Festpreis die x-te

Vom Ostbahnhof nach Marienfelde? 6 Leute?

Klar!

„Machste Festpreis 27 €?“

„Nee, is nich. Ich kann das weder genau einschätzen, noch ist es erlaubt. Und schon der Versicherung wegen ist es besser, wenn die Uhr läuft.“

Aber Sash hatte wohl das einzige Großraumtaxi an der Halte… da sind sie dann doch eingestiegen. Bis auf Mister Festpreis auch alle zufrieden. An der nächsten Kreuzung wollte ich sie eigentlich wieder rausschmeissen. Aus der letzten Reihe wurden mir inzwischen 25 € geboten, und meine ehrliche Beteuerung, ich dürfe das wirklich nicht, quittierten sie mit Häme darüber, dass das „aber letzte Woche“ auch ging, und ob das dann illegal war…

„Klar.“

„Und was soll das bitte für Gesetz sein? Taxifahrer-Gesetz oder was?“

„Taxitarifordnung!“

Da musste sich Mister Preisvorschlag natürlich wieder einschalten:

„Quatsch, das steht nirgends. Sowas gibt’s nicht.“

Irgendwie glaubten sie es mir dann doch, aber moralisch waren sie natürlich in der besseren Situation:

„Ha, und wenn dir jemand 95 € anbietet nach Marienfelde des machst du dann nicht?“

„Nicht offiziell, das muss als Trinkgeld laufen. Aber ich verlange dafür auch an Silvester keine 30 € vom Ostbahnhof zur Warschauer…“

Das letzte Killer-Argument in der Serie war dann

„Aber wir ha’m ja wohl nicht Silvester!“

Aber irgendwie beruhigte sich das fast schlagartig. Mister NicePrice schlief ein und die anderen unterhielten sich untereinander über andere Dinge.

Mir ist indessen bei einem Blick auf die Kilometer langsam klargeworden, dass die 27 € soo schlecht gar nicht gewesen wären – ohne die Zuschläge sogar zu teuer. Aber Mister ClevererDeal schlief, sodass ich ihn nicht mehr fragen konnte, ob er die 27 € letztes Mal alleine gezahlt hat. War nicht die tollste Tour, und sonderlich euphorisch fiel meine Meinung über die 20 Cent Trinkgeld am Ende auch nicht aus, aber ich hatte einfach keine große Lust darauf, die mit einem „Super Deal“ durchkommen zu lassen. So haben sie halt 27,80 € bezahlt. Runde 13 Cent mehr pro Person als der vorgeschlagene Festpreis. Sie werden es überleben…

Nötig

Manchmal hat man nach dem Feiern ja noch gewisse… Wünsche. Dass diese sich nicht unbedingt erfüllen, kennen wahrscheinlich vor allem die Männer 🙂

Aber es geht auch andersrum. 2 Typen und ein Mädel hatte ich für eine recht lange Fahrt von Friedrichshain nach Wilmersdorf im Auto. Der offensichtlich am „engsten befreundete“ der beiden Jungs stieg als erster aus, und von nun an galten die Überredungsversuche der Gepeinigten dem Zweiten. Er möge doch bei ihr übernachten…

Völlig entgegen der gängigen Klischees gestand der nun aber, dass er die Befürchtung hat, sie würden zu weit gehen. Sie wiederum konterte damit, dass man das locker sehen sollte und trennen können sollte:

„Sex und …na der Rest eben“

Diese mehr oder minder direkte Aufforderung fruchtete allerdings auch nicht, denn der feine Herr wurde plötzlich ziemlich philosophisch und beschloss, es sei ihm nicht möglich, „quasi einen Spieler der eigenen Mannschaft zu foulen“. Damit war auch er verschwunden.

Die letzten 3 Kilometer Heimfahrt telefonierte sie dann mit einer 3. Person, die offensichtlich gewillter war. Problematisch nur, dass diese sich noch am Ostbahnhof befand. Aber Madame hatte klare Vorstellungen:

„Ich bin in, sagen wir 2 Minuten zu Hause. Dann… boah höchstens 10 Minuten bin ich noch wach. Wenn du also noch ficken willst, musst du vorher vorbeikommen.“

Und warum ich das schreibe?

Was meint ihr, wie froh ich in diesem Moment darüber war, dass ich nicht der andere Taxifahrer war – der der jetzt einen notgeilen Pubertanten in 10 Minuten vom Ostbahnhof nach Wilmersdorf bringen sollte 🙂

Unterstützung

Ich hatte eine wirklich nette Kundin im Taxi. Zu der Fahrt gekommen bin ich nur, weil ich ihr – im Gegensatz zum Kollegen vor mir – erlaubt habe, einen McDonalds-Hamburger zu essen. BigMäc, Döner, Gyros und so weiter hätte ich auch abgelehnt. Bei den kleinen Mac-Burgern mache ich nicht rum. Ich ermahne die Fahrgäste, dass kleckern teuer wird und sie das als Vertrauensbonus verstehen sollen – und mache ihnen klar, dass das Ablehnen des Kollegen durchaus verständlich war. Bisher bin ich auf dieser Schiene immer gut gefahren und das Einzige an „Mehraufwand“ ist, dass ich kurz danach den Türgriff mit einem Taschentuch oder einer Küchenrolle abwische. Boah, tragisch!

