Fundstück des Tages

Und wieder einmal stellt sich mir die Frage:

Was bekomme ich dafür? Ein Getränk, freien Eintritt? Ist es nur eine Pfand- oder Garderobenmarke oder bin ich jetzt Miteigentümer des Clubs? So lange ich solche Läden nicht besuche, werde ich es wohl nicht herausfinden.

"Es ist rund und ein 'M' ist drauf." – "Dann darfst Du es essen!" Quelle: Sash

„Es ist rund und ein ‚M‘ ist drauf.“ – „Dann darfst Du es essen!“ Quelle: Sash

Disclaimer: Das Magdalena, damals noch Maria, ist einer der wenigen Clubs in Berlin, in denen ich tatsächlich schon war. Wofür man die Marke braucht, weiß ich trotzdem nicht. 🙂

Sportlich

Schichtende! Dachte ich zumindest.

Nach nur siebeneinhalb Stunden hatte ich die Obergrenze dessen, was ich einfahren wollte, erreicht. Sicher, ich hätte jetzt, da es gut lief, auch einfach noch zwei oder drei Stündchen dranpacken können. Aber es ist ja auch so, dass mehr Kundschaft auch anstrengt. Nicht der Kundschaft selbst wegen. Aber es ist natürlich ein Unterschied, ob ich in 8 Stunden nur 30 Minuten Pause habe, oder aber gleich 4 Stunden wie üblich. Und 8 Stunden am Steuer sind wirklich genug.

Meine Tour war vom Ostbahnhof bis nach Hellersdorf gegangen, eine von mehreren unverschämt langen Touren an diesem Wochenende. Auf dem Rückweg stellte ich die gute alte „Starfish“-Platte von Limp Bizkit ein paar Nummern lauter und hielt mich nicht immer ganz an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, die die um 4 Uhr morgens natürlich verwaisten Baustellen auf der Landsberger Allee mir aufzwingen wollten. Dennoch sah ich den Arm eines Winkers emporschnellen und hielt – man lässt sich dann ja doch nix entgehen – zügig an. In die Weiß-der-Teufel-wo-Straße wollte mein jugendlich anmutender Fahrgast. Aber er legte bei meiner fragenden Grimasse gleich nach:

„Hier, Konrad-Wolf kennste?“

„Sicher.“

„Ist da ums Eck.“

Ja, scheiß doch die Wand an! Der Tag war so oder so schon perfekt gelaufen und jetzt sollte ich tatsächlich eine abschließende Tour bis kurz vor den Abstellplatz des Autos bekommen? Ja. Ich für meinen Teil war mit der Welt im Reinen. Mein Fahrgast nur bedingt.

„Weißte, bin ick ja jerade jeloofn.“

„Was?“

„Na, den Weg hier. Einssiebzehn.“

„Bitte was?“

„Einssiebzehn ha’ick jebraucht.“

Während wir unweit meiner Haustüre durch Marzahn brezelten, erzählte er mir dann, was Sache war: Er hatte mit einem Kumpel gewettet, dass er von Alt-Hohenschönhausen bis ans hintere Ende von Marzahn in einer Stunde und 15 Minuten laufen könnte. Und?

„Ha’ick mir verlaufen. Hier, da hinten! Wusst‘ ick nich‘, wo jenau ick da durchkomm‘. Einsfuffzehn hätte jelangt. Und einssiebzehn ha’ick jebraucht. Jetz‘ schuld ick ihm ’n Kasten.“

Das mit dem Verlaufen war natürlich blöd. Aber der Sportfreak wusste wenigstens zu unterhalten:

„Die Leute werden sich auch gedacht haben: Wat ’n Irrer!“

„Weil Du gelaufen bist?“

„Naja, im Suff. Und am Anfang mit Döner …“

Schätze mal, die Kalorien hat er nach rund 10 Kilometern locker wieder runter gehabt. 🙂

Mein Fahrgast hat mir daraufhin noch ein bisschen davon erzählt, was er sonst so läuft. Mir als Couchpotatoe wäre da schier unfreiwillig der Kiefer runtergeklappt. Da er in nächster Zeit noch was größeres vorhat, will ich keine Details nennen. Nicht, dass man ihn noch wiedererkennt. Aber ich sag’s mal so: Die Marathon-Distanz ist offenbar nicht für alle eine Grenze …

Ich hab mich selten so inaktiv dabei gefühlt, mein Auto ein paar hundert Meter weit zum Abstellplatz zu fahren. Aber gut, gegen das Gefül hat der Umsatz geholfen. 😉

Meinem Fahrgast jedenfalls wünsche ich noch ein paar weitere Rekorde. Verdient hat er sie sich, denn unter all den Irren, die mit einem Döner in der Hand besoffen 10 Kilometer durch Ostberlin laufen, war er sicher einer der sympathischsten. Oder so.

