Interessante Untersuchung

Zum Teil zumindest 😉

Also: Die Wellen des www und die der ihm innewohnenden Social-Media-Dienste haben mir einen Link zum finblog zugespült. Dort verweist der Autor auf diesen Text von pressetext.com.

Relativ unspektakulär geht es um einen Test, bei dem ermittelt wurde, dass offensichtlich Ortsunkundige gerne etwas länger umherkutschiert werden als nötig. Am Rande erwähnt der Beitrag dann noch, dass man das selbe Problem als Person ohne Fachkenntnisse bei Ärzten und Mechanikern hätte. Soweit recht belanglos und locker in der Kategorie „Wussten wir schon immer“ einzuordnen. Ob es jetzt schön ist oder nicht.

Man darf bei pressetext lesen, dass es sich bei Taxifahrten, ebenso wie bei Operationen und Reparaturen um „Vertrauensgüter“ handele, bei denen man im Nachhinein nicht feststellen könne, ob sie korrekt waren.

Das stimmt natürlich – wobei man in Berlin dank der Wartezeitregelungen im Taxi eigentlich hinterher sehr klar sagen kann, ob man betrogen wurde. Routenplaner raus, Kilometer ermitteln und das ganze mittels des öffentlich (auch online) einsehbaren Taxitarifs ausrechnen. So schwer ist es eigentlich nicht.

Aber gut, es ist natürlich illusorisch zu glauben, das wäre für Touristen eine Option.

Herr Kunze vom finblog geht allerdings noch ein bisschen weiter. Dabei meine ich gar nicht die nicht so nette zynische Spitze am Textende – sondern vielmehr den Einstieg: Dass ihn Fahrer öfter fragen würden, ob sie über Straße A oder Straße B fahren sollen.

Nun gehöre ich selbst zu denen, die ziemlich oft diese Frage stellen. Und dass jemand sie mal so interpretieren könnte, habe ich schon vermutet. Dass es die Kollegen gibt, die gerne mit Touristen eine Extra-Runde drehen, weiss ich auch. Aber meine Motivationen will ich gerne mal schildern.

In manchen Fällen geht es tatsächlich darum, mehr Geld zu verdienen. Das muss ich zugeben. Ich stelle diese Frage grundsätzlich bei den Fahrten vom Ostbahnhof zum Flughafen. Mir ist die kürzeste Strecke bekannt, allerdings bevorzuge ich persönlich die schnellste. Meist geht es den Fahrgästen genauso, und natürlich stelle ich die Frage so, dass die schnellste Route besser klingt. Aber ich bin von dem Mehrwert überzeugt. Zumal ich den Kunden den Preisunterschied nenne. Zur Statistik:
Nur einer wollte jemals die kürzeste Strecke fahren – und selbst der hat sich unterwegs noch umentschieden.

Nein, ich stelle die Frage aber ziemlich vielen Kunden aus anderen Gründen. Da wäre zum Beispiel die Hausnummer. Manchmal ist es von Interesse, wo eine Nummer (und nein, die Hausnummern kenne ich nicht auswendig) genau liegt, weil man ansonsten besser von einer anderen Seite heranfährt.
Meine Straße ist das beste Beispiel: Von Biesdorf kommend, könnte es zur Marzahner Promenade entweder über die Landsberger Allee oder die Raoul-Wallenberg-Str. kürzer sein. Von der Stadt aus entfällt die Raoul Wallenberg, dafür könnte es sich lohnen, über die Märkische Allee statt über die Landsberger zu fahren. Hausnummernabhängige Ortskenntnis hat am Ende meist nur der Kunde oder das Navi – und da frag ich doch lieber gleich nach.

Noch ein Grund: Ich war vielleicht wirklich noch nie in dem Viertel, und wenn das recht symmetrisch ist, ist es oft völlig beliebig, welche Straße man abbiegt. Da ist es dann doch nett, wenn der Fahrgast einem die Route ohne Kopfsteinpflaster zeigen kann.

Und von all den oben genannten Punkten abgesehen: Oftmals haben Fahrgäste ja durchaus eine eigene Routenvorstellung und manche davon reagieren sogar pampig, wenn man ihren „tollen“ Weg nicht fährt. Da frage ich auch lieber vorher. Ob ich dann erwähne, dass es eine kürze Route gäbe, hängt dann allerdings auch vom Kunden ab 😉

Also ich würde bei der Frage nicht gleich böses vermuten. Das halten sicher viele Kollegen so wie ich oder ähnlich.  Aber genau deswegen eignet sie sich für die schwarzen Schafe auch besonders gut…

14 Kommentare bis “Interessante Untersuchung”

  1. Taxiblogger sagt:

    Bitte lass mich nicht dumm: Was ist denn dein kurzer und dein schneller Weg vom Ostbahnhof zum Flughafen? (Ach so, ich meine natürlich TXL, kann gut sein, das du SXF meinst)

  2. Jens sagt:

    Die Spitze am Ende des finblog-Eintrags ist echt unnötig. Und die Behauptung mit dem „Wenn er nach dem Weg fragt, will er Dich verarschen“, hab‘ ich gerade neulich noch über Berliner Taxifahrer gehört. (Die im Übrigen eh alle nur darauf aus seien, einen zu bescheißen.)

