Paris, anyone?

Wenn man als Taxifahrer mal wieder so richtig Honig um die Lippen geschmiert bekommen will, sollte man Pariser fahren. Franzosen haben zwar den (teilweise) berechtigten Ruf, etwas trinkgeldfaul zu sein, aber die, die direkt aus Paris kommen, die sind so voll des Lobes, das glaubt man kaum. Dass sie mal freundliche Taxifahrer finden, dass wir anhalten, wenn man uns ranwinkt, und und und …

Laut denen ist Paris das letzte Loch, in dem nur Arschlöcher Taxi fahren. Dementsprechend leicht hat man’s, hier gut rüberzukommen. 🙂

Nun ist da zum einen sicher viel Übertreibung dabei, zum anderen spielt natürlich auch die regionale Ausgestaltung des Gewerbes eine Rolle, wenn es um die Qualität der Taxifahrer geht. Ich möchte mich den Vorurteilen deswegen nicht bedingungslos anschließen, sondern mal fragen, oben irgendwer von Euch schon mal in Paris Taxi gefahren ist oder gar einen Fahrer von dort kennt. Mein Französisch ist echt ein bisschen zu sehr eingerostet, um im Internet groß auf Recherche zu gehen. Falls also jemand Ahnung vom Gewerbe dort hat, freue ich mich über alle Infos. Und wenn es nur ist, um den nächsten Touris was erzählen zu können. 🙂

Der Fahrgast, der mich letzte Woche auf die Idee brachte, hat mir erzählt, dass er niemals seinen Wohnbezirk angibt, wenn er ins Taxi steigt, sondern immer den Nachbarbezirk mit dem besseren Ruf, weil die Fahrer ihn wieder rausschmeißen würden, wenn er die wirkliche Adresse zu Beginn ansagt. Da beschwere sich wirklich nochmal einer über grummelige Berliner!

Ich freue mich auf Kommentare, aber bitte nicht pauschal verletzend werden. Selbst wenn es in Paris im Großen und Ganzen so schlimm sein sollte, gibt es auch da bestimmt nette Kollegen, denkt daran.

24 Kommentare bis “Paris, anyone?”

  1. elder taxidriver sagt:

    Es war auf GNIT glaube schon mal die Rede davon:

    Victoria Thérame, Pariser Taxifahrerin, hat das Buch ‚Die Taxifahrerin‘ geschrieben, lange her, aber die Atmosphäre dürfte noch stimmen.

  2. Aro sagt:

    Quark. Ich war 2012 einige Tage in Paris und bin dort auch Taxi gefahren. Die Fahrer waren durchweg freundlich (alle drei) und sind, soweit ich das beurteilen kann, auch keine Umwege gefahren. Rangewunken haben wir die Taxis aber nicht, sondern sind immer irgendwo eingestiegen.

  3. Ode sagt:

    Also unfreundlich waren sie nicht… Aber das ranwinken ist so ne sache für sich.. 10 minuten winken, ca50 droschken fahren vorbei bin endlich einer hält

  4. Odenwälder Taxifahrer sagt:

    Ode sollte Odenwälder Taxifahrer heissen.
    Ps: aber günstig isses. Eine parisdurchquerung kostet ca 15 €…

  5. Fabian sagt:

    Also ich hab nicht so gute Erfahrungen in Paris gemacht.
    Wir hatten irgendwie den Zug zum Flughafen verpasst, also zum Taxistand und einmal nach Paris Orly.

    Den Tag vorher waren wir genau in der Ecke dort unterwegs und haben uns echt verarscht gefühlt, als der Taxifahrer wirklich ein riesen Bogen gemacht hat und nicht mal ansatzweise in Richtung Flughafen fuhr. Also ihn darauf hin gewiesen und gesagt, dass wir es eilig haben und dann gings auch weiter geradeaus.

