Kindersitze im Taxi – die Hölle ist ein Scheiß gegen dieses Thema. Zur Vorablektüre für relativ neue Leser würde ich auf meinen Grundsatzartikel zu diesem Thema verweisen. Neben allerlei Infos zum Thema hab ich dort auch meine Meinung gesagt, nämlich dass ich mich garantiert nicht auf irgendwelche halbseidenen Fahrten mit unangeschnallten Kindern einlassen würde. Und was soll ich sagen? Ich hab’s jetzt doch gemacht. Das war freilich kein Stück legal, ich hab’s nicht gern gemacht, möchte es an dieser Stelle trotzdem verteidigen und erklären.
Angefangen hat alles damit, dass ich an meinem Lieblingsbahnhof stand und plötzlich ein freundliches Gesicht zum Fenster hineinsah. Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen Inder, der gerade eine vierundzwanzigstündige Reise aus seiner Heimat hinter sich hatte und nun kein Taxi für seine Familie und sein vieles Gepäck fand. Sein Kind war definitiv zu klein für meine Sitzerhöhung, also hab ich getreu meinem Grundsatz abgelehnt und ihm vorgeschlagen, ein Taxi zu bestellen.
Das Ganze war natürlich nicht so leicht, schließlich konnte er kein Wort Deutsch und er traute sich auch nicht so recht, bei der Zentrale anzurufen. Eine Nummer hab ich ihm natürlich gegeben. Er wollte indes meiner Anweisung durchaus Folge leisten und betonte auch, dass er extra schon eine deutsche SIM-Karte im Handy hätte. Also hab ich ihm, während ich am Stand vorgerückt bin, geholfen und telefoniert. Er hoffte und hoffte, wurde vom Regen bereits ganz nass, seine Frau und sein Kind saßen noch auf einem Gepäckberg unter dem Vordach.
Und dann? Nix. Die beiden großen Zentralen konnten beide kein Taxi mit einem Kindersitz auftreiben. Normalerweise würde ich auch in diesem Fall die U-Bahn empfehlen, aber die Fahrt sollte nach Lichtenberg, in einen ziemlich abseits gelegenen Wohnblock gehen, eine Unterkunft für seinen Arbeitseinsatz. Mindestens zweimal Umsteigen wäre nötig gewesen, der Fußweg dennoch lang. Dazu kam, dass sie mit 3 großen Rollkoffern, 2 Rucksäcken und eben jenem Kind unterwegs waren, das jetzt selbstverständlich nach der Reise ohnehin nur noch gelegentlich mit einem Auge blinzelte, ob Mami noch da ist.
Also hab ich’s dann doch getan. Die Optionen waren mehr oder minder ausgereizt, die Alternativen waren nicht wirklich welche. Zudem war das Ziel auf einem sehr kurzen Weg über kleine Nebenstraßen zu erreichen, so dass ich mit sehr niedriger Geschwindigkeit und wenig potenziellen Unfallgegnern auch die Gefahren auf der Strecke weiter senken konnte. Es ist wohl einfach wahr, dass keine Regel ohne Ausnahme existiert.
Am Ende ging natürlich alles glatt, das tut es sicher fast immer. Ich bin mir trotzdem sehr sicher, dass das auf lange die letzte Ausnahme gewesen sein wird.
Ich finde es absolut verständlich. Zumal du ja das Kind vermutlich dann letzendlich doch auf die Sitzerhöhung gepackt haben wirst und es ja zumindest angeschnallt war.
Die Alternativen wären keineswegs besser gewesen.
LG
Joe
Ich wundere mich immer, wie ich eigenltich meine Kindheit überleben konnte. Ganz ohne Kindersitz und Fahrradhelm, ohne gelbe Reflekotrenwarnweste für den Schulweg und ohne Handy, mit dem ich jederzeit Hilfe holen kann.
Auf langen Autofahrten habe ich hinten auf der Rückbank gelegen und geschlafen, das war durchaus nicht unüblich.
Und in Papas LKW gab es noch nicht mal Sicherheitsgurte.
Hey, nicht falsch verstehen, ich finde Sicherheitsgurte gut, Kindersitze auch und ich fahre nie ohne Fahrradhelm. Es waren halt andere Zeiten…
Mir geht es ähnlich wie ELP. Ich hatte zwar relativ früh einen Fahrradhelm (den ich damals gehasst habe, dafür fahr ich heute immer mit) und das Anschnallen wurde mir anerzogen, dass ich reflexartig nach dem Gurt greife, wenn ich ins Auto steige (was mir im Ausland, wenn dann da kein Gurt ist, immer mal auffällt). Aber ich bin als Kind öfter mal einfach auf dem Schoß oder sogar in den Fußraum gesetzt worden, wenn das Auto mal wieder mit mehr als den üblichen 4 Personen belegt war, ich glaub, unser Rekord war 4 Erwachsene und 4 Kinder in einer Ente.
Andere Zeiten halt 😉
@ELP und Rosa: Ja, es waren andere Zeiten, mit geringerem Verkehrsaufkommen und einem Vielfachen an Verkehrstoten. Die überwiegende Mehrheit hat auch vor dreissig Jahren überlebt… Der massive Sicherheitszuwachs ist im persönlichen Umfeld (zum Glück!) nicht erlebbar, aber wenn man die Zahlen für ein ganzes Land betrachtet, finde ich ihn ziemlich beeindruckend — siehe zum Beispiel hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Verkehrstod
Ich muss mal ein bisschen pathetisch werden: Es sind die Sashs dieser Welt, die dafür sorgen, dass man es hier noch ganz gut aushalten kann.
