In ihrem Interesse…

Die Tour war unspektakulär und dennoch großartig. Vor allem, weil sie mal eben schnell eine ganze Stange Geld einbrachte. Das Taxameter lag bereits irgendwo in der ersten Kurve hinter 25 €, da wies ich die beiden älteren Frauen darauf hin, dass ich nun noch genau wissen müsste, wo ich dann abbiegen solle. Zu Fahrtbeginn ließen sie nämlich zunächst einmal Stadtteil und Hauptstraße verlauten, was bis hierhin auch ausreichend war. Der Beginn der Zielansage gestaltete sich wie folgt:

„Und dann die dritte Straße von jetzt. Die biegen wir dann links ab. Nicht rechts, da würden wir dann direkt im Müggelsee landen. Nein, vor allem in ihrem Interesse fahren wir besser links. Wir wissen ja, wie tief der See da ist …“

Ähm, danke?

😀

Gute Nacht!

Ich hab schon lange nicht mehr einfach so nach der Schicht gebloggt. Muss auch mal wieder sein! 😀

Im Grunde ist heute Nacht nicht viel passiert. Mein Umsatz war zwar ok, aber auch sicher kein Grund zum Ausflippen. Bei vielen Kollegen war es sogar eine ziemlich beschissene Schicht. Zumindest haben sie das unisono behauptet, als ich sie das letzte Mal gesehen habe. Morgen ist das wieder andersrum, ich kenn das ja …

Nein, es war einfach schön, mal wieder auf der Straße zu sein!

Das Wetter zeigt sich die Tage ja eher von seiner wechselhaften Seite, heute Nacht war es zwar kühl, aber durch die Bank trocken. War irgendwie klar, denn mein Tagfahrer hatte mir am Telefon noch gesagt, dass er das Auto nicht waschen würde – würde bei dem Regen nicht lohnen. Und da stand die Karre dann verkrustet rum und es wollte nicht schiffen! War ja klar.

(Nein, das war nicht als Wortwitz gedacht, aber ihr dürft es gerne so lesen.)

Anfangs dachte ich, ich hätte Glück mit der Länge der Fahrten, aber das traf eigentlich nur auf eine einzige zu. Im Laufe der Nacht hatte ich rund 40% Kurzstrecken, noch dazu mehrere ohne Trinkgeld. So gesehen war es finanziell eher mau, bzw. wie immer hätte es gerne ein bisschen mehr sein dürfen. Damit habt ihr Pech und müsst weiterhin damit leben, dass ich euch gelegentlich mit Amazon-Links belästige 😉

Nein, nett war es vor allem, weil es gut tut, mal wieder fertig von der Arbeit zu sein und nicht vom Rumhängen vor dem Rechner. Ein paar Geschichtchen sind natürlich auch zusammengekommen und eine davon gibt es heute mittag noch. Hoffe ich jetzt mal. Muss mich dazu erst noch aufraffen.

Es verabschiedet sich mehr oder minder live aus dem Marzahner Plattenstudio ein unwahrscheinlich müder Sash, der sich aber auch nicht traut, noch allzu viel Kaffee zu trinken, weil er sonst tagsüber zu wach wäre.

Zu nett, wieder einmal …

Wenn die Nacht am tiefsten ist, der Tag – und damit der Feierabend – am nächsten, werde ich ja auch mal mildtätig. So hab ich die beiden Mädels in Charlottenburg, die eigentlich nur eine Kurzstrecke fahren wollten, nicht davon abgehalten, noch zu plaudern. Als wir standen. Also genau genommen war das so:

Ich hab die beiden unweit des Ku’damms gefunden und sie waren total happy, ein Taxi bekommen zu haben. Ich war ebenso happy über Kundschaft, gedanklich aber schon auf dem Heimweg. Nur eine Kurzstrecke, also schnelle Geschichte. Unterwegs kamen die beiden dann auf die Idee, dass die zweite schon noch heim möchte, was dann etwas weiter wäre. Nicht arg, ein bisschen nur. Soweit kein Drama. Dummerweise hatten sie noch ein paar wichtige Dinge (überwiegend den Hormonhaushalt betreffend) zu klären. Das mussten sie natürlich tun, bevor Madame A das Auto verließ.

