Also Kollege…

Ein Winker, juhu! Bin gerade auf dem Rückweg in belebte Gebiete und da kommt sowas immer gut. Was haben wir denn da? Aha, ein einsamer Mann, irgendwas Anfang bis Mitte dreißig, gepflegt, ziemlich normal.

„Hi, könnteste… ist nicht weit. Nur in die Blakeksstr.?“

„Kein Problem!“

„Ist nur ein Kilometer, aber meine Freundin ist echt durch…“

Freundin? Freundin? Oh ja, da hinten im Eck liegt ja was am Boden…
Naja, sie kauerte da, immer noch halbwegs aufrecht, aber durch war sie – das hat der werte Freund gut erkannt.

„Ist echt nur ein Kilometer! Ich geb dir nen Fünfer, ist das ok?“

„Wenn es nur so kurz ist – mir sagt die Straße gerade nichts – dann ist das ja kein Problem.“

Er und seine Freundin gelangen alleine durch seine Kraft ins Auto, aber nach Kotzen sieht die Dame nicht aus. Immerhin. Und ist ja nur ein Kilometer…

„Ich mach die Uhr trotzdem an. Schon wegen der Versicherung…“

„Ich war selber Taxifahrer, ich kenn das, ist schon ok!“

Und so sind wir mit zweimal Abbiegen auch problemlos zum Ziel gekommen. Die Uhr zeigte 4,60 € an und alles war ok.

„Na sehen sie, hat ja prima gereicht für 5 €.“

„Was, was macht das jetzt?“

„Ja, 4,60 €.“

Er reicht mir etwas skeptisch einen Fünfer und erwartet immerhin kein Rückgeld. Aber irgendwas hat er auf dem Herzen… dann platzt es aus ihm heraus:

„Ähm, sag mal: Kurzstrecke gibt es aber schon noch, oder?

Ja, allerdings. Es ist aber sicher nicht zu viel verlangt, von einem Ex-Taxifahrer auch entsprechend der Tarifordnung darauf angesprochen zu werden. Nein, eigentlich könnte man sogar erwarten, dass er nicht versucht, einen Festpreis zu machen. Am Ende der Fahrt wegen 60 Cent nach einer Kurzstrecke zu fragen ist eigentlich auch schon per se etwas frech und und und…

Gesagt hab ich nur:

„Ja, aber das kann ich jetzt leider nicht mehr umstellen.“

Ich bin fest davon überzeugt, dass einige Leute da draussen rumrennen und behaupten, sie sind mal Taxi gefahren, ohne dass das stimmt…

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4 Kommentare bis “Also Kollege…”

  1. ednong sagt:

    Kurzstrecke? Was heißt das nun?

  2. Sash sagt:

    @ednong:
    Kurzstrecke ist ein Sondertarif bei Berliner Taxen. Wenn man ein Taxi heranwinkt (also nicht anruft oder eines vom Stand nimmt), zahlt man 4 € pauschal für bis zu 2 km.
    Im Optimalfall spart man damit rund 2,60 € – also wenn man die 2 km voll ausnutzt.
    Denn der Normaltarif wären 3,20 € Startgebühr + 2x 1,65€/km = 6,50 € (wobei das Taxameter nur alle 20 Cent umspringt, deswegen 2,60 € Ersparnis)
    Allerdings muss man beim Einstieg sagen, dass man diesen Tarif haben will. Unter anderem deswegen, weil sich das Taxameter während der Fahrt nicht umschalten lässt und Fahrten zum Normaltarif ja dann doch die Regel sind.

  3. Marco sagt:

    „Allerdings muss man beim Einstieg sagen, dass man diesen Tarif haben will. Unter anderem deswegen, weil sich das Taxameter während der Fahrt nicht umschalten lässt und Fahrten zum Normaltarif ja dann doch die Regel sind.“

    Achso. Das hatte ich bisher nicht so klar verstanden. Ich hätte gedacht, dass das „automatisch“ gemacht wird, zumindest wenn klar ist, dass die Strecke passt, und hier war ja mehrfach von nur einem Kilometer die Rede. Oder dass sogar der Modus der Uhr so ist, dass sie von 3,20 € normal bs 4 Euro geht und dann dort stehen bleibt bis 2 Kilometer überschritten sind und erst dann wieder in den Normaltarif wechselt.
    Wieder mal was gelernt.

    Aber in dem Fall (wo du ja auch von der kurzen Strecke wusstest) wäre Kurzstrecke doch auch für dich vorteilhafter gewesen, oder? Er hatte ja schließlich angekündigt, 5 Euro zu zahlen, und dann wär ein kleinerer Teil dieser 5 Euro Umsatz und ein größerer Teil Trinkgeld (erstens komplett für dich und zweitens steuerfrei) gewesen.

  4. Sash sagt:

    @Marco:
    Nein, den Tarif muss ich manuell eingeben. Genaugenommen muss ich zweimal statt einmal auf den Knopf am Taxameter drücken. Wenn man Kurzstrecke nimmt, stehen die ganze Zeit von Beginn an 4 € auf der Uhr. Wenn man also tatsächlich nur 300 Meter fahren will, ist die Kurzstrecke sogar teurer.
    Ich schlage die Kurzstrecke oftmals selbst vor, um eben solche Situationen zu vermeiden. Der maximale Verlust sind 2,60 €, wenn das nicht 8 Mal pro Nacht passiert und immer klappt, bringt mich das nicht um und Diskussionen um den Fahrpreis sind mit das Nervigste an diesem Job.

    Dass es sich für mich gelohnt hätte, stimmt insofern schon. In dem Fall hätte ich tatsächlich mehr für mich gehabt. Wie gesagt, ich hab wirklich nicht dran gedacht. Am lohnendsten wäre es natürlich gewesen, wenn ich – wie das ja jeder Fahrgast meint, der einen Festpreis macht – die Uhr ausgelassen hätte. Aber das mache ich eben nicht. Irgendwer muss schliesslich auch das Auto bezahlen, und das ist immer noch mein Chef 😉

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