Goofy hat ne russische Freundin?

So, das ist mal wieder ein Rätsel für die werten Berliner Kollegen:

Wie heisst die Govadowastraße richtig?

Tipps: Sie liegt im Wedding. Nahe dem U-Bahnhof. Das „dowa“ soll „-dorfer“ heissen. Und jetzt viel Spaß!

Die Unterhaltung im Taxi gipfelte dann in den Sätzen:

„Ist da vielleicht irgendwas in der Nähe, was ich kennen könnte?“

„Ja. Ja! Ich geh da in eine Bar!“

„Eine Bar? Prima! [Das Roberta schreit nach Nachschlagen] Wie heisst die denn?“

„Ja, keine Ahnung!“

Ich hätte die Kundin wirklich am liebsten im Wald ausgesetzt, als ich gesehen hab, wie die Straße wirklich heisst. Aber wenn sich zwei Menschen mit nur rudimentären Deutschkenntnissen am Telefon unterhalten und Buchstabieren für einen lächerlichen Zeitvertreib halten, dann kann sowas schon passieren.

Die Auflösung folgt morgen früh irgendwann…

Heinersdorf bei Nacht

Heinersdorf…

Ich will jetzt ja keinem Bewohner von Heinersdorf irgendwie unrecht tun, aber Heinersdorf war für mich noch bevor ich als Taxifahrer zu arbeiten angefangen habe sowas ähnliches wie das letzte Eck in Berlin. Die Romain-Rolland-Str. war eine der ersten Straßen, die ich in Berlin lokalisieren konnte, und zwar, weil ich mich einmal als Paketfahrer beworben habe in der Gegend. Diese Geschichte wäre einen eigenen Artikel wert, jetzt verbleibe ich damit, dass ich Heinersdorf ziemlich ungemütlich und ländlich fand, wenngleich es ja bei weitem noch nicht einmal an der Stadtgrenze liegt.

Stieg also ein Typ bei mir ins Auto, so grob an der Haltestelle Vinetastraße. Er wolle zum S-Bahnhof Heinersdorf.

„Fuck, die ha’m S-Bahn-Anschluss?“

schoss es mir durch den Kopf. Als er mir sagte, wo der liegt, wurde es mir klar. Da habe ich ganz ganz zu Beginn mal zwei Hools hingefahren. Ich dachte, ich hätte darüber gebloggt, aber ich find den Artikel gerade nicht mehr. Damals waren das zwei Typen, die so besoffen waren, dass der eine mit den Händen zuerst ausgestiegen ist.

Der Typ jetzt war ähnliche Sympathieklasse, aber nüchterner.

„Ist da denn jetzt noch was los?“

„Wieviel? Ich muss erstmal, wegen der Uhrzeit…“

„Viertel nach Fünf haben wir es.“

„Viertel Sechs? Hmm, das is eigentlich zu spät…“

Er erzählte ein bisschen, dass es „mal so, mal so“ in der Bahnhofskneipe sei. Oft wären da Typen, die nur Stress wollten, aber er gehe trotzdem gerne hin. Auch wenn er für Schlägereien in der Kneipe „leider inzwischen zu alt“ sei. Aha!

Als ich auf der Brücke anhielt, tauchte im Lichtschein des Taxis auch sofort ein Kerl mit runtergelassener Hose auf, der gemütlich schwankend an den Straßenrand urinierte. Während mein Kunde zahlte, meinte ich ironisch:

„Sieh einer an, standesgemäße Begrüßung würde ich sagen…“*

Er sah Richtung Kneipe und meinte:

„Oh, jetzt stehen die schon draussen…“

„Hmm, dann ist es wohl eher zu spät, oder?“

„Ach, manchmal prügeln die sich auch nur draussen. Ich schau mal nach!“

Sprachs und verschwand in der Heinersdorfer Nacht…

Hey, ganz ehrlich: So wird man seine Vorurteile nicht los!

* Mir fällt auf, das klingt jetzt so böse – war aber ok so wie ich es gesagt habe!

Mal wieder verschätzt…

Dass man sich bei Kunden verschätzen kann, ist klar. Ich denke, das haben auch Kunden schon mit Fahrern erlebt. Recht selten ist es dann allerdings, dass man Leute ins Auto gesetzt bekommt, die man nie und nimmer für Kunden gehalten hätte.

Während ich so am Lesen am Bahnhof war, schlichen ein paar Jugendliche um die Taxen und fragten hier und da die Fahrer nach irgendwelchen Preisen, die offenbar keinen Gefallen finden wollten. Daneben auf der Bank saßen zwei alte Penner und haben Bier getrunken, während gegenüber die Polizei sowas ähnliches wie einen Großeinsatz plante. Der Ostbahnhof wie er leibt und lebt an einem Wochenende.

Als ich nach einiger Zeit – die Jugendlichen waren schon weg – eine Zigarette rauchen wollte, standen plötzlich die beiden Suffköppe vor mir. Beide schwankend, irgendwo in den letzten 10 Jahren vor dem Rentenalter angekommen und offenbar ernstlich an einer Taxifahrt interessiert.

Gleich vorweg: Ich hab die herabwürdigenden Begriffe nur der „Dramatik“ wegen verwendet. Damit auch jeder weiss, wie man sich die beiden vorzustellen hat. Als sie dann bei mir waren, waren sie die Vorzeigekunden schlechthin. Wenn man über 2 Promille hinwegsehen kann. Der eine sprach mich an und fragte ganz nett, ob ich seinen Kumpel denn nach Neukölln bringen würde. Die Straße hat mir erstmal nichts gesagt, aber er hat dann das Krankenhaus Neukölln als Tipp gegeben, und damit war eigentlich so ziemlich alles klar.

Hinter mir versuchte indes der andere einzusteigen, was seiner Angeschlagenheit wegen eher schwierig war. Also hat sein Kumpel ihm geholfen (lag übrigens nicht daran, dass der kurz vor Koma war, sondern eher an Rheuma oder sowas).

Der Kumpel drückte mir auch gleich einen Zehner in die Hand,

„damit de weisst, wir woll’n dir nich verarschen!“

und selbst mein eigentlicher Kunde machte glaubhaft, dass er noch Geld dabei hat. Als ich gerade was zur Bierflasche sagen wollte, reichte er sie seinem fürsorglichen Freund und meinte

„Nimm du mal det Bier, ick hab jenuch!“

Also ging es irgendwann los, und ich hab einfach gleich mal gefragt:

„Also soll ich einfach über Kotti und Hermannplatz…“

„Nee, nee! Fährste mal… Elsenbrücke kennste?“

„Klar.“

„Ja, dann fährste am Besten da Dammweg oder so. Is schneller.“

Am Dammweg selbst kam er dann noch auf die hervorragende Idee, kurz über die Autobahn zu fahren, und insgesamt hat die Tour sicher 2 € mehr gebracht als auf dem schnellsten Weg. Unter diesen Umständen war der eine Euro Trinkgeld schon wieder recht viel.

Dazwischen lagen einige Minuten nette Unterhaltung und so kann man das Ganze als nicht schlechte, sehr angenehme Tour abtun. Trotzdem würde ich wahrscheinlich auch heute noch skeptisch gucken, wenn die Typen wieder mal anfragen…