Nun hat die Kurzstrecke nicht grundlos die Einschränkung, dass man die Fahrt nicht unterbrechen darf: Die Uhr läuft dann nämlich nicht weiter! Niemals. Da kann ich als Taxifahrer einen halben Monat in der Prärie rumstehen, an den 4,00 € wird sich nichts ändern! Geil ist natürlich was anderes. Auf der anderen Seite war mir gerade alles recht egal, ich war zufrieden. Und die beiden Mädels würde ich alles in allem auch immer noch als sympathisch einstufen. Ich hab ihnen die Problematik auch kurz klargemacht und – das hat dann letztlich den Ausschlag gegeben – sie wussten das zu schätzen und versprachen, beim Trinkgeld nicht zimperlich zu sein, wenn ich noch kurz warten würde. Einen Zehner für die 2,5 km wollten sie auf jeden Fall liegen lassen.

Das haben sie auch getan und am Ende sollten davon auch rund 2,50 € als Trinkgeld mir gehören.

(Wer die Rechnung nicht versteht: Hier ist der Artikel zur Kurzstrecke in Berlin. Der Trick an der Sache ist: Bei über 2 Kilometern läuft die Uhr dann doch im Normaltarif weiter – der Punkt war aber noch nicht erreicht, als ich den Stopp eingelegt habe.)

Allerdings hatte ich die Rechnung natürlich ohne die beiden Klatschbasen gemacht, denn der kurze Stopp entpuppte sich als ausgedehnte Pause mit allerlei Beschwichtigungsversuchen, die es mir zwar ermöglichte, zwischendurch meinen Nikotinspiegel wieder ins Lot zu bringen, mich aber (zuzüglich zu den Folgen des Rauchens) auch umgehend um satte 15 Minuten Lebenszeit erleichterte.

Ich hab immer wieder gesagt, ich mach das nicht mehr. Hätte ich auch hier tun sollen. Davon gehabt hab ich im Grunde nichts. Aber wer weiß, vielleicht hab ich ja wenigstens einen guten Eindruck hinterlassen. Dann hat es wenigstens dem Ruf etwas genützt 😉

Sprinter

Dann erzählte mir ein Kollege neulich von einer Tour:

“ Hab ick so’n Jungschen einjesammelt. Meent der, er müsse zur Frankfurter. War nich weit, hätter ’ne Kurzstrecke machen könn‘. Dann war’n wir an der Karl-Marx, hatte jerade mal vierachtzig auffer Uhr, springt der mir plötzlich ausse Kiste und looft. Ick hab dit erst nich‘ jeblickt, aber dann is der jeflitzt, meine Jüte! Während der da so jerannt is‘, ha‘ ick mir natürlich überlegt, ob ick de Bull’n hol’n soll. Und ick kiek den so nach, drück uffe Uhr den Fünfer weg und denk mir: ‚So wie der jeflitzt is, dit war’s absolut wert!'“

Unkommentiert stehen lassen möchte ich das keinesfalls, nicht das am Ende noch wer denkt, ich fände es auf einmal auch noch lustig, wenn Taxifahrer um ihr ohnehin knappes Geld gebracht werden. Quatsch! Das ist natürlich zum Kotzen, auch und gerade wenn es um Kleinbeträge geht. Der Typ aus der Story hätte die Strecke ja ganz offensichtlich ohnehin laufenderweise zurücklegen können 🙁
Aber auch wenn ich denke, dass die Leute, die ausgerechnet bei uns armen Schluckern noch was holen wollen, allesamt mal eine Abreibung verdient hätten, musste ich doch lachen, als der Kollege das erzählt hat. Wir haben alle lachen müssen! Ging nicht anders.

Denn auch wenn dieser Eimerkopf dieses Mal davongekommen ist: Wieso eigentlich der Ärger um die paar Kröten? Mal ’ne halbe Stunde auf die Bahn warten oder ’nen Kumpel um einen Zehner für’s Taxi anhalten ist doch für die meisten kein Problem. Wir fahren bei dem Kumpel sogar extra noch vorbei! Sich wegen sowas die Zukunft verbauen? Ernsthaften Ärger mit den Cops oder einem Gericht riskieren? Ausgerechnet einen Taxifahrer prellen, der die Kohle wirklich nötig hat? Oder panisch und abgehetzt durch Friedrichshain rennen?

