Interessante Untersuchung

Zum Teil zumindest 😉

Also: Die Wellen des www und die der ihm innewohnenden Social-Media-Dienste haben mir einen Link zum finblog zugespült. Dort verweist der Autor auf diesen Text von pressetext.com.

Relativ unspektakulär geht es um einen Test, bei dem ermittelt wurde, dass offensichtlich Ortsunkundige gerne etwas länger umherkutschiert werden als nötig. Am Rande erwähnt der Beitrag dann noch, dass man das selbe Problem als Person ohne Fachkenntnisse bei Ärzten und Mechanikern hätte. Soweit recht belanglos und locker in der Kategorie „Wussten wir schon immer“ einzuordnen. Ob es jetzt schön ist oder nicht.

Man darf bei pressetext lesen, dass es sich bei Taxifahrten, ebenso wie bei Operationen und Reparaturen um „Vertrauensgüter“ handele, bei denen man im Nachhinein nicht feststellen könne, ob sie korrekt waren.

Das stimmt natürlich – wobei man in Berlin dank der Wartezeitregelungen im Taxi eigentlich hinterher sehr klar sagen kann, ob man betrogen wurde. Routenplaner raus, Kilometer ermitteln und das ganze mittels des öffentlich (auch online) einsehbaren Taxitarifs ausrechnen. So schwer ist es eigentlich nicht.

Aber gut, es ist natürlich illusorisch zu glauben, das wäre für Touristen eine Option.

Herr Kunze vom finblog geht allerdings noch ein bisschen weiter. Dabei meine ich gar nicht die nicht so nette zynische Spitze am Textende – sondern vielmehr den Einstieg: Dass ihn Fahrer öfter fragen würden, ob sie über Straße A oder Straße B fahren sollen.

Nun gehöre ich selbst zu denen, die ziemlich oft diese Frage stellen. Und dass jemand sie mal so interpretieren könnte, habe ich schon vermutet. Dass es die Kollegen gibt, die gerne mit Touristen eine Extra-Runde drehen, weiss ich auch. Aber meine Motivationen will ich gerne mal schildern.

In manchen Fällen geht es tatsächlich darum, mehr Geld zu verdienen. Das muss ich zugeben. Ich stelle diese Frage grundsätzlich bei den Fahrten vom Ostbahnhof zum Flughafen. Mir ist die kürzeste Strecke bekannt, allerdings bevorzuge ich persönlich die schnellste. Meist geht es den Fahrgästen genauso, und natürlich stelle ich die Frage so, dass die schnellste Route besser klingt. Aber ich bin von dem Mehrwert überzeugt. Zumal ich den Kunden den Preisunterschied nenne. Zur Statistik:
Nur einer wollte jemals die kürzeste Strecke fahren – und selbst der hat sich unterwegs noch umentschieden.

Nein, ich stelle die Frage aber ziemlich vielen Kunden aus anderen Gründen. Da wäre zum Beispiel die Hausnummer. Manchmal ist es von Interesse, wo eine Nummer (und nein, die Hausnummern kenne ich nicht auswendig) genau liegt, weil man ansonsten besser von einer anderen Seite heranfährt.
Meine Straße ist das beste Beispiel: Von Biesdorf kommend, könnte es zur Marzahner Promenade entweder über die Landsberger Allee oder die Raoul-Wallenberg-Str. kürzer sein. Von der Stadt aus entfällt die Raoul Wallenberg, dafür könnte es sich lohnen, über die Märkische Allee statt über die Landsberger zu fahren. Hausnummernabhängige Ortskenntnis hat am Ende meist nur der Kunde oder das Navi – und da frag ich doch lieber gleich nach.

Noch ein Grund: Ich war vielleicht wirklich noch nie in dem Viertel, und wenn das recht symmetrisch ist, ist es oft völlig beliebig, welche Straße man abbiegt. Da ist es dann doch nett, wenn der Fahrgast einem die Route ohne Kopfsteinpflaster zeigen kann.

