Die Preisgeschichte

Hier mal ein harmloses Beispiel dafür, wie sehr gewürdigt wird, dass die Taxitarife fest sind, und – um es böse auszudrücken – wir Fahrer ja auch gezwungen sind, sie einzuhalten. Und insbesondere ist es ein Beispiel dafür, wie hart die Wirtschaftskrise zugeschlagen hat. Denn selbst Jugendliche, die vor 20 Minuten noch 50 € versaufen konnten, finden sich nun in der bitteren Realität wieder, die ihnen in Form des Taxipreises einiges abverlangt. Der Dialog ist nicht zu 100% korrekt, aber beinahe – nach bestem Wissen und Gewissen eben. Die (nicht wirklich vielen) Sätze, die das Thema nicht gestreift haben, lasse ich mal weg. Die Fahrgäste sind der Einfachheit halber nur mit F1 bis F6 nummeriert. S ist irgendwer anders 😉

Ein paar Leute sammeln sich vor dem Matrix vor Sashs Taxi.

F1: „Hallo, wieviel kostet es denn bis zum Jüdischen Museum, Franz-Künstler-Str. oder so?“

S: „Franz-Klühs-Str.? Tippe mal so auf etwas über 10 Euro.“

F1: „Und wieviele können rein? Vier, oder?“

S: „Naja, ich kann bis zu sechs Leute mitnehmen. Das kostet dann allerdings zweimal 1,50 € Zuschlag.“

F1: „Und da lässt sich nichts machen?“

S: „Nein, da lässt sich nichts machen. Aber es ist günstiger, als ein zweites Taxi zu nehmen. Oder… wieviele seid ihr denn?

F1: „Wir sind zu sechst.“

S: „Ja dann ist es wohl die beste Möglichkeit.“

Ich klappe kurz darauf die Sitze aus, und die Fahrgäste krabbeln rein. Entgegen meinen Vorschlägen natürlich die größten nach hinten, die sich dann prompt wundern, dass der Platz so eng ist. Wir fahren los.

F1: „Also 11 Euro?“

S: „Mehr oder weniger. Plus die Zuschläge.“

F1: „Gebt mir mal alle 3 €!“

F2: „Wieso drei?“

F1: „Ja kostet doch 14 €.“

F3: „14? Gerade warens noch 11!“

S: „Ja, aber zuzüglich der Zuschläge.“

F3: „Mach doch mal ne Ausnahme.“

S: „Jetzt wäre es sowieso zu spät.

F4: „Ich hab aber nur noch einen Euro.“

F1: „Gebt ihr mir mal das Geld?“

F5: „Ich krieg noch einen Euro zurück.“

F1: „F3, du hast noch nix gegeben.“

F3: „Ich zahl beim Aussteigen.“

F1: „Oh Mann, gebt mir doch einfach das Geld.“

F5: „Wo ist eigentlich mein Euro?“

F1: „Wieviel haben wir denn schon?“

F3: „8 €!“

F1: „Boah, ich fahr nie wieder mit euch Taxi.“

F5: „Da krieg ich aber noch ein‘ Euro von.“

F1: „Kannst du mal die Klappe halten da hinten.“

Das Taxameter steht bei 8.60 € + 3.00 € Zuschläge.

F4: „Komm, mach mal’n Zehner!“

S: „Das geht jetzt sowieso nicht mehr.“

F4: „Wir sind doch erst bei 8!“

S: „Nein…“

F4: „Aber da steht 8 Euro. Lass uns für’n Zehner irgendwo raus.“

F6: „Ja, dann kann ich auch noch Trinkgeld geben. Das macht man in der Großstadt so.“

F1: „Wo bleibt denn jetzt das Geld???“

Sind wir mal ehrlich: Das Ganze ging mehr als doppelt so lange (halt etwa 10 Minuten oder so), aber irgendwie wird es ja schon jetzt tierisch langweilig…

