Auch ein Grund…

Was ich haben will „für in die Boyenstr.“? Vom Matrix aus?

„Ich schätze Pi mal Daumen 15 €. Vielleicht auch ein bisschen weniger.“

Kurze Zeit später, Chausseestr. Ecke Boyen:

„Kannst hier halten.“

„Dann sind wir bei 14,80 €.“

„Mach, mach einfach 17. Fürs akkurate Schätzen!“

Manchmal sind die Trinkgeldbegründungen einfach niedlich. Wie langweilig wären die Gespräche in meinem Taxi, wenn auch Männer sich trauen würden, einfach zu sagen: „Mensch, du machst deinen Job aber toll!“

Gewissensbisse? Nee…

Manchmal verlaufen Fahrten ja anders als man denkt. Naja, meistens 😉

Schön war, dass ich ausgerechnet in der letzten schummrigen Gasse in Treptow einen Winker gefunden habe. Ein gut gelaunter junger Mann, der noch zudem zu einem Ziel nahe Mariendorf wollte. Eine gute 15€-Tour.

Etwas bedenklich wurde es, als er mich bat, „ein bisschen vorsichtig“ zu fahren, weil er „stark angetrunken“ sei. Nachtigall, ick hör dir trapsen…

Wie ich das immer mache, hab ich ihm gesagt, dass er rechtzeitig was sagen soll, dann wäre ein schneller Stopp kein Problem. Es kam, wie es kommen musste: Einen knappen Kilometer nach Fahrtantritt murmelte er ein Stopp, und binnen zweieinhalb Sekunden stand das Taxi mit Warnblinker am rechten Fahrbahnrand und seine Tür war offen. Er torkelte aus dem Auto, lehnte sich an ein Stadtmöbel und versuchte zu kotzen.

Kein schöner Anblick, aber weitaus besser, als den selben Anblick im Fahrzeug zu genießen! Er hat auch nicht ernsthaft seine Umwelt in Mitleidenschaft gezogen, sondern nur ein bisschen Speichel abgesondert. Er hat sich erst einmal hingesetzt und wollte von der Welt nichts wissen. Die Uhr lief und ich fragte, was wir nun machen sollten. Zurück vielleicht?

„Nee nee, nich zurück! Ich muss zu mein‘ Kumpel!“

Er ist dann recht flott wieder eingestiegen und ich hab die nächsten 5 Minuten sehr sehr wachsame Augen gehabt. Auf ihn, auf den Verkehr hinter uns und auf Ecken zum ranfahren. Aber ziemlich schnell ist er dann eingeschlafen, und mir war das nicht unrecht. Es kotzt sich schwer, wenn man nicht wach ist, und so konnte ich den Weg letztlich recht flott zurücklegen. Auf dem kürzesten Weg bin ich dank meinem Navi zur mir bis dato unbekannten U-Bahn-Haltestelle gegurkt und hab mich gefreut, dass die Umsätze nun doch nicht so schlecht aussehen wie erwartet.

„So, aufwachen! Wir sind da!“

„Reaktion“ wäre eine ziemliche Übertreibung für das, was von seiner Seite aus folgte. In weiser Voraussicht habe ich die Uhr dieses Mal nicht ausgemacht. Wer weiss, wie lange das noch dauern würde. Normalerweise bin ich da kulant, aber man ärgert sich unter Umständen schon, wenn einen das dann 20 Minuten Zeit kostet.

Ich hab ihn unsanft gerüttelt, ihn abgeschnallt, ihm versucht klarzumachen, dass ein Taxi ein ausgesprochen teurer Pennplatz ist, egal. Mehr als 3 Sekunden am Stück konnte er die Augen nicht offenhalten. Ich hab seine Tür aufgemacht, hab ihm gesagt, er solle erst mal aussteigen, nach ein paar Schritten und frischer Luft sähe die Welt doch gleich ganz anders aus.

Begeistert war er nicht, als ich ihn mehr oder minder aus dem Auto gezogen habe, aber siehe da: Er konnte plötzlich selbstständig stehen und wachte langsam auf. Na also!

Ungelenken Schrittes tapste er davon.