Indersitz
Ich verstehe das ganze HickHack um dieses Thema auch nicht so richtig. Wir sind damals mit dem Trabbi auch immer ohne den ganzen Kram unterwegs gewesen. Vater fuhr, Mutter auf dem Beifahrersitz und wir Kinder hinten. Da gab es gar keine Gurte hinten – und? Wir leben immer noch. Fahrradhelm hätte ich damals nicht aufgesetzt und setze ich heute noch nicht auf.
Das Problem in Deutschland ist nicht das Sicherheitsbedürfnes sondern, das hier immer gleich jeder Furz in Vorschriften und Gesetze gepresst wird. Anstatt es jedem (als mündigem Bürger) selbst zu überlassen, wieviel Sicherheit er möchte, wird es überall vorgeschrieben. Ich wette, das es kaum jemandem gelingen wird, sich eine Woche in Deutschland zu bewegen, ohne nicht an irgendweiner Stelle bewusst oder unbewusst gegen irgendein Gesetz zu verstoßen. Wir werden irgendwann an unseren Vorschriften ersticken!!!
Wann begreifen die Menschen endlich, das es keine 100%ige Sicherheit gibt?
@ Micha
Die Anzahl der Verkehrstoten ist allerdings nicht zurückgegangen, weil irgendwer freiwillig sich ändert.
Da helfen manchmal eben nur Gesetze und deren Durchsetzung.
Als Beispiel für einen Rundumschlag gegen zuviel Regulierung ist das denkbar schlecht geeignet.
Roichi, genau das ist die falsche Herangehensweise. Ich bin ein mündiger Bürger und möchte selbst entscheiden, ob ich bei einem Unfall drauf gehe oder nicht. Warum muss mir das ein Staat vorschreiben. Es ist gut, das der Gesetzgeber vorschreibt, das es in jedem Auto bestimmte Sicherheitseinrichtungen gibt. Deren Benutzung sollte jedoch jedem freigestellt bleiben. Wer sich gerne im Auto festbindet, der soll das tun. Wer es nicht möchte, der macht es halt nicht. Und wenn es dann halt x Verkehrstote gibt, dann ist halt darunter auch ein gewisser Prozentsatz dabei, der das durch die Nichtbenutzung von Sicherungsmaßnahmen billigend in Kauf genommen hat. Die Frage ist doch, ob es überhaupt sinnvoll ist, politisch auf die Zahl 0 Verkehrstote hinzuarbeiten. Warum aktzeptiert man nicht einfach eine gewisse Quote als „natürlicher Verschleiß“ anstatt das Leben tausender Verkehrteilnehmer wegen 1-2% mehr Sicherheit ständig weiter einzuschränken.
Wie gesagt, ich habe nichts gegen Gurte, Kindersitze, Airbags etc… – nur möchte ich halt SELBST entscheiden, wann und wie ich sie für MICH einsetze.
Und genauso kann man eben auch in dem Fall von Sash sagen, das ich das ganz genauso auch gemacht hätte. Man schätzt das Risiko ab und entscheidet dann mit den Eltern gemeinsam, dass das Risiko/Nutzenverhältnis noch annehmbar ist.
Wenn ich hier einige Beiträge lese und besonders den von Micha könnt ich platzen. Ganz ehrlich!!
Klar habt ihr eure Kindheit überlebt obwohl ihr nicht angeschnallt war öfters. Aber auch nur weil ihr nicht in einen Unfall verwickelt wurdet!!! Selbst ein Unfall im Stadtverkehr endet unangeschnallt schnell tötlich!
Klar möchtet ihr selbst entscheiden ob ihr euch anschnallt. Weil ihr meint das es NUR euer Problem ist!
Aber WENN es zu einem Unfall kommt ist es dann nicht mehr nur euer Problem. Schon mal über die Ersthelfer bei solchen Unfällen nachgedacht? Die euch dann von der Straße kratzen dürfen und oder noch versuchen wieder zu beleben? Weil ihr eben nicht angeschnallt und geschützt durch den Airbag nur leicht oder mittelschwer verletzt im Auto sitzt sondern herausgeschleudert auf dem Asphalt liegt???
Ich selbst musste dieses vor wenigen Wochen erleben als eine Frau mit 60 kmh vor mir einen Unfall hatte. NICHT ANGESCHNALLT! Sie klatschte regelrecht auf den Asphalt und konnte trotz sofortiger Einleitung einer Reanimation nicht gerettet werden.
Und für sich selbst entscheiden ob man bei einem Unfall ein hohes Risiko eingehen möchte ist noch eine Sache,
aber für Kinder zu entscheiden ob die bei nem Unfall unangeschnallt drauf gehen sollen statt eine realistischer Überlebenschance zu haben dank Gurt und Kindersitz ist schon fast versuchter Mord meiner Meinung nach!
Grade wegen solchen Leuten gibt es diese Gesetzte! Zum Schutz der Kinder die noch keine eigenen Eintscheidungen zu solchen Dingen treffen können.
Das nicht anschnallen von Kindern im Straßenverkehr sollte meiner Meinung nach eh viel stärker geahndet werden als bisher.
Ich kann deine Entscheidung aus deiner Sicht nachvollziehen Sascha. Aber man muss immer mit Idioten in anderen Fahrzeugen rechnen. .. also stell dir vor es wäre dir irgend ein Vollidiot in die Karre gefahren? Möglichst noch frontal aus dem Gegenverkehr heraus?
