„Special Berlin Music“

Das hatte mein Fahrgast angekündigt. Er saß mit seinem Kumpel bereits seit rund 5 Minuten auf der Rückbank, im Kofferraum stand ein Kasten Sternburg – und nun ging es plötzlich um Musik. Davor hatten wir es über mich, wie lange ich in Berlin bin, dass sie aus England zu Besuch sind und jetzt Party machen, das Übliche.

„I brought some special Berlin Music“

hat er verkündet.

„But it’s ok for Stuttgart too!“,

wandte er sich explizit an mich. Ich glaube, ähnlich wie sein Freund habe ich sparsam geguckt. Er konnte es bei mir wenigstens nicht sehen. Was sollte schon kommen? Der neueste Über-Remix irgendwelcher Berghain-DJ’s oder so? Berlin ist Elektro-Hauptstadt, aber damit kann man mich jetzt nicht hinterm Ofen vorlocken, das ist einfach nicht meine Lieblingsmusik.

Mein Fahrgast fummelte ein wenig an seinem Handy rum und dann dudelt da doch tatsächlich Rio Reisers Stimme in fürchterlicher Qualität durchs Taxi. „Rauch-Haus-Song“ von den Scherben, hat inzwischen 41 Jahre auf dem Buckel, ist aber natürlich auch jedem später geborenen irgendwie links sozialisierten Menschen irgendwann im Leben mal begegnet. Dass mir das Lied bekannt war, hat für Freude und erneutes Genestel am Telefon gesorgt. Der offenbar in Deutsch nicht sehr bewanderte zweite Fahrgast lachte indes, ich glaube, er hielt das für einen Witz.

Dass als nächstes die ersten Akkorde von „Schrei nach Liebe“ der Ärzte zu hören waren, überraschte mich nach DEM Einstieg auch nicht mehr sonderlich. Trotzdem coole Geschichte. Manche Fahrgäste hab ich zugegeben dann doch ein bisschen lieber als andere. 🙂

2 Kommentare bis “„Special Berlin Music“”

  1. Michel sagt:

    Schon lustig..vor über 30 Jahren hab´ich mir auch in einem Berliner Hinterhof-Plattenladen „keine Macht für Niemand“ gekauft.

  2. Aro sagt:

    Mir haben (auch englische!) Fahrgäste auch mal „deutschen Punk“ vorgespielt, 80er Jahre. Bei Störkraft musste ich sie dann aufklären, dass das eher mit Nazischeiße als mit Punk zu tun hat, weil Punk in DE eher gegen Nazis gerichtet ist. Aber sie fanden es ganz ok, immerhin verstanden sie ja die Texte nicht.

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