Nötig

Manchmal hat man nach dem Feiern ja noch gewisse… Wünsche. Dass diese sich nicht unbedingt erfüllen, kennen wahrscheinlich vor allem die Männer 🙂

Aber es geht auch andersrum. 2 Typen und ein Mädel hatte ich für eine recht lange Fahrt von Friedrichshain nach Wilmersdorf im Auto. Der offensichtlich am „engsten befreundete“ der beiden Jungs stieg als erster aus, und von nun an galten die Überredungsversuche der Gepeinigten dem Zweiten. Er möge doch bei ihr übernachten…

Völlig entgegen der gängigen Klischees gestand der nun aber, dass er die Befürchtung hat, sie würden zu weit gehen. Sie wiederum konterte damit, dass man das locker sehen sollte und trennen können sollte:

„Sex und …na der Rest eben“

Diese mehr oder minder direkte Aufforderung fruchtete allerdings auch nicht, denn der feine Herr wurde plötzlich ziemlich philosophisch und beschloss, es sei ihm nicht möglich, „quasi einen Spieler der eigenen Mannschaft zu foulen“. Damit war auch er verschwunden.

Die letzten 3 Kilometer Heimfahrt telefonierte sie dann mit einer 3. Person, die offensichtlich gewillter war. Problematisch nur, dass diese sich noch am Ostbahnhof befand. Aber Madame hatte klare Vorstellungen:

„Ich bin in, sagen wir 2 Minuten zu Hause. Dann… boah höchstens 10 Minuten bin ich noch wach. Wenn du also noch ficken willst, musst du vorher vorbeikommen.“

Und warum ich das schreibe?

Was meint ihr, wie froh ich in diesem Moment darüber war, dass ich nicht der andere Taxifahrer war – der der jetzt einen notgeilen Pubertanten in 10 Minuten vom Ostbahnhof nach Wilmersdorf bringen sollte 🙂

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8 Kommentare bis “Nötig”

  1. Nick sagt:

    Moin Sash,

    das ist jetzt mal völlig aus dem Zusammenhang gerissen, aber es geht einfach generell um deinen Blog.
    Ich muss sagen, ich habe viel Gefallen daran gefunden, die Seite des Taxifahrers mal kennenzulernen.
    Deshalb habe ich auch von Torstens Blog hierher gefunden und kann mich natürlich als auch-berliner mit den Geschichten noch mehr anfreunden.
    Kurz gesagt, es ist eine sehr angenehme ‚ich sitze auf der Arbeit und hab viel Eierschaukelzeit‘-Lektüre (im Besten aller Sinne), zumal es auch sehr gut geschrieben ist.
    Und, das hilft dir jetzt nicht viel, aber du hast vermutlich einem Kollegen heute zu einer Kurzstrecke verholfen.
    Da der Nahverkehr mich wieder im Stich gelassen hat, und ich rechtzeitig zur Arbeit musste, am Jakob-Kaiser-Platz aber nur bedingt Lust hatte 15min auf den Bus zu warten, wenn es Luftlinie nur 2min dauert (ich hatte dann auch Glück, dass zumindest eins von den gefühlten 100 Taxis in Richtung Flughafen die Fackel anhatte und nicht nur vom Flugafen weg, auch Nachfrage meinte er dann, er wollte noch eine letzte Fahrt vom Flughafen machen, so ist er zumindest nicht ganz leer gefahren).
    Jetzt habe ich mit Sicherheit ein sehr schlechtes Gefühl was Entfernungen angeht, aber der Kollege meinte die Kurzstrecke geht in Ordnung (kurz vor dem Ende hat sich dann das Taxameter noch gemeldet, was wohl das Ende der Kurzstrecke bedeutet, oder?).
    Ich habe dann noch kurz mit ihm darüber gesprochen, wie seine heutige Schicht war (das ist vermutlich Tabu, aber die Neugier hatte mich) und er meinte dank der Berlinale war er gut dabei, bei 300€ Umsatz.
    Ich hab ihm dann den obligatorischen 5er gegeben und er hat hoffentlich noch eine angenehme letzte Tour gehabt.

  2. Sash sagt:

    @Nick:
    Wow. Das war wahrscheinlich das bisher längste Lob, das ich in dieser Form – als Kommentar – bekommen habe. 🙂
    Es freut mich natürlich, dass du gerne hier liest und ehrlich gesagt freut es mich auch, dass ich offensichtlich indirekt zu einer Umsatzsteigerung (wenn auch in bescheidenem Ausmaß) des Gewerbes beitragen konnte.
    Im Ernst: In erster Linie schreibe ich hier persönliche Erfahrungen und lustige Stories runter, aber es ist ja durchaus auch mein Ziel, das Ganze ein bisschen zu entmystifizieren. Ich bin jeden Tag geschockt, was manche Kunden für kuriose Vorstellungen vom Gewerbe an sich, von unseren Umsätzen, von der Zählweise des Taxameters, unseren Preisen oder irgendwelchen Verpflichtungen haben. Und aus Unwissenheit entsteht Angst, wobei ich eigentlich keinen Grund sehe, vor Taxifahrern gesonderte Angst zu haben – selbst wenn der ein oder andere Abzocker dabei ist.
    Und es freut mich, dass du offenbar einen netten Kollegen gefunden hast, der dich noch mit zum TXL genommen hat. So sollte es ja eigentlich sein.
    Die Frage nach dem Verlauf der Schicht ist im Gewerbe übrigens bekannt als die häufigste Einstiegsfrage in ein Gespräch, insofern völlig in Ordnung 😉 Dass natürlich jeder anders offen mit seinen Einnahmen umgeht, ist ja klar.