„Hey, Moment mal! Zahlen wäre vielleicht noch angesagt!“

Für die folgenden Laute gibt es keine Lautschrift, aber man kann es mit „verständnisvollem Grunzen“ ganz gut umschreiben. Er drehte sich um und begann in seinem Portemonnaie zu suchen. Ich hatte meines auch schon bei mir, und in Anbetracht der bereits aufgelaufenen Summe von 18,40 € fand ich den Fuffi auch nicht unangemessen.

„Passt!“

„Ey, mach keinen Scheiss! Das ist ein ganzer Haufen zu viel!“

Glaubt mir, ich hab mich gehasst für diesen Satz. Natürlich sind meine Augen groß geworden und ich wäre gerne einfach abgehauen mit der Kohle. Aber ich kann es einfach nicht. Irgendwo während der letzten Generationen sind in meiner Familie die Arschloch-Gene verlorengegangen. Ich hab einen Zwanni und einen Zehner aus dem Sack geholt und ihm gegeben. Geben wollen. Er stieß meine Hand mit dem Geld verächtlich weg, drehte sich um und torkelte seines Weges.

Gut, dann eben doch nicht!

Ich werde mich nicht auf ein Handgemenge einlassen, um 30 € loszuwerden! Ein paar Sekunden hab ich noch gewartet. Vielleicht überlegt er es sich ja nochmal. Nix. Na denn…

Ich hoffe, es ist ihm wenigstens eine Lehre.

Sehenswürdigkeit

Irgendwie scheint es niemanden zu interessieren, dass auf meinem Auto nach wie vor „Ich tanke Banknoten-Konfetti“ steht. Mich selbst eingeschlossen. Kuriose Züge hat es jetzt allerdings angenommen. Bin ich, bzw. ist doch mein Taxi neulich von zwei Mädels fotografiert worden, die sich schief gelacht haben über den Aufdruck.

Ich hoffe mal, es war der Aufdruck…

Ich hätte ihnen ja gerne meine Karte durchs Fenster gereicht, damit sie sich nicht mit einem Handy-Foto begnügen müssen, aber ein weiterer gemeinsamer Ampel-Halt war uns nicht vergönnt. Naja, bin ich eben auch eine Sehenswürdigkeit 🙂

Nicht das Quiztaxi!

Ich glaube, das Quiztaxi ist das Fernsehformat, das fast allen Taxifahrern gehörig auf die Nerven geht. Nicht einmal, weil es ein schlechtes Format ist – ich fand es eigentlich recht unterhaltsam, wenn ich es (vielleicht zweimal in meinem Leben) gesehen habe.

Das Dumme ist nur, dass seitdem wahrscheinlich überall in Deutschland Taxifahrgäste ab 1 Promille aufwärts zigtausend Taxifahrer mit der Frage nerven, ob man im Quiztaxi sei, und ob man nicht eher Geld gewinnen könne als zahlen müsse. In der Regel ist das ja auch mit einem kurzen „Nein, leider nicht.“ erledigt, aber auf Dauer ist dieser Witz eben ziemlich ausgelutscht.

Am Wochenende hielt dann auch neben mir am Frankfurter Tor ein Wagen, und ein junger Mann, optisch irgendwo zwischen Skinhead, Smiley und Patient in der plastischen Chirurgie angesiedelt, und fragt mich:

„Bist du das Quiztaxi?“

Auf mein Nein fahren sie weiter, und an der nächsten Ampel möchte er mir noch etwas sagen. Ich mache das Fenster runter, und…

„Bist du das Quiztaxi?“

„Sorry, aber der war ja schon beim ersten Mal nicht überragend originell. Beim zweiten Mal wird es allerdings echt öde.“

„Wirklich?“

„Was meinst du, wie oft wir das gefragt werden?“

„Hmm, ich dachte, ich bin der erste…“

„Nee, da muss ich dich enttäuschen…“

„Ich fand den trotzdem gut!“

„Na denn… Schönen Abend noch!“

Dialoge, bei denen man sich im Nachhinein fragt, ob es den Aufwand wert war, dafür die Musik leiser zu drehen…