F1 hat am Ende die Rechnung über 13,20 € mit einem Zwanziger gezahlt und sich das Wechselgeld centgenau rausgeben lassen. Und das Ganze hat die Truppe exakt 60 Cent (also 10 Cent pro Person) mehr gekostet als die Fahrt mit der BVG. Ich hätte das mit dem Zehner ja wohl mindestens machen müssen, denke ich mal. Aber irgendwie hab ich echt nicht daran gedacht. So geistesgegenwärtig, den armen jungen Menschen die Schmach eines Lebens ohne Geld zu ersparen. Was bin ich doch für ein fieser fieser Mensch…

Und an den Cop, der mich mürrisch-tükisch angeschaut hat, als ich direkt vor dem Museum entladen habe: Ich kann nichts dafür! Die wollten es so!

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15 Kommentare bis “Die Preisgeschichte”

  1. Basti sagt:

    Eigentlich brauch man hier gar nichts dazuschreiben. Das erklärt sich alles von selbst.Ich möchte mal wissen, ob die an der Bar im Matrix auch solche Diskusionen führen. Da ist man schnell verdurstet 🙂

  2. Klaus sagt:

    Na siehste, jetzt warst Du also zweimal innerhalb kürzester Zeit in der Lindenstr. Obwohl, wo wollten sie jetzt eigentlich hin? In die Franz-Klühs, oder die Franz-Künstler?
    Mit den Cops vor dem jüdischen Museum… die tragen zur Zeit MPs. Nicht, dass da mal einer einen nervösen Finger hat.

  3. Sigrun sagt:

    Ich habe diese Typen auch immer „heiß geliebt“,egal wie alt sie waren. Erst das ganze Geld versaufen,angeblich,und dann das Taxi nicht bezahlen wollen und die ganze Zeit rumheulen und dann mit einem großen Geldschein bezahlen,natürlich ohne Trinkgeld,weil sie sind ja pleite,grrrrrrrrrrrr

  4. unbekannter Teilnehmer sagt:

    @Klaus
    Ja aber zum Glück, ist Baader Meinhof ja vergangenheit. Heutzutage erkennt man doch Terroristen schon auf hundert Meter. So denken die jedenfalls. aber mal ehrlich wenn einer will…stören die MP´s auch nicht mehr!

    Zu den Kunden: Ich kenne das Spiel nur aus anderer Perspektive. Bei mir an der Tankstelle, ging es schon soweit, dass sie mit mir den Taxipreis ausmachen wollte, weil sie doch so wenig geld hatten. Für die Flasche Jacky und Cola(knapp 22€), hat es aber mit nem 50er locker gereicht.. und die wollten bestimmt nciht um die halbe welt fahren!
    Taxifahrer sind manchmal schon arme schweine!!

  5. Klaus sagt:

    @unbekannter Teilnehmer
    Ich hatte mal vor geraumer Zeit Fahrgäste, die das Museum besuchen wollten und ließ sie direkt vor dem Museum aussteigen. Einer dieser Cops hat dann versucht in sehr, sehr rüdem Umgangston dises zu verhindern. Hatte mich damals nicht richtig beeindruckt. Ich glaube, mit einer MP (die sie jetzt dort tragen) hätte er mehr Eindruck hinterlassen. Ist ja mal wieder Herbst. -:)
    .

  6. Sash sagt:

    @Basti:
    Naja, und soo extrem war das Beispiel jetzt nicht. Immerhin haben sie dann nicht wirklich einzeln gezahlt und beim Zahlen waren die Diskussionen auch bereits beendet. Immerhin. Aber genau die Frage, die du dir stellts, stelle ich mir in solchen Situationen auch.
    Dabei ist mir schon bewusst, dass die 5 Drinks an dem Abend im persönlichen Wertgefüge eine andere Bedeutung haben als die Heimfahrt. Aber dass noch nicht einer in meinem Taxi auf die Idee kam, festzustellen, dass 2,20 € pro Person doch echt nicht die Welt sind, wenn man 5 km weit weg muss, ist schon sehr bezeichnend.