    Ich muss gestehen: Ich hatte in dem Moment gerade keine Lust auf ausschweifende Diskussionen zu dem Thema, darum hab‘ ich nicht mein hier angelesenes Halbwissen kundgetan, sondern einfach nur höflich genickt, mir meinen Teil gedacht und das Thema gewechselt.

  3. Michael sagt:

    Jetzt würde mich aber schon interessieren welche Strecke die günstigste und welche die schnellste ist. 🙂

    Gruß
    Michael

  4. ednong sagt:

    Ich denke mal, wenn man dem Kunden erklärt, warum man fragt, dürfte doch alles in Butter sein und er sich nicht verarscht vorkommen. Und natürlich fände ich es als Fahrgast auch sehr angenehm, wenn man den Preisunterschied so ungefähr beziffern könnte. Vielleicht kann ich mir ja wirklich nur die billigste Route leisten, wenn es 4 EUR Unterschied sind. Und ich genug Zeit habe. Und schließlich bin ich ja als Fahrgast der „König“, dem es zu dienen gilt 😉

    Und wenn ich mich ernst genommen fühle, habe ich ein viel angenehmeres Gefühl, als wenn ich eine Handlung nicht so richtig beurteilen kann und dann in irgendeiner Form negativ denke. Kann doch nur für beide eine Win-Win-Situation werden.

  5. Aro sagt:

    HNIMT (Heute Nacht in meinem Taxi): Fahrgast reichlich betrunken steigt am Savignyplatz ein, möchte zum Zwiebelfisch. Diese Kneipe am Savingyplatz liegt unmittelbar am Taxistand.
    Ich: „Da sind wir doch schon. Drehen Sie sich einfach um und laufen geradeaus.“
    Er: „Ich will da aber hinfahren.“
    Ich: „Dann fahr ich aber über Spandau, ok?“
    Er: „Du bist okay, fahr mich in die Eisenacher Straße.“
    Ich: Mach ich, in welche denn?“
    Er: „Nummer 3,“
    ich: „Aber in welche Eisenacher Straße denn, wir haben drei davon in Berlin.“
    Er: „Sag ich ja, in die drei.“
    Ich: „Die in Schöneberg?“
    Er: „Einfach die, die am nächsten ist.“
    Ich: „Also zur Blue Boy Bar, ja?“
    Er: „Ups, kennen wir uns?“
    Ich: „Nein.“
    Er: „Aber fahr am Kanal lang, ja.“
    Ich: „Da ist aber kein Kanal zwischen hier und der Eisenacher.“
    Er: „Egal.“
    Also hab ich ihm den Gefallen getan, bin über die Budapester zum Kanal gefahren, dort 200 Meter am Lützowufer entlang und dann wieder Richtung Süden zur Eisenacher Straße.
    Manchmal will der Kunde eben einen Umweg fahren, egal wie anstrengend das alles für den armen Taxifahrer ist.

  6. Sash sagt:

    @Taxiblogger:
    Ich meine natürlich SXF. Und neben allerlei kurioser Strecken bleibt die über den Hermannplatz die Kürzeste, aber ich fahr inzwischen wirklich immer über Treptower Park, Dammweg und dann Autobahn.
    Nach Tegel fällt mir jetzt keine vernünftige Autobahnstrecke ein 🙂

    @Jens:
    Wir werden den schlechten Ruf nicht so schell los, leider 🙁

    @Michael:
    Siehe meine Antwort an den Taxiblogger.

    @ednong:
    Ja, das denke ich auch immer. Die Erklärung finden eigentlich auch alle immer logisch. Ich bin ja bisweilen auch so dreist und füge gleich an, dass ich nicht wegen der Möglichkeit einer unfreiwilligen Stadtfahrt anfrage, und unter hundert Euro sowieso nicht bescheisse. Das reicht in der Regel zum Eis brechen 😉

    @Aro:
    Oh mein Gott! Sowas absurdes hatte ich …ein paar Seiten zurückles… nein, hatte ich wirklich eine Weile nicht mehr 😀

  7. Max sagt:

    Äh, Sash, ist das bei euch in Berlin denn in allen Straßen so, dass keinerlei Ordnung bei den Hausnummern existiert?! Ich war vor einigen Jahren mal irgendwo in einem Hotel in einer Straße naha des Ku’damms, und erinnere mich noch, wie verzweifelt ich nach einiger Zeit der Suche war. Da gibt es auf jeder Straßenseite gerade UND ungerade Nummern, auf Hausnummer 12 kann auch die 137 folgen, danach wieder die 58 oder die 219. Katastrophal! Ist das in Berlin die Regel?!

