Schwump! (2)

Schwump!

Wie man anhand der Einleitung erahnen kann: das übliche Problem. Die 1925 sprang auf Spritantrieb um, der dazugehörige Tank jedoch war leer, also war der Motor aus. Einfach mal so. Auf der Autobahn. Aber gut, wozu gibt es Standstreifen? Warnblinker, ein wenig ausrollen lassen, auf Gas umstellen und neu starten. Klappte trotz aller Panik hervorragend. Ich gab Gas, fädelte mich wieder in den Verkehr ein und Schwump! Nach 500 Metern das selbe Spiel nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Ich stotterte mich also im 500-Meter-Takt vorwärts. Nicht nur dämlich, sondern gar nicht so ungefährlich. Zudem wurde auf dem nächsten Straßenschild nicht etwa ein Rasthof mit Tankstelle angekündigt, sondern ein 3 Kilometer langer Tunnel …

Schon mal einen Tunnel mit Standstreifen gesehen?

Mir wurde klar, dass ich niemals so durch den Tunnel hopsen konnte. Trotz Warnblinker – meist war zwischen den Neustarts nämlich tatsächlich ein Stopp des Wagens nötig. Abgesehen von der noch bekloppteren Idee, auf der Autobahn zu wenden, fiel mir nix dümmeres ein, als mitten auf der Fahrbahn in einem kilometerlangen Tunnel liegenzubleiben. Mehrmals.

Bis zum Treffpunkt mit meinen Fahrgästen war es noch rund 20 km und eine Dreiviertelstunde. Ich sah den Traum förmlich vor meinen Augen platzen. Keine angenehme Rücktour, sondern warten auf den ADAC, keine 320 € Umsatz, sondern Null. Kein angenehmes Tagesende sondern Stress und Ärger! Die Vokabeln für solche Fälle hab ich nicht, die laut herausgebrüllte verfickte Scheiße war unangenehm unzureichend.

Als erster Lichtschein erschien kurz vor der Tunneleinfahrt eine Abfahrt von der Autobahn. Mit einem Tankstellenschild. Kaum drei Neustarts später stand ich auch schon an einer Kreuzung, an der nicht mehr ausgeschrieben stand, in welche Richtung die Tanke wäre. Also bin ich mal optimistisch in Richtung Dresdener Innenstadt gehoppelt. Jedes Mal hatte ich Schiss, dass die 1925 sich nun nicht mehr starten lassen würde – jedes Mal Panik.

Und dann – Erlösung! – eine Jet-Tankstelle! Ja! Auf der anderen Seite einer Bundesstraße und ich hatte keine Ahnung, wie ich da hinkommen könnte …
Also folgte ich weiter der abschüssigen Hauptstraße – da ließ sich der Motor sogar im Rollen immer wieder starten. Jetzt nur nicht aufgeben! Ich wusste ja: Hätte das Auto erst einmal wieder Sprit im Tank, wären alle Probleme behoben. Und verdammt: ich hab diesem Taxi zu Ostern Hasenohren verpasst – da hatte es jetzt gefälligst nach meiner Pfeife zu hoppeln, leerer Tank hin oder her! Zum Verblüffen einiger Früheinkäufer hab ich das bis auf einen Lidl-Parkplatz fortgesetzt und dort nach einer Tankstelle gefragt. Egal, was ihr in der Zeitung lest: gestern sind keine Aliens in Dresden gelandet, es war nur ein Berliner Taxifahrer – ich!

Im Wissen, die nächste Tanke läge nur 500 Meter weiter bergab, bin ich wieder vom Kundenparkplatz gehüpft und kam trotz bester Absichten, jugendfrei zu bleiben nicht umhin, beim Einstecken des Tankstutzens sexuelle Assoziationen heraufzubeschwören. Mein Zeitplan war zwar stark ins Wanken geraten, aber ohne zwei Schwertransporter, die vor mir wenden mussten, wäre ich sogar pünktlich gekommen. Gott sei Dank gibt es Handys!

Über den Rest der Fahrt gäbe es genügend liebe Worte zu verlieren – heute will ich es erstmal dabei belassen, dass das Auto keinerlei Anzeichen für Zicken mehr gemacht hat. Es hat nicht mal mehr auf Sprit umgeschaltet. Kein einziges Mal mehr bisher.

Häschen lernt.

Schwump! (1)

Schwump – das schrecklichste Geräusch des Jahres und gestern früh beinahe Auslöser eines vorzeitigen Herztodes. Um zu erklären, was genau passiert ist, muss ich zwei Dinge kurz mal näher beleuchten: zum einen die Tour gestern, zum anderen einen kleinen Bug an meinem Auto.

Zunächst zur Tour:

Vor ein paar Wochen hat mir ein Leser zu einer neuen Rekord-Tour verholfen: Er musste vom Süden Berlins nach Kreischa in eine bekannte Reha-Klinik. Eine Fahrt von quasi aalglatten 200 Kilometern, noch dazu 200 sehr angenehme. Obwohl ich mich für so ziemlich alle Lebenslagen irgendwann begeistern kann: es ist schön, wenn man sich während so einer langen Fahrt viel zu erzählen hat und es sich irgendwann wie ein netter Ausflug anfühlt. Ein Gefühl übrigens, das sein kleiner Sohn hervorragend zu fördern vermochte, auch wenn er scheinbar nicht so sehr darauf steht, wenn nur einer gleichzeitig spricht … 😉
Gleichermaßen mit Freude, die Tour bekommen zu haben wie auch Enttäuschung darüber, dass ein Taxi für ihn trotz Reha abermals notwendig war, habe ich mich gestern daran gemacht, die Rückfahrt zu machen. Das bedeutete frühes/spätes Aufstehen, keine Ahnung, was für einen Rhythmus ich die letzten 3 Tage überhaupt beim Schlafen hatte. Ich hab jedenfalls Berlin gegen 6 Uhr morgens verlassen, um um 8.30 Uhr an der Bavaria-Klinik zu sein.

