Glück allein…

…entscheidet letztlich beim Taxifahren.

Das Auto hatte ich geputzt und betankt, als ich das letzte Mal am Matrix aufgeschlagen bin. Der Umsatz war ok. Nicht berauschend, aber ok. Immerhin würde es dreistellig werden. Jetzt noch eine Tour zum Generator Hostel und ich bin glücklich!

Eine ganze Weile lümmelte ich in der Schlange herum und las mich durch meinen Feedreader. Erster war ich noch nicht, aber irgendwann kamen dann doch zwei einsame Gestalten auf mich zu:

„Sach ma, wat würde es bis Petershagen kosten?“

„Kommt drauf an, wo genau. Grobe Größenordnung liegt aber bei 40 €.“

Und es kam kein Widerwort. Kein Handeln, kein entsetzter Blick. Nur der Satz:

„Alles klar! Wir fahren mit dir. Wir rauchen nur noch auf.“

In den nächsten zwei Minuten sind die anderen Taxen vor mir frei geworden. Auf mein Auto kam eine geradezu nach Gruppenkotzen aussehende Truppe randalierender Schotten im Kilt und versuchte, sich Zugang zum Taxi zu verschaffen. Und dann haben auch noch meine Fahrgäste geholfen, mein Auto zu verteidigen, und die sturzbetrunkenen Tölpel weiterzuleiten. Da ist der Kelch gerade nochmal an mir vorübergegangen. Puh!

Die Fahrt war nett und komplikationslos. Der Fahrpreis lag nach Taxameter bei genau 40,00 €, und dennoch gab es Trinkgeld.

Die Arschkarte an dem Abend hatte neben dem Kollegen mit den Schotten vor allem mein Tagfahrer. Nach dem Tanken und Putzen nochmal 50 km* über teils staubige Dorfstraßen zu brettern hatte ich allerdings so auch nicht geplant…

*man darf nicht vergessen, dass die Tankfüllungen nur rund 300 km weit reichen. Das reicht natürlich für mehr als eine Schicht, aber ein voller Tank ist immer netter.

Unsortierte Gedanken über Wechselgeld

So, in den letzten 48 Stunden gab es wieder 2 Taxiüberfälle in Berlin. Deswegen, und in Anbetracht einiger Schichten der näheren Vergangenheit wollte ich ein Thema mal wieder aufgreifen:

Wechselgeld.

Wie man es macht, ist es verkehrt!

Ich habe schon gelegentlich angemerkt, dass ich in der Regel mit wenig Wechselgeld unterwegs bin. Taxifahrer sind leider ein beliebtes Ziel für Räuber, und so ist beim lieben Geld oftmals der nächste Gedanke, potenzielle Schäden so gering wie möglich zu halten. Zwar plagt mich keine ständige Angst vor Überfällen, aber tatsächlich spielt das beim Wechselgeld eine Rolle.

Wenn ich wollte, könnte ich zweifelsohne 500 € in kleinen Scheinen und Münzen als Wechselgeld mitnehmen. Es könnte ja theoretisch sein, dass an einem Wochenende mal 12 Fahrgäste ihre 10 € mit einem Fünfziger bezahlen. Aber das wäre – auch wenn ich vielleicht nur einmal überfallen werde – rausgeschmissenes Geld. Ansonsten ist es unbequem, nutzlos, nur gelegentlich praktisch.

Und in der Regel reicht mir ein Zehntel. Also beinahe. Wenn ich meine Schicht starte, dann habe ich meist nur einen Zwanziger, zwei Zehner und drei Fünfer im Portemonnaie. Zuzüglich einer unklaren Anzahl an Münzen, die wesentlich mehr schwankt.

Das mag zunächst viel zu wenig erscheinen, aber man darf nicht vergessen, dass ich an einem stinknormalen Tag ja gerade mal 10 Touren hab. Viele zahlen mehr oder minder passend, insbesondere durch das Trinkgeld muss man oftmals gar kein Wechselgeld rausgeben.

Meist kann man zudem zwischen zwei Touren wechseln. Aber im Großen und Ganzen gleicht sich das immer irgendwie aus, schwierig wird es nur, wenn man mal die ersten drei Fahrten mit Großgeld bezahlt bekommt. Das allerdings passiert schon statistisch eher selten. Beziehungsweise: Es gibt Häufungen Anfang und Mitte des Monats.