Da würds auch nichts bringen wenn du nur mit 30 dahinzukkelst. Die Geschwindigkeit des Entgegenkommenden addiert sich ja dazu.
Und dann ein nicht korrekt gesichertes Kind im Fahrzeug das durch die Windschutzscheibe fliegt oder sich am Anschnallgurt erdrosselt? …. bitte mach das nicht wieder. Um deines eigenen Seelenfriedens willen. Denn ICH könnte mit so einer Schuld nicht leben.
Ach Sash deine Gewissensfragen sind wirklich harmlos. Ich schließe mich Opa Hans an – „Es sind die Sashs dieser Welt, die dafür sorgen, dass man es hier noch ganz gut aushalten kann.“
War doch alles richtig von dir und es gilt doch: „Wo kein Kläger, da kein Richter…“ 😉
@Streunerin.
Alles richtig, was du sagst! Würde ich voll unterschreiben, bis auf eines: Die Geschwindigkeit des Entgegenkommenden addiert sich NICHT dazu. Du bekommst seine ab und er deine (so im Wesentlichen.) Wenn sich zwei Autos mit Tempo 50 Treffen ist das das Gleiche wie mit Tempo 50 vor die Wand zu krachen und nicht mit 100.
Skuril aber es ist wirklich so.
Ansonsten stelle ich amüsiert fest, wie sehr sich am Thema Kindersitze die Gemüter erhitzen. Ich finde auch nicht jeden Auswuchs der Regelungswut deutscher Behörden sinnvoll. Aber, das man Kinder imStraßenverkehr angemessen festbinden sollte, ist durchaus etwas, wo man eingreifen kann.
Dass es ohne Regelung nicht funktioniert sieht man jan der erschreckend geringen Anzahl von Fahrradhelmen, oder sagen wir Helmen allgemein. Auch beim Skifahren oder Skaten beispielsweise. Dabei sollte doch spätestens seit dem Althaus-Unfall jeder wissen dass man auch auf einer Skipiste sein Leben lassen kann. Und auf dem Fahrrad sowieso. Trotzdem trägt (gefühlt) kaum die Hälfte einen Helm.
Besonders amüsieren mich da immer die Bilder der Familien, welche wie die Orgelpfeifen aufgereiht auf ihren Rädern umherdüsen und wo die Erwachsenen unbehütet fahren, und wo die Kinder einen quietschbunten Deckel auf dem Kopf haben.
Das ist das Ergebnis von: „Muss jeder selbst wissen.“
Wenn man sich überlegt, dass die indische Familie auf ihrem Weg zum indischen Flugplatz vielleicht auf dem indischen Dach des indischen Zuges gereist ist, wäre der deutsche Kulturschock am deutschen Ostbahnhof wohl noch eindrücklicher gewesen, wenn Sash sie wg. der Kindersitzvorschrift nicht mitgenommen hätte.. Glücklicherweise besitzt er ja die Intelligenz des Augenblicks, oder besser: Die Empathie des Augenblicks..
@ Streunerin: .
. klatschte auf den Asphalt… von der Straße kratzen…
Sie möchten uns hier ein bisschen erziehen ? Das ist ok. Oder haben sie auch eine geheime Lust an derartigen Ausdrücken?
Ist auch ok, aber schön ist es nicht.
Ich bin sonst hier immer stille Mitleserin, muss dazu aber gerade mal was tippen: Ich habe als Feuerwehr zweimal die Reanimation von Kindern nach einem Verkehrsunfall mitgemacht. Mit Gurt hätten beide überlebt – vom Gutachter bestätigt. Das waren genau zwei zu viel.
Ich fahre immer mit Helm. Ich suche manchmal abends sogar im Fernsehsessel nach dem Anschnallgurt. Ich habe zuviel gesehen, um das zu vergessen – und solche Erlebnisse wünsche ich niemandem.
*/2cents*
Ich schließe mich Streunerin an. Wenn jemand, der sich nicht angeschnallt hat. in einen mehr oder weniger schweren Unfall verwickelt wird, schadet er sich eben nicht nur selber. Wenn er sich nur verletzt, muss die Krankenkasse für die Versorgung aufkommen. Und damit wir alle. Wenn er stirbt, muss natürlich die Beerdigung etc. organisiert und bezahlt werden.
Aber ich hätte in diesem Fall auch eine Ausnahme gemacht. Das Kind war ja trotzdem angeschnallt.
Leute, die sich oder – schlimmer – ihre Kinder nicht anschnallen, halte ich für absolut unverantwortlich. Wie hier schon Leute sagten: Das Verkehrsaufkommen heute ist höher, die Zahl der tödlichen Unfälle geringer. Und das sicherlich nicht, weil alle so vorsichtig fahren, sondern weil z.B. die Gurtpflicht greift. Weil heute die meisten reflexartig zum Gurt greifen. Weil Autos nervtötend piepen, wenn man es mal vergessen hat (gut, ich weiß, der Taxifahrer sieht das vielleicht etwas anders, ich halte die Dinger im Grunde aber für praktisch (nur die Einstellungen nicht immer)). Weil Autos mehr Airbags haben, die zusätzlich zum Gurt schützen.
Wenn ich dann von Leuten lese, die von mündigen Bürgern sprechen, frage ich mich, ob mündig bedeutet, dass man sich einfach über alle Vorschriften, die das eigene Leben sicherer machen, hinwegsetzt.
