Kotzen bei Kollegen

Eine amüsante Erzählung meines Kollegen S.:

Als „sein“ Taxi gerade neu war, hat er beschlossen, sich – wie bei ihm damals üblich – mit gebügeltem Anzug ins Auto zu setzen und damit natürlich nicht irgendwo aufzuschlagen. Nein! Keine Proll-Kundschaft! Ans Adlon! Mindestens!

Also wartete er am Adlon auf Kundschaft, und irgendwann war er dann erster. Nun kam der komisch gekleidete Hotel-Bedienstete (der an der Tür, wie heissen die nochmal?) und öffnete einem Fahrgast die Tür zur geputzten Noblesse eines vom Kundenservice überzeugten Berliner Taxifahrers.

Der Fahrgast selbst war von vielem überzeugt, scheinbar zu sehr von seinem Gleichgewichtssinn und – die Überschrift lässt es erahnen – von der Resistenz seines Magens.

„Bis zu den Russen“

sind sie gekommen, so schilderte S. es mir. Damit ist die Russische Botschaft gemeint, die keine 500 Meter Fahrtweg auf gerader Strecke entfernt liegt.

„…dann hatte ich vom normalen Sitzplatz [hinten rechts] bis hier [Armaturenbrett] alles voll mit roter Soße.“

Der Kollege zückte sein Handy und wählte schon mal die 110. Der Fahrgast war entsetzt bis empört und fragte, was er da mache.

„I call the police!“

„Why?“

„Look at this! 200 Euro!“

Letztlich gab der Musterkunde nach und bezahlte aus einem offenbar ansehnlichen Bündel mit 4 braunen Banknoten seine Schulden. Mein Kollege bot ihm an, ihn zurückzufahren, was auch angenommen wurde. Der meines Erachtens nach witzigste Teil der Geschichte war dann der, als mein Kollege wieder vor dem Adlon hält und der Hotelangestellte in pflichtbewusstem Engagement heranstürmt und die Tür öffnet.

Laut meinem Kollegen machte es

„Platsch!“

Nicht zu vergessen die weisen Worte in die Richtung des nun flüchtenden zweiten Dienstleisters:

„Hiergeblieben! Dein Kunde!“

Und wie es solch krude Geschichten verlangen, durfte S. dann auch noch einen fünften Fünfziger „aus der Soße“ sein Eigen nennen. Prost Mahlzeit sag ich da nur…

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7 Kommentare bis “Kotzen bei Kollegen”

  1. Marcus sagt:

    Kotzen ist anscheinend nicht gleich kotzen…..oder wieso hat dein Kollege im gegensatz zu dir, die Polizei gerufen und die kohle Bar verlangt?

    Achja der Name des Hotel-Bediensteten dürfte wohl „Hotelpage“ lauten.

  2. Nihilistin sagt:

    @Marcus
    Hi Marcus, muss ich mal klugscheissen 🙂 „Page“ stimmt nicht. Das sind die armen Kofferträger mit diesen umgekippten Nachttöpfen aufm Kopp. Der, der vorm Adlon steht in der Uniform, wird offiziell als „Portalportier“ bezeichnet. Meine Grossmutter hätte aber vermutlich „Grüßaugust“ gesagt…..

  3. Aro sagt:

    „Grüßaugust“ ist schön. Ich dachte immer, das sind die berühmten Türsteher. Kennt man doch, Hells Angels und so.

  4. Seismo sagt:

    August: Diese Situation handelt jeder anders. Manche wollen das Geld sofort (ich übrigens auch) und rufen die Polizei wenn kein Geld aufzutreiben ist, andere machen es eben auf Sash´s Methode. Das kommt aber auch auf die Situation an. In Sash´s Fall hätte ich vermutlich auch eine ähnliche Methode gewählt.

  5. Sash sagt:

    @Marcus:
    Du darfst auch nicht vergessen, dass es bei mir das erste Mal war. Fast alle Kollegen haben mir gesagt, sie rufen inzwischen einfach die Polizei und verlangen das Geld sofort – notfalls mit kostenpflichtigem Halt an der Bank.
    Ich denke, in den meisten Fällen werde ich das zukünftig auch so halten. Ist sicher nicht unbedingt die feine englische Art, aber das ist das Kotzen ins Auto auch nicht wirklich.
    Bei meinem seltenen Fall (einsichtiger Kunde, definitiv solvent, friedlicher Verlauf etc.) denke ich, kann man das auch mal anders handhaben.
    Genauso wie ein Kollege mir neulich erzählt hat, er hat mal von einem nur 20 € genommen, weil der einfach nur einen Haufen auf der Gummimatte ohne weitere Verunreinigungen gesetzt hat, sodass das Problem mit Lüften und Abspritzen der Matte für 50 Cent getan war.
    Ist ja nicht so, dass man auf unterschiedliche Situationen nicht auch unterschiedlich reagieren kann.

  6. Sash sagt:

    @Nihilistin:
    „Page“ war natürlich auch sofort ein Gedanke von mir – warum ich aber nicht auf „Portier“ gekommen bin?
    Ich wollte den Begriff „Orang-Utan“, den mein Kollege verwendet hat, nicht gleich zum Besten geben. Hab schließlich auch vor anderen Dienstleistern Respekt…

  7. Sash sagt:

    @Aro:
    Du meinst offenbar andere Pforten als die vom Adlon. Mein bevorzugtes Metier sind Nobelabsteigen zwar auch nicht, aber die Tür zur Hölle sieht dann wohl doch anders aus… 🙂

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