Flundergrüße

Gut, mit den Fischen teile ich eigentlich nicht viel, eine gewisse Plattheit lässt mich gerade allerdings mit Flundern sehr solidarisch sein. Während meine bessere Hälfte sich gleich richtig von der Bildfläche verabschiedet hat, bin ich mir noch nicht so ganz sicher, wie es mir geht. Ich hab es jedenfalls die ganze Nacht weder ins Taxi, noch an die Tastatur geschafft.

Aber heute ist Freitag, ich gehe stark davon aus, dass mein Geldbeutel die notwendige Überzeugungskraft hat, um auch meinen Körper zu beeinflussen 🙂

Hab gehört, gegen Mattheit soll Kaffee ganz gut helfen …

So, Taxigeschichte gibt es nachher natürlich auch noch, aber ich wollte nicht gar nichts schreiben in dieser Nacht. Das geht irgendwie ja auch nicht. Ich wünsche einen guten Start ins Wochenende, ganz gleich, ob es Arbeit oder Ausschlafen bedeutet!

Too much information …

Jaja, das Geplapper von Taxifahrern! Jedes Mal, wenn ich einen Artikel über recht wortkarge Kunden schreibe, findet sich darunter irgendwann ein Kommentar, der beinhaltet, dass der Kommentator auch lieber in Ruhe gelassen wird und nicht auf Smalltalk im Taxi steht. Das ist soweit ja auch ok und obwohl ich eine Quasselstrippe sein kann, respektiere ich den Wunsch nach Ruhe auch und glaube sogar, ein gewisses Gespür dafür zu haben, ab wann es jemanden nervt.

Gerade der letzte Punkt ist wichtig, mit die unangenehmsten Menschen auf diesem Planeten sind die, die es nicht merken, wenn sie nerven.

Aber sag das mal einer den Fahrgästen!

Meine Kundin war eine zierliche Frau, gut 50 bis 60 Zentimeter kleiner als ich. Sie fragte höflich an, wie viel es bis zu ihrer Zieladdresse kosten würde. Ich ermittelte in meinem Gedächtnis grobe 11 bis 13 Euro und sie freute sich, da ihr Limit offenbar bei 20 lag. Das – und nebenbei auch die Tatsache, dass sie arbeitslos ist, einen Motorradunfall hatte und jetzt zu ihrem Mann fährt, wusste ich bereits, als ich die Startrampe am Ostbahnhof noch nicht einmal verlassen hatte. Details folgten umgehend. Die Tour war zwar in 10 Minuten erledigt, aber bis dato wusste ich einige unrühmliche Details über ihren Mann, der sie in Empfang nahm, z.B. den Verlauf ihres letzten Streits und dass er dabei war, ihr Ex zu werden, sie jetzt aber auf seine Bitte zu ihm gefahren sei.
Die näheren Umstände des Unfalls inklusive Geschwindigkeiten, Himmelsrichtungen und Nachnamen der Beamten, die das ganze aufgenommen hatten kenne ich jetzt. Außerdem wo sie wieviele Metallplatten im Körper hat, wer bei welchem Amt welche Hilfen nicht bewilligt hatte, ihr Alter, Einkommen, die Namen der Kinder und Haustiere, Interpretationen des Berliner Verkehrsgeschehens im Vergleich zu anderen europäischen Großstädten (und ihrer Heimatstadt), wer beim letzten Bingo gewonnen hatte, warum sie mit ihrer Mutter gebrochen hat und natürlich allerlei nebensächliche Krankheiten und Details vom letzten Ikea-Einkauf.

Boah, Fuck!

In diesem (nie enden wollenden) Moment fühlte ich mit all den Leuten, die ihre Ruhe haben wollen. Ansonsten war sie aber nett und sie gab sogar noch ein kleines Trinkgeld, obwohl es ihr nach eigener Aussage ohnehin schwer fiel mit der Entscheidung fürs Taxi. Eines weiß ich trotz des langen Monologes immer noch nicht: Ob ich glücklicher bin, weil ich nicht sie bin, oder weil ich nicht ihr Mann bin … 😉

Ehrlich bleiben

Am Monatsanfang bei Cheffe

„Hey Christian, ich hatte da auch diesen Monat noch irgendwo 4 € Fehlfahrt*. Hab mir leider nicht notiert, wann das genau war. Im Notfall lass es drin, ist ja nicht die Welt!“

„Nee nee Du, streich ich dir raus. Wollen ja ehrlich bleiben hier!“

Einer der Gründe, weswegen ich gerne in der Firma arbeite …

*Fehlfahrt: Eine im Taxameter zwar gebuchte, aber nicht zu Einnahmen geführt habende Fahrt. In diesem speziellen Fall ging es um den/die freilaufendenen Deppen, wo ich die Tour für meinen Fahrgast gestoppt habe, dann aber dank zurücksetzen versehentlich den ganzen Betrag auf der Uhr genullt habe. Gewissermaßen Alltag – aber eben auch eine Portion Vertrauensvorschuss meiner Chefs.