Ich sage es mal so: Ich mag keine Helme. Mochte ich als Kind auch schon nicht. Man wird mit den Dingern in der Schule nämlich gehänselt. Ja, wird man. Vor allem, wenn man die Grundschule verlassen hat.
Auch heute fahre ich unvorschichterweise Fahrrad meistens ohne Helm (je nachdem, in welcher Stadt). Beim Skaten habe ich mir jedoch (wieder) einen Helm angewöhnt, weil es einfach sicherer ist. Und ich weiß auch, dass das für das Fahrrad gelten müsste. Und ich werde nicht sagen, dass Fahrradhelme nicht schützen. Oder das sie mehr Nach- als Vorteile haben. Oder das man als mündiger Bürger darauf verzichten kann….
Wenn ich von tödlichen Unfällen höre, wobei die Todesfolge unmittelbar mit dem Nicht-angeschnallt-sein korreliert, dann denke ich mir, dass dieser Bürger ja nicht so mündig gewesen sein kann.
Denn jemand, der sich m.E. unverantwortlicherweise in das Auto setzt und sich nicht anschnallt – sein Leben also in Kauf nimmt – und dann behauptet, er sein mündig… Ne. Sorry.
Neulich, hier bei uns am Bahnhof.
Frau mit Kleinkind steigt zu einer Kollegin ins Taxi mit der Bemerkung, ist ja nicht weit, ich halte mein Baby schon gut fest.
War auch nicht weit, aber weit genug um der Besatzung eines Streifenwagens aufzufallen.
40€ und 1 Punkt für die Fahrerin, 140 Euro für die Mutter!
Und womit? Mit Recht!
Bei mir fährt kein Kind mit ohne Kindersitz, im Notfall wird ein Taxi angefordert das einen Sitz aus der Zentrale mitbringt. Dort liegen extra für solche Fälle Kindersitze in allen Größen bereit.
@all:
Na das geht ja wie erwartet heiß her … 😉
Bin gerade erst aufgestanden und schon jetzt wird es schwer, alles einzeln zu beantworten. Schön zumindest einmal, dass mir keiner auf die Glocke haut, weil ich diese eine Ausnahme gemacht habe. Zum Rest möchte ich gern sagen, dass ich ja selbst kein großer Freund von Kontrolle und Bevormundung bin. Ein gewisses Maß an Verständnis für die Rufe pro Selbstbestimmung hab ich durchaus übrig. Allerdings wird bei der Gurtgeschichte regelmäßig vergessen, dass wir all diese Argumente im Taxi – und noch viel besser: bei Kindern – abhaken können. Hier ist nämlich immer mindestens eine unbeteiligte und unmündige Person im Auto: Im Taxi ich als Fahrer und in allen anderen Fällen immer noch das Kind, das – wenn es noch auf einen Kindersitz passt – garantiert zu wenig Ahnung von Physik und Statistik hat, um sich die Auswirkungen eines Verzichts auf Gurt oder Kindersitz ernsthaft vor Augen zu führen.
Wie gesagt: ich habe diese Fahrt nicht gern gemacht, auf der anderen Seite hab ich wirklich in jede Richtung versucht, die Risiken zu minimieren. Dennoch immer wieder: nur, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Und „ich warte doch jetzt keine 15 Minuten auf ein Taxi!“ ist keine Begründung für mich.
Die hartnäckigen Gurtgegner wollte ich mal fragen: Wenn ich euch jetzt wegen einer kleinen Unachtsamkeit hinten ins Auto fahre. Anstatt der üblichen Verstauchung irgendwo, in Kombination mit einem Schock, seid ihr aber durchs ganze Auto geflogen und habt euch mehrere Knochen gebrochen, seid ein halbes Jahr außer Gefecht – klagt ihr dann den Verdienstausfall für eine Woche ein oder den für sechs Monate? Wie weit reicht die Eigenverantwortung im Schadensfall, nehmt ihr das dann immer noch stolz alleine auf euch?
Ich verstehe schon bei dem „Grundsatzartikel“ den moralisierenden Pathos nicht. Ich sehe voll ein, dass Du solche Fahrten normalerweise ablehnst, weil Du Dir Ärger mit Polizei, Gewerbeaufsicht und schlimmstenfalls eine Zivilklage nicht leisten kannst. Aber wegen dem Gewissen?
Wer einen vorhandenen Gurt, Kindersitz oder was auch immer nicht nutzt, ist doof und unverantwortlich, klar. Wenn es aber keinen Kindersitz gibt und keiner aufzutreiben ist, was sind denn die Alternativen mit Gepäck und Kleinkind?
Laufen, mit Treppen steigen, Straßen überqueren etc, Oder Busfahren, natürlich auch ohne Gurt, vielleicht sogar Stehplatz. Das ist doch alles nicht sicherer als die schlecht gesicherte Fahrt im Auto mit einem Profi am Steuer. Das dann legal, aber objektiv doch eher schlechter für die Sicherheit des Kindes. Wenn jemand nur daraus, dass es der Vorschrift entspricht, auch noch moralische Überlegenheit ableitet, ist das in meinen Augen eine eher bedenktliche Einstellung…
@Andreas:
Das Problem ist, dass es immer irgendwo diesen hypothetischen Schadensfall gibt, bei dem sich dann niemand an das erinnert, was er vorher gesagt hat. Als ob Eltern es wirklich irgendwie in Kauf nehmen würden, dass so ein Kind halt gelegentlich mal stirbt. Als ob in dem Falle nicht dann doch drauf gepocht werden würde, dass ich „als Profi“, kurz zuvor noch als „Regelfuzzi“ beschimpft, das ja hätte wissen müssen.
