Ich bin – zumindest was den Dienstleistungsgedanken angeht – sicher sowas ähnliches wie vorbildlich. Eigenlob stinkt zwar, aber bei meiner aktuellen Verdauung macht das auch nichts mehr aus. Naja, ich sehe also in jedem Kunden eigentlich wirklich einen Menschen, der mit Respekt behandelt werden will und sollte, und meine Hilfestellungen einem Fahrgast gegenüber richten sich nicht nach dem, was er mir zahlt, sondern danach, welche Hilfe er möchte oder braucht.
Dennoch ist es einigen nicht auszureden, dass sie den Tagesablauf eines Taxifahrers durch ihre Anwesenheit stören. Ich weiss noch nicht so recht, wie ich mich zu diesem Verhalten stellen soll.
Denn einerseits ist es ja eine verdammt nette Geschichte, wenn Leute auch in Taxifahrern – die ja nun wirklich eine mehr als flüchtige Dienstleistung anbieten – gegenüber respekt- und verständnisvoll sind.
Andererseits…
Mir persönlich ist es schon auch manchmal unangenehm, wenn mich Menschen grundlos bedauern oder mir ständig versichern, wie wichtig ihnen das jetzt ist, und und und.
So ist bei mir also ein Typ am Ostbahnhof vors Fenster getreten und fragte in fast weinerlichem Tonfall, ob ich ihn nicht mitnehmen könne, er würde ungern – Finger aufs Auto des Kollegen vor mir – „mit diesem versifften Taxi“ fahren. Das Auto sah wirklich von außen nicht super aus – über die Innenausstattung kann ich nix sagen. Aber der Kunde hat die Wahl, und das hab ich ihm natürlich auch gesagt, und so hat er sich dann entschieden, bei mir mitzufahren.
Seine Penibilität wunderte mich zwar etwas, da er selbst nicht im besten Zustand war, aber ich bin ja nicht der Kunde. Und Lob tut immer gut 😉
Ach so, außerdem wollte er nach Rahnsdorf, bzw. eher nach Schöneiche. Das könnte zu meiner Freude auch beigetragen haben…
Bis dorthin sollte es noch viele Bekundungen geben, eigentlich ein stressfreier Kunde zu sein und Einladungen zu Döner, Bier und nicht zuletzt noch das offensichtlich ernste Bedauern darüber, dass nach allen Stopps doch nur noch ein Euro für Trinkgeld übrig geblieben ist. Gott sei Dank habe ich Döner und Bier abgelehnt, sonst wäre das am Ende echt noch ein Riesen-Drama geworden. Wahrscheinlich mit Umkehr, um in Friedrichshagen ein zweites Mal Geld abzuheben…
Und zu seinen Kumpels hätte ich natürlich auch gerne noch mit reinkommen können, Getränke natürlich auch hier frei.
Hey, warum muss sich ein Kunde entschuldigen, der sich während einer 39,00€-Tour bestens benimmt und sich alle Mühe gibt, kein stressiger Fahrgast zu sein? Ich blick’s echt nicht. Aber nett war es ja irgendwie doch. Außerdem: Hey, mal eben 40 € gemacht! 🙂
Ich finde es teilweise schon recht unangenehm wenn manche Fahrgäste einem unbedingt etwas aufdrängen möchten(Kaffee, Cola, Kuchen,…). Wenn ich schon höflich dankend abgelehnt habe muss man nicht noch fünf mal nachfragen. Ich bin einfach nur ein Dienstleister der die Leute von A nach B bringt und muss nicht noch mit Kaffee oder ähnlichem belohnt werden wenn ich schon abgelehnt habe.
Naja, besser als anders herum, oder? Diese arroganten Schnösel, die einem zeigen, dass sie sich für was besseres halten, sind ja wesentlich ätzender.
Ansonsten hab ich für solch nervig-netten Fahrgäste einen Standardspruch:
„Normalerweise geh ich ja betteln, aber im Moment brauch ich nicht soviel Geld, da fahr ich eben mal Taxi.“
@Seismo:
Es kommt ja auch auf die Leute an. Da gibt es ja die, die das nur machen, weil sie überzeugt davon sind, dass ich am Hungertuch nage, und andere (wie auch der o.g.) machen das selbstverständlich, da sie einfach nicht irgendwo hingehen und jemand anders stehen lassen, ohne dass der auch was zu trinken in der Hand hat.
Erstere finde ich ehrlich gesagt schlimmer. Zumal sich das dann absurderweise oft noch verbindet mit den üblichen „Lass die Uhr aus, dann haste auch was von…“-Ansagen.
Aber ja: Eine Ablehnung sollte jeder annehmen können. Schließlich sind wir ja auch „nur“ bei der Arbeit.
@Aro:
Ich glaub, den merk ich mir! 🙂
Die von dir genannten arroganten Schnösel sind natürlich das Schlimmste an dem Job. Aber entweder ich hab viel Glück oder es gibt tatsächlich sehr wenige von denen.
Ich habe solche schon öfter mal gehabt. Einer war so eklig, den habe ich an AVUS-Ausfahrt Hüttenweg rausgeschmissen, praktisch mitten im Wald. Und da er nicht aus Berlin war hab ich gehofft, dass er nicht weiß wo er ist und so schnell auch kein neues Taxi bestellen konnte. Allerdings wollte er die Fahrt nicht bezahlen, aber das war es mir wert 😀
Aber bis ich zu solchen Mitteln greife, muss es schon extrem sein, normalerweise bin ich da abgehärtet.
@Aro:
Wow! Das ist… konsequent.
Nee, also sowas heftiges hatte ich wirklich noch nie.
Es ging einfach nicht mehr anders. Die Alternativen waren Mord oder dass ich das Auto verlasse. Beides schien mir in diesem Moment ungünstig.
@Aro:
Bei den Alternativen bleibt einem ja nichts anderes übrig. Das klingt nach mehr als einer herabwürdigenden Bemerkung…
Hehehe… klasse Geschichte.
Obwohl ich bei ’nicht nervenden‘ Fahrgästen eher an solche denke die als Liegendtransport in ner Kiste zu verreisen pflegen. 😉
Ok, vielleicht isses auch einfach nur zu spät um sich zu dem Thema vernünftige gedanken zu machen 😮
@Sash,
Ja, aber ich weiß es im Einzelnen auch nicht mehr. Den Anblick im Rückspiegel aber, und mein kleinbürgerliches Rachegefühl in diesem Moment habe ich nicht vergessen 🙂
@Mi-Go:
Gut, die von dir erwähnten sind natürlich die ganz leisen 😉
Aber gegen ein bisschen Unterhaltung hab ich ja nichts…
@Aro:
Seit heute kann ich mir dieses Rachegefühl sehr gut vorstellen…