Synchronfahren

Einer der unbedingten Pluspunkte am Taxifahren ist ja, dass man in seinem Auto erstmal alleine ist. Kein Chef, der einem zuschaut, selbst die Kollegen trifft man meist nur an der Halte oder hört sie vielleicht mal im Funk. Insbesondere an den guten Tagen aber trägt es einen so willkürlich durch die ganze Stadt, dass man den gern gesehenen Kollegen auch höchstens zwei- oder dreimal begegnet pro Schicht.

Deswegen ist mir das mit Peter neulich so aufgefallen. Am Ostbahnhof haben wir uns kurz unterhalten, er stand direkt hinter mir. Ich bekam eine weite Tour bis mitten nach Hellersdorf und freute mich. Noch auf der Frankfurter Allee überholte Peter mich und wir fuhren von da an beinahe im Konvoi. Erst kurz vor Erreichen des Ziels trennten sich unsere Wege. Auf dem Rückweg Richtung City ist er mir dann wieder neben’s Auto gefahren und wir haben uns kurz über die Ziele ausgetauscht.

Wir steuerten unterschiedliche Halten an, trafen uns eine Stunde später aber auf der Schönhauser Allee, beide auf dem Rückweg von Pankow. Kurz darauf fanden wir uns beide am Ostbahnhof ein, wieder hintereinander. Beide hatten wir eine kurze Tour in den Boxhagener Kiez.

Als wir uns dann an der Tanke trafen – als ich tankte und er Kaffee holte – beschlossen wir, unseren Chefs zu sagen, dass wir vielleicht künftig zu zweit fahren 😀

Droschken-Reglement

Mein geschätzter Kollege Aro hat mal wieder tief in die Geschichtsbücher dieser Stadt geschaut und zeigt auf berlinstreet.de einige Auszüge aus dem Droschken-Reglement von 1888, was als Vorgänger der heutigen Berliner Taxiordnung gelten kann. Und vieles kommt einem tatsächlich sehr bekannt vor. Von daher sehr lesenswert!

Droschken-Reglement von 1888

Im Übrigen solltet ihr ohnehin bei Aro lesen, aber das hab ich ja schon oft gesagt, nicht wahr?

Taxitarif in Berlin steigt?

Ich sage es ehrlich: Ich weiß es auch noch nicht. Laut der Berliner Zeitung ist es jedoch (mal wieder) bald soweit. Die von den Verbänden vorgeschlagene Erhöhung wäre durchaus saftig (siehe Artikel). Meine Meinung dazu hat sich eigentlich nicht geändert: Ich halte es für wichtiger, erst andere Probleme anzugehen – sprich: die Qualität erhöhen. Oder wenigstens zu kontrollieren.

Dass es sich – vorausgesetzt, die Anzahl der Kunden bleibt gleich – natürlich um eine lohnende Gehaltserhöhung und einen an sich gerechtfertigten Inflationsausgleich handelt, finde ich natürlich rein egoistisch betrachtet toll. Aber mal ehrlich: Es gäbe so viel zu tun im Taxigewerbe. Wieso nur sind Preiserhöhungen letztlich das (gefühlt) einzige, was davon durchgesetzt wird?

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Ein Kurzstreckenbeispiel

Wie schon öfter mal erwähnt: nicht alle Kollegen sind mit der Kurzstrecke glücklich. Auf der einen Seite bin ich natürlich froh um jeden Euro extra, auf der anderen Seite denke ich, dass es durchaus ein paar Kunden gibt, die nur an ein Taxi denken, weil es diesen Billig-Tarif gibt. Und da zählt dann halt auch wieder, dass man um jeden Euro extra froh sein kann.

Drei von der Sorte hatte ich derletzt. Junge Typen, alle unter 20 und wahrscheinlich nicht rasiert, sondern noch natürlich bartlos. Bewaffnet waren sie mit jeweils drölf Taschen, die sie keuchend absetzten, um mich heranzuwinken. Sie fragten nach einer Kurzstrecke und kurz darauf luden wir ihr Gepäck auch schon ein. Also … Gepäck …

Leergut, ein knapper Kofferraum voll. Dauerte dennoch keine 20 Sekunden zum Reinwuchten und dann ging es zum Kaiser’s am Kotti, wo sie die Flaschen nach eigenem Bekunden in Getränke für den nun folgenden Abend einzutauschen gedachten. Da musste ich doch sofort wieder an meine alte WG und diverse Pfandbons denken …

Und mehr als 4 € hätten wir damals auch nicht für ein Taxi übrig gehabt 😀