich auch einige Jahre. Wenn sich das dann auch am frühen Morgen ne halbe Stunde hinzieht und man die ganze Nacht angestrengt gucken mußte (Qualitätskontrolle), dann ist das haarig. Ich habs auch immer gerade so geschafft, kurz vorm Einpennen anzukommen.

    Bei Autobahnfahrten passe ich schon auf und mache dann auch sofort Halt auf einem Rast- oder Parkplatz, wenn ich da Müdigkeit bemerke. Und je nachdem, wie weit es noch ist – entweder eine kurze Schlafpause oder einige Male ums Auto rennen.

  9. Sash sagt:

    @hrhrurur:
    Ui, auf dem Rad einpennen könnte mir vermutlich nicht passieren. 🙂
    Aber schön, dass Du eine Lösung gefunden hast.

    @metro:
    Wobei ich sowohl für mich als auch den Kollegen sagen kann, dass das nicht an überlanger Arbeitszeit liegt, sondern einfach die Totpunkte sind, die es halt gibt. Hatte ich früher bei der Tagarbeit immer um 17 Uhr rum, heute bei der Nachtschicht so gegen 3 oder 4 Uhr …

    @sarc:
    Ja, sich kennen, hilft. Hab ich in den letzten Jahren auch immer mehr dran gearbeitet. Und tatsächlich quasi keine gefährliche Situation in o.g. Sinne mehr gehabt.

    @elder taxidriver:
    Glaube ich Dir. Ich nehm‘ halt Koffein.

    @ednong:
    Klingt vernünftig. Und im zweiten Falle sogar ein wenig lustig. 😉
    (Nicht böse gemeint, ich weiß, dass Bewegung hilft.)

  10. TomTom sagt:

    Als ich den Text gelesen habe ist mir sofort eine ähnliche Situation von mir in den Kopf geschossen:
    Vor ein paar Jahren haben wir eine neue Wohnung gesucht. Dazu musste ich nach der Arbeit zwei mal quer durch das komplette Ruhrgebiet fahren. Nach etlichen Jahren hier hinterm Steuer kenne ich die Autobahnen wie meine Westentasche. Kann dir also im Schlaf sagen wann welche Kurve und Besonderheit kommt.
    Genau das wäre mir dann bei so einer Fahrt fast zum Verhängnis geworden. Dummerweise auch noch im Tunnel und Freundin auf dem Beifahrersitz. Als mir dann während der Fahrt die Gedanken kamen, hier ist 60 der Tunnel macht jetzt gleich nen leichten Knick auf 200 Metern das kann ich mit geschlossenen Augen, war ich augenblicklich wach. Der Signum verleitet einen aber auch. Tempomat, bequeme Sitze, flüsterleiser Motor, ruhige Musik im Hintergrund…
    Wir haben dann an der nächsten Ausfahrt getauscht – müde wurde ich aber den Rest der Fahrt nicht mehr.

  11. Sash sagt:

    @TomTom:
    Ui … das kann ich mir vorstellen. 0.0

  12. Bloggergramm sagt:

    Sowas, nur in extrem, hab ich vor vielen, vielen Jahren erlebt. Inzwischen bestimmt schon fast 20 oder so.
    Nachts auf der Autobahn, 3 Uhr, langer Tag, noch längere Nachtfahrt. Ich dachte ich hab die Müdigkeit im Griff.
    Irgendwann denke ich, jetzt gehts wirklich nicht mehr, musste bald mal einen Rastplatz suchen.
    Kurz darauf sehe ich ein Hinweisschild auf eine Raststätte (in 1km) und denke mir noch, „da fährst du besser raus!“
    Das nächste was ich sehe ist, das ich gerade an der Ausfahrt zu Raststätte vorbei bin!
    Bis zum nächsten Rastplatz hatte sich dann sogar mein Puls auf einen halbwegs normalen Wert eingependelt….
    Aber weitergefahren bin ich dann die Nacht nicht mehr.

  13. Der Banker sagt:

    Ich habe persönlich ziemlich genau gar keine Erfahrung mit Müdigkeit am Steuer, aber ich habe mal folgendes gehört: wenn einen die Müdigkeit zu übermannen droht, irgendwo anhalten, einen Schlüsselbund in die Hand nehmen und sich dann mit dem Arm über dem Lenkrad zum Schlafen hinsetzen.
    In dem Moment, wo man wegknackt, entspannen sich die Muskeln, der Schlüsselbund fällt aus der Hand und klirrt auf die Lenksäule. Durch diesen kurzen Moment Schlaf wird man erfrischt und kann weiter.

    Achtung: diese Methode ersetzt keinesfalls die überfällige Mütze voll Schlaf! Man sollte sich dringend baldmöglichst eine Ruhezeit gönnen! Aber man kann sich so genug pushen, um z.B. die nächste Raststätte anzupeilen, wenns einen grad mitten auf der Autobahn erwischt. Dafür würd ich sogar den Standstreifen benutzen.

  14. Philipp sagt:

    Das erinnert mich an eine Horrorfahrt, muss so 2010 gewesen sein. Ich musste total übermüdet von Saarbrücken nach Kaiserslautern zurück und bin bei 160 auf der Autobahn weggenickt. Als Ich das gemerkt hab wurde mir auch ganz anders.

    Kollege Vorredner hat da schon recht: Ranfahren, schlafen. Das kann schneller ins Auge gehen als man denkt.

    Grüße aus Dresden

    Philipp

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