    Bei uns in München ist das viel angenehmer – nicht nur, dass natürlich gerade und ungerade Nummern nach Straßenseite getrennt sind – die Nummern sind natürlich auch aufsteigend geordnet! Und in welcher Richtung sie auf- bzw. absteigen, lässt sich auch recht leicht feststellen: Die Nummernfolge beginnt nämlich mit der 1 in Richtung Stadtmitte und wird in Richtung stadtauswärts höher. So kann man auch ohne jede einzelne Straße in München persönlich und detailliert zu kennen immer relativ präzise einschätzen, an welcher Stelle sich welche Hausnummer befindet 🙂

  8. Hannah sagt:

    @Max: Es gibt hier sowohl gerade/ungerade nach Straßenseiten getrennt als auch einfach aufsteigend auf einer Straßenseite. Wo hast du die völlig bunt gemischten Hausnummern gesehen? Sowas ist mir,glaube ich, bisher noch nicht untergekommen.

  9. Aro sagt:

    Hallo Max,
    es ist doch ganz einfach: Wir haben in Berlin drei Systeme der Hausnummerierung:
    1. Im Zickzack, eine Seite gerade andere Seite ungerade Nummern.
    2. Eine Seite wird hochgezählt, die andere runter.
    3. Ein Häuserblock, ein Straßenname. Und dort sind ie Nummer so verteilt, wie es eben passt. Das kommt vor allem in den Großsiedlungen am Stadtrand vor, (nicht wahr, Sash?)
    Früher war es ja viel schlimmer.
    Ansonsten haben wir auch noch ein paar Straßen, in denen Hausnummern einfach ausgelassen wurden, wie z.B. mitten auf dem Kudamm, und niemand weiß, warum.
    Andere Straßen sind unterbrochen, heißen zwischendurch anders und bekommen dann wieder ihren Namen. Das ist besonders perfide und wahrscheinlich deshalb so gemacht, um Taxifahrer und Touristen zu verwirren.

    Aus all diesen Gründen ist in Berlin – als einziger Stadt in ganz Deutschland – zur Erlangung des P-Scheins auch Voraussetzung, dass man ein abgeschlossenes Hausnummernstudium vorweisen kann 😉

  10. Sash sagt:

    @Max:
    Da hat Aro die besseren Kenntnisse – also vertraue ihm 🙂

    @Aro:
    Eine komplett durcheinandergewürfelte Nummerierung wäre mir jetzt noch nicht unbedingt aufgefallen. Dass man allerdings bei den verzweigten Straßen zwischen den Plattenbauten auf die kleinen Schildchen achten sollte, ist mir nicht entgangen… 😉

  11. Aro sagt:

    Du meinst bestimmt die ewig zugesprühten Schilder? Ich hab jedenfalls letzte Woche fast bis zum Nervenzusammenbruch eine Hausnummer am Senftenberger Ring gesuht, und ausnahmslos alles war übersprüht.

  12. Sash sagt:

    @Aro:
    Gut, das ist mir jetzt so noch nicht aufgefallen. Ist natürlich blöd in so einer Situation 🙁

  13. malenki sagt:

    @ Sash:
    GPS-Logs von „Sightseeing Berlin“ dürften mittlerweile viele Leute einfach aufzeichnen können. Viele Smartphones können das; viele Fotografen laufen mit einem GPS-Teil fürs Geotaggen herum, andere loggen aus Spaß an der Freude oder für OpenStreetMap. Das Nachfervolgen der Route wird so sehr leicht.

    @ Max: Wie sagte Mark Twain so schön:
    > At first one thinks it [the numbering of the houses] was done by an idiot;
    > but there is too much variety about it for that;
    > an idiot could not think of so many different ways
    > of making confusion and propagating blasphemy.
    http://www.twainquotes.com/Travel1891/April1892.html

    @ Aro: ich hatte letztens einen, der wollte mir unbedingt zeigen, wie man richtig zu seinem Haus fahren muss – obwohl wir nur noch 20 Meter von seinem Haus enfernt waren.
    Dem Umsatz hat es nicht geschadet. 😉

  14. Sash sagt:

    @malenki:
    GPS-Logs mögen in der Tat ein hilfreiches Werkzeug sein, alleine macht das aber auch noch niemanden glücklich. Klar, bei total haarsträubenden Umwegen. Ansonsten gilt es natürlich immer noch zu klären: Was war abgesprochen? War die kürzeste Route gesperrt? War dort Stau? War die anderer Route schneller? Das kann insbesondere in anderen Städten ohne die Berliner Wartezeitregelung ja eine große Rolle spielen.
    So ein glasklarer Beweis für einen Betrug ist es also nicht. Zum selbst überprüfen kann man es natürlich machen – wobei ich auch sagen muss, dass ich die Vorstellung nicht besonders angenehm finde, permanent von Fahrgästen überwacht zu werden.

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