Karma

Einen wunderbaren Sonntag allen GNIT-Lesern da draußen!

Meiner jedenfalls verspricht wunderbar zu werden: Ich hab mittelprächtig geschlafen, bin dennoch Stunden zu früh aus dem Bett gepurzelt und muss nachher arbeiten. Das ist vielleicht nicht der Optimalzustand, aber die gestrige Schicht war so schön, die wirkt noch ein bisschen nach. 🙂

Das es gut laufen würde, habe ich zwar von Anfang an gehofft, der Einstieg war dann jedoch eher so lala. Dass ich umgehend, also nach etwa drei Kilometern, eine Winkerin hatte, war schön. Ihr Wunsch hingegen schwierig:

„Ich müsste ungefähr zum Club der Visionäre und hab aber nur noch’n Fünfer …“

Das ist vom östlichen Ende der Boxhagener Straße schlicht nicht zu machen. Ich hab zwar glücklicherweise sofort daran gedacht, dass man über die Kynaststraße seit einiger Zeit wieder zur Elsenbrücke durchkommt, ohne eine blöde Schleife übers Ostkreuz machen zu müssen, gereicht hätte das aber allenfalls ansatzweise. Also hab ich erst einmal von mir aus eine Kurzstrecke vorgeschlagen. Muss ich nicht, kann man in so einer Situation ja aber mal machen. Geht ja auch um Dings, hier, ähm, zufriedene Kundschaft, genau!

Und – ach! – was war die zufrieden. Obwohl ich ihr gesagt hab, dass es trotzdem nicht ganz reichen wird.

„Das ist in Ordnung, ich kann ja ein Stückchen laufen. Ich bin ja schon so froh, dass sie gerade jetzt hier vorbeigekommen sind …“

Konnte sie auch sein. Als das Taxameter dann mit einem Piepsen das Ende der Kurzstrecke verkündet hat, hab ich die Uhr ausgemacht und das Auto noch ganz gemütlich bis zur nächsten Ecke ausrollen lassen. Am Ende hab ich sie rund 2,3 km von fast dreien gefahren. Zum ermäßigten 2-km-Preis. Alleine ihrer Ansage nach hätte ich sie nach 1,1 km zum Normalpreis von 5,00 € vor die Türe setzen können – und jetz standen nach dem großzügigsten Dehnen aller Regeln sogar nur 4,00 € auf dem Taxameter.

Auch wenn ich’s die Kundschaft nach wie vor nicht merken lasse: Ich war ziemlich sauer, dass sie sich unter den Umständen tatsächlich den einen Euro noch hat rausgeben lassen. Das ermutigt einen nicht gerade, solche Ausnahmen mal zu machen … 🙁

An verbalem Dank jedoch sollte es nicht mangeln:

„Total geil, ehrlich! Ey, ich wünsch Dir noch eine super entspannte Schicht, nur nette Fahrgäste, viel Glück und alles. Hast jetzt echt was gut auf deinem Karma-Konto!“

Während ich mir insgeheim „Na hoffentlich!“ dachte, schien das tatsächlich genau das Richtige gewesen zu sein.

(Nie vergessen: Am Ende bestimmt jede Tour, wo man am Ende landet …)

Der Freitag war schon „halbwegs ok“ gewesen, ich war eigentlich zufrieden. Jetzt hab ich gestern aber bei anderthalb Stunden weniger Arbeitszeit und der gleichen Fahrtsrtecke über 50 € mehr Umsatz und das Doppelte an Trinkgeld gemacht. Ich hab wirklich obskurste Touren bekommen, überdurchschnittlich lang und mit spendablen Fahrgästen obendrein. Ich hatte fast die ganze Schicht gute Laune, war fit, und und und.