Taxi vs. Fahrrad

Klaus wird sicher bald sein Bild posten (das wesentlich besser ist), aber ich will wenigstens beweisen, dass ich es auch gesehen hab. Ich hab sogar die Typen gesehen, die das Rad aufgehängt haben. Immer wieder witzig, was einem unter Drogeneinfluss alles Spaß macht 😉

Taxi oder lieber Fahrrad? Quelle: Sash

Taxi oder lieber Fahrrad? Quelle: Sash

Sash, MTV und eine Taube mit Kopfschmerzen

„Ich zahl dir natürlich auch ne ganze Fahrt. 20 € oder so…“

Zugegeben, letztlich war es der schnöde Mammon, der mich überzeugt hat. Etwas traurig, im Nachhinein sagen zu müssen, dass die eigene Käuflichkeit bei 20 € bereits losgeht, aber so ist es eben. Und im Grunde machen wir Taxifahrer uns auch oft genug für 5 € zum Löffel.

Am Ostbahnhof ging am Freitagabend fast eine Stunde lang gar nichts, und die größte Abwechslung neben einigen kurzen Gesprächen in der Kollegenschaft war, dem Filmteam bei der Arbeit zuzusehen. Die angeblich spontane Idee eines Verantwortlichen war es, die Protagonistin in ein Taxi steigen zu lassen.

Die meisten Kutscher haben sich desinteressiert gezeigt, das war allerdings auch vor dem Hinweis mit der Bezahlung. Zunächst hatte ich auch abgelehnt. Eine hart umkämpfte Position in der Schlange für einmal für die Kamera anfahren aufzugeben, ist denn wohl auch was, was nicht mehr unter Beförderungspflicht fällt…

Eine 20€-Tour ist dagegen ja oberes Drittel von dem, was man am Ostbahnhof so erwartet.

Dafür musste ich einer Darstellerin den Kofferraum aufmachen und wieder im Wagen verschwinden. Dann anfahren, fertig. Auch mit Wiederholung und Bereitstellung des Wagens für eine zweite kurze Szene sind keine 15 Minuten dafür draufgegangen.

Der optimale Tierschützer bin ich allerdings nicht. Denn die Schauspielerin war nicht alleine:

Schauspielerin mit Headnut-Bird, Quelle: Sash

Schauspielerin mit Headnut-Bird, Quelle: Sash

Ja, ihr seht richtig: Eine weisse Taube (Guru guru guru…)!

Dieser äußerst brave Vogel hat sich beim ersten Take tatsächlich den Kopf angestoßen, weil ich ein bisschen scharf gebremst habe. Menno, als ob ich dem Tier was Böses wollte 🙁

Und wofür das Ganze?

Für ein Musik-Video. Womit wieder bewiesen wäre, dass wir Blogger total übel auf Ruhm fixiert sind und so. Eventuell gibt es also demnächst Sash auch auf MTV, wenn auch nur kurz. Das Video müsst ihr aber selbst rausfinden, Tipps habt ihr ja jetzt genug 😀

PS:
Falls ihr es finden solltet (wenn es dann mal draussen ist): Dass ich den Kofferraum nicht selbst zugemacht habe, ist nicht mein übliches Vorgehen! Das war eine Regieanweisung!

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Kriegen wir alles hin…

„Warten sie mal, bevor sie losfahren…“

sagt der junge Mann zu mir, der mich an einer einspurigen Stelle einer Hauptverkehrsachse herangewunken hat. Ich werte das als Metapher und fahre ohne das Taxameter einzuschalten die hundert Meter bis zum zweispurigen Bereich.

„Ich hab nur nen 10er und nen 100er und muss in die Voigtstr. Geht das?“

Dumme Geschichte. Ich hatte erst 2 Kunden, die Fahrt wird sicher über 10 € kosten. Also kurzer Wechselgeld-Check:

100 € in Scheinen. Puh!

„Kriegen wir alles hin…“

Der Bankautomat hat ihm anscheinend ungefragt nur einen Hunderter ausgespuckt. Er war selbst nicht sonderlich begeistert darüber. Naja, musste ich halt kurz wechseln. Hauptsache ist, der Kunde ist zufrieden. Und eine Tour ist eine Tour! Gut, dass ich am Wochenende immer ein paar Euro mehr mitnehme. Sonst bin ich ja echt knausrig beim Einstecken von Wechselgeld.