Sicher: in obigem Fall hab ich auch größere Sorgen gehabt, das Kind würde sich erkälten als bei mir im Auto umzukommen. Das geht vielfach auch bis ins Rentenalter gut – siehe die ganzen „ich hab’s doch auch überlebt!“-Kommentare. Dass die Möglichkeit eines Unfalls dennoch sehr real ist, zigfach täglich in Berlin passiert, das muss man sich immer wieder vor Augen halten und das fällt auch mir nicht leicht. Dass ich es trotzdem tue, obwohl ich hier und da Beleidigungen wirklich nur eiliger Leute (die sich nicht mal ein Taxi rufen wollen, weil ja das Telefonat kostet und das dann 10 Minuten dauert) hinnehme und dabei auf Einnahmen verzichte … glaub mir, da braucht man manchmal Durchhaltevermögen für und ist anschließend auch ein wenig stolz drauf.
Ich würde es ungern sehen, einen meiner Lieblingsblogs zu verlieren. Könntest du bitte deutlich machen, dass es sich bei dieser Geschichte nur darum dreht, wie du gehandelt hättest und das in Zukunft von vornherein deutlich machen?
Danke
@skara:
Dir ist schon klar, dass „Schere im Kopf“ ein Witz dagegen ist, Angst vor irgendwas zu haben, das nicht mal vom Prinzip her beweisbar ist, oder?
Ich habe ja im 2. Satz gesagt – ich sehe ein, dass Du auch an Dich denken musst. Du kannst Dir nicht alle paar Monate mal einen Punkt abholen, und bei einem Unfall wirst Du womöglich verklagt.
Wenn sich die Sicherheit erhöhen lässt, soll man das natürlich auf jeden Fall tun. Wenn das mit 10 min Wartezeit zu machen ist, dann ist das nicht nur für Dich gut, sondern wohl auch für das Kind, und daher kann man das auch moralisch fordern.
Aber manchmal geht es halt einfach nicht, und die illegale Variante ist das objektiv sichererste, was möglich ist. Da kann man immer noch sagen: „Darf ich leider nicht machen.“ Aber halt nicht die Moralkeule schwingen von wegen: „Wie kannst Du nur dem armen Kind das antun wollen!“
@elder taxidriver
wie ich schon erwähnte musste ich selbst schon einen schweren Unfall erleben mit Todesfolge und war dort die Person die versuchte das Leben der jungen Frau zu retten.
Das war sicher nichts was ich nochmal erleben möchte.
Die Wortwahl war nicht die beste das stimmt. Aber bei so engstirnigen Zeitgenossen muss man manchmal schon ein etwas unschönere Wortwahl treffen damit sie begreifen.
Also, ich muss sagen, diese ganzen Kommentare, die auf der Schiene „Wir haben früher…“ fahren, erinnern mich ein bisschen an „Mein Opa hat auch geraucht, und der ist trotzdem 95 geworden!!!“. Nun, ich finde auch, dass sich heutzutage die Menschen oft viel zu viele Gedanken um irgendwelche Gefahren machen — und das Problem der Helikopter-Eltern (ob unter dem Begriff oder nicht, ist egal) ist hinlänglich bekannt, aber hier muss man tatsächlich bedenken, welche moralische und juristische Verantwortung Sash übernimmt, die er gegenüber sich selbst rechtfertigen muss. So sehr ich Menschen verstehen kann — ob ich ihnen zustimme, ist eine schwierigere Frage –, die sagen, es sei doch ihre eigene Sache, ob sie bei einem Unfall draufgehen oder nicht, gilt hier die Entscheidung nicht für euch selbst, sondern um ein Kind, das — wie Sash richtig gesagt hat — Physik, Statistik, Unfallsimulationen und die Nachrichten nicht kennt.
Ansonsten wollte ich noch Joe Nevermind widersprechen. Natürlich addieren sich die Geschwindigkeiten zweier entgegenkommender Autos hinzu. Also nicht ganz. Man sieht relativistische Effekte, sodass zwei entgegenkommende Autos, die beide mit 50 km/h fahren, nur die relative Geschwindigkeit von „99 Komma ganz viele 9en und dann noch ein paar andere Zahlen“ haben. Für alles, was unter 10.000 km/h stattfindet, dürfte allerdings die Annäherung der Addition der beiden Geschwindigkeiten genau genug sein, und von schnelleren Autos habe ich noch nicht gehört.
Liebe Streunerin,
es kommt sicher auch immer darauf an, WIE (Haltung) und in WELCHEM (Größe/passive Sicherheit) Auto man sitzt. Ich fahre jetzt erst 20 Jahre Auto aber hatte schon diverse Unfälle (mir sind schon einige hinten draufgefahren, ich bin schon mal jemandem in den Kofferaum gefahren, mir ist schon bei bei 100km/h in einer Kurve ein Reifen geplatzt – inkl. 2fachem Überschlag etc…). Ich war nie angeschnallt und habe keine Verletzungen davongetragen. Selbstdas so oft zitierte Schleudertrauma kann ich bisher nicht aus eigener Erfahrung bestätigen.