Kein Wunder, dass Menschen dazu neigen, an so einen Quatsch wie Karma zu glauben.


PS: Für alle, die es noch nicht dank Facebook mitbekommen haben: GNIT hat die Marke von 2000 Artikeln irgendwann in der letzten Woche gerissen. Dies hier ist Nummer 2016. Feuerwerk!!! 😀

Fast ein neuer Rekord …

Wenn ich ganz weit, bis fast zu den Anfangstagen meiner Zeit als Taxifahrer zurückgehe, dann komme ich auf ein noch ungünstigeres Weg-Preis-Verhältnis. Ich hab es damals nicht ohne Grund boulevardesk mit „Tarifwahnsinn in Berlin“ überschrieben.

Ähnlich weit sind heute Nacht drei Leute mit ihrer Kohle gekommen. Was aber einen handfesten Grund hat: Berlin.

Einige Clubs waren heute Nacht so extrem gut besucht – mir kommt mein Umsatz richtig lächerlich vor, wenn ich darüber nachdenke. Diese Menschenmassen! Als ich um halb eins heute Nacht vor dem Berghain war, war die Schlange so lang, dass man mit Picknickkörben wahrscheinlich Geld dort hätte verdienen können. Keine Ahnung, ob die Leute inzwischen alle drin sind. Am Sisyphos sah es nicht anders aus, nachdem sie erst mal aufgemacht hatten. Außerdem, und da kommen wir zu meiner Fahrt, am About Blank.

Die Dreiertruppe war schon etwas derangiert, sie waren zuerst im Kater Holzig, danach im Yaam. War offenbar beides nicht so ganz das, was sie suchten. Also hab ich sie um 4 Uhr morgens vom Ostbahnhof zum About Blank fahren sollen. Hab ich natürlich auch gemacht, bin ja schließlich Taxifahrer. Dort angekommen offenbarte sich uns eine Schlange, die bereits bis zur Bushaltestelle am Ostkreuz reichte. Da haben es sich die eigentlich schon recht fertigen Passagiere aber nochmal ziemlich gründlich überlegt, ob sie denn eigentlich wirklich in Feierlaune wären.

Die Antwort war – wenig überraschend: Eigentlich ja schon noch so ein bisschen, aber nochmal eine Stunde anstehen ginge gar nicht. Also sollte ich sie heimbringen. Das Ziel hörte ich gerne: Naumannstraße. Das wären schon vom Ostbahnhof aus irgendwas in Richtung 17 € gewesen, jetzt, nach einer Fahrt völlig entgegengesetzt dieser Richtung, hätte das die längste einer ganzen Serie langer Touren heute werden können.  Richtig: Hätte werden können.

Denn kaum wieder auf der Piste, fanden sie plötzlich, dass so wirklich richtig und ganz in echt nach Hause zu fahren vielleicht auch ein wenig übertrieben sei, nur weil vor dem About Blank eine Schlange war. Immerhin hatten sie noch Stempel vom Kater Holzig, und sooo schlecht war die Musik ja auch nicht.

So kenne ich Berlin: Hier überlegt man sich zwei- oder auch dreimal, ob man um 4 Uhr wirklich schon heim will.

Also ging es doch nicht bis nach Schöneberg, sondern „nur“ zum Kater. Quasi genau dieselbe Strecke wieder zurück. Plus ein paar hundert Meter. Am Ende waren sie knapp über einen Kilometer von ihrem Startpunkt entfernt und auf der Uhr standen 15,00 €. Aus meiner Sicht darf das ruhig immer so laufen, ich freue mich, wenn mein Kilometerschnitt gut wird – oder, wie heute nacht, zumindest besser.