Nee Leute, ganz egal wie das im Einzelfall ausgeht: Bei so einer Aktion gibt es zweifellos nur einen Dummen. Und das ist nicht der, der sich über dieses Verhalten lustig macht! 🙂

Die bissige Kundschaft

Pressemeldungen haue ich hier ja nicht mehr oft raus, das ist meist öde. Aber in diesem Fall muss ich mal wieder eine Ausnahme machen: Eine Frau wurde nun zu 18 Monaten Knast auf Bewährung und zu 300 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt, weil sie einen Taxifahrer gebissen hat. Klingt jetzt erstmal recht witzig, aber der Kollege hatte mit der werten Dame offensichtlich einiges zu ertragen: Sie soll während einer 300€-Tour dauernd versucht haben die Uhr auszuschalten, hatte letztlich zu wenig Geld, am Ende klappt es auch am Automaten nicht. Dann lässt sie sich zu einer anderen Adresse fahren und dort wollte der Fahrer wohl ihre Tasche als Pfand haben, bis sie mit einer gültigen Karte wieder herunterkommt. Und in die Hand, die nach der Tasche griff, biss sie dann wohl.
Angespuckt und getreten wurde der Kollege vor dem Eintreffen der Polizei dann auch noch und zu guter Letzt versuchte sie den Beamten wohl wenig glaubhaft zu vermitteln, der Fahrer hätte sie sexuell belästigt.

Verdammt, was bin ich froh, diese Tour nicht gemacht haben zu müssen! Und ich vermute, dem Kollegen geht es im Nachhinein ähnlich.

Danke an Moritz für den Hinweis.

PS: Ich kenne auch persönlich Kollegen, die von Fahrgästen gebissen wurden!

Runterkommen!

„Guten Abend, wo soll es…“

„IS MIR SOWAS VON EGAL, BLOß WEG HIER!“

Mein erster Gedanke war schlicht und ergreifend:

„Alles klar, da ist die Tür, lauf zu dem Busch da drüben und brüll den an!“

Aber wenn ich eine geheime Superkraft hab, dann hat sie wohl irgendwas mit Menschen zu tun. Also ein kurzes Durchatmen und ein neuer Versuch:

„Erstmal runterkommen! Ich bring Dich überall hin, wo Du willst. Aber wenn ich jetzt in die falsche Richtung losfahre – und da fallen mir sicher einige ein! – dann die Laune von uns beiden am Ende der Fahrt noch beschissener als jetzt. Und DAS muss ja nun wirklich nicht sein!“

Menschen sind unterschiedlich. Aber kaum jemand ist überhaupt nicht zugänglich. Schon gar nicht so emotionale Tölpel wie dieser Schreihals. Ich hab glücklicherweise selten Fehlgriffe bei meinem Umgang mit schwierigen Menschen zu beklagen, wenngleich ich gefühlt alle pädagogischen Fortbildungen und Psychologie-Bücher im Laufe der Zeit vergessen habe. Aber die Choleriker, die mir ernstlich Angst machen, sind rar.
Der Typ kann ohnehin nicht dazu gezählt werden, der war definitiv eigentlich ein Sensibelchen. Ein lautstarkes Sensibelchen, aber furchteinflößend war das Gegenteil. Meinen Wink mit dem Zaunpfahl verstand er auch recht schnell:

„Ja, äh, entschuldigen Sie, äh Du. Ich, ich, es tut mir leid. Ich bin, ich war heute, das kann, aber da können Sie nichts dafür. Entschuldigung. Ich würde gerne in die Greifswalder Straße.“

„Na also, das kriegen wir doch geregelt. War also ein Scheißtag, ja?“

Die 10 Minuten Fahrt waren dann alles andere als wild. Er erzählte ein bisschen, was ihn so aufregte. Eigentlich nichts atemberaubendes: Hier ein bisschen Ärger ums Geld, Stress mit dem Freund und am Ende wollten sie ihn in den Club nicht reinlassen. War einfach alles blöd gelaufen, wie immer in solchen Situationen kam alles auf einmal. Das kenne ich genauso und die meisten, die hier mitlesen, wohl auch. Kann man auch mal aus der Haut fahren, je nach Veranlagung.
Aber wie eigentlich allen ist auch ihm bewusst geworden, dass seine Probleme doch irgendwie lösbar sein würden. Wirklich am Arsch wäre was anderes und ich musste irgendwie an die Helsinki-Episode aus Night on Earth denken.

Am Ende, wie sollte es anders sein, war er gar nicht mal soo schlecht drauf und 3,50 € extra waren für mich ok als kleine Entschuldigung für einmaliges Anschnauzen. 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.