Pedalistenprobleme

Keine Sorge, es folgt kein Rant gegen Fahrradfahrer auf der Straße. Wer meine Meinung dazu sucht, der kann sie in meinem Artikel über den ewigen Krieg finden.

Nein, es ging um ein Rad, dass nun in mein Taxi sollte. Das spornt mich ja immer ein bisschen an, da es jedes Mal unklar ist, wie man den Drahtesel da hineinbugsiert. Der junge Mann, der mich herangewunken hat, fragte offenbar stellvertretend für eine junge Frau, die das entsprechende Rad mit sich führte. Ich fragte nach:

„Wer fährt denn alles mit?“

Kein unwichtiger Punkt, gerade da ich die Rückbank zwar geteilt umklappen, aber nur als Ganzes verschieben kann, verändern sich damit die Optionen, die ich zum Reinpfrimeln hab.

„Nur die junge Frau.“

Alles klar, also die Rückbank vor und das Rad irgendwie da rein … dann andersrum …jetzt nochmal mit Lenker festhalten … nein, wir ziehen besser an der Seite …

Das kann dauern. Fahrräder sind die wahrscheinlich einzigen Gegenstände, bei denen ich nie die 1,00 € Gepäckzuschlag vergessen würde. Einfach, weil es mords kompliziert und anstrengend ist. Und was war am Ende?

„Äh, und wo sitz ich jetzt?“

fragte mich allen Ernstes der Typ.

Es ist wahr: Meine Frage war vielleicht nicht ganz sauber formuliert gewesen am Anfang, aber ich hätte ihn in der Luft zerreissen können, nachdem wir uns da fünf Minuten mit dem blöden Satteltier abgestrampelt haben! Aber ich bin ruhig geblieben und hab das Fahrrad wieder aus dem Auto gezogen. Rausziehen geht nämlich immer ganz leicht, als ob man das Ding da nur mal eben hineingeworfen hätte.

Die Rückbank ließ ich, wo sie war, ich probierte es mit einem der hinteren Zusatzsitze aus, andem ich das Fahrrad dann vorbeischob. In diesem (leider qualitativ sehr grottigen) Video zum Sitzsystem kann man bei 0:35/0:36 kurz diese eher ungewöhnliche Sitzbelegung bewundern. Holy Shit, was bin ich in solchen Momenten froh um das Auto! In vielen Punkten ist der Zafira zweifelsohne nur Mittelmaß oder der Konkurrenz auch mal hinterher – aber das Sitzsystem ist sowas von endgeil, da kenne ich nichts besseres auf diesem Planeten!

Also gut, lange Rede, kurzer Sinn: Wir haben es geschafft. Irgendwie.

„Wo soll es denn hingehen?“

„Weserstraße.“

Herzinfarkt. Wir standen unweit des Ostkreuzes. Eine der Weserstraßen war keine 300 Meter entfernt. Ich hab nach wie vor nichts gegen kurze Touren, aber wir haben inzwischen seit rund 7 Minuten unbezahlt da rumgestanden, in der Zeit hätte man zu dieser Straße dreimal laufen können. Oder Fahrrad und Passagiere getrennt transportieren!

„Die in Neukölln.“

Puh! Naja, ein guter Zehner kam also zusammen. Das Trinkgeld war zwar erheblich geringer als letztes Mal mit Fahrrad, aber dafür gibt es ja den Gepäckzuschlag …

9 Kommentare bis “Pedalistenprobleme”

  1. Senfgnu sagt:

    Na toll, schon hab ich wieder Horrorvisionen von meinem nächsten Fahrradtransport. Wobei ich ja nur einen Vectra B Fließheck fahre 😉

  2. Cliff McLane sagt:

    Ach ja, Berliner Pedalisten. Habt ihr Taxler da nicht irgendwie so Lautsprecher für Durchsagen wie seinerzeit bei der BVG: „Und mit dem Fahrrad niiiicht in den ersten Wagen einsteigen, dit war schon immer so un dit wird auch so bleiben, junger Mann!“

    Da die U9 gerade sehr voll war, bekam ich noch mit, wie der „junge Mann“ verwirrt am Bahnsteig rumstand, als die U-Bahn abdampfte.

    Noch ein anderes Bahn-und-Pedalisten-Erlebnis, das mir gerade in den Sinn kommt: Ich war von Berlin aus mit dem Wochenendticket auf dem Weg in meine bayerische Heimat, als ich am Leipziger Hauptbahnhof eines Rudels Pedalisten gewahr wurde, etwa 40 Mann stark, die es tatsächlich schafften, sich und ihre Drahtesel in den überfüllten Zug zu quetschen. Möglich gemacht hat das ein freundlicher Schaffner, der ausnahmsweise die 1. Klasse zum Drahteselabteil umdeklarierte. Wie mir ein schweißtriefender und entsprechend riechender Pedalist mitzuteilen beliebte (nicht dass es mich interessiert hätte, aber Sachsen labern nu‘ mal gerne), kamen die Jungs von einem Fahrradmarathon (was immer das sein soll) und waren auf dem Heimweg nach Hinterpfuideife. Ja, danke Jungs, für die von euch verursachte 20-minütige Verspätung, durch die ich meinen Anschlusszug verpasste und in der ostdeutschen Pampa strandete.