Und von all den oben genannten Punkten abgesehen: Oftmals haben Fahrgäste ja durchaus eine eigene Routenvorstellung und manche davon reagieren sogar pampig, wenn man ihren „tollen“ Weg nicht fährt. Da frage ich auch lieber vorher. Ob ich dann erwähne, dass es eine kürze Route gäbe, hängt dann allerdings auch vom Kunden ab 😉

Also ich würde bei der Frage nicht gleich böses vermuten. Das halten sicher viele Kollegen so wie ich oder ähnlich.  Aber genau deswegen eignet sie sich für die schwarzen Schafe auch besonders gut…

Jemanden ansprechen…

Aufgefallen ist sie mir schon ein paar Ausfallschritte vorher. Ich stand vor der Kulturbrauerei und wartete an zweiter Position auf Kundschaft,

„Hi. Sag mal, kanns‘ du, du kanns‘, du kanns‘ sicher was sagen.“

„Ähm, ja: Guten Abend erstmal!“

Betrunken. Kein Problem. Das Schwanken alleine war schon deutlich, aber aus ihren Taschen ragten gleich noch zwei Bierflaschen Wegzehrung, die offensichtlich nicht mehr nötig waren, um das allgemeine Absturzlevel zu erreichen. Sie floss geschmeidig um meinen Wagen, lehnte sich an die Fahrertüre und konzentrierte sich darauf, mich anzusehen.

„Nein nein nein! Ich wollte fragen: Wo ist denn hier noch was los?“

„Naja, hier in der Kulturbrauerei ist offenbar noch der ein oder andere Laden und Club offen.“

„Ja aber weissdu, versteh mich nich falsch. Ich will ja nur wissen, wo man jemanden ansprechen kann.“

„Also ich würde es da drinnen versuchen.“

Also es ist ja so – versteh mich nich falsch! – ich wohne ja eigentlich gleich da drüben. Aber ich will heute Nacht nicht alleine sein…“

„Das verstehe ich, keine Sorge!“

Ich hab unauffällig meinen Blick schweifen lassen. Ihr Alter war schätzungsweise Ende 30, die Klamotten ließen sie jünger wirken. Über der Hose trug sie einen einfachen Rock, unter ihrem offen getragenen Kapu hing das lange Shirt heraus. Ganz dem Wunsch entsprechend, die Nacht nicht alleine zu verbringen, hatte das 3 Nummern zu große Shirt einen beachtlichen Ausschnitt, der immerhin gar nicht die Frage aufkommen ließ, ob sie einen BH trug.

Sie kramte in ihren Taschen und stellte erstmal 2 Bierflaschen und 2 kleine Flachmänner auf meinem Autodach ab.

„Weissdu, manchmal is es einfach schwer, jemanden zum Reden zu finden. Ich will doch VERDAMMT NOCHMAL nur, dass jemand mit mir redet!“

Au Backe! Ich ziehe die Irren ja mal wieder an!

„Du, ich bin ja nich immer alleine gewesen. Weissdu, ich war ja auch schon im Knast, ich hab sogar mal 4 Wochen Therapie in der Psychiatrie gemacht…“

Ein großer Schluck aus der Bierflasche lockerte ihre Zunge noch weiter:

„Un es is ja nur so, dass ich… also ich will ja heute nur noch jemanden finden. Is da drin denn noch was los und was? Warum stehst du mit deinem Taxi hier?“

„Naja, ich hoffe eben genauso, dass da drin irgendwas los ist.“

„Ja, aber WARUM STEHST DU HIER?“

„Ich warte auf Kunden. Und da hier einige Leute rein und raus gehen, nehme ich an, dass ich hier Kundschaft bekommen werde.“

„Halt mal!“

Sie versucht mir, die Bierflasche anzudrehen.

„Nee, ich stell sie besser auch hier…“

Mein Dach. Mir ist ja bewusst, dass das Dach meines Autos nicht wirklich in Mitleidenschaft gezogen wird, wenn da jemand eine Flasche abstellt. Andererseits kann ich dann nicht vorrücken, wenn der erste Kollege frei wird – und überhaupt stehe ich nicht auf Bierduschen beim Einstieg…

„Ich denke, wir stellen die besser mal hier auf den Gehweg!“

„Mir egal, ich muss pissen. Sorry kurz!“

Ganz ungeniert zog sie sich die Hose herunter und hockte sich an den nächsten Baum, der bedauerlicherweise keine 2 Meter entfernt stand. Ich bemühte mich also – während ich die Flaschen vom Dach auf den Gehsteig verfrachtete – möglichst nicht weiter ihre Intimsphäre mit meinen Blicken zu verletzen.