Aber gut, ich verrenne mich schon wieder in Grundsatzdiskussionen 😉

Nein, ich hatte da also diese wahnsinnig nette Kundin – die mein Vertrauen auch nicht enttäuscht hat – mit der ich eine gemütliche 12€-Tour lang gelabert habe. Das ging ziemlich weit ins Persönliche, bis hin zu Übergewicht. Sie erklärte mir, dass ihr Freund etwa meine Maße hätte und das eigentlich voll cool sei und so weiter. Jedenfalls telefonierte sie im weiteren Verlauf der Fahrt noch mit ihm, und da kam es zu folgender Aussage:

„Rat mal, was ich gegessen hab? Hamburger und Pommes!!! Geil, oder? Und du hast nur Nudeln mit Broccoli!“

Zwei Minuten später klärte sich das Ganze dann auf:

„Wissen sie, der versucht gerade abzunehmen. Deswegen hat der gerade im Restaurant Nudeln ohne Sauce bestellt…“

Eine Minute später:

„Aber ich unterstütze ihn da voll…“

Lohnt sich!

Ich muss mich doch mal bei meinen Chefs bedanken. Da sind am Monatsanfang zur Abrechnung 2 von 3 Leuten, die den Laden zusammenhalten nicht da, und dennoch kommt der Lohn, der für 15. Februar angekündigt ist, pünktlich heute am 12. vor dem Wochenende.

Sind wir mal ehrlich: Montag wäre pünktlich gewesen – und da wir sowieso im Zweifelsfall auf unser Trinkgeld zurückgreifen können – oder in Ausnahmefällen auf die Kasse selbst – sind wir anders als viele andere Arbeiter auch nicht ganz so dringend auf Pünktlichkeit angewiesen.

Aber ich hab lange genug an Orten gearbeitet, denen an Gehaltszahlungen nicht sonderlich viel lag. Wenn ich an meine Zivi-Zeit denke, als die Kirchengemeinde beschlossen hat, irgendwann mit 1 bis 3 Wochen Verspätung zumindest mal das zu zahlen, was ihrer Meinung nach nicht strittig war…

Nein, auch wenn es eigentlich zu einem guten Arbeitsverhältnis dazu zählen sollte, kann man sich ausgerechnet in Branchen mit niedrigem Lohn oft nicht sicher sein, dass die Versprechen auch gehalten werden. Ich arbeite bei meinem Chef jetzt seit über einem Jahr und die Kohle kam immer pünktlich, meistens so wie diesen Monat ein paar Tage „zu früh“. Dafür danke!

TaxiButton

Als Blogger bekommt man offensichtlich ab ca. 200 Lesern am Tag automatisch eine Menge Werbeangebote. Das ist nicht sonderlich schlecht, könnte es einem theoretisch doch dazu dienen, die Ausgaben – so man welche hat – gegenzufinanzieren. Aber klar, die meisten Angebote sind wenig seriös, man bekommt oft so nette Mails wie:

„Wenn sie in ihrem Artikel „Wie ich in Bali mein Analthermometer verloren habe“ im Wort „Urlaub“ auf unsere Ferienangebote verlinken, lasse ich ihnen unkompliziert 20 € zukommen.“

Dann fragt man nach, wie sich der Anbieter das vorstellt, sprich: Was ist unkompliziert? Darf ich es als Werbung kennzeichnen? Welche Zielgruppe wollen sie eigentlich ansprechen? …und man kann sich sicher sein, dass man keine Antwort mehr erhält. Prima. Also bin ich von Natur aus eher skeptisch.

Nun bekam ich heute eine Mail, in der mir nahegelegt wurde, mir eine neue App namens TaxiButton, bzw. dem dazugehörigen Fahrer-Modul TaxiButton-Driver mal anzusehen, auszuprobieren und – bei Gefallen – im Blog zu erwähnen, bzw. ein Feedback zu geben. Nun habe ich das Problem, dass ich das Teil gar nicht testen kann, weil mein antikes Handy eigentlich nicht viel mehr kann, als einen kaputten Lautsprecher zu haben, was bedeutet, dass es selbst zum telefonieren eigentlich zu blöd ist. Irgendwelche Apps sind mit dem Teil schlicht nicht zu kombinieren, weil es einfach kein Smartphone ist.

Interessant fand ich die Sache grundsätzlich aber schon, und auch die Form der Ansprache fand ich wesentlich überzeugender als die anderer Firmen, zumal es wenigstens um eine Software geht, die hier im Blog tatsächlich ihre Zielgruppe haben wird.

