Zu jung…

Im Grunde bin ich sehr froh darüber, dass ich – manchmal nicht ganz unüberrascht – noch zu den jungen Leuten gezählt werde. Nicht nur sinkt damit die Wahrscheinlichkeit für mich, überfallen zu werden, nein es wirkt auch noch nicht gekünstelt, wenn ich mit ein paar Partygängern locker daher rede.

Es ist ein unbeschreiblicher Vorteil, manchmal mehr für den Blog als für mich, dass die Leute mir gerne ihre Drogengeschichten beichten, weil sie glauben, ich nehme selber welche. Die Anfragen nach den coolsten Clubs könnten zwar gerne nachlassen, aber bei vielem anderen weiss ich es zu schätzen.

In wenigen Einzelfällen leidet aber natürlich die Autorität darunter. Und die habe ich in meinem Auto zwangsläufig und auch sehr gerne. Das erspart mir nämlich eine Menge Arbeit. Spätestens beim Aufräumen. In der Regel ist das nicht schlimm, meist geht es darum, dass ich einmal mehr hartnäckig darauf bestehen muss, dass es keinen Festpreis gibt oder dass der Döner in Form einer bierkastengroßen explodierten Deckenleuchte nicht mit Stäbchen und balancierend auf dem Autodach gegessen werden darf.

Also bin ich nach wie vor gerne der nette und beratende Kumpel beim Taxifahren, wenn die Kunden es gerne so haben.

Und was passiert dann?

Dann wird man plötzlich von fremden Mädels gekitzelt, dazu aufgefordert, mit hinten in die letzte Sitzreihe* zu kommen und irgendein neu erworbener Kumpel gibt sein OK und meint, er fahre auch gerne für mich. WTF???

Da war aber schnell wieder Ruhe im Karton, das könnt ihr mir glauben!

Ist trotzdem noch eine nette und vergnügliche Fahrt geworden 😀

*da passe ich höchstens in Einzelteilen rein, und auch das nicht mit weiteren Leuten!

Die dreiste Variante

Dass der ein oder andere Kollege Mondpreise verlangt, ist ja nichts neues. Leider.

Besonders dreist war aber das, was zwei Kundinnen mir zu berichten wussten:

„Kosten würde es eigentlich 6 €, aber’n bisschen mehr würd‘ ich schon von euch erwarten!“

Also so fies, auch noch den ehrlichen Preis zu nennen, das hatte ich auch noch nicht gehört. Hat sowas schon mal an einem vollbesetzten Stand funktioniert?

Ich kenne den Kollegen leider nicht, und natürlich haben die Kunden mir das auch erst unterwegs erzählt. Wie immer bei sowas. Verdammt!

Blöder Anfängerfehler

Es gibt so Momente, da regt man sich über sich selber tierisch auf. Argh!

Mein Kunde hat mich in der Nähe vom Zoo rangewunken und wollte zu einem Hotel, das mir erstmal nichts gesagt hat. Das kommt bei Hotels desöfteren noch vor, insbesondere kleinere kennt man jetzt nicht alle auswendig. Mein Wissen diesbezüglich ist in den anderthalb Jahren, in denen ich den Job jetzt mache, zwar weit über das vor der Ortskundeprüfung angewachsen, aber es ist normal, dass auch ich mal ein Hotel noch nachschlagen muss. Und wenn es so ist, dann tue ich das eben. Ich hab bisher noch jede Unterkunft binnen 30 Sekunden im Robertha gefunden, der Aufwand hält sich also in Grenzen.

Aber ich habe es nicht getan in diesem Fall. Der Fahrgast meinte, dass das Hotel fast direkt an der Oper liegt und er wisse zwar die Straße nicht, aber er könne mir den Weg dann schon zeigen. Also bin ich frohen Mutes gen Oper gegurkt. Wie vernagelt muss man eigentlich als Taxifahrer sein, wenn einem in so einem Moment nicht einfällt, dass es in Berlin ja durchaus mehr als eine Oper gibt. Und während ich in Richtung der Staatsoper gegurkt bin, wartete das Hotel ruhig an der deutschen Oper auf seine Entdeckung…

Einfach mal völlig falsche Richtung!

Als mein Fahrgast dann etwas verwundert war, weil bereits fast 10 € auf dem Taxameter standen, er aber auf dem Hinweg nur 6 oder 7 bezahlt hatte, hab ich das Hotel dann doch mal nachgeschlagen. Das war letztlich die weiteste Tour, die ein Fahrgast jemals für 10 € mit mir gemacht hat, das könnt ihr mir glauben 🙁

Naja, jetzt hat er wenigstens mal das Brandenburger Tor gesehen… er hat es mit Fassung getragen. Glücklicherweise. Mir war es verdammt peinlich.

