Kurzes Gespräch

Ich hab gleich vermutet, dass sie ein bisschen Erfahrung haben. Sie sind zielsicher auf mich als Letzten in der Schlange am Berghain zugekommen um mich zu fragen, was es zur Bossestraße kosten würde.

„Hm, ich schätze 7 €, aber vorsichtshalber schließe ich 8 € mal nicht aus.“

Das sind 2 bis 3 Kilometer und ich würde tatsächlich sagen, dass das ein eigentlich fairer Preis für eine Heimfahrt zu zweit mit eigenem Fahrer ist, wenn es draußen regnet und man müde vom vielen Tanzen ist.

„OK, alles klar. Machste 5?“

„Nö. Ganz sicher nicht.“

Dazu ein entwaffnendes Lächeln. Dass sie gleich abhauen, hatte ich nicht erwartet. Meist entspinnt sich ja am Ende doch noch eine Diskussion. Eine Diskussion im Übrigen, für die ich rhetorisch gut gerüstet bin und die ich folglich immer gewinne.

Ich weiß, dass einige das als unglaublich spießig und unflexibel ansehen. Sind ja „nur 2 €“ …

Aber mal im Ernst: Warum soll ich illegalerweise meinen Stundenlohn von irgendwas zwischen 5 und 9 € einfach mal spontan um einen senken, wenn doch die Kundschaft auch „nur 2 €“ mehr zahlen müsste?

17 Kommentare bis “Kurzes Gespräch”

  1. Neon sagt:

    Mit welchen direkten Konsequenzen, abgesehen von 2€ weniger, muss man als Taxifahrer rechnen, sollte man so einen Deal des Teufels eingehen?

  2. Tobsen sagt:

    @Neon, im schlimmsten Fall kann das als Betrug gewertet werden. Und im noch schlimmeren Fall könnte der Fahrgast wegen beihilfe dran sein, ist aber meines wissens bisher noch nicht vorgekommen.
    Wobei das gilt nur wenn Start und Ziel im Pflichtfahrgebiet sind, außerhalb dieses Gebietes gilt grundsätzlich Vertragsfreiheit, wobei der Gesamtbetrag nicht geringer sein darf, wie der Betrag laut Taxitarif der bei dieser Fahrt IM Pflichtfahrgebiet zurückgelegt wird.

  3. Taximann sagt:

    In Deutschland ist das eine Verletzung der in der Taxiordnung per Gesetz festgelegten Tarife. Der Fahrer DARF GAR NICHT unter dem auf dem Fahrpreisanzeiger berechneten Preis fahren.
    Genau genommen…
    Bin selber 10 Jahre selbständig gefahren und habe es gehasst wie die Pest. Hier auf dem Land geht mindestens jeder zweiten Fahrt diese Preisdiskussion voraus.
    Ich habe dann gern das Tankstellenbeispiel angeführt:
    Wenn der Kunde für 80,- bei Shell (z.B.) tankt, dann zum Bezahlen geht und fragt, ob er auch 50,- zahlen kann.

    Man kann das auch mit Aldi Lidl Penny o.ä. machen. Da wird doch auch nicht an der Kasse gehandelt?
    „Machste 80 cent für die Butter?“

  4. gnaddrig sagt:

    @ Neon: Von der rechtlichen Seite mal abgesehen würde ich mal vermuten, dass die meisten Chefs es nicht gut fänden, wenn ihre Fahrer einfach ohne Uhr fahren und dadurch die Einnahmen drücken würden. Außerdem kann das einen Lawineneffekt haben. Wenn ich heute ohne Uhr für 5 Tacken fahre, habe ich morgen einen schweren Stand, wenn ich auf Uhr bestehe. In Berlin mögen sich der betreffende Fahrgast und Fahrer nie wiedersehen, aber in Kleinstädten ist das durchaus nicht unwahrscheinlich. Und wenn der eine Fahrer von Firma X gelegentlich ohne Uhr fährt, kriegen die anderen Fahrer derselben Firma Probleme, wenn sie nur mit Uhr fahren wollen. Am Ende macht man sich die Kundschaft unerträglich. Dann geht keine Fahrt mehr ohne „Ich hab’n Spezialpreis“, „Ich kenn den Chef, in der Stadt fahre ich immer für 5,-“ usw. Den Leuten das wieder abzugewöhnen ist sehr schwierig und ausgesprochen frustrierend.

  5. Taximann sagt:

    Das stimmt genau.
    Man könnte auch noch den Aspekt der Steuerhinterziehung ins Feld führen.

    Bei uns werden übrigens € 60,- fällig, wenn man besetzt ohne eingeschaltete Uhr erwischt wird. Kranken-Schul-Sonderfahrten mal ausgenommen.

  6. Kathrin sagt:

    @Tobsen:
    „außerhalb dieses Gebietes gilt grundsätzlich Vertragsfreiheit“
    (dem kann ich zustimmen)
    „…wobei der Gesamtbetrag nicht geringer sein darf, wie der Betrag laut Taxitarif der bei dieser Fahrt IM Pflichtfahrgebiet zurückgelegt wird.“
    Ist das bei Euch in der Tarifordnung so festgeschrieben oder ist das ein Firmen-interner Grundsatz?
    Mir ist diese Regelung auf jeden Fall nicht bekannt.