  3. mpb sagt:

    Erfahrungsgemäss bringt man ein Fahrrad relativ liecht rein, wenn man einfach das Vorderrad abmontiert. Das ist ja meistens mit einem Schnellverschluss ausgestattet und nicht – wie das Hinterrad durch die Kette – sonstwie noch mit dem Rad verbunden. So ist es denn auch beim Ausladen fix wieder montiert…

    Allerdings müsste man doch beim Zafi ein Fahrrad problemlos stehend reinkriegen, wenn man die Rücksitzbank nur auf der einen Seite umklappt? Zumindest war das noch beim Zafira A so…

  4. Big Al sagt:

    Das Sitzsystem wurde von Porsche als Auftragsarbeit entwickelt.

  5. Rike sagt:

    Ich habe heute ein Tandem-Klapprad (Klapprad-Tandem?) gesehen. Das hättest du bestimmt ohne Problem in die1925 bekommen.

  6. phil-d sagt:

    Ich kann dir ja mal einen Fahrrad-Einlade-Kurs geben, wenn ich mal wieder in Berlin bin. Ich verlade beruflich bedingt fast täglich Fahrräder in die unterschiedlichsten Autos. Am einfachsten geht das ja bei den alten Volvo-Kombis: Klappe auf, Fahrrad rein, Klappe zu.
    Im Normalfall ist es am einfachsten mit dem Vorderrad zuerst. Das Vorderrad auszubauen scheitert oft daran, dass nur wenige Fahrradbesitzer wissen, wie man die Bremse aushängt.

  7. Bernd K. sagt:

    Vor Jahren wollte ich mein Rad mal auf einer Flugreise mitnehmen. Prophylaktisch schon mal einen Taxifahrer am Stand gefragt, ob ein verpacktes Rad in (s)einen Kombi passe, er meinte ja. Dann bei der Bestellung nochmal draufhingewiesen. 2 Stunden vor Abflug stand der Kollege vor meiner Haustür mit seinem Mondeo Kombi, angeblich sogar mehr Platz als die E-Klasse. Das Rad hab ich natürlich schon schön eingetütet in den Karton den ich mir vom Händler geholt hatte – wir probierten hin und her und die Heckklappe ging nicht zu. Der Fahrer ganz ruhig, „müssen wir halt auspacken“. Ich wurde langsam nervös, dachte an das Wiedereinpackenmüssen am Flughafen… Aber letztlich hat alles gut geklappt, auch dank des professionellen Fahrers. Stunden später hab ich nur bedauert nicht mehr Trinkgeld gegeben zu haben.

    @ Cliff McLane
    Es begab sich aber zu der Zeit, als die Fernzüge von der bayrischen oder fränkischen Heimat in die Hauptstadt keine Räder mehr transportierten. Da waren wir zwei, mein Rad und ich, dann mit mehrfach umsteigen unterwegs. Beim umsteigen in Schweinfurt kam ein schon gut gefüllter VT612 Neigetechniktriebzug. Ein Mitradler machte Lademeister und schliesslich waren etwa 16 Räder, teilweise hochkant, in der Triebzugmitte verstaut, die dafür überhaupt nicht vorgesehen ist. Die Stimmung war etwas angespannt, aber weder Schaffner noch Mitreisende haben die Nerven verloren. Es sind alle mitgekommen, alle konnten an ihren Zielbahnhöfen aussteigen und die Verspätung betrug nur wenige Minuten, so dass ich in Erfurt den Anschlusszug problemlos erreicht habe. Ein schönes Beispiel, was möglich ist, wenn alle mithelfen und keiner querschiesst.

  8. Sash sagt:

    @mpb:
    Klar geht das mit ein bisschen Erfahrung ganz gut. Aber den meisten fehlt die Erfahrung, mir selbst auch. Und nein: Stehend passen die Räder nicht. Dazu ist die Ladekante zu hoch, bzw. das Dach zu niedrig.

    @Big Al:
    OK, wusste ich nicht, ändert aber auch nichts für mich als Anwender 🙂

    @Rike:
    Gut möglich. Ich hab ja auch wirklich schon die absurdesten Dinge reinbekommen, insbesondere von Ikea 🙂

    @phil-d:
    Ich glaube ganz ehrlich, ich kann darauf verzichten. Mein räumliches Vorstellungsvermögen ist ja soo schlecht auch nicht und das passiert mir einmal pro Halbjahr. Andere Menschen haben ständig anstrengende Arbeit zu leisten 😉

    @Bernd K.:
    So lange es geklappt hat, sollte ja alles in Ordnung sein.

  9. Cliff McLane sagt:

    > weder Schaffner noch Mitreisende haben die Nerven verloren

    Sehr fein, wenn das so klappt. Aber das geht mit EINEM Fahrrad gut. Wenn du gefühlt den halben ADFC aufm Bahnsteig hast, dann wird’s schwierig.

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