Die Szene dauerte aber auch nicht lange, und so hatte ich sie kurz darauf wieder neben mir stehen, äußerst verärgert über meine Alk-Umpflanz-Aktion.

„Ich muss dir eine Geschichte erzählen.“

„Bitte!“

(Fuck, hab ich das wirklich gesagt?)

„Es is, also die Geschichte is eigentlich ziemlich traurig. Aber ich weiss nich, wem ich sie sonst erzählen kann.“

„Hmm… das ist doof. Aber ich höre ja zu!“

„Ja, also die Geschichte. Das is weil wegen die Geschichte. So. Und das is so…“

Sie bricht in Tränen aus und kauert sich dabei an mein Auto. Sie jammert noch desöfteren, dass sie etwas zu erzählen hätte, arg viel mehr an Inhalt höre ich indes nicht. Inzwischen fährt der erste Kollege weg und ich möchte gerne seinen Platz übernehmen.

„Hey, ich höre mir die Geschichte gerne an. Aber ich bin ja leider auch zum Arbeiten hier. Ich würde gerne vorrücken“

Sie starrt mich wutentbrannt an, packt ihre auf dem Boden stehenden Alkoholika und… folgt mir. Als ich eine Position weiter vorne angekommen bin, schmeisst sie sich mehr oder minder unfreiwillig gegen das Auto und meint:

„Ich will doch nur wissen, ob da drin noch jemand zum Reden ist…“

„Das kann ich nicht sicher sagen. Da müsste ich lügen. Aber ich vermute: Ja!“

„Weissdu, es is ja nicht so, dass ich dich verführen will. Ich will… obwohl… vielleicht will ich dich ja verführen… ach scheiße!“

„Was ist denn jetzt?“

„Ich, ich… sag mal: Wie kann es eigentlich sein, dass du hier einfach arbeitest?“

„Wie?“

„Wie kannst du den Job hier machen, ohne zu heulen oder einfach mal zuzuschlagen?“

„Ganz ehrlich: Manchmal ist mir durchaus nach Heulen zumute. Aber Zuschlagen halte ich einfach nicht für eine Lösung…“

An diesem Punkt sammelt sie alle ihre Getränke ein und torkelt in die Kulturbrauerei…
Endlich.

Wo wir bleiben…

Das Taxigewerbe ist für Außenstehende manchmal wie jede andere Branche ein Buch mit sieben Siegeln. Es gibt so einiges, das auf Anhieb komisch wirkt. Ein gutes Beispiel ist da der Autor Tom König vom Spiegel, der unterstellt, an Bahnhöfen und Flughäfen stünden nur diejenigen Fahrer, die

„zu dumm, zu faul oder zu inkompetent sind, um anderswo eine Fuhre zu bekommen.“

Sein Ausweg, um nicht auf diese „Galgenvögel“ zurückgreifen zu müssen, ist, sich ein Taxi zu bestellen. Sollte er das in Berlin machen, dann wird er erstaunt feststellen, dass sein Fahrer just einer von diesen komischen Vögeln ist, da man an den Taxihalten nicht nur auf Einsteiger, sondern auch auf Funkaufträge wartet.

Ich habe mir mehrmals überlegt, ob ich seinen Artikel hier verreissen soll, aber zum einen spricht er tatsächlich für sich, zum anderen würde eine Beschäftigung mit jedem krummen Satz in diesem „Artikel“ das Zitatrecht dann doch etwas überstrapazieren. Meine Lust auf Ärger mit einem Journalisten zu bekommen, der möglicherweise zu der Reihe Galgenvögel gehört, die entweder zu dumm, zu faul oder zu inkompetent sind, um einen einfachen Sachverhalt zu recherchieren, hält sich in engen Grenzen. Er hat eine Mail von mir erhalten, auf die ich wahrscheinlich keine Antwort kriegen werde. Damit ist es dann in meinen Augen gut.