    @gnaddrig:
    es gibt leider Chefs, die ihre Angestellten nicht nur dazu ermutigen, sondern die das sogar selber so handhaben. Die machen es nicht nur für die eigenen Fahrer unerträglich, sondern für alle Taxis in der Gegend

    @Taximann:
    erwischt von wem denn? Dafür interessiert sich hier bei uns niemand…

  7. gnaddrig sagt:

    @ Kathrin: Ja, solche Chefs gibt es immer wieder (in Paderborn zum Beispiel), so einen Mitbewerber hatten wir auch mal.

  8. Aro sagt:

    @Taximann:
    Und wie macht Ihr das bei Privatfahrten? Muss man da eine eidesstattliche Versicherung ablegen, dass es privat ist?

  9. Neon sagt:

    Danke für die ausführlichen Antworten! 🙂

  10. Tobsen sagt:

    @Kathrin

    das steht so in unserer Tarif-Ordnung, und ich habe es auch schon in 2 oder 3 anderen gelesen, daher habe ich mal schlichtweg angenommen das seie eine Standartklausel *schäm*

  11. Sepp sagt:

    Ich habe da mal ein Frage …
    Ich wohne im Süden und muss gelegentlich zum Münchner Flughafen. Das ist bei uns Pflichtfahrgebiet und kostet von Haustür zu Terminal 2 ohne Gepäckzuschlag recht genau 24 Euro nach Uhr. Mein bevorzugtes Taxiunternehmen schickt wenn ich ein Taxi vorbestelle nun gar kein Taxi mehr sondern eine Limousine. Faktisch ist das dann wohl eine Limousinenfahrt (die Autos haben auch gar keine Taxiuhr) und kostet mich pauschal 20 Euro. Wogegen ich natürlich nichts habe. Aber ist das jetzt eine legale Grauzone (weil ich könnte statt Taxi ja auch eine Limousine bestellen) oder ist das schon drüber, weil ich ja ein Taxi bestellt hatte und das Pflichtfahrgebiet ist?

  12. Sash sagt:

    @Tobsen:
    Ist ja eine interessante Zusatzregelung. Nicht unbedingt unverständlich, aber ich finde es trotzdem ganz gut, dass ich ggf. bei einer Fahrt nach außerhalb auch mal weiter entgegenkommen kann – wobei das natürlich nur Fahrten nach ganz kurz außerhalb in Betracht kommt.

    @Sepp:
    Also grundsätzlich finde ich es zwar etwas verwunderlich, wenn die da selbst keinen Unterschied machen, aber so lange die das ordentlich getrennt abrechnen, sollte da nichts dran auszusetzen sein. In dem Fall nutzen sie die Freiheiten eines Mietwagenunternehmers halt gut aus.
    Das größte Problem ist wohl das, dass bei dir nicht existiert: Du hast ein Taxi bestellt und keines bekommen. Ich vermute, dass du dich durchaus beschweren könntest, weil sie so gesehen deinen Wunsch nicht erfüllt haben. Da aber das Gegenangebot natürlich besser ist, verstehe ich gut, weswegen du es nicht tust 😉

  13. Tobsen sagt:

    @ sash
    naja da wir ja einne Kleinstadt sind ist es Denke ich verständlich, da viele Dörfer direk auserhalb des Pflichtfahrgebietes liegen. Es soll dann hat nicht für 10 Euro gefahren werden, wenn schon 12 Euro bis zu Stadtgrenze bzw. dem Ende des Pflichtfahrgebietes auf der Uhr währen.
    @ Sepp
    auch bei uns gibt es grundlegend diese möglichkeit, viele Unternehmen haben neben Taxis auch eins oder mehrere Mietwagen, wenn du ein Taxi bei einer Unternehmenseigenen Zentrale bestellst, schicken diese eentuell ein Mietwagen, auch um dir als Stammkunde einen Preisvorteil zu verschaffen, und damit sie aqlle Taxis an den Ständen im Pflichtfahrgebiet haben. Ist natürlich eine Frage, ob alle Taxen belegt sind, und ob es sich rechnet, da auf einen Mietwagen grudsätzlich 19% Mehrwersteuer zu Zahlen sind, wo hingegen auf ein Taxi bis 49,9 km nur 7% MwSt fällig sind…..

  14. Aro sagt:

    @ Limousine
    Ähem, Taxi vs. Limousine? Ich schätze, dass die meisten Taxis Limousinen sind, außer das von Sash und mir. Aber die in Berlin üblichen E-Klasse-Mercer sind schon welche, gell?

  15. Sash sagt:

    @Tobsen:
    Wie gesagt: Ich kann es verstehen. Ist mir aber eben auch neu 🙂

    @Aro:
    Solltest du um die Zeit nicht eher im Taxi sitzen, anstatt auf Begriffen rumzureiten? 😉

  16. Aro sagt:

    @ Sash
    Eigentlich hast Du ja recht. Aber wenn die Wortpolizei gebraucht word, muss sie eben los 😉

  17. Sepp sagt:

    Bei uns sind viele Taxis Kombis, und wenn es in die Berge geht ist gerne auch mal ein SUV dabei 😉

    Macht es einen Unterschied beim Fahrer? Braucht man für den Mitwagenfahrer evtl. keine Ortskenntnisprüfung oder so?

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