Es gibt halt nur eine gewisse Handvoll von Unfallszenarien, bei denen ein Gurt wirklich hilft. Bei x% sind die Geschwindigkkeiten so klein, das nichts passiert ; bei x% sind die Gschwindigkeiten so hoch das selbst ein Gurt nichts mehr hilft und ein kleiner Prozentsatz (bei einem Freund leider selbst erlebt) führt der Gurt erst zum Tod (brennendes Auto…). Und für die verbleibenen x% tun wir uns den Gurt an. Und ich bin halt der Meinung, das ich eben selbst bestimmen möchte, ob ich dieses Plus an Sicherheit für mich haben will oder nicht.
Interessant, das du mich als engstirnig einschätzt – versuche bitte mal selbst nicht so engstirnig zu sein und eine andere Meinung zu aktzeptieren. Ich verurteile ja den Gurt nicht sondern nur den Zwang seiner Verwendung. Ich sage ja auch nicht, das man dir per Gesetz den Gurt verbieten soll. Lege ihn an, wenn du dich besser fühlst – es wird niemanden geben, der dich davon abhalten möchte. Ich setzte auch meine Kinder in teure, zertifizierte Kindersitze und schnalle sie an. Da gibt es gar keine Diskussion drüber. Aber ich mache das, weil ICH es so WILL und nicht, weil ein Gesetz es mir vorschreibt.
@Sash: Solch ein Thema ist aber auch ein hervorragender Aufhänger um schnell emotional zu werden in der Diskussion. Du siehst ja hier ganz deutlich, das gerade die weiblichen Vertreter unserer Gesellschaft dabei nicht sachlich bleiben können. Da wird sofort persönlich angegriffen, wer anderer Meinung ist. Ich merke das bei meiner Frau auch – vermutlich kommt da der mütterliche Schutzinstinkt vor ;-). Leider überträgt sich sowas zunehmend in die Politik.
@Micha
schön das du die Unfälle leben überstanden hast. Aber das ist leider nicht die Norm! Und da hast du bisher sprichwörtlich mehr Glück als Verstand gehabt.
Und hier zu behaupten das es nur eine Handvoll Unfallzenarien gibt bei denen ein Gurt hilft, zeugt nur von magelndem Realismus oder Unwissenheit.
Informier dich und du wirst erkennen das es tatsächlich nur eine Handvoll Szenarien gibt bei denen ein Gurt nicht hilft.
Und warum ich emotional werde hat nichts mit dem Mutter sein oder Geschlecht zu tun. Mal abgesehen davon das mich interessieren würde wie du darauf kommst das ich Kinder habe???
Das hat lediglich damit zu tun das ich schon einige Unfälle miterleben musste, bisher zum Glück nur als Augenzeuge und Ersthelfer bei denen sowohl Kinder als auch Erwachsene beteiligt waren. Und ich sehen musste was ein Gurt bringt und was nicht. Und wie viel ein guter Kindersitz bringt.
Zumal ich einige sehr gute Freunde bei der Feuerwehr habe und auch da genug mitbekommen habe. Wenn auch zum Glück nur Verbal.
Man kann nicht immer nach Vorschrift leben.
Also ich hab kein Problem damit, Kinder ohne Kindersitz zu befördern, da sie bei uns in Österreich ohnehin auch von der Kindersitzpflicht im Taxi ausgenommen sind!
Ein Sitzpolster ist dabei, aber Kindersitz mitnehmen ist nicht praktikabel.
Kinder auf den Sitzpolster, angeschnallt und vorsichtig losgefahren.
@Micha:
Du machst aber auch ganz schön ein Faß auf, während Du nix anderes tust, als unbrauchbares Anekdotenwissen zu verbreiten. Es behauptet niemand, dass man nicht auch ohne Gurt überleben oder eben mit Gurt verletzt werden kann. Die Statistik ist da aber ganz ganz eindeutig pro Gurt, was die Sicherheit angeht.
Mir persönlich kann ja wirklich egal sein, was Du in deinem Auto machst, faszinierenderweise stelle ich unter meinen Altersgenossen fast ausschließlich Leute fest, denen nicht mal auffällt, dass sie sich anschnallen und keinen Gedanken daran verschwenden würden, warum es aber eigentlich doch erlaubt sein sollte. Ich halte viel von persönlicher Freiheit, denke aber, dass es durchaus diesem Gesetz zu verdanken ist, dass heute größtenteils Leute wie ich aufwachsen, die den Gurt als nützliches Sicherheitswerkzeug schätzen.
Auf die zwei entscheidenden Argumente hast Du übrigens bisher auch keine Antwort gegeben: ist es fair, dass jemand hinter mir eventuell für mich tödlich ist, weil er keinen Bock hat, sich anzuschnallen? Und was ist, wenn das Gutachten sagt, dass der Unfallgegner schuld war, Du aber ohne Gurt nicht so schwer verletzt worden wärst: stehst Du dann dazu und klagst nur den kleinen Teil ein – wo Du so überzeugt bist?
@Aro:
Das stimmt. Aber beruflich vermeide ich gerne unnötige Risiken.
@Martin:
Das zeigt im Grunde sehr deutlich, wie solche speziellen Gesetze wirken.
> Inder, der gerade eine vierundzwanzigstündige Reise aus seiner Heimat hinter sich hatte
Wobei es von Indien bis Berlin normalerweise nur so ca. 8 1/2 Stunden dauern sollte. Normalerweise. Der Ärmste ist aber wohl mit der Air India geflogen, die Airline mit den wohl abgeranztesten Boeing 747s dieser Welt, bekannt für Umwege und Verspätungen. Anstatt direkt von Mumbai (ehemals Bombay) nach Berlin haben die mich auch schon mal über Delhi, Dubai und Rom umgeleitet. Das geht wenn man ein junger Erwachsener ist, und der letzte Hüpfer in ’ner kleinen Fokker (F70 oder so) über die Alpen war trotz Müdigkeit und Zwei-Tage-Bart ein echtes Vergnügen, weil die Alpen bei Sonnenschein von oben echt geil aussehen, viel besser als im Atlas oder auf Google Maps, aber die Nummer mit Kind? Nee danke, muss nicht.