Trinkgeld gab es bei der runden Summe keines mehr, aber was will ausgerechnet ich meckern? 😉

Nur kurz ums Eck (1)

Da ich ja sonst nix mit mir anzufangen weiß, hab ich mir überlegt, unter dem Namen „Nur kurz ums Eck“ eine neue Serie zu starten, in der ich (wahrscheinlich unregelmäßig) ein paar Tweets zum Thema Taxi im weitesten Sinne poste. Wie ihr unten sehen werdet, sind die bunt gemischt und enthalten sowohl Infos als auch unterhaltsames. Twitterern muss ich das Konzept nicht erklären, für alle anderen ist es hoffentlich eine Bereicherung. In Zukunft werden die Folgen eher zusätzlich zu anderen Artikeln erscheinen, außerdem ohne Erklärung. Folge 1 ist also die Ausnahme der Ausnahmen, wie das halt so läuft. Alle, die ohnehin bei Twitter sind, können mir gerne interessante Tweets für die nächsten Folgen zuschieben. Ich bin dort, wie inzwischen wohl bekannt, als @sashbeinacht zu finden.

Ach so: Ich freue mich natürlich über Feedback und Ideen! 🙂
Und los geht’s:

Interessante Entscheidung

So, liege derzeit leicht kränklich flach, hoffentlich komme ich heute Abend zum Arbeiten. Drückt mir ruhig die Daumen!

Davor kommen wir noch mal zu einer Geschichte aus der letzten Woche:

Ich bin ja nicht der einzige, der gelegentlich mal so etwas wie Zeitdruck spürt. Viele Kunden geraten geradezu in Panik, wenn ich erst einmal „Kasse“ am Taxameter gedrückt habe. Und ja, ich freue mich über einen schnellen Bezahlvorgang, es muss nicht laufen wie 2010 in Köpenick, aber doch bitte keine Panik! Mein Lieblingssatz bei überschnellem Scharren im Portemonnaie ist:

„Keine Panik! Mit Hektik fangen wir um die Uhrzeit nicht mehr an!“

Na klar, Zeit ist Geld. Genauso kann eine kleine Verzögerung einem aber auch genau den richtigen Winker bescheren, der dann die ganze Nacht positiv beeinflusst. Um Sekunden geht es eigentlich nie, beziehungsweise man kann es einfach nie wissen. Wenn man nicht gerade in etwas zweifelhafter Praxis einen weiteren Auftrag angenommen hat, gibt es eigentlich keinen Grund, die Kundschaft über Gebühr zu hetzen.

Das sahen die zwei jungen Damen, die ich an der wilden Renate rausließ, offenbar ganz anders. Obwohl sie laut eigener Aussage keinen Termin hatten, musste alles ganz schnell gehen. Husch husch! Allerdings macht sich Hektik eben gar nicht gut, wenn es ums Nachdenken geht, also stammelte sie ziemlich hilflos umeinander, als sie mir Trinkgeld geben wollte:

„Machen Sie, äh, ähm … also, ähm, machen Sie, machen Sie …“

Auf der Uhr standen 12,40 €. Was war? Überlegte sie, ob 13 zu wenig und 14 zu viel wären. Oder ob 13,50 € noch nahe genug an den 10% seien? Traute sie sich nicht, „unverschämt hohe“ 15 € zu geben?

Nun, machen wir es kurz: Mein Erfahrungshorizont war wohl ein anderer. Am Ende kam nämlich folgendes dabei heraus:

„Machen Sie, äh, einfach 12,80 €.“

Ich glaub, nach dem langen Überlegen hab ich nicht einmal mein Pokerface beibehalten können. Was den Abend anging, war sie allerdings in guter Gesellschaft. Es war die vierte von insgesamt 7 Touren in Folge, bei denen die Trinkgelder zwischen 0 und 80 Cent lagen. Passiert … wäre aber ohne Hektik zumindest stressfreier für die junge Frau gewesen. 😉

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Fast schon Lyrik

Man kann sich fast sicher sein: Mit Holländern im Auto hat man am Ende irgendwas fantastisches in Sachen Sprache erlebt. Hab ich auch alles schon mal geschrieben …

Nun also wieder ein paar Jungs im Auto, alle in Partylaune, das übliche Völkchen am frühen Morgen. Eine Winkertour für sieben Euro, grob vom Alex zur Richard-Sorge-Straße. Unübliche Adresse für Besucher, mal kein Hostel oder so. Glücklicherweise konnten die Jungs mir einen guten Tipp geben, wo sie genau hin müssen:

„Es ist eine Pink Bildung.“

Hab ich gefunden, war nicht schwer. 🙂