TaxiButton soll ein eigenes Vermittlungssystem sein, bei dem der Kunde seine Daten eingibt und die Taxifahrer in der Nähe die Möglichkeit bekommen, den Auftrag anzunehmen. Eine Vermittlung eben an den Zentralen vorbei, ansonsten für die Fahrer mit Datenfunk wohl wenig spektakulär. Insbesondere aber vielleicht deswegen schon interessant, weil die Zentralen in Berlin gerade nicht mit herausragenden Leistungen auffallen.

Das Ganze soll dieses Wochenende anlaufen und befindet sich dann erst einmal in der Einführungsphase, die auch noch umsonst sein wird. Auf der Website selbst findet sich (leider leider – das finde ich ziemlich unschön!) kein Hinweis auf die Höhe der zukünftigen Kosten, aber in der Mail las ich

In der Einführungsphase ist die Nutzung der App komplett kostenlos. Danach zahlt man NUR pro vermittelter Fahrt und zwar maximal 33ct.

Sollte dies der Fall sein, dann halte ich es für ein faires Angebot und vor allem für ein insofern cleveres System, als bei auftragsweiser Bezahlung den Betreibern am Vermitteln von Fahrten gelegen sein wird, und sie sich nicht mit ihren monatlichen Fixzahlungen in den Ruhestand begeben können, ohne dass irgendwer was davon hat. Wie das ja bei gewissen Zentralen zum Teil vorzukommen scheint…

Ein paar Fragen sind allerdings auch bei mir noch offen geblieben. Zum Beispiel steht dort – was nicht uninteressant ist – dass man bei Fehlfahrten oder ausfallenden Kunden als Fahrer diese Kunden sperren kann. Aber kann ich als Kunde auch Fahrer sperren? Und sperre ich Leute nur für mich oder gibt es vielleicht irgendeine Art internes Warnsystem?

Die Seite selbst ist zumindest derzeit noch ein bisschen zu sehr ein heiteres „Wir können alles umsonst und die Welt wird besser“-Gerede, was natürlich marketingtechnisch sinnvoll scheint, mich als Skeptiker aber eher abschreckt.

Was mich freuen würde: Wenn irgendwelche technik-affinen Kollegen es vielleicht ausprobieren und mir ihre Erfahrungen schildern würden – also einen Kommentar mit Erfahrungsbericht oder einen Link zu einem solchen hier posten würden.

Nachwuchs

So, nun habe ich meine Mails auch mal gecheckt…

Und damit sei das Memo, in Zukunft öfter dran zu denken, auch bei mir untergebracht, wo es was nützt… Jo weiss, was ich meine 😉

Ja, und wurde ich auch darauf aufmerksam, dass mir Dome geschrieben hat, und zwar nicht irgendwas, sondern dass er jetzt auch angefangen hat zu bloggen und ich da wohl meinen Anteil daran habe. Er beginnt jetzt mit dem Lernen auf die P-Schein-Prüfung – das könnte also auch noch ein interessanter Blog werden. Die Addresse?

http://taxi.blogage.de

Da nicht alle da draussen stumme Vor-sich-hin-Schreiber sind und ein bisschen Feedback gerade am Anfang ja sehr motivierend sein kann, möchte ich das Vorbeischauen einfach mal empfehlen.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Distanz

…ist selbst beim Taxifahren manchmal nicht unwichtig. Gerade Nachts hat man viele Leute, die irgendwelche krassen Erlebnisse hinter sich haben oder einfach nur völlig strunzvoll sind. Das führt dann durchaus mal zur ein oder anderen kuriosen Situation oder zu Gesprächen, die man eigentlich nicht führen wollte oder sollte.

Die ganz krassen Angebote hatte ich (noch?) nicht, aber bisweilen ist mir auch schon genug, was ich so nebenbei abkriege. Ich gehöre sicher nicht zu den Leuten, bei denen die Anzüglichkeiten, das Gejammer und die Depressionen der Kunden einfach zum einen Ohr rein und zum anderen wieder rausgehen. Aber ich bin mir sehr wohl bewusst, dass ich eine Dienstleistung anbiete, mehr aber auch nicht. Nach Möglichkeit beinhaltet diese Dienstleistung zwar auch ein bisschen seelischen Aufbau, aber bei allem Verständnis ist es kein Zufall, dass es auch für Sex und Seelenklempnerei eigene Spezialisten gibt, die damit ihr Geld verdienen.

Neulich hatte ich auch wieder so eine, die mir eindeutig ein bisschen zu viel Nähe gesucht hat. Ich meine, ich werde den Teufel tun und ihr widersprechen, wenn sie sagt, dass ich nett bin. Das heisst aber noch lange nicht, dass ich allzu innige Umarmungen als Selbstverständlichkeit hinnehmen muss. Immerhin war sie betrunken genug, um mir das wenigstens nicht übel zu nehmen.

Und Geld verdient hab ich auch nicht, da sie eigentlich einen Deal mit einem anderen Fahrer hatten, der sich geringfügig (eine halbe Stunde) verspätet hat. Irgendwie war ich ja froh drum, dass sie ihre Freundinnen nicht noch überredet hat, doch mit mir zu fahren – wo ich doch so ein Netter bin…