Schön dass es Fahrer gibt, die sich in einer solchen Ausnahmesituation auch mal über Vorschriften hinwegsetzen. Will sagen, schön, dass es dich gibt. Du hast, glaube ich, einem Menschen einen großen Gefallen erwiesen.
Übrigens, Indien kann ich als Urlaubsland nur empfehlen, falls es dir und deiner Frau hier im Winter mal zu kalt ist. Konkrete Empfehlungen gerne per Mail.
Micha: ich hoffe du sprichst wirklich nur für dich und nicht für deine (potentiellen) Kinder.
Sash: besorgt euch doch für die Firma einen Fangkörpersitz (zB den Kiddy Guardian) der ist zwar nicht das billigste am Markt, deckt aber dank des Fangkörpers die Altersklassen von 1-12 Jahren ab. Für regelmäßige Fahrten würde ich das sicher nicht empfehlen, die ganz Kleinen dürfen zwar (ab 9kg und sitzen-können) schon rein aber sie sitzen nicht optimal drin. Für so seltene Taxifahrten ist das aber ausreichend und man muss keine Strangulationen durch den Gurt befürchten oder andere Katastrophen.
Ich habe vor gerade 2 Monaten einen Unfall gehabt mit beiden Kindern an Bord. Das war der Moment, wo mir klar wurde, dass die Länge der Fahrt keine Aussage darüber trifft, wann es einen trifft. Mir ist einer am Ortsausgang hinten drauf gesemmelt. Gas gegeben statt zu bremsen laut eigener Aussage. Meine beiden Kinder waren in Kindersitzen angeschnallt, ich auch. Meine Tochter hatte danach Kopfschmerzen. Mehrere Tage lang. Mein Sohn konnte sich noch nicht so äußern. Ich bin, trotz Gurt, mit dem Kopf an die eigentlich weit entfernte a-Säule geknallt. Schleudertrauma vom feinsten, 4 Wochen Schmerzen. Wäre ich nicht angeschnallt gewesen, hätte ich nen Genickbruch an der Windschutzscheibe erlebt. Meine Kinder wären auch schwer verletzt gewesen ohne die richtige Sicherung.
Wir mussten neue Kindersitze kaufen. Und haben noch kräftig draufgezahlt denn an der Sicherheit spare ich nach der Erfahrung sicher nicht mehr.
Nee, is wahr, früher saß ich auch ohne Gurt im Auto, sprang im Kofferraum rum. Früher waren aber deutlich weniger Autos auf den Straßen die deutlich langsamer unterwegs waren. Außerdem suggerierten sie den Fahrern nicht das „ich hab das dickste, stärkste und sichereste Auto und alle anderen müssen Platz machen“-Gefühl. Rücksicht im Straßenverkehr ist heute ein Fremdwort.
p.s.
Micha, wenn du irgendwann einen Unfall haben solltest, der nicht glimpflich ausgeht, dann denk bitte mal an die Leute, die dich aus deinem Autowrack rausschneiden oder dich aus dem Baum pflücken, in dem du nach dem Flug durch die Scheibe hängen geblieben bist. Dank deiner Einstellung sind gänzlich Fremde traumatisiert, auch wenns keine anderen Unfallbeteiligten gibt.
@Blogolade:
Das Dumme ist halt, dass ich ungefähr einmal im Monat eine Fahrt mit einem Kind habe. Sicher, manchmal auch dreimal, manchmal gar keine. Und mit so einem Sitz im Auto kann ich nicht alle Sitze ausklappen – was bei weitem häufiger sinnvoll ist …
Ich hätte ja im Grunde gerne einen dabei, aber dass sie so unverbreitet sind, hat natürlich durchaus auch den Grund, dass wir auf 1000 andere Sachen genauso vorbereitet sein wollen (z.B. Großgruppen) oder sollen (viel Gepäck).
@Cliff:
Ich find’s immer nett, was für Überlegungen so kleine Sätze auslösen können.
Die Idee, dass sie sowohl im Indien, als auch in Deutschland noch mit dem Zug unterwegs waren, ist dir aber auch nicht gekommen, oder? 😉
Mich persönlich zieht jetzt nichts wirklich nach Indien, aber das ist ja auch Geschmackssache. Danke jedenfalls für das Lob, ich denke auch, dass ich ein wenig helfen konnte.
wäre es nicht möglich, den Sitz in der Zentrale zu lagern und falls mal eine Fahrt kommt, einen Kollegen von da herzubestellen der den mitbringt? Oder ist das unrealistisch.
Dass du den Sitz nicht dauernd dabei haben kannst, ist mir klar, der ist halt recht groß. Diese Sitzerhöhungen sind vom Sicherheitsaspekt her allerdings auch ein Witz. Das einzige was daran gut für dich ist: er ist zugelassen als Kindersitz für Kinder ab 15 Kilo. Bringen tut er nicht viel.
> Die Idee, dass sie sowohl im Indien, als auch in Deutschland noch mit dem Zug unterwegs waren, ist dir aber auch nicht gekommen, oder?