    Und: Ja, das Piepen markiert das Ende der Kurzstrecke. Danach piept es nach 300 Metern noch einmal, aber dann bist du schon um 3 weitere Euro ärmer. Das markiert dann das Ende der Übergangsphase zwischen den Tarifen.

  3. Nick sagt:

    Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir vorher fast gar keine Gedanken über die Branche (und die Menschen darin) gemacht habe.
    Als berufsklammer Student ist man dann meist doch eisern und wartet noch 20min auf den nächsten Nachtbus, statt sich mal die 20€ zu gönnen und angenehm nach Hause zu kommen.
    Aber es ist schön mal den Menschen dahinter zu sehen, der sich darüber freut, wenn es dann doch die 20€ Strecke ist und man noch ein angenehmes Gespräch führen kann, praktisch eine win-win-situation.
    Ein wenig abgeschreckt hat mich allerdings auch (und das soll jetzt auf keinen Fall rasistisch sein, mein heutiger Fahrer war auch kein deutscher), dass eben diese Unterhaltungen mit manchen Fahrern ausländischer Abstammung, die so gut wie kein deutsch sprechen, meist nicht drin sind.
    Und 30min peinliches Anschweigen und versuchen das Fahrziel zu erklären muss dann wirklich nicht auch noch 20€ kosten.
    Wenn man dann allerdings dem absoluten Gegenteil begegnet (was in Berlin auch nicht selten ist) und sich ständig irgendwelche bescheuerten Ausländerwitze anhören muss, dann überlegt man immer wieder, wieso es so schwierig ist mal die goldene Mitte zu treffen.
    Ich werde versuchen, es nun öfter zu versuchen 😉

  4. Anise sagt:

    ich nutze auch ganz frech mal die Kommentarfunktion für ein persönliches Anliegen.
    Sash, ich hab ne Frage zu wordpress und kenne sonst niemanden, der damit bloggt.
    Kannst du mich anmailen?
    Danke. 🙂

  5. Sash sagt:

    @Anise:
    Soeben geschehen! 🙂

  6. Sash sagt:

    @Nick:
    Es ist ja meistens so, dass man sich – bevor man nicht z.B. durchs Netz oder durch Bekannte, die den Job machen irgendwie drauf gestossen wird – nie so wirklich umfassende Gedanken um eine Branche macht. Das ist ja auch völlig normal. Dazu macht man ja eine wie auch immer geartete Ausbildung: Damit man über eine Branche mehr weiss, um dann in ihr arbeiten zu können. Ist ja klar, dass nicht jeder alles weiss oder auch wissen will.
    Aber manchmal sind die kleinen Dinge ja dann doch gar nicht so uninteressant. Ich lese ja wie viele andere auch gerne beim shopblogger oder beim bestatterweblog. Und wie ich finde, lässt sich übers Taxifahren prima bloggen – gerade in einer großen und anonymen Stadt wie Berlin, wo man auch mal Kundengeschichten erzählen kann, ohne dass es auf bestimmte Personen zurückfällt.
    Die Sache mit den Sprachkenntnissen ist eine blöde Geschichte, ich denke ja auch dass eine gewisse Mindestkommunikation nötig ist, und – ganz im Interesse der Kollegen – auch den Spaß am Job deutlich hebt. Auf der anderen Seite will ich manchmal auch gar nicht wissen, unter was für Bedingungen so mancher da arbeitet, und ob es ihnen deswegen vielleicht schon egal ist.
    Ich kenne ja die Horrorstories, wo Kunden beim Einsteigen das Navi in die Hand gedrückt bekommen und der Fahrer sagt: „Du sagen, ich fahren!“ und es das dann war mit Kommunikation.
    Und die Gegenbeispiele sind an Ekeligkeit ja gar nicht zu überbieten.
    Aber ich kann dich beruhigen: Ich hab einige nette Fahrer kennengelernt, Deutsche wie Nicht-Deutsche – sogar solche, die schlecht Deutsch können, es aber umso vehementer versuchen 😉
    Also es gibt sie. Und es hindert dich ja auch niemand daran, dir ein paar Lieblingsfahrer zu suchen, die du beizeiten persönlich kontaktierst.

    PS: Und das mit dem Geld kenne ich selbst als gut verdienender Taxler. Wenn ich morgens an der Haltestelle stehe bei -10°C und die Bahn noch 15 Minuten braucht, dann schiele ich auch zur Taxihalte gegenüber und wäge ab, ob die 15 € jetzt nicht eigentlich gut angelegt wären. Und bis auf zwei Mal hab ich eisern gewartet…

  7. Nick sagt:

    Ja, du hast natürlich völlig recht, man kennt nie die Hintergründe und vielleicht hat man den Fahrer ja auch gerade an einem schlechten Tag erwischt.

    Was ich übrigens im ersten Beitrag völlig vergessen habe und was eigentlich das größte Lob von allen verdient: Du, als nicht gebürtiger Berliner, bist sicherer im Umgang mit den Artikeln für die Bezirke, als mancher Berliner.
    Das macht sich dann besonders bei meinem früheren Heimatbezirk bemerkbar, DEM Wedding!

    Also, Integration hat hervorragend funktioniert, das freut mich sehr! 😉

  8. Sash sagt:

    @Nick:
    Naja, man muss aber schon ein bisschen lernresistent sein, wenn man „ins Reinickendorf“ will 😉
    Aber danke für das Kompliment!

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