I should not say anything…

Was für eine Fußball-Nacht. Die Deutschen haben zwar verloren, aber in der Nacht auf Donnerstag war dann doch in der halben Stadt Party. Viele feiernde Spanier, und sehr schön anzusehen: Auch einige, die gemeinsam mit den Deutschen gefeiert haben. Scheiß auf das Ergebnis!

Ich hab das Spiel auch schon recht weit hinten in mein Gedächtnis verbannt, als ich am Westin Grand herausgewunken wurde, und mein Fahrgast meinte:

„You know where is the Bar 25?“

„Yes, of course!“

„I’m sorry for Germany!“

Ich hab irgendwie tatsächlich zunächst gedacht, er will sich entschuldigen, weil er kein Deutsch kann 🙂

Aber gut, natürlich haben wir das Spiel kurz angeschnitten, und mir blieb kaum was anderes zu sagen als:

„But the Germans weren’t the best Team. That’s life!“

Das mag grammatikalisch falsch sein, aber er hat es verstanden. Die Antwort war allerdings großartig:

„I should not say anything. I am from Italy!“

😀

Null Minuten!

Das mit dem Taxiartikel ist heute morgen nichts mehr geworden, sorry dafür! Ich war ziemlich müde und hatte einfach keine Lust mehr. An der Arbeit lag das hingegen sicher nicht, denn es war eine fantastische Schicht. Naja, nennen wir es mal „Halbschicht“.

Ich hab wie wahrscheinlich 90% der Bevölkerung hier das Spiel noch angeschaut, wenig begeistert, aber tapfer bis zum Schluss. Dann hab ich mich danach zum Autochen geschleppt, um ein paar Feierwütige durch die Nacht zu kutschieren. Das Konzept ist prima aufgegangen, ich hab in 5 Stunden einen ansehnlichen Umsatz von 135 € eingefahren. Das wirklich fantastische an der Geschichte allerdings ist, dass ich in diesen 5 Stunden eine Wartezeit von exakt 0 Minuten hatte. Ich hab die ersten neun Touren allesamt als Winker unterwegs bekommen, und als ich zu guter Letzt einmal ans Matrix rangefahren bin, hat meine Kundschaft mich – als ersten Großraumwagen – auch noch abgewunken, bevor ich zum Stehen gekommen bin. Das ist definitiv eine Premiere und im Grunde ein Gefühl wie Silvester. Die Tatsache, dass der Umsatz nicht völlig gigantisch war, ist der Tatsache geschuldet, dass ich meist etwas längere Fahrten hatte, bei denen ich teilweise recht lange Leerfahrten zurück in die City hatte, wo mir dann die nächsten Winker reingesprungen sind. Aber ganz ehrlich: So macht das Arbeiten Spaß!

Zur Schönhauser…

Stadtplanerische Dinge, über die man sich niemals Gedanken machen muss, wenn man kein Taxifahrer ist, Part 4536763 a:

Mal wieder ein Text für Berliner…

Ich hatte gerade Kunden am Generator Hostel (Storkower Str., Ecke Landsberger Allee) abgesetzt, als gegenüber an der Storkower jemand gewunken hat. Wow! Anschlusstour! An so einem Abend! Immer wieder nett. Er bat mich, die Storkower Str. gen Norden zu fahren. Er müsste an die Schönhauser Allee. Die Ecke weiss er nicht mehr.

Ich dachte zunächst, ich solle einfach geradeaus fahren.

Als er sagte, ich solle an der nächsten größeren Kreuzung (Kniprodestr.) abbiegen, ordnete ich mich links ein.

Daraufhin wollte er aber, dass ich rechts abbiege.

Und tatsächlich kommt man mit allen drei Varianten wenn man einfach nur  dem Straßenverlauf folgt zu einer Kreuzung auf der Schönhauser Allee. Da muss man schon sagen, was man genau will 😉

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Die Millionäre unter uns

Manchmal verstehe ich die Kollegen nicht so recht. Gut, das trifft auf Kollegen wie Nicht-Kollegen zu. Jeder Mensch hat so seine Eigenheiten und im Großen und Ganzen macht das unsere Welt ja erst interessant. Aber wie bei allen schönen Medaillen gibt es ja auch hier viele Kehrseiten. Eine Menge Leute sind einfach blöd und / oder nervig. Ich zähle sicher für einige auch dazu, damit muss man also offenbar leben. Was ich jetzt am frühen Morgen, bzw. für mich späten Abend, unbedingt mal anschneiden wollte, das sind die Millionäre unter uns. Besser gesagt: Die angeblichen Millionäre.

