Wos hoabtser gmocht, Buam?

Also ich will mal nix schlechtes auf Österreicher kommen lassen. Wie alle anderen Großgruppen verhalten sie sich irrational bei Wahlen und bei der Sprache sorgen sie immerhin dafür, dass die Sachsen nicht alleine alle Prügel für den miesesten Dialekt abbekommen. Ansonsten kann ich wirklich nicht schlecht über sie reden.

Ein guter Freund von mir ist vor einer Weile nach Österreich gezogen, und das hab ich dem Land auch nicht übel genommen, obwohl es ein wenig weit weg von Berlin ist, also was solls?

Im Umgang mit Dialekten bin ich eigentlich sehr geübt. Da mag es mit reinspielen, dass ich aus dem Schwabenland komme und Urlaub an der Ostsee gewöhnt bin, irgendwie komme ich damit jedenfalls klar. Eigenlob stinkt zwar, aber so wie es hier ohnehin schon riecht, kann ich das ja trotzdem behaupten. Ich bin zwar in vielem nicht so sonderlich gut, aber ein bisschen Prahlerei gegenüber anderen Kollegen darf ja schon mal sein 🙂

Meine Fahrgäste hab ich an der Kulturbrauerei geladen, wo ich derzeit häufiger mal stehe, und meine Route sorgte gleich für Unterhaltungsstoff. Ganz ortsunkundig schienen sie nicht zu sein, und somit wurde mir immer mal wieder reingeredet. Sie wollten zur Behrenstraße/Wilhelmstraße, und ich hielt es für das Sinnvollste, sie über die Bernauer und die Friedrichstraße dorthin zu bringen. Ob das der kürzeste Weg war: Ich weiss es ehrlich gesagt nicht! Der Kollege mit dem Rest der Bande fuhr die Prenzlauer Allee runter, was wahrscheinlich länger ist.

Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht auch gesagt hätte, dass ich das jetzt nach Gefühl mache und hoffe, dass es die kürzeste Route ist. Zum Ausstieg quittierten sie das mit einem

„Na, und wenns need die kierzeste woar, dann woarsd siemboaddischsdee!“

Das Trinkgeld blieb dennoch relativ unauffällig. Zwei zerknüllte Fünfer und einen Zweier bekam ich in die Hand gedrückt für die Strecke von 11,60 €. Für mich überschlugen sich die Ereignisse: Hinter mir drängelte ein Kollege, potenzielle andere Kunden fragten nach etwas, gingen dann aber wieder – und der Polizist vor der britischen Botschaft schielte auch schon mit seinem MG ums Eck. Geld einsacken und weg hier! Erstmal Ruhe!

Hm.

Sagen wir es mal so: Ich hab dadurch ein bisschen ungerechtfertigt viel Trinkgeld bekommen…
Wenig später, beim Einsortieren ins Portemonnaie erwiesen sich die zwei Fünfer nämlich als ein Fünfer und ein Zwanni. Somit stieg das Trinkgeld von 40 Cent auf 15,40 €. Bei aller Liebe: Ich glaube nicht, dass das so gemeint war.

Aber gut, es war so oder so zu spät. Freu ich mich eben einfach mal. 🙂

Kollege Nadir aus Pakistan hat folgendes dazu gesagt:

„Kannse nixe mache bei die Ausländer. Habe zuviel Geld un wisse nix wie umgehe mit den. Isse normal!“

Und Jungs, falls ihr mitlesen solltet: Nehmt es sportlich und versucht das als einmaligen Rekord zu sehen 🙂

7 Kommentare bis “Wos hoabtser gmocht, Buam?”

  1. Nix gegen Österreicher, ich finde jeder sollte einen persönlichen Österreicher haben. 😉

    Meiner versorgt mich stets mit Leckereien der gebrannten und fleischigen Art aus dem verlorenen Alpenbundesland.

  2. Cliff McLane sagt:

    Österreicher sind andere Taxitarife gewohnt, keine Sorge! Möglicherweise war der Zwanni sogar Absicht. Wenn ich allein an die österreichischen Posttarife denke.

    Tippfehler, falls vorhanden, dürfen behalten werden. Ich schreibe das gerade bei sonnigen 27 Grad aus dem Garten, Laptop und WLAN sei Dank.

  3. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Ach, der Witz ist alt. Den hab ich hier ja schon x-fach mit Schwaben gehört 🙂
    Jetzt würde mich noch interessieren, ob das gebrannt und fleischig sich auf eine Leckerei bezieht, oder ob es um verschiedene Dinge geht…

    @Cliff McLane:
    Naa geh!
    Das war sicher keine Absicht. Dazu waren 12 € auch zu passend zum Preis – den ich wie immer auch genannt habe…
    Ansonsten: Angenehmes Entspannen noch! 🙂

  4. Bernd sagt:

    Zum Thema unverhofftes Trinkgeld kann ich mit den Worten von WERNER sagen: „Da kann ich über…“. Ich fuhr schon vor Monaten mal für einen Engländer eine Tour zum Preis von 11,40 € und bekam einen Zehner und einen Zwanziger! Ich legte zaghaften Protest ein, bekam aber die Antwort, das sei OK. Erst später dämmerte es mir, daß er wahrscheinlich in Unkenntnis der Euronoten-Farbe annahm, er hätte einen 5er und einen 10er gegeben.
    Tja, das ist die Quittung für die Euro-Skepsis. Man kennt sich dann eben nicht aus.

  5. Klaus sagt:

    Lieber Sash,
    die Fähigkeit des Dialekterkennens- und verstehens verliert sich im Laufe der Jahre. Irgendwann kommt man auch zu der Erkenntnis, dass es nicht die Berliner sind, die alles zu verstehen haben, sondern die Menschen aus den anderen Teilen Deutschlands sich zu bemühen haben, verstanden zu werden. Dafür wurde einmal die Sprache DEUTSCH erschaffen. Zur Not geht auch Englisch.

  6. @Sash

    Und auch wenn der Witz alt ist, er ist und bleibt wahr. 🙂

    Ich rede von Fleisch, Wurst und Schnapps aus eigener Schlachtung/Produktion.

  7. Sash sagt:

    @Klaus:
    Alles verstehe ich ja auch nicht. Ein bisschen mehr Mühe würde manchen tatsächlich gut stehen. Ich muss allerdings dazu sagen, dass meine Kundschaft sich mir gegenüber halbwegs auf deutsch artikuliert hat.
    Dabei fällt mir noch die Frau ein, mit der ich mich nachdem sie französisch geredet hat, auf englisch unterhalten hab, und als dann klar war, dass sie aus der Schweiz kommt, wir uns ein wenig darüber amüsiert haben und dann auf Deutsch umgestiegen sind 🙂

    @Der Maskierte:
    Danke 🙂

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