Nathalie hat mir eine sehr ausführliche Mail geschrieben. Das Thema hatten wir entweder noch gar nicht so richtig oder es ist ewig her. Deswegen wollte ich das mal mit freundlichem Dank an die Verfasserin zu deren Erlaubnis hier öffentlich machen:
Hallo Sash,
ich versuch es mal so, weil einfach meine Frage unter einen Beitrag als Kommentar zu packen, find ich unpassend.
Also, ich wohne in Solingen (offiziell lt. Einwohnerzahl eine Großstadt, aber eigentlich ein Provinznest). Beruflich arbeite ich als Kellnerin, was auch viel Nachtarbeit beinhaltet, dementsprechend bin ich öfters auf ein Taxi angewiesen, wenn ich nicht ne halbe Stunde bergauf laufen möchte und kein Bus mehr fährt. Bei einigen muss ich schon gar nichts mehr sagen, die wissen, wo ich wohne. Gestern Nacht hatte ich ein für mich nicht schönes Erlebnis.
Sonntags abends/nachts in Solingen ein Taxi vom Stand zu bekommen, ist recht schwer, weil hier dann echt der Hund begraben ist und nicht so viele Taxen unterwegs sind, Angebot und Nachfrage halt. Ich mich nach ner 12-Stunden-Schicht gefreut, dass wenigstens eins da stand und ich nicht erst anrufen und in der augenblicklichen Kälte warten muss. Vorsichtig an die Beifahrerscheibe geklopft, weil der Fahrer in einer gemütlichen Position da lag und wohl am dösen war. Er beugt sich sofort rüber um mir die Tür zu öffnen. Die Tür ist noch keine 5cm auf, da schlägt mir ein unangenehmer Geruch, nein schon Gestank entgegen. Es roch so dermaßen nach ungewaschenem Mensch, Stinkefüßen, alten Klamotten und Knoblauch, das Ganze in Kombination mit einem total überheizten Wagen, dass ich echt zögerte einzusteigen. Aber ich wollte nur noch nach Hause, also stieg ich todesmutig ein.
Der Fahrer meinte dann, er müsse sich noch kurz die Schuhe anziehen, während ich ihm mein Fahrtziel nannte. Bei der Gelegenheit fragte ich dann noch, ob er das Fenster etwas öffnen könne, damit frische Luft in den Wagen käme. Er dann ziemlich pampig, nein ist kalt draußen und er hätte schon 50 Minuten da gestanden, er sei durchgefroren. Ich mir so gedacht, okay die paar Kilometer hälst das schon aus. Bin ja von der Arbeit einiges an Gerüchen gewohnt und da muss ich auch schließlich durch.
Nach der zweiten Kurve konnte ich aber nicht mehr, ich fing schon an zu würgen, alles durch den Mund atmen half nicht. Ich ihn nochmal gebeten, das Fenster zu öffnen, er das wieder verweigert. Ich habe ihm dann ziemlich deutlich gesagt, dass es/er im Wagen stinkt und ich so nicht weiterfahren möchte. Er meinte dann, er hätte das Hausrecht und könne machen, was er wolle. Daraufhin hab ich ihn aufgefordert, anzuhalten, weil ich aussteigen wollte, was er dann auch tat. Habe widerwillig den Preis von 3,20 € bezahlt und beim Aussteigen vorsichtshalber noch die Wagennummer gemerkt. Den Rest des Weges bin ich dann gelaufen, nachdem ich erstmal fünf Minuten meinen Kotzreiz unterdrücken musste und es mir einigermaßen besser ging.
Ich habe nichts gegen Ess- und Waschgewohnheiten meiner Mitbürger, wir riechen alle nicht immer wie frisch erblühte Rosen. Ich bin auch nicht wirklich empfindlich, was Gerüche angeht, aber das ging gar nicht, nicht auf diesem engen Raum. Dass er die ganze Zeit seine Musik ziemlich laut laufen ließ, hat das Ganze nicht wirklich besser gemacht. Jeder hat seinen Musikgeschmack, aber die meisten Fahrer machen es dann wenigstens leiser oder sogar ganz aus. Und die kurze Zeit vertrag ich auch mal Musik, die nicht nach meinem Gusto ist.
Wie würdest du dich in so einem Fall verhalten? Oder wenn ein Fahrgast riecht, kann ja auch zuviel Parfum sein, muss ja nicht unbedingt Körpergeruch oder sonst irgendwas sein. Ich weiß nur, dass ich mit diesem Fahrer nicht mehr fahren werde.
Alles Liebe
Nathalie
Ich halte meinen eigenen Senf mal recht kurz – via Mail habe ich schon ausführlicher geantwortet. Ich hab geraten, auf jeden Fall mal wenigstens beim Unternehmen eine Meldung zu machen. Ich bin selbst vielleicht manchmal ein bisschen pingelig in Punkto Sauberkeit und Hygiene im Taxi, aber der Beschreibung nach war das einfach mies. Außerdem vermute ich, dass auch in Solingen die Gewalt über Fenster und Musik rechtlich beim Fahrgast liegt.
Ich hab schon oft gesagt, dass ich bei dem Thema durchaus Grenzen sehe – man muss ja bei -20°C nicht alle Fenster runter machen und dem Fahrer koreanische Volksmusik auf Stufe 10 antun. Kompromisse finde ich da schon schön. Allerdings: Ich fahre seit vier Jahren Taxi, also sagen wir rund 2 in Vollzeit – und noch NIE hatte ich einen Kunden, der das über MEINE Grenzen ausgenutzt hat. Meist waren die Mitfahrer zuerst so weit und haben Gegenkommandos gegeben. Ja, mal gefiel mir die Musik nicht so, aber für das Lächeln und das Trinkgeld geht das ein paar Minuten ja auch. 😉
Ich sehe reihenweise Kollegen im Wagen rauchen, Brathähnchen und Döner essen, ich hab aber die Hoffnung, dass die meisten das durch gutes Lüften und ggf. irgendwelche Raum-Deos zumindest erträglich machen. Sowas wie von Nathalie geschildert finde ich schon eine Spur zu hart. Was meint ihr so?