Aber bleiben wir beim Rumstehen: Viele Kunden verstehen nicht, weswegen wir überhaupt „blöd rumstehen“, während anderswo die Hütte raucht.
Ganz einfach: Es gibt derzeit nicht genügend Kundschaft für alle Taxen, folglich sind wir immer eine gewisse Zeit unbesetzt. Wenn wir nicht mit 7000 Taxen den ganzen Tag wie irre sinnlos durch die Gegend fahren wollen, um ein bis zwei Kunden stündlich zu bekommen, bietet es sich an, auf Touren auch im Stillstand zu warten.

Natürlich sind wir aber froh, wenn wir vom Stand wegkommen. Stehenderweise verdient man nichts, und letztlich machen wir den Job ja auch für Geld. Manchmal versucht die werte Kundschaft es dann aber doch, diese Situation unangemessen auszunutzen.

„Alter, machste mal Kurzstrecke zum Maria?“

„Nein. Kurzstrecke mache ich sicher nicht vom Stand aus. Aber wahrscheinlich kostet es sowieso auch nur 4 €.“

Die Kurzstrecke hat als wesentlichste Einschränkung, dass man sie nur nutzen kann, wenn man sich ein Taxi heranwinkt. So böse das vielleicht für Kunden wirken mag, aber letztlich ist der Tarif nicht gemacht worden, um alle kurzen Taxifahrten billiger zu machen, sondern um zusätzliche Kundschaft ins Taxi zu locken. Natürlich müssen wir vom Stand aus auch Touren fahren, die vielleicht nur 4 € bringen – rentabel ist das natürlich für uns nicht. Deswegen ist der Startpreis schon bei (durchaus abenteuerlichen) 3,20 € und eine Fahrt von 2 Kilometern Länge kostet im Normalfall eben 6,60 €. Damit halten wir unsere Verluste niedriger, und im Gegenzug wird die Fahrt pro Kilometer ja auch günstiger, wenn sie länger wird.
Da ich das (über die Zahlen darf man sich zweifelsohne Streiten) für eine grundsätzlich faire Regelung halte – und diese zudem den aktuellen Stand der Gesetze wiedergibt – bin ich eisern und mache keine Fahrt zum Kurzstreckentarif vom Stand aus. Auch wenn es vom Geld wie im vorliegenden Fall keinen Unterschied macht.

„Ey komm, Kurzstrecke sind mal 2 Kilometer und das Maria ist ja nichtmal da vorne, Alter!“

„Ich hab auch nicht gesagt, dass ich dich nicht hinbringe, oder dass ich die 4 € nicht für angemessen halte – aber ich kann eben nicht ausschließen, dass es auch 4,20 € werden.“

„Ach ja, is ja gut! Machste?“

„Nicht mit Kurzstrecke, ansonsten gerne.“

Kleine Lügen erhalten die Freundschaft. „Gerne“ ist jetzt nicht wirklich das, was bei einer so kurzen Tour und ziemlich fragwürdiger Kundschaft die Gedankengänge wiedergibt, die mir so zu eigen sind.

Aber ich stand sowieso recht weit hinten und 4 € sind 4 €, mein Gott!

„Weissdu, das Maria hat ja mal nur noch bis 24. diesen Monat offen. Da kannst du mal froh sein, dass du da hinfahren kannst.“

„Ich sag ja nichts dagegen. Auf der anderen Seite: Schade ums Maria, aber für mich ist das nur ein Club von vielen.“

„Aber der hat nur noch bis Mitte des Monats offen!“

„Ja, das ist zweifelsohne scheiße, aber eher für die Clubgänger, weniger wegen mir.“

„Schon klar, Alter. Du stehst hier und wartest, weil du lieber nach Kreuzberg willst…“

Kreuzberg? Also wenn man 10 Kollegen am Ostbahnhof fragt, welches die unbeliebten Touren sind, dann die kurzen nach Kreuzberg. Ich denke da eher an Marzahn, Hohenschönhausen, Mahlsdorf, Köpenick, die Flughäfen…

„Aber Alter, weissdu: Nach Kreuzberg fahr ich vielleicht morgens um 5, nicht jetzt! Da ist mal völlig fürn Arsch, wenn du hier stehst. Du solltest mal froh sein, dass das Maria noch offen hat!“