Kommen wir nun zum Auto:

Meine 1925 zickt ja immer mal wieder ein bisschen. Vom aktuellen Stress mit der Geräuschkulisse mal abgesehen hat das Auto so seine Bugs – und ich bin da eigentlich gnädig, denn inzwischen fehlen nur noch 28.250 Kilometer, bis wir rein rechnerisch mit der Kiste einmal zum Mond geflogen sind. Einer dieser niedlichen Fehlerchen ist, dass der Wagen manchmal automatisch auf Benzinbetrieb umstellt. Überwiegend fährt er ja mit Erdgas, da man ihn aber gelegentlich ohnehin mal auf Super laufen lassen sollte, ist dieser kleine – wahrscheinlich nur elektronische – Fehler im Alltag unbedeutend. Es kostet ein paar Cent mehr und es leuchtet ein kleines Lämpchen auf. Große Dramatik sieht anders aus. Bis gestern früh.

Der Schwump!

Da dieses Umschalten eigentlich kein Problem war – und zudem mit einem Neustart behoben werden konnte – hab ich wie bei längeren Touren gestern zunächst den Benzin-Tank leergefahren. Das kostet zwar wie gesagt ein bisschen mehr, hat aber dank der recht geringen Reichweite des Autos einen Vorteil: Benzin kann ich immer nachtanken. Überall. Der Sprit hält zwar nur 150 Kilometer, aber es ist eben sehr unwahrscheinlich, irgendwo  ums Eck eine Erdgastanke zu finden, wenn mal Not am Mann ist. Deswegen gehe ich lieber mit dem Gas sparsam um und halte mir die Option offen, jederzeit Sprit tanken zu können. Und dazu muss man eben den Tank nutzen. So auch gestern. Den Sprit hab ich auf dem Weg nach Dresden rausgeballert und bin dann auf Gas weitergefahren. Alles wie geplant. An der nächsten Tanke wollte ich dann den Sprittank auffüllen, dann hätte ich insgesamt mit beiden Tanks rund 100 bis 150 km mehr schaffen können, als die Rückfahrt gebraucht hätte. Doch plötzlich: Schwump!

Soweit erstmal. Um 10 Uhr sollte der Rest kommen.

Wochenende oder so …

Manchmal läuft es einfach nicht so richtig. Ich hab vor 3 Tagen noch geschrieben, das Auto sei wieder ok – ist es aber nicht wirklich. Nicht, dass es was ernstes hätte – im Grunde läuft es gerade sogar ziemlich gut. Und die Bremsen sind wie erwähnt auch erneuert worden und das merkt man natürlich. Dummerweise hat das andere Geräusch damit nicht aufgehört zu existieren und der Mechaniker scheint irgendwie keinen Bock zu haben, das einzusehen.

Also ich bin ja technischer Laie, was die Details angeht. Ich bin angewiesen auf die Aussagen von Profis. Also hab ich denen zwei Fehler genannt:

1. Quietschende Bremsen

2. Ein Schleifgeräusch, vor allem beim Lenken und bei Bodenwellen

Dann stellen sie mir das Auto hin und sagen:

„Bremsen sind gemacht, alles gut.“

Und: Überraschung! Das Schleifgeräusch existiert noch. Also hab ich (weil ich das Auto in der letzten Zeit alleine hatte) mich extra tagsüber – also für mich nachts – nochmal dahin geschleift. Und jetzt erzählt mir der Typ tatsächlich nochmal:

„Ja, das sind die neuen Bremsen, die müssen sich erst einfahren.“

Kenn ich, sowas. Die letzten Bremsen haben gequietscht – die mussten bis zu ihrem Austausch (vor ein paar Tagen dan) „eingefahren“ werden. Und ZUSÄTZLICH gab es dann kurz zuvor besagtes anderes Geräusch. Wenn ich diesen Meister vom Fach richtig verstehe, dann ist es also so:

Die alten Bremsen haben immer gequietscht, weil sie noch nicht eingefahren waren. Das Schleifgeräusch hat dann angezeigt, dass sie ausgetauscht werden müssen. Dass das Schleifen nach dem Austausch immer noch da ist, bedeutet jetzt aber wieder, dass die Bremsen eingefahren werden müssen – auch wenn es überall, nur eben NICHT beim Bremsen auftritt.

Ich mache es mal kurz: Ich hab meine Chefs überredet, doch mal einen richtigen Mechaniker zu fragen …

Ich wünschte mir ja, der Kerl hätte Recht. Dann verschwindet der Quatsch von alleine und gut is. Früher war der Laden wohl mal echt gut und meine Chefs hängen nach wie vor an ihm. Vor allem sind sie auch schnell – und das ist ja auch verdammt wichtig, wenn man das Auto zum Geld verdienen braucht. Wenn das mit wundersamen Diagnosen aber so weitergeht, bin ich mir aber sicher, dass das nicht von Dauer sein wird. Leider ist das nämlich auch kein Einzelfall.

Einen Vorteil hat das Ganze: Mein Schlafrhythmus ist jetzt so hinüber, dass ich gleich problemlos in Richtung Dresden starten kann.