    Irgendwann auf halber Strecke standen wir dann an der Ampel, klopft es an der Scheibe, und so weit ich das mitbekommen habe, hat ihm jemand darauf hingewiesen, dass irgendwas mit dem Reifen nicht stimmt, von da an fuhr er nicht schneller als 35-40 km/h. Wir kamen noch pünktlich am Flughafen an, aber schön ist anders 😀

  6. hrururur sagt:

    @Fabian:

    Wenn man das Gefühl hat wegen Touri verarscht zu werden, hilft es enorm, wenn man so offensichtlich mit Google Maps rumwuselt und sich am besten noch drüber unterhält, dass der Fahrer es mitkriegt. Hat uns in Sydney richtig Zeit und Kohle gespart. Die fahren im Zickzack durchs Wohngebiet, anstatt auf der Ausfallstraße in der Mitte, die man hundert Mal kreuzt. Davor wurde in den Tipps von der Uni(Schwesterchen war zum Auslandssemester da und wir haben sie besucht) sogar gewarnt und halt das mit dem Google Maps empfohlen.

    Und da es dort als üblich ist, dass der Fahrer und die Fahrgäste nicht miteinander sprechen, haben die Fahrer auch richtig Zeit sich lange Routen zu überlegen -.-‚

    @Sash: da guck ich mal ausnahmsweise bei Twitter rein und schon willst du dich um den bescheidensten Abend batteln? Kannste haben… Fing heute Mittag gegen eins schon an. Wollte eigentlich nur die bestellten Einkäufe bei meinen Großeltern abliefern und bin jetzt erst auf dem Weg nach Hause. Aber nur kurz um frische Wäsche und Zahnbürste zu holen. Opa lag nämlich keuchend auf dem Sofa und kam dann ins Krankenhaus, Wasser in der Lunge, schwaches Herz, das eigentlich Tabletten wegen einer seit fünf Jahren(!) bekannten Herzschwäche bräuchte, was er aber völlig verpeilt hat. Jetzt muss er mindestens ne Woche da bleiben. Vor ner Stunde endlich bei Oma gewesen, um ihr das zu erklären. Jetzt ist sie völlig am Ende und will nicht alleine bleiben heute Nacht. Jetzt hab ich insgesamt anderthalb Stunden Fahrzeit(ich muss morgens Tabletten nehmen, die ich natürlich nicht mit hatte, sonst würde ich wohl morgen früh schnell fahren) und mit schlafen wird auch nicht viel. Und ich hatte letzte Nacht schon Nachtwache am Osterfeuer und bin entsprechend müde. Eigentlich wollte ich mich nach dem einkaufen endlich schlafen legen, die Nachtwache war nämlich auch ungeplant. Mein Tag hat also vor 39 Stunden angefangen und endet erst wenn meine Schwester morgen Mittag aus dem Krankenhaus entlassen wird und mich bei Oma ablösen kann(wenn sie denn entlassen wird…). Oma wird nämlich die ganze Nacht die gleichen paar Sätze wiederholen und mich nicht mal n bisschen dösen lassen.

    Also jammer gefälligst wegen dem bisschen im Auto hocken rum 😛 😉

  7. Taxi in Paris? Night on Earth. ‚Nuff Said.

  8. Sash sagt:

    @elder taxidriver:
    Also ehrlich gesagt, kann ich mir das nicht vorstellen. Überleg‘ mal, was sich seit den 70ern im Berliner Gewerbe getan hat! Berlin mag sich meinetwegen weit mehr geändert haben als Paris, aber der Vergleich geht sicher fehl.