„Na wenn du meinst…“

„Ja, ich meine: Das Maria hat nur noch bis zum 24. offen. Und dann? Wo bleibt ihr dann?“

Einen größeren Anfall von Egozentrik hab ich in den letzten Jahren wirklich nicht erlebt. Der hat ernsthaft geglaubt, seine Tour – für 4 € – sei das Beste, was am Ostbahnhof bis 5 Uhr früh anfällt, und außerdem sind wir ansonsten wohl nur fürs Maria zuständig. Also sowas beklopptes hab ich noch nicht mal von den größten Gegnern der Ostbahnhof-Halte gehört. 🙂

„Und weissdu, dann ist mal richtig Schicht! Wenn das Maria nicht mehr ist. Dann könnt ihr euch die Kurzstrecke mal voll in Arsch schieben. Dann ist ja hier gar nix mehr drin für euch. Ich meine, die machen ja nur noch am 24. auf. Verstehste? Ja, das ist mal Sache! Was meinst du?“

„Ganz ehrlich: Ich meine, dass das der größte unzusammenhängende Quatsch war, den ich je auf einer so kurzen Tour gehört habe. Macht im Übrigen genau 4 €.“

Mit einem Euro Trinkgeld hab ich mich zwar nur bedingt entschädigt gefühlt, aber was will man machen? Und falls es jemanden interessiert: Das Maria hatte zu…

Neue Ordnungsnummer

„Ick meld mir morjen sicher mit de Neunzehn-Fünfundzwanzich, nich mit de Einunfünfzich-Doppelvier…“

hat mein Tagfahrer letzte Woche gleich gemeint, als wir das „neue“ Auto bekommen haben.

Es ist ehrlich gesagt seltsam, eine andere Kiste zu haben. Mal abgesehen davon, dass sie leider auch nicht so fehlerfrei ist, wie ich das zunächst dachte, bin ich irgendwie immer noch in der Eingewöhnungsphase. OK, die Navi-Ansicht hab ich am ersten Tag gleich umgestellt, die Sitzverstellung klappt auch umso besser, je öfter man sie betätigt, und mit der Umsortierung des Fahrzeuginventars muss sich der eigentliche Fahrer dann in nächster Zeit auch wieder anfreunden, weil ich auch die komplett umgeändert habe.

Aber wie oft hab ich mich jetzt schon bei der blöden Ordnungsnummer verschrieben…

Die muss ich nämlich auf dem „Abschreiber“, den Zettel mit den Daten zur Schicht, eintragen – und es ist erstaunlich, wie eingeübt das gute alte 1925 einem von der Hand geht, wenn es da gar nicht hingehört 😉

Mein Tagfahrer ist jedoch ungleich mehr betroffen, da man diese Nummer wie bei fast allen anderen Maßnahmen um das Auto zu identifizieren beim Funken angibt. Im Übrigen ist es auch der Funksprache zu verdanken, dass so geistreiche Lesarten wie eben Einundfünzig-Doppelvier existieren. Vorgeschrieben ist das, soweit ich weiss (ui, ist der Funkkurs lange her…) nicht, aber es bürgert sich natürlich ein, was praktisch sowohl von der Aussprache als auch vom Verständnis her ist.

Die Ordnungs-, bzw. Konzessionsnummer ist aber so oder so mal eine grundsätzliche Erwähnung wert. Man wird ja als Fahrgast allerorten dazu angehalten, bei Beschwerden die Konzessionsnummer des Autos zu notieren. Die Nummer ist ebenso unverwechselbar wie das Autokennzeichen – im Gegensatz zu diesem allerdings auch schon im Auto lesbar. Sollte sie zumindest sein.
Wie für alles in diesem Land, gibt es auch für die Ordnungsnummer Vorschriften. Der Wikipedia-Eintrag schweigt sich aus, fündig wird man dennoch auch im Netz.

Die Vorschrift zur Anbringung der Ordnungsnummer findet sich in der BOKraft in §27 und besagt, dass die Nummer in der Heckscheibe im unteren rechten Eck anzubringen ist, und – wie eingangs erwähnt – von innen und außen lesbar sein muss.