Holen wir etwas aus:
Ich schreib hier relativ offen über alles mögliche, auch über meine Umsätze. Mal sind sie scheiße genug, dass ich sie erwähnen muss, um Mitleid zu bekommen, mal möchte ich, dass sich die Welt mit mir freut, und manchmal dient es auch tatsächlich einer näheren Erläuterung. Außerdem kommt die Hälfte aller Google-User irgendwann bei mir im Blog vorbeigeschneit und erwartet eine Antwort auf die Frage, was Taxifahrer so verdienen. Ich hab da keine großen Hemmungen, ich weiss ja, welche Ämter ich um was bescheisse 😉
Nein, ich finde, dass der erzielte Umsatz natürlich ein markanter Punkt in dem Gewerbe ist. Als Taxifahrer treffe ich zig Entscheidungen täglich des Umsatzes wegen, also berichte ich auch hier und da über selbigen. Das tue ich wie hier auch gelegentlich auf der Straße. Mit ein paar Kollegen meines Vertrauens erörtere ich durchaus gelegentlich den eigenen Kassenbestand. Macht ja irgendwo auch Spaß.

Und natürlich haben eigentlich nie auch nur zwei Kollegen den selben Umsatz gemacht. Meist ist man noch nicht einmal zur selben Zeit gestartet und im Grunde ist jegliches Gerede darüber völlig belanglos und dient oberflächlichster Unterhaltung oder als guter Einstieg zum darüber reden, ob der Tag nun gut oder schlecht läuft.

Und ja, es kommt schon manchmal vor, dass man natürlich just in der schlechtesten Nacht des Monats einen Kollegen trifft, der gerade die Hammer-Tour hatte, einen Rekord-Umsatz und vom Trinkgeld will er ja gar nicht erst anfangen, um niemanden zu deprimieren. Das mag beim ein oder anderen auf Unverständnis stoßen, ich finde es in einem engen Kollegenkreis als kleine Stichelei völlig normal, und schließlich darf ja jeder mal austeilen oder muss einstecken.

Wenn da nicht die Millionäre wären. Die Kollegen, die einfach immer einen höheren Umsatz haben. Besser: die, bei denen man weiss, dass sie immer einen höheren Umsatz angeben, als sie tatsächlich haben. Nun bin ich ja wirklich kein allzu rekordversessenes Arbeitstier, ich habe also durchaus öfter Kollegen, die höhere Umsätze haben als ich. Das ist völlig ok, und ich gönne ihnen das auch. Aber dann gibt es eben auch die anderen.

„Und, wat hatteste Donnerstag?“
„350. Ich weiss nicht, ist das gut?“

Oder:

„Wie lief es bisher? Ich bin schon bei 120.“
„Oh, ich hab sogar 130. Ha, bin ich tatsächlich mal schneller als du…“
„Ach ich seh grad, ich hab doch schon 135!“

Und heute hatte ich wieder mal einen Kollegen, den ich noch gar nicht kannte. Der kam an und fragte, wie es läuft. Ich hab gesagt, dass es nicht so überragend wäre, aber ich wäre auch erst spät los. Dann meint er:

„Naja, bei mir isses gar nicht soo schlecht gelaufen. Ich hab um 21 Uhr angefangen, hab aber noch Pause bei nem Kumpel gemacht. Bin jetzt bei 180 €.“

Da hatten wir es kurz vor 2 Uhr. Also gut, ich kannte ihn nicht. Vielleicht fährt er ja wirklich jeden Tag 200 € ein, aber Montag Nacht in viereinhalb Stunden mal eben 180 aus dem Ärmel zu schütteln, 45 € pro Stunde… das klingt schon nach einer armseeligen Überspielung von schlechtem Umsatz. Oder es lässt schlimmstes befürchten, was die Wahl der Strecken oder die Einstellungen des Taxameters angeht…

Natürlich, es KANN sein. Ich will auch niemandem Unrecht tun mit diesem Artikel. Aber ich finde es erbärmlich, wenn man sich so sehr in Konkurrenz zu den Kollegen wähnt, dass man nicht mal zugeben will, dass sie mal mehr Glück hatten. Glück, liebe Kollegen! Das ist in der Regel Glück! Damit beweist man sich gar nix! Mir zumindest nicht. Ja, ich sag auch mal, „ich hab 90“, wenn ich weiss, dass ich 88,70 € und einen verlorenen Pfennig in der Kasse hab, aber doch nicht zum Rumprollen oder Kollegen lächerlich machen 🙁

Ich verstehe die Leute einfach nicht. Da labern sie an jedem Stand einen anderen Kollegen voll und alle lachen sie bloß über „Millionen-Kurt“ und darüber, was für widersprüchliche Angaben er so über die Nacht hinweg gemacht hat. Es arbeiten zweifelsohne eine Menge Volltöffel in dem Job, aber dass sich einer damit beliebt gemacht hat, hätte ich bisher noch nicht mitbekommen…