Kurzstrecke?

„Entschildigung?“

„Ja?“

„Gute Abend. Sie machen Kurzstrecke den Manteuffelstraße?“

„Nein, Kurzstrecke können …“

„Nicht heißen Kurzstrecke. Nur kurz fahren. Denken weil Sie hinten!“

„Das ist völlig in Ordnung, steigen Sie ein!“

Das witzige daran ist ja keinesfalls, dass der Typ mit schlechten Deutschkenntnissen versehentlich von einer Kurzstrecke gesprochen hat, die – verfluchte sprechende Namen! – für uns Taxifahrer dann ja doch was anderes ist, als einfach eine kurze Strecke. Nein, ich hab quasi auf der Meta-Ebene lachen müssen, weil ja ausgerechnet die Leute, die Deutsch beherrschen, oft auf krude Bezeichnungen zurückfallen. Am Ende des verlinkten Kurzstreckenartikels ist eine recht aussagekräftige Aufzählung. 😉

Sash = glücklich?

„So, dann wären wir bei genau 7,80 €.“

„Du hast Glück: Du kriegst mein ganzes Kleingeld!“

Sprachs und schüttete ihr Portemonnaie in meine Hand um. Ergebnis: 7,90 €.

Seltsame Definition von Glück. 0.o

First Light 2013

Bevor’s wieder dunkel wird, noch schnell der Hinweis: Heute morgen hab ich das erste Mal in diesem Jahr eine Schicht bei Sonnenschein beendet …

Alarm, Alarm! Rotes Bällchen auf 11 Uhr! Quelle: Sash

Nachtrag
Für alle, die mir nicht glauben, dass ich Haare auf den Händen hab: Es sind nicht viele, aber es gibt sie! 🙂

Was sich so alles lohnt …

War ja eigentlich ’ne ganz nette Truppe heute morgen. Ich bin mir jetzt nicht sicher, wer da wen wirklich gemocht oder gehasst hat und was nur Spielchen waren – aber abgesehen von den folgenden Dialogen hatte ich durchaus Spaß. Es waren am Ende einfach drei junge Leute Anfang 20, die nach einer ziemlich umfänglichen Partynacht um 6 Uhr morgens noch eine Tour in den alleräußersten Nordosten Berlins für mich hatten.

Wir waren kaum losgefahren, da meinte der Typ neben mir schon:

„Mach mal 20 glatt und dann die Uhr aus.“

„Nö. Mach ich sicher nicht.“

„Jetzt komm! Auf’m Hinweg waren’s genau 28,80 €.“

„Ähm ja, ein Grund mehr, die Uhr nicht bei 20 € auszumachen.“

„Nee nee, Rest kriegste so. Haste mehr von.“

„Lass mal.“

Die Fahrt war entsprechend lange und er kam immer wieder drauf zurück:

„Nee, jetzt im Ernst – mach die Uhr doch aus. Dann musste’s deinem Chef nicht geben!“

„Vergiss es.“

„Warum denn nicht, sollst doch auch von was leben!“

„Das tue ich ja und ich hab nix davon, wenn mein Chef pleite geht, oder?“

„Des is‘ doch jetzt gar nicht das Thema!“

„Doch, isses.“

„Ach komm, Du hast doch eh nachher ’ne Leerfahrt zurück …“

„Ja, umso mehr gibt das keinen Sinn!“

An der ersten Adresse stiegen seine Kumpels aus. Die Uhr stand bei  26 €.

„Jetzt mach doch endlich die Uhr aus!“

„Nee – und jetzt komm: Jammer wegen der zwei Euro nicht rum!“

„Aber des sin‘ ja noch 5 bis bei mir!“

„Ach? Dann kommt das mit den 28,80 € aber nicht so wirklich hin …“

„Ja, weiß ja auch nicht.“

Ende der Fahrt. Endlich. Aalglatte 31 € auf der Uhr.

„Machste 35.“

„Danke.“

Was hat sich nun mehr gelohnt? 😉

So weit normal nervige Festpreisverhandler. Geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Umso mehr an Tagen wie gestern, an denen bei mir der Umsatz ohnehin passt. Interessant wird die Geschichte im hier ausgesparten Mittelteil. Denn dort outete er sich als Mitarbeiter einer Firma, die viel (sehr viel!) mit dem Taxigewerbe zu tun hat:

„Und für wen arbeitest Du? Ach warte, müsste ja hier – ah genau! – was? Domek und Habel! Is‘ ja geil! Die kenn‘ ich sogar! Einer deiner Chefs war mal auf einer Veranstaltung mit mir. Ey, Du hast echt Glück, is’n korrekter Typ. Da hab ich schon ganz andere kennengelernt. Coole Sache, ey! Nee, kannste froh sein, dass es noch solche Leute gibt im Gewerbe. Genau die Leute, mit denen ich auch echt gerne zusammenarbeite …“

Ist das noch dumm oder sind da schon Anzeichen für eine Spaltung der Persönlichkeit erkennbar?