Damit bin ich sicher einer der absoluten Minimalisten bei dem Thema, aber ich finde auch, dass sich eine Lösung finden lassen sollte. Bei mir braucht sich keiner Sorgen machen, dass ich mal einen Fünfziger nicht klein machen kann, und Touren mit mehr als 70 € Wechselgeld kommen im Normalfall schlicht nicht vor. Und bei den paar Ausnahmen kriegt man letztlich auch eine Lösung zustande.

Ich finde es nur immer schade, wenn sich die Leute beschweren, dass wir so wenig Wechselgeld dabei haben. Im Gegensatz zu Tankstellen, Supermärkten und anderen stationären Geschäften haben wir kaum Möglichkeiten, größere Beträge sicher zu lagern, und unser normaler Umsatz, bzw. die Anzahl an Kunden ist einfach nicht so hoch, wie viele vermuten. Wenn ich stündlich 10 Kunden hätte, dann müsste ich mich auch für größere Spielräume wappnen. Dann würde es mir aber wahrscheinlich auch nicht so sehr wehtun wie jetzt, wenn einmal 400 € fehlen…

Ach kommt…

…irgendwer wird mich eh versuchen zu steinigen, wenn ich nix schreibe. Das wird zwar durchaus öfter mal vorkommen, aber eine kleine Anekdote kann ich ja trotzdem noch loswerden.

Im Gegensatz zu manch anderen Fahrgästen hatten meine zwei keine Probleme, sich auf Vordersitz und Rückbank zu verteilen, und dennoch eine gelungene Konversation aufrecht zu erhalten. Es war mit Abstand die albernste Dreiertruppe (inklusive mir), die ich seit langem im Taxi hatte – abgesehen vielleicht von der Heimfahrt nach Torstens Besuch, wobei ich den Teil meine, als ich alleine mit dem Fahrer war und mich nur selbst doppelt gefühlt habe.

Naja, der Versuch eklige Geschichten aus dem Krankenhaus zu erzählen, misslang auf skurrile Weise, wobei ich mich gerne selbst loben würde. Ich bin ja eigentlich nur sehr bedingt schlagfertig im Real Life, aber gestern hab ich gut gekontert mit der Aussage

„Na, ich werd ja wohl in mein eigenes Taxi kotzen dürfen!“

*lob!*

Mit einem kurzen Dialog zur Zwei-Klassen-Medizin landeten wir zielsicher bei Sarrazin, und ich möchte – nur falls Wolle Schäuble mal wieder mitgehört hat – klarstellen, dass die Bezeichnung „Dickdarm-Hündchen“ keine Beleidigung des tapferen Hugenotten-Sprößlings war, sondern Hand und Fuß, bzw. zumindest Brille hatte!

Kurzum: Wir haben uns prächtig amüsiert, und es liegt nicht an euch, dass ihr das alles nicht versteht. Es war eine lange Tour, und Insider-Witze sind nach wie vor unerklärbar.

Ach ja: Natürlich war das nicht einfach irgendeine Fahrt – ich war mal wieder mit Jo und seiner bezüglich Schlafzeiten erschreckend mutigen Freundin unterwegs… 🙂

Versehen…

Mist, Doppelpost!

Hab die Umdatierung vergeigt. Muss jetzt wohl für 2 Tage reichen 😉

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Verplant in Spandau

Ach was für eine schöne Tour nach dem bescheidenen Schichtbeginn: 6 Leute vom Ostbahnhof nach Spandau. Der Fahrtpreis war trotz leichter Fehleinschätzung meinerseits kein Problem, alles nett und Trinkgeld gab es auch noch.

Aber was will ich am Wochenende morgens um 3 Uhr in Spandau?

Rückflug!

Mit Dritte Wahl im Schallgepäck brezel ich Richtung Osten in die City zurück und denke an meine alte Heimat und all das, was da gerade abgeht. Kein Zufall, dass auf meinem aktuellen Mix „Plakativ“ nicht fehlt.

Und so fliege ich, die Gedanken voller zensurwürdiger Ideen, durch die leeren Straßenschluchten und hätte beinahe die winkende Gestalt links übersehen. 30 Meter weiter stand der Wagen dann auch, aber er wies mich an, zurückzusetzen.

OK, er stand an einer Wendestelle und er winkte nur stellvertretend für eine Frau, die noch weiter links stand und das offenbar alleine nicht hinbekommen hätte.