Nein, die Idee kam mir nicht wirklich, denn ich käme ja auch nicht auf die Idee nach Nürnberg-Airport zu fliegen wenn meine Zielstadt einen Flughafen hat.
Ach so, ja, ich vergaß: Ihr habt ja demnächst keinen mehr… (scnr)
So Sash, dann werde ich mal kein Fass aufmachen sondern nur „kurz“ 😉 die Fragen beantworten.
Also, in dem Moment, wo ich selbst damit andere gefährde, so wie dich als Taxifahrer, kannst du selbstverständlich von mir verlangen, das ich mich anschnalle. Ich würde das dann auch tun – hat aber bisher noch kein Taxifahrer von mir erwartet.
Wenn mir jemand hinten drauf fährt, dann erwarte ich, das er mir den entstanden Schaden ersetzt und zwar so, als ob der Unfall nie geschehen wäre. Dabei ist es unerheblich, ob ich angeschnallt bin. Ist der Schaden aufgrund des nicht angelegten Gurtes höher, dann muss halt der höhere Schaden ersetzt werden. Ich kann ja auch nicht von einem Autofahrer, dem ICH hinten draufgefahren bin, verlangen, das er einen Teil des Schadens selbst bezahlt, nur weil er keine richtige Stoßstange mehr hat, sondern eine vollkommen überteuerte, lackierte Sichtblende. Wenn du mit dem Argument kommst, das ich angschnallt ja weniger Schaden genommen hätte, dann könnte ich auch sagen, tja mit ner richtigen Stoßstange wäre der Schaden ja auch nicht so hoch, wie mit der lackierten Schürtze.
Außerdem habe ich nach wie vor das Gefühl, das hier alle denken, ich hätte etwas gegen den Gurt. NEIN, habe ich nicht. Ich halte ihn für eine sehr sinnvolle Sicherheitseinrichtung. Ich habe nur etwas gegen den gesetzlichen Zwang, ihn immer und überall und in jeder Situation zu benutzen. Mehr nicht.
Und Blogolade, wie ich bereits oben schon geschrieben hatte: ich schnalle meine (nicht potentiellen!) Kinder auch an. Diese lernen von mir auch, das ein Gurt wichtig ist. Aber wenn sie mal volljährig sind und selbst Auto fahren, würde ich ihnen das nicht mehr vorschreiben. Dann sollen sie für sich entscheiden, ob sie ihn wollen oder nicht. Sie werden von mir lernen, das jeder Mensch ein mündiger Bürger ist, der selbst entscheidet, wie er was macht.
@Micha,
gesetzlicher Zwang ist leider nötig, um gewisse Leute vor ihrer eigenen Blödheit zu schützen. Und wenn sie selbst fatalistisch veranlagt sind, dann eben ihre Umwelt, an die sie aus ihrem Egoismus heraus nicht denken.
Sagen wir, du klatscht vor die Windschutzscheibe und Game Over.
Dein Unfallgegner wird damit leben müssen, jemanden getötet zu haben. Wenn auch das Gesetz ihm deswegen nichts kann, seine Seele wird es nie anders sehen.
Die Rettungskräfte müssen ebenfalls damit fertig werden, dich so und nicht anders aufzufinden und nicht retten zu können.
Dein Umfeld verliert einen Kollegen, Mitarbeiter, Bekannten, Freund, Familienangehörigen.
Deine unmittelbare Familie verliert einen geliebten Angehörigen und trauert ggf. für Jahre oder wird auch nie damit fertig.
Es gibt genügend Familien, die nach dem Verlust des Ernährers abstürzen.
Solltest du es mit schwersten Schäden überleben (die mit Gurt/Helm) vermeidbar gewesen wären, belastest du deine Umwelt als Pflegefall. Das kann deine Familie gleich noch mehr kosten, als wenn du tot gewesen wärst. Mit etwas Pech findest du dein Dasein selber Scheisse, kannst dich aber nicht mehr wehren, weil zu dazu zu krüppelig bist.
Und zu dem tollen Argument, wir hätten ja auch alle ohne das überlebt… unser aller Vorfahren haben Pest und Pocken, WW1 und WW2 überlebt. Ist kein Grund, diese Dinge mit einem Schulterzucken abzutun.
Ich bin sechs Jahre meinen Schulweg geradelt, ohne Helm und Reflektoren und habs auch überlebt… trotzdem trage ich heute auf dem Weg zur Arbeit Beides. Sogar ohne gesetzlichen Zwang.
Und wenn dereinst gesetzlicher Zwang aufkäme, würde ich nicht vor lauter Trotz als ach so „mündiger Bürger“ zukünftig ohne fahren. Kleinkindergehabe, Dreijährige sind in der Trotzphase, Erwachsene sollten darüber stehen!
@Banker:
Sehe ich genauso, ich fahre auch nur noch mit Helm, aus Überzeugung. Spätestens als ich den Helm von einem gesehen habe, der damit übel auf einen Bordstein geknallt ist. Ohne hätte sein Kopf ganz schön gelitten….
Ich selber habe bislang Gott sei Dank nur einen Unfall gehabt, bei dem ich den Helm gebraucht habe. So habe ich mir „nur“ eine Rippe gebrochen, und das war schon blöd genug, dafür dass ich bei langsamer Geschwindigkeit einfach nur weggerutscht bin. Aber dem Kopf ist halt nichts passiert, mit dem Helm bin ich auf den Asphalt aufgeschlagen. Ohne Helm wäre zumindest eine heftige Gehirnerschütterung dringewesen.