Na, schöner Mann …?

„… woll’n se noch mitkommen, n‘ paar heiße Kerle aufreissen? War nur Spaß!“

Das isses immer. 🙂

Die Truppe war eigentlich recht lustig, ein ziemlich bunter Haufen, der nur kurz mal zur Busche wollte. Das ist vom Ostbahnhof nur eine kurze Tour an der Eastside Gallery entlang, man kommt mit 5 Euro hin, wenn man nicht direkt vor der Tür halten muss. Dann wird’s nämlich dank Abbiegeverbot am Warschauer Platz deutlich länger – genau, wie wenn man ins Matrix will.

Ich hab mir schon lange überlegt, ob ich zur Überraschung aller einfach mal auf eine der Einladungen eingehen soll. Dumm ist nur, dass das alles kaum planbar ist. Monatelang wurde ich nicht um Begleitung gebeten, am letzten Freitag gleich dreimal. Und die Frage nach der Party in der Busche war die einzige, die nur scherzhaft gemeint zu sein schien.

Dummerweise bin ich da echt erschreckend unflexibel:

– Tanzen mag und kann ich nicht,

– trinken kann man nichts, wenn man danach noch mit dem Auto heim muss,

– mit Frauen was anfangen möchte ich ungern, so lange ich glücklich verheiratet bin und

– auf Männer steh‘ ich einfach nicht.

Und für’n bisschen Quatschen bei einer Cola schmeiß ich keine Wochenendschicht hin. 🙂

Am Freitag war wirklich nichts vernünftiges angesagt. Die englischen Touris im Suicide Circus rumflippen sehen – hmm. Bei den drei Mädels zu Hause (um 5 Uhr morgens) hätte ich wahrscheinlich sogar noch jemandem die Haare zum Kotzen halten dürfen, wo ich’s im Taxi gerade so verhindern konnte. Nee danke!

Vielleicht isses schon besser, dass ich mich da meist gleich rausnehme und einen auf spaßresistenten Dienstleister mache, der ja leider leider noch „ganz lange“ arbeiten „muss“.Und ganz falsch ist es ja nicht: Ich arbeite so wenig, da sollte wenigstens während der Zeit der Umsatz stimmen. Und außer tanzen, turteln, trinken könnten sich die Leute auch mal was neues einfallen lassen.

In den Abendstunden eine Essenseinladung – das wäre mal wieder was! Da mach ich auch mit. 😉


PS: Liebe Kollegen, wenn ihr eine tolle Geschichte zu einer Einladung zu erzählen habt: Im Taxihaus-Blog würde ich mich besonders darüber freuen!

Der Brüller

Wahrscheinlich wird das wieder so was, bei dem ich Gegenwind von Kollegen kriege. Egal.

Man hat als Taxifahrer ja eine Menge Freiheiten. Deswegen mache ich den Job ja beispielsweise so gerne. Das tolle an Freiheiten ist, dass man sich aussuchen kann, ob man sie nutzt. Sonst – kluge Köpfe werden schon drauf gekommen sein – haben sie mit Freiheit nicht mehr viel zu tun.

Eine dieser Freiheiten besteht darin, sich seine Beschäftigung am Taxistand weitgehend auszusuchen. Ganz ohne Einschränkungen geht nichts, so sagt die Berliner Taxiordnung in §4 Abs. 1 folgendes:

Auf einem Taxenstandplatz oder einem als „Nachrückbereich“ ausgewiesenen Taxenstandplatz dürfen nur dienstbereite Taxen stehen. Taxen sind in der Reihenfolge ihrer Ankunft aufzustellen. Jede Lücke ist durch unverzügliches Nachrücken der nachfolgenden Taxen aufzufüllen. Die Taxen müssen fahrbereit und so aufgestellt sein, dass Fahrgäste ungehindert ein- und aussteigen können.

Dienstbereit müssen wir also sein. Das ist natürlich mal wieder ein Begriff, den man als Jurist sicher unterschiedlich bewerten kann. Ich für meinen Teil lege das recht eng aus: ich muss als Taxifahrer in der Lage sein, binnen Sekunden eine Fahrt antreten zu können. Darüber hinaus ist es aber in meinen Augen recht irrelevant, ob ich gerade lese, twittere, dem Funk zuhöre, esse, schreibe, mich mit Kollegen unterhalte oder Origami-Kraniche falte.
Das sollte jetzt nicht unbedingt so laufen, dass man erst einmal sein siebengängiges Menü wieder in Tupperdosen packt, um es anschließend unter Einhaltung aller Sicherheitsvorschläge im Kofferraum mühselig anzugurten und anschließend das Auto noch einer Grundreinigung zu unterziehen, bis der Fahrgast einsteigen kann.
Aber die Tür entriegeln, einen Sitz umklappen oder ins Auto einsteigen ist meines Erachtens nach völlig normal. Meist muss man ja ohnehin irgendwas für die Kunden tun: Sitz verschieben, Kofferraum aufmachen, erst einmal klären, was sein Anliegen ist … wir fahren ja letztlich keine Fluchtwagen.