Sie stieg immerhin selbstständig ein und wirkte gar nicht so dramatisch verstrahlt. Bingo! Mal abgesehen davon, dass wieder nach Spandau rein geht. Aber beim achten Besuch in zwei Jahren ist vorprogrammiert, dass ich noch was lerne. Auch nicht schlecht. Bildung ist der Schlüssel zu allem! Im Zweifelsfall wenigstens zu gutem Umsatz!

„Ich fahre Niegehörtstraße.“

Nein. Ich fahre! Aber gut, diplomatisches Geschick bezüglich meiner Dienstleistung tut Not:

„Au, da haben sie mich erwischt! Das müsste ich kurz ins Navi…“

„Kein Problem, ich zeige es ihnen.“

Auch gut. Also schnell das Navi programmiert. Sie kriegt das eh nicht wirklich mit und so habe ich wenigstens einen Anhaltspunkt. Ach sieh an: In die Richtung, aus der ich gerade gekommen bin!

„Wieviel kostet das ungefähr?“

Ich habe am Navi aufgrund der mangelnden Information erst einmal nur die Straße eingegeben gehabt. Abgesehen von einigen sehr langen und ungünstig zur Fahrtrichtung liegenden Straßen (oder solchen mit Unterbrechungen) reicht das meistens aus, um einen halbwegs akzeptablen Weg zu finden. Die Kilometeranzeige verriet mir nun 5,0 km.

„Das werden vielleicht 12 € werden. Aber genau festlegen möchte ich mich nicht. Vielleicht sind es auch 11 oder 13.“

Tiefgestapelt hab ich erst vorher bei der letzten Tour unabsichtlich. Lieber auf Nummer Sicher gehen!

Ich bin meinem elektronischen Helferlein hinterhergeeilt, bis ich blinkend an einer Kreuzung stand, die ich sogar noch vom Lernen auf die Ortskundeprüfung her kannte. Dagewesen war ich seit rund einem Jahr nicht mehr. Ist ja auch egal.

„Fahr besser gradeaus!“

Den Tipp hab ich gerne angenommen. Wir waren laut Navi zwar nur noch rund einen Kilometer entfernt, aber es kann ja sein, dass das Navi

  • ausgerechnet diese Strecke nicht leiden kann (das kommt vor),
  • nur da lang fährt, weil es 2,34 Meter kürzer ist, was das Taxameter nicht interessiert,
  • einen Umweg zum Anfang der Straße wählt, anstatt den direkteren zu ihrer Hausnummer (den es ja noch nicht kennt) anzuzeigen.

Also nicht links. Nächste Kreuzung auch nicht, übernächste auch nicht.

Dann kamen wir an einen Kreisverkehr. Das Navi, inzwischen bei 1,5 km Entfernungsanzeige, wollte wieder links. Sie lotste mich hingegen geradeaus und warf ein, dass sie hier schließlich schon lange wohne. Gewonnen!

Von da an wollte das Navi fast nur noch in die entgegengesetzte Richtung, aber ich war so langsam sicher, dass ich den Straßennamen einfach falsch verstanden habe. Soll ja vorkommen, sowas.

Mein Fahrgast lotste mich mit erstaunlicher Professionalität immer weiter in Richtung Stadtgrenze, nur um dann plötzlich – bei rund 15 € auf der Uhr – festzustellen:

„Nein, ist falsch!“

Also hab ich sie nach ihrer Hausnummer gefragt und bin trotz kurioser Ansagen dem Navi dorthin gefolgt. Zwischenzeitlich hab ich mit dem Gedanken gespielt, das Taxameter auszumachen, aber ehrlich gesagt habe ich keinen Grund dafür gesehen. Ich hätte sie natürlich schneller und günstiger heimgebracht, aber genauso soll ich den Kundenwünschen entsprechend fahren.

Bei punktgenau 20 € hab ich sie dann – im Übrigen ohne Trinkgeld – entlassen. Dass sie vom Fahrtverlauf nicht sehr begeistert war, hat sie kundgetan. Eine Nummer, eine Quittung, meinen Namen oder ähnliches wollte sie aber gar nicht haben. Sollte sie nach all den zahllosen Versuchen das Schlüsselloch noch getroffen haben, wird sie sich sicher ausschlafen und vielleicht auch einsehen, dass es auch hätte schlimmer kommen können. So sie sich denn überhaupt erinnert…