Jaja, das Geplapper von Taxifahrern! Jedes Mal, wenn ich einen Artikel über recht wortkarge Kunden schreibe, findet sich darunter irgendwann ein Kommentar, der beinhaltet, dass der Kommentator auch lieber in Ruhe gelassen wird und nicht auf Smalltalk im Taxi steht. Das ist soweit ja auch ok und obwohl ich eine Quasselstrippe sein kann, respektiere ich den Wunsch nach Ruhe auch und glaube sogar, ein gewisses Gespür dafür zu haben, ab wann es jemanden nervt.
Gerade der letzte Punkt ist wichtig, mit die unangenehmsten Menschen auf diesem Planeten sind die, die es nicht merken, wenn sie nerven.
Aber sag das mal einer den Fahrgästen!
Meine Kundin war eine zierliche Frau, gut 50 bis 60 Zentimeter kleiner als ich. Sie fragte höflich an, wie viel es bis zu ihrer Zieladdresse kosten würde. Ich ermittelte in meinem Gedächtnis grobe 11 bis 13 Euro und sie freute sich, da ihr Limit offenbar bei 20 lag. Das – und nebenbei auch die Tatsache, dass sie arbeitslos ist, einen Motorradunfall hatte und jetzt zu ihrem Mann fährt, wusste ich bereits, als ich die Startrampe am Ostbahnhof noch nicht einmal verlassen hatte. Details folgten umgehend. Die Tour war zwar in 10 Minuten erledigt, aber bis dato wusste ich einige unrühmliche Details über ihren Mann, der sie in Empfang nahm, z.B. den Verlauf ihres letzten Streits und dass er dabei war, ihr Ex zu werden, sie jetzt aber auf seine Bitte zu ihm gefahren sei.
Die näheren Umstände des Unfalls inklusive Geschwindigkeiten, Himmelsrichtungen und Nachnamen der Beamten, die das ganze aufgenommen hatten kenne ich jetzt. Außerdem wo sie wieviele Metallplatten im Körper hat, wer bei welchem Amt welche Hilfen nicht bewilligt hatte, ihr Alter, Einkommen, die Namen der Kinder und Haustiere, Interpretationen des Berliner Verkehrsgeschehens im Vergleich zu anderen europäischen Großstädten (und ihrer Heimatstadt), wer beim letzten Bingo gewonnen hatte, warum sie mit ihrer Mutter gebrochen hat und natürlich allerlei nebensächliche Krankheiten und Details vom letzten Ikea-Einkauf.
Boah, Fuck!
In diesem (nie enden wollenden) Moment fühlte ich mit all den Leuten, die ihre Ruhe haben wollen. Ansonsten war sie aber nett und sie gab sogar noch ein kleines Trinkgeld, obwohl es ihr nach eigener Aussage ohnehin schwer fiel mit der Entscheidung fürs Taxi. Eines weiß ich trotz des langen Monologes immer noch nicht: Ob ich glücklicher bin, weil ich nicht sie bin, oder weil ich nicht ihr Mann bin … 😉