Und so stand ich neulich mit zwei Kollegen am Ostbahnhof. Wir waren die drei Fahrer auf den Top-Plätzen. Ralf auf der eins, Udo auf der zwei, ich selbst war dritter. Wir standen vor Udos Mercedes, damit hatte Ralf als erster beispielsweise seine Heckklappe in Reichweite. Wir haben ein bisschen gequatscht, wie immer mit einem Auge auf den Gehweg schielend. Keiner will eine Fahrt verpassen oder unnahbar wirken, ist ja klar.
Aber am Ostbahnhof ist stets viel Publikumsverkehr. Die Leute laufen in alle Richtungen um einen herum und steigen auch am Taxistand gerne auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein. Das Aussortieren von Kundschaft unter den ganzen Passanten kann auch mal schiefgehen. Ist es in dem Fall gar nicht, aber ein Typ ist ohne uns Beachtung zu schenken am Stand vorbeigelaufen und hat dann – durchaus zu unserem Erstaunen direkt hinter mir an der Ecke ein fahrendes Taxi rangewunken. Ich hab etwas die Augen verdreht, weil man jetzt am Stand ja nicht unbedingt Kunden einladen muss, wo andere Kollegen warten – letztlich hab ich dann aber auch gedacht:

„Scheiß drauf. Der wollte wahrscheinlich eine Kurzstrecke, und jetzt isses eh schon passiert.“

Ein Abend wie tausend andere.

Bis dann plötzlich ein „Kollege“ auf der anderen Seite seine Tür geöffnet und Ralf ohne irgendwelche einleitenden Worte angebrüllt hat:

„SAMMAL! WIE WÄR’S VIELLEICHT MAL MIT ARBEITEN, DU VOGEL! DIE SCHEISS-KUNDEN STEIGEN HIER SCHON IN FAHRENDE TAXEN, WEIL DU HIER BLÖD RUMSTEHST! SO EINE SCHEISSE, DU DEPP! DER ERSTE FAHRER MUSS IM TAXI SITZEN!“

Reichlich panne, vor allem in Hinblick darauf, dass der Kerl in rund einem Kilometer Umkreis alle potenziellen Taxikunden abgeschreckt hat. Mal ganz davon abgesehen, dass – selbst wenn man sich über was nicht einig ist – das einfach kein adäquater Gesprächsanfang ist. Ich will hier jetzt nicht mit Knigge und Manieren anfangen, aber das geht einfach nicht. Ich hab in der Situation ein bisschen bewundert, wie locker und schlagfertig Ralf war. Er hat den Kollegen einfach im Satz unterbrochen und gemeint:

„Mach die Tür zu, is kalt hier draußen!“

Hat er dann glücklicherweise auch gemacht. Ich hab den „Kollegen“ zuvor nie gesehen, seitdem auch nicht mehr. Was sehr schön ist.

Und? Eure Meinung?

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Nicht das Geld allein …

macht eine gute Fahrt aus. Insbesondere, wenn man mal betrachtet, was man bei so einer normalen Fahrt verdient. Nee, also ich für meinen Teil muss da nebenbei schon noch ein nettes Gespräch führen, was neues kennenlernen, irgendwas halt, das sich nicht nach stupider Arbeit anfühlt. Ich glaube, das ist der Unterschied zu den dauernd grummeligen Kollegen. Würde ich immer nur Euro und Minuten sehen, dann wäre Taxifahren wirklich ein außergewöhnlich beschissener Job und ich würde hier den ganzen Tag nur Rumranten und mich bedauern.

Aber, seien wir mal alle froh, is‘ ja nicht so!

Ein bisschen albern bin ich ja manchmal beim kürzesten Weg. Ich fahre hier und da wirklich gerne mal die Schleichwege, die der ein oder andere Kollege ignoriert und stattdessen die Hauptstraßen nimmt. Das ist rein kohlemäßig zwar eher kontraproduktiv, verträgt sich dafür aber hervorragend mit der Taxiordnung und der Kundenlaune.

So auch bei der Frau, mit der ich umgehend ins Quasseln gekommen bin. Dies und das, tolle Taxi-Erlebnisse, bla keks. Und dann standen wir plötzlich vor ihrer Türe.

„Oh! Äh, ich mein, äh, wow!“

„Was ist?“

„Ja, äh, gut gefahren!“

„Danke?“

„Ey, ich wusste ja, dass das nicht so weit ist – aber dass es die kurze Strecke gibt …“

Und ganz ehrlich: Es lässt sich drüber streiten, ob das schon die kürzeste und/oder sinnvollste war.  Aber natürlich hab ich das Lob gerne angenommen. Ebenso wie die 2,20 € Trinkgeld. Das ist zwar – wie eingangs erwähnt – nicht alles, aber schlechter werden die Fahrten durch die Kohle dann halt auch auf keinen Fall. 🙂