So sieht das dann meistens aus (ich hab kein besseres Foto gefunden):

Das ist mal 'ne Nummer! Quelle: Sash

Das ist mal 'ne Nummer! Quelle: Sash

Zugegeben: In der Realität kommen auch hier kuriose Dinge zustande. Manche Unternehmer kleben die Nummer nicht auf die Scheibe, sondern haben sie mit Saugnäpfen befestigt – hier habe ich neulich einen gesehen, der sie kopfüber hängen hatte. Meist erschwert die Scheibe wegen Spiegelungen oder der Tönung das Ablesen, und besonders grandios fand ich einen Kollegen mit einem Geländewagen als Taxi, dessen Nummer zur Hälfte hinter dem Reserverad verschwunden ist. Aber überwiegend hängen sie so da wie sie sollen und erfüllen ihren Zweck.

Und wenn es wirklich um Beschwerden geht: Auf der Quittung muss die Konzessionsnummer aufgedruckt, bzw. gelocht sein. Und eine Quittung ist sowieso das A und O im Falle einer Beschwerde. Da hat man dann gleich noch die Unterschrift es Fahrers und den Preis in Kombination mit der Strecke. Das kann, wenn es – wie üblich – wegen dem Preis Ärger gibt, ja auch nicht schaden 🙂

Naja, jedenfalls ist die Nummer für uns Fahrer ständig präsent, und bis auf ein paar Wochenendfahrer mit ständig wechselnden Autos (da sollte es nicht allzu viele von geben) wird wohl jeder seine paar Ziffern auch wenn er nachts geweckt wird, sofort parat haben. Und entsprechend schwer tut man sich dann damit, sich nach zwei Jahren umzugewöhnen. Bei mir ist es ja nicht mehr lange. Irgendwann in dieser Woche sollte die 1925 wenigstens teilerneuert wieder von Onkel Doktor zurückkommen 😀

„Park mal da!“

Dieser Satz kam urplötzlich aus dem gemeinsamen Schweigen der letzten Fahrt dieses Wochenendes. Unser beider Zeit war lange überschritten. Sie hatte bei einer brancheninternen Feier bis morgens um 6 Uhr durchgehalten, während ich die letzten 10 Stunden mehr oder minder durchgehend im Taxi verbracht habe.

Ich indes war leicht im Vorteil, da es nicht zu meinen Aufgaben gehört, von Vorgesetzten gleichermaßen Drinks annehmen zu müssen und dennoch nicht zu zeigen, dass man schon einen im Tee hat.

All das erfuhr ich erst nach der kurzen Pause, in der sie ein eher trauriges Bild abgab, mit der Stirn an einen Zaun neben einer Dönerbude gelehnt, kotzend natürlich. Davor war die Fahrt eben schweigsam, nur anfangs noch unterbrochen durch ihr – wahrscheinlich auch noch wichtiges – Telefonat.

Ich war froh, dass das Gespräch danach ins Rollen kam. Ich hab mich ja schon gefragt, ob sie mich eigentlich verarschen will, weil sie mir hackevoll erzählt hat, sie käme vom Arbeiten. Und so hinterlässt der frühe Sonntag Morgen wieder ein sterbendes Klischee – das vom Traumjob, einen eigenen Club zu leiten…

Neues „Design“

Ach nee! Sieh mal einer an! Die Julius-Leber-Kaserne hat eine neue Taxi-Karte. Und die sieht etwas seröser aus als bisher:

Schlicht wie ein Marschbefehl: Taxi-Karte. Quelle: Sash

Schlicht wie ein Marschbefehl: Taxi-Karte. Quelle: Sash

Wer sich jetzt fragt, was daran so erwähnenswert ist, der hat offenbar die alte noch nicht gesehen, bzw. wieder vergessen. Von der gibt es ein Bild im Artikel „Ein bisschen kindisch…„.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Neues Auto, neues Glück?