    @Aro:
    Schön, Gegenstimmen zu hören. Aber ich hab’s auch echt bloß geschrieben, weil es in letzter Zeit gehäuft auftrat. Mir liegt Pauschalschelte ja ebenso fern …

    @Odenwälder Taxifahrer:
    Das mit dem Ranwinken muss echt einen Grund haben, das sagten bisher alle. 0.o

    @Fabian:
    Au weia.
    Aber Touri-Abzocke ist ja auch so ein ganz eigenes Thema, das fast überall irgendwie auftaucht. Traurig, wenn es so überhand nimmt und man – wie hrhrurur schreibt – aktiv gegenlenken muss. -.-

    @hrhrurur:
    Ja ja, ist ja gut. Hast gewonnen. 😉

    @WionyRyderFan:
    Es bleibt noch ein wenig offen, wie dein Fazit gemeint ist. 😉

  9. elder taxidriver sagt:

    Ja, gewiss Sash, aber ich meine das, was sich in dem paradoxen französischen Spruch ausdrückt:

    ‚ Plus ca change, c’est plus ca meme chose‘.

    ‚Je mehr sich ändert, desto mehr bleibt gleich.

    Oder , um es gestern-nacht-im taxi-kompatibel und in lyrischer Verknappung auszudrücken:

    Es wurde gekotzt, es wird gekotzt, und es wird gekotzt werden.

  10. elder taxidriver sagt:

    Sprachfexe bitte Cedilles und Circonflexes hinzudenken.

  11. Taluien sagt:

    Sash, „Night on Earth“ ist ein Film von Jim Jarmusch. Geht um Taxifahrer in diversen Städten und was in der Nacht so alles passieren kann. Hab ich hier, aber noch nicht gesehen. Sollte ich noch machen.

  12. Sash sagt:

    @elder taxidriver:
    Ich bin nach wie vor skeptisch …

    @Taluien:
    Hallo?
    Du wirst wohl kaum einen Taxifahrer finden, der den Film nicht kennt. Interessant im Bezug auf den Kommentar oben ist die Frage, inwieweit die Episode mit der blinden Kundin in Paris einen Bezug zu meinem Text hat.

  13. hrururur sagt:

    Feierabend*kreisch*

    Jetzt bloß noch schnell in die Klinik. Schwesterherz wird nicht entlassen, aber eine Nachbarin hat mich abgelöst. Schwesterherz braucht aber auch noch Kram.Also kann ich in etwa zweieinhalb bis drei Stunden ENDLICH schlafen. Hoffentlich schlaf ich nicht auf dem Weg schon ein und fahr zu weit…

  14. Michael sagt:

    Off-Topic: Dein Tweet zur Tagesschau wird auf Sueddeutsche.de erwähnt… http://www.sueddeutsche.de/medien/neues-design-der-tagesschau-optisch-hui-akustisch-pfui-1.1940306

  15. Sash sagt:

    @hrhrurur:
    Na dann schlaf jetzt mal gut! 🙂

    @Michael:
    Hui. Danke für den Hinweis. 🙂

  16. @Sash: „Laut denen ist Paris das letzte Loch, in dem nur Arschlöcher Taxi fahren.“. Ich finde, der Pariser Taxifahrer aus Night on Earth ist da eine ziemlich gute Zusammenfassung. Siehe die Szene mit dem „Si vous avez un itinéraire préféré“-Schild und seine Reaktion darauf, dass die nicht-sehende Passagierin die Buchstaben darauf ertastet.

  17. hrururur sagt:

    @Sash: das sah mein Nachbar anders 😀 aber mittlerweile kann ich wieder geradeaus gucken

  18. Taluien sagt:

    Sash, ich denke wenn ich hier bei mir im Kaff die Taxifahrer durchgehen würde und nach Kenntnisstand bezüglich Night on Earth frage… da würde ich so circa 75% „Watt?“, 15% unverständliches Gemurmel und 10% „Öh, ja, habbich mal gehört, datt is doch da dieses Dings mit dem wiehiessernoch, richtig?“ ernten.

    Aber ist schon wahr, hätte annehmen können dass du den Film kennst. ^^

  19. Bernd K. sagt:

    Ist schon über 25 Jahre her, die Fahrt vom Ostbf. zur Bekannten war unspektakulär, der arabische(?) Fahrer schweigsam, der evtl. Umweg unauffällig kurz und die Kosten im Rahmen des Erwarteten.