  7. Sash sagt:

    @Klaus:
    Ja, dass ich nun schon wieder da war, ist mir auch gleich aufgefallen 🙂
    Wo sie genau hinwollten, ist eine bis jetzt offene Frage. Daran, dass es die Franz-Künstler-Str. da hinten wirklich gibt, hab ich gar nicht gedacht und einfach gefragt, ob sie die Klühs-Str. meinen. Aber so wirklich wussten sie das auch nicht und haben gemeint, ich soll sie am Museum rausschmeissen, von da aus finden sie den Weg…
    Insbesondere der „freundliche“ Poncho-Träger mit MP hat mich auch dazu bewegt, nicht groß zu warten, wo die Bande hinwollte. Wobei ich zugeben muss, dass er eher so aussah, als würde er sich meine Konzessionsnummer für eine Beschwerde merken wollen, als dass er einen schnellen Finger hat…

  8. Sash sagt:

    @Sigrun:
    Ja, das sind meist die nervigsten Kunden – abgesehen von den wirklich aggressiven natürlich. Aber zweitere haben mich bisher ja verschont.

  9. Sash sagt:

    @Unbekannter:
    Hey, Taxipreis an der Tanke gleich aushandeln? Find ich gar nicht so schlecht. Der Tankstellenmitarbeiter ruft dann die Zentrale an und fragt: „15 € von Tanke 13 nach Am Schluckgraben 42?“
    Und die Zentrale sagt dann, ob das geht… und wir Fahrer haben die nicht am Hals 🙂

    Mal im Ernst: Wie schon zu Bast geschrieben: Klar ist der Alk in dem Moment wichtiger – er unterhält ja auch ein wenig länger als die 10 Minuten Fahrtweg. Hab ich irgendwo ja Verständnis für.
    Aber dass man einfach mal darüber nachdenkt, dass man für diese Zeit einen professionellen Fahrer mit gepflegtem Auto engagiert, das ist doch nicht zuviel verlangt…
    Ich meine, selbst ohne Fahrer geht ja auch niemand zu ner Autovermietung und fragt an, ob er sich mal eben einen Daimler leihen kann. Und ein Fünfer wäre doch wohl ok, weil man ja nur mal eben um die Ecke will…

  10. Paramantus sagt:

    Was für ne fiese Type du doch bist… 😛

  11. der Schwob sagt:

    ja das mit der tankstelle wäre praktisch…aber natürlich mit gewinnbeteiligung, wenn wir euch was „anständiges“ anbieten.

  12. Sigrun sagt:

    @Schwob,wünsch Dir das nicht,weil es oft fürchterlich nervig ist und dann würde warscheinlich noch dazu kommen,dass die Kunden möchten,dass Ihr Preisvergleiche anstellt,d.h.Ihr müßt bei jedem Taxiunternnehmen und verhandeln . Ob das so lustig ist? Wir können sie immerhin vor die Wahl stellen,entweder er ist mit dem Preis einverstanden,oder er steigt wieder aus 🙂
    Andersrum würde es dem/der TaxifahrerIn viele strapazierte Nerven ersparen 🙂

  13. Sash sagt:

    @Paramantus:
    Ich weiss. Meine armen Kunden.

  14. Sash sagt:

    @Schwob:
    Glaub mir, es gibt genügend halbseriöse Seilschaften im Taxi-Gewerbe. Da würde es auf die auch nicht mehr ankommen 😉
    Aber mach dich gefasst auf Dinge wie:
    „Wenn der Jacky 15 € kostet und das Taxi auch 15, dann fahr ich ja umsonst, wenn ich ins Taxi kotze. Oder? Kannst du mir die 30 € geben?“
    OK, der war vielleicht ein wenig übertrieben. 🙂

  15. Sash sagt:

    @Sigrun:
    Wenn sich jetzt aber unsere Kunden künftig an der Tankstelle über uns beschweren und nicht mehr im Auto… puh, wahrscheinlich kriegen wir dann keinen Rabatt mehr auf gewisse Dinge, sondern zahlen einen erhöhten Preis… vielleicht ist es sogar besser so, wie es bisher ist.

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