Na, ganz so weit sind wir noch nicht. Wenn nicht aus irgendwelchen Werkstätten größere Horrormeldungen kommen, dann werde ich die 1925 ja noch ein Weilchen begleiten auf ihrem Weg zu den ewigen Parkplätzen. Diese Woche allerdings hab ich erst einmal Ersatz:

Genauso cool wie die 1925: 5144, Quelle: Sash

Genauso cool wie die 1925: 5144, Quelle: Sash

OK, hier sieht man nicht sonderlich viel 🙂

Ist im Grunde auch nicht wichtig: Das Auto ist im Wesentlichen baugleich mit meinem bisherigen. Die Unterschiede sind marginal. Von außen ist es lediglich weniger mitgenommen, wobei diesem hier zum Beispiel die Zierleiste an der hinteren rechten Tür fehlt. Naja. Immerhin hat dieses Gefährt schon ganze 357.000 km hinter sich – ist also wirklich noch mal 70.000 weiter als die 1925.

Und er fährt sich echt gut. Da fallen zwar sicher demnächst mal neue Stoßdämpfer oder dergleichen an, aber im Vergleich zur 1925 wirkt er doch sehr ausgeglichen. Hier und da merke ich allerdings, wie sehr kleine Details sich auswirken können. Während ich auf der einen Seite ein wenig das alte Funkmikro am Lenkrad vermisse, weil ich da gerne mit den Fingern dran rumgespielt habe, hab ich mir am Mikro dieses Wagens schon mehrfach beim Schalten fast die Finger gebrochen, weil es für meine Ansprüche ziemlich doof an der Mittelkonsole angebracht ist.

Interessant war auch, dass der Kollege, der das Auto sonst so fährt, die Stauräume so komplett anders nutzt als ich und mein Tagfahrer. Ich hab echt das halbe Auto umräumen müssen, um halbwegs klarzukommen. Und ihr glaubt gar nicht, wie einem so etwas simples wie ein Stifthalter fehlen kann! 🙁

Naja, meckern wäre aber unangebracht, schließlich wird es entsprechenden Kollegen in der 1925 auch nicht anders gehen.

Die 1925 werde ich laut meinem Chef „frühestens Mittwoch“ wiedersehen. Das heißt, mindestens dieses Wochenende haben wir die Kiste jetzt noch.
Im Übrigen hat das einen so gigantisch großen Vorteil: Der CD-Player tut! Fuck, was ist das eine Erlösung! Es macht doch einen enormen Unterschied, ob man selbst ausgewählte Musik einfach als mp3-CD mit 120 Titeln abends einlegt und morgens nach dreimaligem Durchlaufen im Shuffle-Modus wieder herausnimmt – oder ob man pro Schicht 5 mal halblebig versucht, die ersten 4 Tracks einer Audio-CD in Folge zu hören, was durch jeden Motorneustart unterbrochen wird, weil er die CD da wieder nicht erkennt – was bei mp3-CD’s ebenso wie im Shuffle-Modus permanent der Fall ist…

Ich muss es irgendwie hinkriegen, dass der CD-Player in der 1925 wieder in Ordnung kommt! Ist leider nicht so einfach wie sich das anhört…

Ja, Fazit?

Ich bin wirklich innerlich zerrissen. Ich bin froh, dass das Auto hier mal nicht all die Macken des „alten“ hat, andererseits sehe ich auch, dass ich durchaus eine Kiste brauchen könnte, die ich dauerhaft fahre, weil es so viele Kleinigkeiten sind, an die man sich gewöhnt. Ich teile mit meinem Tagfahrer nicht alle Ordnungsprinzipien im Auto – aber man gewöhnt sich daran, man stellt sich aufeinander ein. Dass ich in der Fahrertüre mein Portemonnaie habe, ist z.B. unwichtig, wenn der Tagfahrer da Zigaretten aufbewahrt. Wenn er dort das ganze Putzzeug unterbringt – am besten noch säuberlich sortiert – dann ist das natürlich blöd, weil ich es dann jedes Mal erst ausräumen muss. Deswegen freue ich mich durchaus drauf, bald wieder ein „dauerhaftes“ Auto zu bekommen.

Ewig wird das dieses Mal allerdings auch nicht halten, mein Chef hat mir bis spätestens Herbst einen neuen Tagfahrer und eine neue Ablöse versprochen. Aber ich denke, dazu schreibe ich was, wenn es soweit ist.

Jetzt freue ich mich erstmal auf das erste richtige Mai-Wochenende – also der Wochenendteil, der für mich Arbeit bedeutet! Schön warm scheint es bisher ja zu sein, dann hoffe ich mal, dass das auch für Kundschaft sorgt 😀