    @Odenwälder: die Gemeindefläche ist auch nur etwa so gross wie die Fläche innerhalb des Berliner S-Bahnrings. Da relativiert sich das mit den 15 € etwas. Aber ich glaube auch, dass wir das Thema schon mal irgendwie hier hatten.

  20. Sash sagt:

    @Taluien:
    Ja gut, das mag eine Frage der Filterbubble sein. Ich hab ja hauptsächlich zu kultivierten Kollegen Kontakt. Und die kennen den Film natürlich alle.
    Ich selbst hab ihn witzigerweise das erste Mal bereits in der Schule gesehen, also lange vor der Berufswahl …

  21. Mladen sagt:

    Habe mal einige Monate in Paris gelebt, vor einigen Jahren. Kann die Erfahrung, dass man einen Nachbarbezirk angibt, nur bestätigen. Ich habe damals außerhalb von Paris gewohnt (ca. 30 Minuten Fahrzeit ohne Staus vom Triumphbogen) und konnte insbesondere Samstags abends nie sagen, wo ich wirklich hinwollte, da die Taxisfahrer sich schlicht geweigert haben (auch wenn sie das eigentlich nicht dürften). Ich habe dann immer eine Adresse am Stadtrand angegeben und wenn wir in der Nähe waren habe ich gesagt, wo ich wirklich hinwollte. Teilweise wurde ich dann auch da rausgeschmissen. Dort gab es dann aber in der Nähe einen Taxistand, von wo aus die Fahrer problemlos in die Vororte gefahren sind.

    Den Grund dafür hat mir mal ein Taxifahrer erzählt: Insbesondere Nachts am Wochenende ist die Nachfrage so groß, dass die Taxen in Paris selber fast immer sofort eine Anschlussfahrt bekommen. Daher will keiner rausfahren; durch die Leerfahrt zurück verlieren sie Geld.

    Das Heranwinken war auch kaum möglich, keine Ahnung warum die nie anhalten. Ein Bekannter hatte aber eine „Geheimnummer“ mit „Geheimcode“. Da hat man angerufen und konnte sich ein Taxi bestellen, das dann auch sofort kam. Hatte allerdings immer schon 5 Euro auf der Uhr. Waren aber immer echte Taxen. Keine Ahnung wie das funktionierte, angeblich waren diese Codes für „Vielfahrer“ reserviert, die zwar ein wenig mehr zahlten, dafür aber sofort ein Taxi bekamen.

    Freundlich waren die Fahrer aber eigentlich immer allesamt. Die einen halt ruhig, die anderen gesprächig.

    Kurz gesagt: Taxifahren insbesondere am Wochenende nachts war Krieg. Zuerst mit all den anderen, die auch ein axi haben wollten und dann mit dem Taxifahrer selber, der einen nicht dahin bringen wollte, wo man hin wollte 😉

  22. Sash sagt:

    @Mladen:
    Wow, das ist echt kurios. Also für mich jetzt …

  23. Mladen sagt:

    Was? Das nicht rausfahren oder die geheime Nummer? Das mit dem nicht rausfahren kommt wohl wirklich nur in den Hochzeiten der Samstag Nacht vor, wenn viele nach Hause wollen. Aber dann wollte ich halt auch meist und es fuhr keine Metro oder RER mehr 😉

  24. Stefan Häusler sagt:

    Taxifahren in Paris ist eine Pest. Dreiviertelstunde (!) mitten am Tag am Gare du Nord in der Menschenschlange für ein Taxi gewartet. Normaler Tag. Gare du Nord ist einer der beiden wichtigsten Bahnhöfe in Paris.

    Billig ist es auch nicht: nach einer halben Stunde Staustehen und zehn Kilometern stehen 38 Euro auf der Uhr.

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